Herr Amsel oder: Warum wir den Vögeln Wasser geben sollten

Die derzeitige Hitzewelle macht Mensch und Tier zu schaffen. Der Naturschutzbund (NABU) bittet Tränken aufzustellen. Schon ein einfacher Blumenuntersetzer mit frischem Wasser kann vielen kleinen Freunden helfen. Lest und schaut selbst, was die Betroffenen dazu meinen.

“Dolo y nwaye domoun”

Ein Sprichwort der Réunion-Kreolen lautet: “Dolo y nwaye domoun” (wörtlich übersetzt: Wasser wartet nicht bis morgen). Es bedeutet soviel wie: Verwehre niemals einem Durstigen ein Glas Wasser. Tue das Notwendigste zuerst.

Wir können viel von den Weisheiten der Menschen auf dieser kleinen Vulkaninsel im Indischen Ozean lernen. La Réunion gehört zu Frankreich und ist eine wirklich faszinierende Insel (ich werde demnächst wieder etwas intensiver hierüber berichten). Doch der Indische Ozean ist weit entfernt und damit auch die jeweiligen lokalen Probleme.

Jeder kann helfen!

In Deutschland ist mittlerweile nicht nur der Spatz vom Aussterben bedroht (s. Titelbild). Fehlende Lebensräume, Ackergifte und Nahrungsmangel führen zum Tod vieler Vogelarten in weiten Teilen Europas. Vögel können auch nicht einfach einen Wasserhahn aufdrehen, wenn sie Durst haben.

Doch nicht nur die Vögel leiden. Die Hitze hat Pfützen und viele kleinere Gewässer ausgetrocknet. Dies ist ein großes Problem für alle kleineren und weniger mobilen Tiere wie Igel, Eichhörnchen und Co..

Jeder kann ganz einfach Hilfe leisten. Es reicht, eine flache Schale mit frischem Leitungswasser aufzustellen. Auch ein oder mehrere Blumenuntertöpfe können leicht in ein Spaßbad und Trinkquelle für Vögel umfunktioniert werden. Man muss dafür nicht einmal Gartenbesitzer sein.

Tipps für das Aufstellen einer Tränke

  • Die Tränke sollte an einem Platz aufgestellt werden, an dem die kleinen Besucher sich sicher fühlen können. Der Standort sollte für die Vögel gut einsehbar sein, damit sie beim Trinken und Baden nicht zur leichten Beute von Katzen und Co. werden.
  • Das Becken sollte möglichst eben und wackelfrei stehen und eine möglichst flache Uferzone bieten, damit die Tiere nicht beim Trinken ertrinken.
  • Das Wasser sollte man täglich erneuern. Um die Ausbreitung von Krankheitskeimen zu vermeiden, sollte die Tränke täglich mit einer Bürste gereinigt werden. Denn Keime lieben die Hitze. Vor allem Trichomonaden und Salmonellen vermehren sich jetzt besonders gut und bedrohen das Leben der durstigen Tiere.
  • Für eine bessere Hygiene empfiehlt der NABU, einfach zwei Tränken aufzustellen. Eine davon kann dann jeweils 24 Stunden trocken, möglichst an der Sonne. Das tötet den Krankheitserreger Trichomoas gallinae ab, der sich seit 2009 in Deutschland ausbreitet.
  • Wer in seinem Garten Platz hat, kann auch einen Sandbadeplatz in einer kleinen Mulde einrichten. Vor allem Meisen und die leider vor allem in den Großstädten immer seltener vorkommenden Spatzen lieben es, auf diese Weise ihre Parasiten loszuwerden. Der Sand muss auch nicht täglich gewechselt werden – alle paar Wochen reicht aus.

Glück kann so einfach sein…

Und noch etwas: Es macht riesigen Spaß, den Vögeln beim Baden und Trinken zuzuschauen. Seit es die Tränken gibt, kann ich mich jedenfalls nicht (mehr) über Spatzenmangel beklagen. Sogar die leider noch mehr als die Spatzen bedrohten Hausrotschwänze kommen regelmäßig vorbei, von den zahlreichen Insekten ganz zu schweigen. Igel und Eichhörnchen habe ich auch schon gesehen. Probiert es einfach selbst aus und berichtet.

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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

1 Kommentar

  1. Ich habe mir in meinem Garten vor einiger Zeit einen Teich mit einem längeren künstlichen Wasserlauf angelegt. Jetzt bei der Hitze des Sommers ist es immer wieder interessant zu beobachten wie mehr und mehr Vögel hier ihren Durst stillen. Folgende Vogelarten konnte ich bis jetzt ausmachen: Amseln, Schwalben, Spatzen,Grünfink, Rotkehlchen, Meisen, Wildtauben, Wildenten… Nachts kommen sogar Fledermäuse .Manche nehmen dann im Wasserlauf sogar noch ein ausgiebiges Bad.Viele Vögel scheinen wirklich unter dieser extremen Hitze zu leiden und nehmen dieses Angebot gern an.

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