Bärlauch und Co.: Superfood für die Herzgesundheit

Bärlauch (Allium ursinum) ist nicht nur ein kulinarisches Highlight, sondern auch ein wahres Superfood für Herz und Kreislauf. Erfahrt mehr über die lange Geschichte, die Vorteile allicinhaltiger Zwiebelpflanzen und wie ihr das Frühlingskraut richtig verwendet!

Von März bis Mai ist Bärlauch-Zeit. Das heimische Knoblauchgewächs (Allium ursinum) hat eine lange Tradition als Frühjahrsputz für Herz- und Kreislauf. Das wilde Lauchgemüse wächst in humusreichen, feuchten Laubwäldern, bevorzugt unter Buchen. Seine zarten, aber erstaunlich kraftvollen Blätter nutzen die Zeit zwischen der Schneeschmelze und der Belaubung der Bäume, um den Boden der Wälder für eine kurze Zeit mit einem satten, grünen Teppich zu überziehen.

Was ist Bärlauch? Herkunft und Geschichte

Allium ursinum, der “Lauch des Bären” war schon bei den Germanen, Kelten und Römern eine beliebte Heilpflanze. So wussten die Germanen von der reinigenden Kraft dieses Krautes, das sie an bestimmten heiligen Tagen als Kultspeise verzehrten, um nach den langen Wintern den Körper zu entschlacken und sich wieder “bärenstark” zu machen.

Mit der Eroberung Germaniens um die Zeitenwende vor gut 2.000 Jahren verdrängte der südeuropäische, ganzjährig verfügbare Knoblauch (Allium sativum) das Wildkraut aus Küche und Heilkunde, bis es im 19. Jahrhundert erneut entdeckt wurde.

“Wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärenlauch”,

schwärmte der Schweizer “Kräuterpfarrer” Johann Künzle (1857-1945) in seinem Buch “Chrut und Uchrut” (Kraut und Unkraut). [1]

Urs & Allium ursinum. Foto (Credit): Dr. Karin Schumacher

Ursus und Arktos: Das Lauch des Großen Bären

Warum ist das wilde Lauchgewächs nach dem Bären genannt – und das sogar in mehreren Sprachen? Ist das nicht erstaunlich – Bärlauch bzw. Bärenknoblauch gibt es in verschiedenen Ländern:

  • Englisch: bear’s garlic (“Bärenlauch”), aber auch ramsons (vom altenglischen Wort “hramsa“, was so viel wie “Knoblauch” bedeutet), wild garlic (“wilder Knoblauch” oder auch wood garlic (“Waldknoblauch”)
  • Französisch: l‘ail des ours (Lauch bzw. “Knoblauch der Bären”), aber auch l’ail pétiolé (“Blattstiel-Knoblauch”), l’ail à large feuille (“Langblatt-Knoblauch”) oder l’ail sauvage (“wilder Knoblauch”)
  • Italienisch: aglio orsino (“Knoblauch des Bären”)
  • Spanisch: ajo de oso (“Knoblauch des Bären”)

Nach der interessanten Hypothese von Dr. Niels Böhling, Geograf, Geoökologe und Botaniker aus Kirchheim unter Teck stammt der “Bär” im Bärlauch am ehesten von der griechischen Bezeichnung “Arctuos” (Arctostaphylos). Altgriechisch ἄρκτος (árktos) bedeutet “Bär” und arktikós “arktisch” bzw. “nördlich”, da es sich auf das im Norden stehende Sternbild des Großen Bären bezieht. Auch das Wort  “Arktis” leitet sich von dem altgriechischen Wort für “Bär” ab und bezeichnet das Land unter dem Sternbild des Großen Bären. [2]

Unter allen Laucharten wächst Bärlauch am weitesten nördlich. Sein natürlicher Lebensraum reicht heute von Nordgriechenland und den nördlichen Balkan über die Apennin-Halbinsel bis nach Sizilien und Korsika, von Nordspanien über die Atlantikküste bis nach Schottland und Südskandinavien. Demnach ist Bärlauch am ehesten ursprünglich der “Lauch des Großen Bären” bzw. der “Lauch aus dem Norden” und nicht unbedingt, wie oft vermutet, die Frühjahrs-Lieblingsspeise aus dem Winterschlaf erwachter Braunbären.

