Frankreich im Rugby-Himmel – Bad Game for England

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Nachdem Frankreichs Präsident am vergangenen Sonnabend bei den Regionalwahlen von seinem Volk noch kleiner gemacht worden war, gab es für die meisten Franzosen an diesem Abend gleich noch einen Grund zum Feiern: Die französische Rugby-Nationalmannschaft gewann das ehrwürdige Six Nations Turnier

 

Für Nicolas Sarkozy wird es wohl nur ein kleiner Trost gewesen sein, dass die Franzosen den begehrten ‘Grand Slam‘-Titel holten und damit alle Siege dieses Turniers für sich verbuchen konnten. Denn an diesem Tag hatte die Mehrheit des Volkes die bisherige Politik und seinen Präsidenten abgestraft. So kam die konservative UMP mit ihren Koalitionspartnern nur auf 35 Prozent der Stimmen und gewann lediglich in zwei Regionen.

 
Ganz anders ging es dagegen auf dem Rugby-Planeten zu. Seit Wochen sprachen die Franzosen nur noch vom ‘Grand Chelem’ (engl. Grand Slam). Und so fieberte das Volk bis zum Ende mit den wohl männlichsten der französischen Männer mit. Erbittert kämpften die 15 Blauen um den Sieg über den Erfinder dieses Sportes, den Erzfeind England. Schließlich gewannen die Franzosen ganz knapp mit 12-10 auf eigenem Boden, im Stade Saint Denis bei Paris.
 
Frankreich wurde 1910 zum Turnier der sechs Nationen zugelassen und feiert dieses Jahr den hundertsten Geburtstag der Teilnahme. Da die Franzosen bereits Irland, Wales, Italien und Schottland besiegt hatten, war ihnen der Turniersieg sicher, auch da die irischen Verfolger am Nachmittag überraschend gegen Schottland verloren hatten.
 
Die Motivation der Gastgeber war dementsprechend hoch. Außerdem saßen die Erinnerungen an zwei demütigende Niederlagen gegen die Erzrivalen Anfang der 90er Jahre immer noch tief. Nicht nur, dass die Franzosen zweimal hintereinander gegen England verloren hatten, noch dazu wurden sie von ihren Bezwingern damals mit ‘good game’ zu ihren Niederlagen beglückwünscht. Diesmal sollte es anders kommen.
 
Es regnete in Strömen, was beide Teams aber nicht davon abhielt, grimmig aufeinander loszugehen. Dabei gingen es die Franzosen eher locker an. Ohne einen einzigen Try auf der französischen Seite, mit einem Drop von François Trinh-Duc und drei Penalties von Morgan Parra, gewann die Grande Nation ihren neunten Grand Slam

 
Der Vorsprung war knapp mit 12-7 für Frankreich in der Pause. Alle schienen den Atem anzuhalten, als Englands bestes Pferd im Stall, Jonny Wilkinson, eingewechselt wurde. Der Mann ließ nichts anbrennen. Kaum auf dem Feld, verkürzte er den Rückstand seiner Mannschaft mit einem gewaltigen Penalty auf nur noch hauchdünne 12-10. Eine weitere Aktion wie diese und es wäre doch noch ein ‘good game’ für England geworden.

Aber die Männer von Trainer Marc Lièvremont gaben alles und kämpften selbst dann noch unbeirrt weiter, als manch einem das Blut in Strömen von der Stirn rann. Am Ende konnten sie ihren Vorsprung knapp halten. England verlor trotz seiner starken Leistung. Doch bestimmt gibt es irgendwann eine interessante Revanche, die dann vielleicht doch wieder einmal in einem ‘good game’ enden wird…

 

Faire Frauenhelden


In Frankreich ist Rugby die zweitbeliebteste Sportart nach Fußball. Auch in Deutschland hätte dieser Sport eigentlich mehr als nur ein Schattendasein verdient. 

 
Rugby ist ein Sport, in dem Fairness und Respekt herrschen. Die Helden werden angefeuert von einem enthusiastischen, nicht aggressiven Publikum. Rugby ist Aktion und schon allein deswegen ist ein Rugby-Match in den allermeisten Fällen viel dynamischer und damit auch spannender anzuschauen als ein Fußballspiel. Während sich berühmte Fußballer oft schon nach einem kleinen Schlag medienwirksam am Boden krümmen, stehen die Gladiatoren des Rugby selbst blutüberströmt noch tapfer ihren Mann – oder ihre Frau. Und als Zuschauer – egal ob im Stadion oder am Fernseher – riskiert man dabei nicht einmal schmerzhafte Blessuren. 
 
Erfolgreiche Rugby-Spieler sind Vorbilder. Sébastien Chabal, der muskulöse, langmähnige, zottelbärtige Kapitän des französischen Nationalteams, ist einer der besten Spieler der Welt und wird von den Frauen heiß begehrt. Was will man da mehr?

  • Veröffentlicht in: Sport
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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

2 Kommentare

  1. Wagemut

    Deen Wagemut, dies alles unter einem Pseudonym und unter dem Kantschen Motto (sapere aude) zu berichten — den hätt’ ich auch gerne.

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