Die Optimierung und der menschliche Faktor

BLOG: MATHEMATIK IM ALLTAG

Notizen über alles und nichts, von Günter M. Ziegler
MATHEMATIK IM ALLTAG

Airberlin Flug AB6491 von Berlin-Tegel nach Köln-Bonn, planmäßiger Abflug 6:25 morgens, fliegt heute erst “irgendwann nach 8 Uhr”. Begründung: erst keine. Dann: “die Maschine kommt erst später rein”, was für den ersten Flug am Morgen nicht sehr glaubhaft ist. Andere Passagiere hören eine andere Begründung: “Die Crew ist nicht da”. Von der Airberlin ist keine Alternative angeboten, keine Entschuldigung zu hören, kein Zeichen des Bedauerns: Das Personal am Ticket-Counter geriert sich als Opfer.

Die Szene ist deshalb bemerkenswert, weil ich mich so früh am Morgen auf den Weg nach Köln gemacht habe, weil dort in der großen Aula der Universität ein Mathematiker gefeiert werden soll, der nicht nur wesentliche Beiträge zur Theorie der mathematischen Optimierung geleistet hat, sondern aktiv die Umsetzung in die industrielle Praxis betrieben hat und betreibt: Mathematik in Form von Mathematischer Optimierung ist eine Kernkomponente für alle Industriebereiche, eben auch für die Luftfahrt. Die perfekten Flugpläne, bei der die Anschlüsse stimmen und theoretisch klappen könnten, die Crews gut ausgelastet sind und die Einsatzpläne Sinn machen – all das ist Mathematik. Aber auch die Mathematik kommt nicht an gegen verschlafene Crews und Management-Inkompetenz: Siehe oben.

Und kaum ein anderer steht in Deutschland für mehr für “Mathematische Optimierung in die Praxis” als Martin Grötschel: Der Professor für Mathematik der TU Berlin, Gründungsdirektor des DFG-Forschungszentrums Matheon “Mathematik für Schlüsseltechnologien”, Präsident des Zuse-Instituts Berlin ZIB, Vorsitzender der Einstein-Stiftung Berlin und Generalsekretär des Welt-Mathematikerverbandes IMU ist am Dienstag 65 geworden, heute steigt eine Überraschungsgeburtstagsparty an der Universität Köln, auf der etliche internationale Giganten der “Kombinatorischen Optimierung” Grötschel ihre Reverenz erweisen – unter ihnen zum Beispiel Jack Edmonds, eine Legende unter den Optimierern. Wer will, kann unter   http://unimedia2.uni-koeln.de/livePlay.html?live=es live dabei sein!

Martin Grötschel Foto: Ulrich Dahl

Martin Grötschel stelle ich in meinem neuen Buch “Mathematik – Das ist doch keine Kunst!” vor, unter der Überschrift “1977: 120 Städte”. Der Aufhänger dafür ist ein Manuskriptblatt aus der Arbeit an seiner Promotion, das seine Überlegungen und Rechnungen auf dem Weg zu einem 120-Städte-Weltrekord für das notorische Problem des Handlungsreisenden sichtbar machen lässt. Das Buch erscheint am kommenden Montag, live gibt es das am Dienstag zu sehen, auf der Präsentation des Buches im Museum für Kommunikation (17. September 2013, 19:00). Allen Berlinern: Herzlich Willkommen! Martin Grötschel: Happy Birthday!
PS: Diesen Text habe ich im Flieger 4U 8056 der Germanwings von Berlin-Tegel nach Köln-Bonn aufgesetzt, planmäßiger Abflug 6:50, pünktlich gelandet 7:41. Zusatzkosten für mich: 180 Euro. Mal sehen, ob mir die Airberlin davon was erstattet. Ich werde berichten.

Cover Günter M. Ziegler: Mathematik - Das ist doch keine Kunst!, Knaus 2013, 72dpi

Veröffentlicht von

Professor für Mathematik an der Freien Universität Berlin, Leiter des “Medienbüros” der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, Aktivist, Kommunikator, Sekttrinker, Gelegenheitsblogger, Kolumnist und Buch-Autor: "Darf ich Zahlen?" und "Mathematik - Das ist doch keine Kunst!".

1 Kommentar

  1. Nach 1,5 Jahre warten und Prozess (zum positiven für uns verlaufen) kann ich nur sagen, dass Air Berlin *freiwillig* nichts erstattet. Viel Vergnügen bei dem Versuch 🙂

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