Bärlauch und Knoblauch als Gesundheits-Booster

Allicin: Flüchtiges Geheimnis mit intensiver Heilkraft

Der typische, knoblauchähnliche Duft des Bärlauchs stammt von schwefelhaltigen Verbindungen. In den Blättern des wilden Knoblauchs (Allium ursinum) ist das ätherische Öl Allicin enthalten, das auch in höheren Konzentrationen im Knoblauch (Allium sativum) vorkommt und für dessen intensiven Geruch verantwortlich ist. Ähnlich wie beim Knoblauch schwankt der Gehalt dieser instabilen Verbindung im Bärlauch je nach Art des Bodens, geografischer Lage, verwendetem Pflanzenteil, Erntezeitpunkt und Analysemethode.

Da die Konzentration der Schwefelverbindungen im Bärlauch geringer ist als im Knoblauch, riecht man nach dem Verzehr nicht so anhaltend. Zudem werden die im Bärenknoblauch enthaltenen Schwefelverbindungen schneller verstoffwechselt und ausgeschieden als bei seinem kultivierten Verwandten, was das wilde Gemüse weniger penetrant und sozialverträglicher macht. Wem der Mundgeruch dennoch zu stark ist, kann beim bzw. nach dem Verzehr von Bärlauch bzw. Knoblauch einige Hausmittel zur Neutralisierung probieren. Hierzu zählen das Kauen von Petersilie, Salbei oder das Trinken von (fettreicher) Milch. Man kann auch einige Kaffeebohnen kauen oder einen Apfel essen. Haben Kühe zuvor in Bärlauch geweidet, schmeckt ihre Milch übrigens am Tag danach intensiv nach diesem Kraut, was dann nicht unbedingt ein Genuss für Menschen ist.

Von der Blutdrucksenkung bis zur Verdauungsförderung: So gesund ist Bärlauch

Wie sein kultivierter Bruder ist auch der wilde Knoblauch dank seiner schwefelhaltigen Substanzen sehr gesund. Die Substanz Alliin oxidiert beim Kontakt mit Luftsauerstoff zum medizinisch wirksamen Allicin. Daher sollte man die Blätter immer hacken oder schneiden.

Bärlauch ist ein kleines Kunstwerk der Natur. Er enthält das gefäßerweiternde Adenosin, mehrere Schwefelverbindungen, Flavonoide und Vitamin C, das Relax-Mineral Magnesium, den Power-Lieferanten Eisen fürs Blut, sowie das Spurenelement Mangan. Das Kraut wirkt harntreibend, entschlackend, appetitanregend und verdauungsfördernd.

Bärlauch und Co. – potente “russische Penicilline”

Allicin, ein natürliches Antibiotikum, wirkt gegen Bakterien und Pilze und hemmt Gärungs- sowie Fäulniserreger im Darm. Wie auch Knoblauch und andere Zwiebelpflanzen stärkt Bärlauch das Immunsystem, indem es die Vermehrung natürlicher Killerzellen fördert. [3] Deshalb wird es oft scherzhaft als “russisches Penicillin” bezeichnet.

Knoblauch kann Tuberkulose heilen

Da Allicin flüchtig ist, entfaltet es seine Wirkung auch über die Luft. Bereits 1912 behandelte der irische Arzt William C. Minchin aus Dublin erfolgreich Tuberkulose-Patienten mit Knoblauch-Saft-Inhalationen. Die Patienten mussten beispielsweise täglich eine Stunde lang eine Maske tragen, die mit Knoblauchsaft gefüllt war. [4] Seine Erfolge waren beeindruckend. So berichtete er auch über die Genesung eines Patienten mit Knochentuberkulose, der durch eine Mischung von Ruß, Butter und Knoblauch geheilt wurde. Allerdings wird auch die starke Abneigung vieler Menschen gegen den starken Knoblauchgeruch thematisiert. Denn Dr. Minchin stellte ebenfalls fest, dass bei Patienten, die Knoblauch ablehnen, die Verabreichung in jeglicher Form keine Linderung brachte. [5] Diese interessante Beobachtung kann psychologisch durch den Nocebo-Effekt erklärt werden. Denn eine negative Erwartungshaltung kann die Wirkung einer Behandlung neutralisieren oder sogar zu einer Verschlechterung führen.

1936 zeigten Walton et al., dass Knoblauchbrei über die Luft antimikrobiell auf verschiedene Bakterienstämme wirkt. [6] Nachdem 1944 das geruchsneutrale Streptomycin zur Behandlung von Tuberkulose eingeführt wurde [7], gerieten diese Studien in Vergessenheit. Durch die wachsenden Resistenzen gegen Antibiotika und die stetig steigenden Kosten im “Gesundheitswesen” rücken sie heute wieder in den Fokus, vor allem in ärmeren Ländern. [8]

Allicin als starkes und kostengünstiges Antibiotikum

2020 konnte Jana Reiter in ihrer Dissertation am Institut für Pflanzenphysiologie der RWTH Aachen unter der Leitung von Alan Slusarenko die antibiotische Wirkung von Knoblauch bestätigen. [9] Sie zeigte, dass Allicin beziehungsweise Knoblauchpräparate auch über die Gasphase gegen lungenpathogene Bakterien wie Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa, Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae wirken. Die Behandlung von Lungeninfektionen kann durch das Einatmen von Allicin als Gas oder Aerosol erfolgen. Ihre Schlussfolgerung lautete jedoch (S. 220):

“Knoblauchpräparate haben keine realistischen Chancen, in westlichen Ländern in der medizinischen Praxis eingeführt zu werden, da sie nicht patentiert und wirtschaftlich nutzbar sind. Sie könnten jedoch eine kostengünstige und effektive Behandlungsmöglichkeit für nicht-gewinnorientierte Organisationen in ärmeren Entwicklungsländern darstellen.”

Auch in der ökologischen Landwirtschaft könnte Knoblauch als potentes, natürliches Biozid eingesetzt werden, wenn nicht der schnelle Zerfall der Schwefelverbindungen die Wirksamkeit einschränken würde. Hier sind weitere Forschungen und Optimierungen erforderlich, um die Effektivität und Praktikabilität im landwirtschaftlichen Einsatz zu gewährleisten.

Schutz vor dem “Teufel”

Im Mittelalter wurde Knoblauch aufgrund seines starken Geruches zur Abwehr des Bösen eingesetzt. Da Schwangere und Neugeborene damals besonders anfällig für bösen Zauber (sprich: Infektionskrankheiten und Tod) galten, sollten Knoblauch und Petersilie unter dem Leintuch der Wöchnerinnen Mutter und Kind vor Hexerei schützen. Kinder erhielten ein Amulett aus Knoblauch und auch Seeleute trugen stets Säckchen mit Knoblauch bei sich. Nach einem Todesfall wurden Tische und Stühle im Totenzimmer mit Kochwasser aus Knoblauch und Kürbisstängeln abgewischt. Damit sollte verhindert werden, dass der Geist des Verstorbenen sein Unwesen treibt.
Nun wissen wir, dass viele dieser alten Hausmittel nicht nur Aberglaube waren, sondern durchaus eine wirksame medizinische Grundlage hatten, die Leben retten konnte – auch wenn es damals wahrscheinlich ziemlich stark gerochen hat.

Warum Bärlauch und Knoblauch die Herz-Kreislauf-Gesundheit unterstützen

Natürlicher Blutdruck- und Blutfettsenker

Teufelskreis Arteriosklerose

Die Korrektur von Fettstoffwechselstörungen zählt zu den wichtigsten Strategien zur Behandlung von Arteriosklerose. Gleichzeitig sollte aber den entzündlichen Prozessen in den Gefäßwänden entgegengewirkt werden. Diese Entzündungen beginnen in der inneren Schicht (Tunica intima) großer und mittlerer Arterien, insbesondere an Abzweigungen (Bifurkationsstellen). Hier sind die Gefäßwände aufgrund turbulenter Blutströmungen besonderen Belastungen ausgesetzt.

Auch Noxen (schädliche Einflüsse wie Tabakrauch, Dyslipidämie oder Bluthochdruck) können das Innere der Gefäßwände (Endothel) schädigen. Das verletzte Endothel produziert Adhäsionsmoleküle, um Immunzellen zur Reparatur anzulocken. Gleichzeitig erlangen Low-Density-Lipoproteine (LDL) die Fähigkeit, in die Arterienwand einzudringen und sich dort anzureichern und zu oxidieren. Immunzellen wie Makrophagen fressen dann dieses oxidierte LDL.

Die Gefahr der Schaumzellen

Kommt es zu einer Störung des Cholesterinstoffwechsels in Makrophagen, wandeln diese sich in die bei der Arteriosklerose typischen Schaumzellen um. Solche Schaumzellen induzieren einen inflammatorischen Teufelskreislauf, der über die Rekrutierung weiterer Immunzellen zum Absterben von Zellen und zur Bildung atherosklerotischer Plaques führt. Entstehende Zelltrümmer können nicht mehr vollständig beseitigt werden. Im Innern der Plaques bildet sich ein Fettkern aus totem Material, der zunehmend instabil wird und schließlich platzen kann. Daraufhin wird dann das Gerinnungssystem aktiviert und es bilden sich Blutgerinnsel.

Die Grenzen herkömmlicher Medikamente

Sämtliche Präparate, die heute zu einer langfristigen Vorbeugung und Behandlung von Arteriosklerose eingesetzt werden, zeigen das Risiko von deutlichen Nebenwirkungen, vor allem bei langfristigem Gebrauch.

Daher ist die Erforschung und Anwendung natürlicher Methoden, wie etwa Pflanzenauszüge oder Diätansätze, für eine langfristige, antiatherosklerotische Therapie von zunehmender Bedeutung. Auch wenn diese Ansätze für große Pharmaunternehmen unattraktiv erscheinen mögen, da sie keine patentierbaren, lukrativen Produkte hervorbringen, könnten sie dennoch wichtige, kostengünstige Alternativen darstellen.

Bärlauch und Knoblauch: Potente Herz-Kreislauf-Medikamente

Bärlauch und andere Zwiebelgewächse wirken nicht nur antiinflammatorisch, sondern senken auch den Blutdruck, u.a. durch die Hemmung des Angiotensin-Converting-Enzyms oder auch die Herunterregulierung des Angiotensin-II-Rezeptors, sowie die Verringerung der Synthese vasokonstriktorischer Prostanoide.

Knoblauch kann das Blutfettprofil verbessern, indem er die Cholesterinbiosynthese hemmt, LDL senkt und die Thrombozytenaggregation reduziert.

Wirkung von Knoblauchextrakten auf den Fettstoffwechsel

In Laborexperimenten konnte Knoblauchextrakt proliferative und entzündliche Zellreaktionen hemmen, antizytokine Eigenschaften entfalten, eine ausgeprägte antioxidative Aktivität zeigen, die Oxidation von LDL reduzieren und die Hydrolase von Cholesterinestern aktivieren. Durch den Verzehr von Knoblauch werden Gene gehemmt, die den Fettstoffwechsel ungünstig beeinflussen (z.B. Acyl-CoA-Cholesterin-Acyltransferase [ACAT]), was zu einer Reduzierung des Cholesterinestergehalts in den Zellen führt.

Daher gelten Knoblauch und seine Verwandten als vielversprechende Pflanzen zur Vorbeugung und Behandlung von Arteriosklerose. Eine umfassende Sammlung relevanter Quellen zu diesem Thema findet sich im Review von Kirichenko et al. (2020) [10].

Blutreinigende Frühjahrskräuter

Diese Pflanzen machen fit, beruhigen die Nerven, stärken das Herz, fördern die Durchblutung, halten das Blut flüssig, hemmen Arterienverkalkungen, regulieren den Cholesterinhaushalt und vertreiben die Frühjahrsmüdigkeit.

Unsere Vorfahren hatten noch kein “Gesundheitssystem” wie wir es heute kennen und nutzen. Und so sammelten sie Bärlauch neben anderen Frühlingsgewächsen wie Löwenzahn, Brennnesseln u.a. für “Blutreinigungskuren” im Frühling, um sich mit der Natur zu verbinden und die Lebensgeister wieder in Schwung zu bringen.

Einige Inhaltsstoffe von Bärlauch und Knoblauch

Je 100 g verzehrbarer Anteil, roh [11]: Bärlauch (Allium ursinum)  Knoblauch (Allium sativum)
Energie (kcal) 19 145
Wassergehalt (%)  93 62
Allicin (mg) 100-200 300-1000
Schwefel (g) 7,8 1,7
Vitamin C (mg) 150 14
Kalium (mg) 336 530
Calcium (mg) 76 38
Magnesium (mg) 22 35
Eisen (mg) 2,9 1,4

Die Werte können je nach Anbau, Herkunft und Zubereitungsart schwanken.

Neben- und Wechselwirkungen von Bärlauch und Knoblauch

Neben dem starken Geruch, den nicht alle Menschen mögen und der vor allem für die Umwelt belastend sein kann, können Bärlauch und Knoblauch zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Vor allem größere Mengen können Blähungen, Magenkrämpfe oder Durchfall verursachen.

Auch allergische Reaktionen können auftreten, obwohl sie selten sind. Besonders Personen, die auch auf andere Mitglieder der Allium-Familie allergisch reagieren (wie Zwiebeln und Knoblauch), können nach Verzehr von Bärlauch Hautausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden oder in schweren Fällen anaphylaktischen Schocks zeigen.

Kann ich (wilden) Knoblauch verwenden, auch wenn ich bestimmte Medikamente nehme?

Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, insbesondere Blutgerinnungshemmer oder blutdrucksenkende Mittel sollte vor der intensiven Verwendung von Bärlauch oder Knoblauch als Heilpflanze seinen Arzt oder Apotheker konsultieren. Dies ist wichtig, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.

Einige bekannte Neben- und Wechselwirkungen von Bärlauch und Knoblauch mit Medikamenten betrifft die Blutgerinnung und den Blutdruck:

  • Blutgerinnungshemmende Stoffe: Bärlauch kann die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten verstärken, was das Risiko von Blutungen erhöhen kann. Wer ASS, Clopidogrel oder Warfarin einnimmt, sollte vorsichtig sein beim Verzehr von Mitgliedern der Zwiebelgewächse.
  • Blutdruckmittel: Durch seine potenzielle blutdrucksenkende Wirkung kann Bärlauch die Wirkung entsprechender Medikamente verstärken, was zu einem zu niedrigen Blutdruck führen kann.
  • Blutzucker- bzw. fettsenkende Substanzen: Die Kombination von Knoblauchpräparaten mit dem Blutzuckersenker Metformin kann die blutzuckersenkende Wirkung erhöhen. Auch die Wirkung des Cholesterinsenkers Atorvastatin wird durch Knoblauch verstärkt.
  • HIV-Medikamente: Die Bioverfügbarkeit des zur Behandlung von HIV-Patienten eingesetzten Protease-Hemmstoffs Saquinavir kann durch Einnahme von Knoblauchpräparaten sinken.
  • Chirurgie: Da Bärlauch die Blutgerinnung beeinflusst, sollte vorher mit den behandelnden Ärzten geklärt werden, wann der Verzehr von Bärlauch und Knoblauch pausiert werden soll, um das Blutungsrisiko zu minimieren.
  • Entwarnung für Bärlauch und Knoblauch als Gewürz:
    Wer wilden oder frischen Knoblauch in Gewürzmenge verzehrt, muss sich in der Regel keine Sorgen um eine spürbare Auswirkung auf seine Blutgerinnung machen. [12]

Sammeln oder kaufen?

Nur wer Bärlauch genau kennt, sollte das Kraut selbst im Wald sammeln. In Naturschutzgebieten und Nationalparks ist das Sammeln allerdings untersagt. Vorsicht ist geboten, da der wilde Knoblauch leicht mit giftigen Pflanzen wie Maiglöckchen oder den im Frühjahr austreibenden Blättern der Herbstzeitlosen verwechselt werden kann.

Maigloeckchen (Convallaria majalis) - Unterschiede zum Bärlauch (Allium ursinum)
Maiglöckchen (Convallaria majalis) – im Gegensatz zum Bärlauch (Allium ursinum) besser als Tischdekoration denn als Nahrungsmittel geeignet. Foto (Credit): Dr. Karin Schumacher

Vorsicht: Fuchsbandwurm!

Bevor die gesammelten Blätter verzehrt werden, sollten sie gründlich gewaschen werden – idealerweise kurz in heißem Wasser -, um das Risiko einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) zu minimieren. Seit 2001 müssen Menschen, die eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm haben (Echinokokkose) an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet werden. Jährlich verzeichnet das RKI etwa 40 Fälle in Deutschland, wobei Experten jedoch eine Dunkelziffer von mindestens dreifach soviel Erkrankten schätzen. [13] Da die Infektion oft über Jahre hinweg symptomlos verläuft, ist die genaue Nachverfolgung der Übertragungswege schwierig. Dennoch bleibt die Fuchsbandwurm-Infektion selten, und die meisten gemeldeten Fälle betreffen Tierhalter, insbesondere von Hunden und Katzen.

Die Echinokokkose betrifft vor allem die Leber, wo sich die Bandwurmlarven im menschlichen Körper tumorartig vermehren können. Besonders in Süddeutschland sind viele Füchse mit dem Fuchsbandwurm infiziert. Vor allem im Grenzgebiet zwischen Bayern und Baden-Württemberg können an manchen Stellen mehr als 70% der Füchse betroffen sein. [14]

Laut dem Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) gibt es bislang keine eindeutigen Hinweise darauf, dass das Sammeln oder der Verzehr von Wildkräutern, wie Bärlauch, das Infektionsrisiko signifikant erhöht. [15]

Zur Vorbeugung sollten alle Pflanzen, die möglicherweise mit Kot infizierter Tiere in Kontakt gekommen sein könnten, vor dem Verzehr gründlich gewaschen oder – zur Sicherheit – nur gekocht verwendet werden, auch wenn dies die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe verringert.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann Bärlauch frisch auf dem Markt kaufen oder selbst in einem schattigen Bereich auf dem Balkon oder im Garten ziehen – bevorzugt unter Laubbäumen. Aber Achtung: Bärlauch verdrängt häufig andere Pflanzen. Bei der Ernte sollte man achtsam vorgehen und immer mindestens drei bis vier Blätter pro Pflanze stehen lassen, damit sie genug Kraft hat, um Blüten zu treiben.

Bärlauch: Besondere Kennzeichen

Dreikantige Stiele (roter Pfeil) - ein Erkennungsmerkmal des Bärlauchs. Foto (Credit): Dr. Karin Schumacher
Dreikantige Stiele (roter Pfeil) – ein Erkennungsmerkmal des Bärlauchs. Foto (Credit): Dr. Karin Schumacher

Auch für erfahrene Kräutersammler gilt es, genau hinzuschauen und die Merkmale des Bärlauchs zu beachten:

  • Bärlauch wächst bevorzugt unter Buchen und dann meist massenhaft, wie in Auwäldern, Laub- und Bergmischwäldern. Auf Wiesen oder in Nadelwäldern ist er nicht zu finden.
  • Der charakteristische Knoblauchduft entfaltet sich beim Zerreiben der Blätter. Doch Vorsicht: Bereits nach dem Ernten des ersten Blattes riechen die Finger nach Knoblauch, sodass auch andere Pflanzen diesen Geruch annehmen können.
  • Bärlauch-Blätter wachsen einzeln aus dem Boden. Im Gegensatz zum Bärlauch erscheinen die Blätter des giftigen Maiglöckchens etwas später und tragen am Stengel mehrere Blätter.
  • Die Blattstiele sind auffallend dreikantig und lassen sich mit einem deutlichen Knackgeräusch brechen.
  • Der Blütenstand ist kugelig und trägt kleine, weiße, sternförmige Blüten.

Wilder Knoblauch: Erntezeit von Februar bis Mai

Je nach Wetterlage ist der erste Bärlauch bereits ab Mitte Februar bis Ende Mai zu finden. Nach der Blüte – die je nach Lage von April bis Mai stattfindet– verlieren die Blätter jedoch fast völlig ihren Geschmack und werden bitter. Bis Juli reifen die Samen heran. Dann tritt der Bärlauch seine “Sommerruhe” an. Die Blätter welken und versorgen die Zwiebel mit Nährstoffen, damit sie auch im nächsten Jahr wieder den Frühling einläuten kann.

Bärlauch sollte wegen seiner Wirkstoffe am besten roh und so frisch wie möglich verzehrt werden. Wer auch außerhalb der Saison nicht auf das Kraut verzichten möchte, hat zwei Möglichkeiten: Die Blätter lassen sich als Pesto geschnitten, gesalzen und in Öl eingelegt in einem Glas mit festem Deckel für längere Zeit im Kühlschrank aufbewahren. Alternativ können die geschnittenen Blätter auch eingefroren werden – z.B. portionsweise in Eiswürfelformen, wobei der Geschmack sich etwas verändert.

Viel Spaß beim Bärlauch-Sammeln! Einige bewährte Rezepte für die Zubereitung gibt es hier in einem früheren Artikel zu diesem Thema. Probiere Bärlauch und Co. und teile deine Erfahrungen mit uns!

Quellen / weiterführende Literatur:

  1. Johann Künzle: Chrut und Uchrut. Projekt Gutenberg-DE. Verfügbar unter: https://www.projekt-gutenberg.org/kuenzle/chrut/chrut.html (Zugriff am: 8. April 2025).
  2. Böhling, N. (2008). Eine Hypothese zur Ableitung des Namens „Bär‘lauch“. Berichte des Instituts für Landschafts- und Pflanzenökologie der Universität Hohenheim, 17, 199–204. Abgerufen von https://www.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/ecology/Dateien_Inst-Ber_17/13_NEU_Boehling_199-204.pdf
  3. Rouf, R., Uddin, S. J., Sarker, D. K., Islam, M. T., Ali, E. S., Shilpi, J. A., Nahar, L., Tiralongo, E., & Sarker, S. D. (2020). Antiviral potential of garlic (Allium sativum) and its organosulfur compounds: A systematic update of pre-clinical and clinical data. Trends in Food Science & Technology, 104, 219–234. https://doi.org/10.1016/j.tifs.2020.08.006
  4. Minchin, William C. (1912): The Treatment, Prevention and Cure of Tuberculosis and Lupus with Allyl Sulphide. London: Baillière, Tindall and Cox.
  5. Medical Notes In Parliament. (1912). The British Medical Journal, 2(2689), 90–92. http://www.jstor.org/stable/25297890
  6. Walton, L., Herbold, M., & Lindegren, C. C. (1936). Bactericidal effects of vapors from crushed garlic. Journal of Food Science, 1(2), 163-169. https://doi.org/10.1111/j.1365-2621.1936.tb17778.x
  7. Schatz, A., & Waksman, S. A. (1944). Effect of streptomycin and other antibiotic substances upon Mycobacterium tuberculosis and related organisms. Proceedings of the Society for Experimental Biology and Medicine, 57(2), 244–248. https://doi.org/10.3181/00379727-57-14769
  8. Dini, C., Fabbri, A., & Geraci, A. (2011). The potential role of garlic (Allium sativum) against the multi-drug resistant tuberculosis pandemic: a review. Annali dell’Istituto Superiore di Sanità, 47(4), 465-473. https://doi.org/10.4415/ANN_11_04_18.
  9. Reiter, J. (2020). Die Untersuchung von Allicin aus Knoblauch als Alternative zu konventionellen Antibiotika. Dissertation, RWTH Aachen University. https://doi.org/10.18154/RWTH-2020-01379
  10. Kirichenko, T. V., Sukhorukov, V. N., Markin, A. M., Nikiforov, N. G., Liu, P.-Y., Sobenin, I. A., Tarasov, V. V., Orekhov, A. N., & Aliev, G. (2020). Medicinal plants as a potential and successful treatment option in the context of atherosclerosis. Frontiers in Pharmacology, 11, 403. https://doi.org/10.3389/fphar.2020.00403
  11. Mein Kräuterkeller. (n.d.). Bärlauch vs. Knoblauch – Vergleich der Inhaltsstoffe und gesundheitlichen Vorteile. Mein Kräuterkeller. Abgerufen am 8. April 2025, von https://mein-kraeuterkeller.de/baerlauch-knoblauch-vergleich
  12. PTA heute. (n.d.). Knoblauch: Welche Interaktionen sind möglich? PTA heute. Abgerufen am 8. April 2025 von https://www.ptaheute.de/serien/haeufige-interaktionen/knoblauch-welche-interaktionen-sind-moeglich
  13. Internisten im Netz. (n.d.). Fuchsbandwurm: Vorkommen, Verbreitung, Meldepflicht. Abgerufen am 8. April 2025, von https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/fuchsbandwurm/vorkommen-verbreitung-meldepflicht/
  14. SVLFG. (n.d.). Bio-Arbeitsstoffe: Fuchsbandwurm. Abgerufen am 8. April 2025 von https://cdn.svlfg.de/fiona8-blobs/public/svlfgonpremiseproduction/13f3c4fb4145ff87/cb0b8e2a2f29/b_01_08-bio-arbeitsstoffe-fuchsbandwurm.pdf
  15. Internisten im Netz. (n.d.). Fuchsbandwurm: Entwicklungszyklus, Infektion des Menschen und Risikofaktoren. Abgerufen am 8. April 2025 von https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/fuchsbandwurm/entwicklungszyklus-infektion-des-menschen-risikofaktoren.html#:~:text=Bislang%20gibt%20es%20aber%20noch,könnte%20(z.B.%20beim%20Mähdreschen)
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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

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