Warum sich Angelina die Brüste amputieren ließ

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Einfach. Erklärt.
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Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die Schlechte: Auch du hast das Brustkrebsgen. Jetzt die Gute: Auch du hast das Brustkrebsgen. Nagut, zu diesem Thema muss ich weiter ausholen.

Das Thema ist schon fast wieder aus den knackigen, effektheischenden Schlagzeilen raus, da möchte ich diesen ersten Post hier nutzen um zu erläutern was der Hintergrund zu den Berichten ist. Wir alle haben Gene, welche sich BRCA1 und BRCA2 nennt. BRCA steht für „Breast Cancer“ da es in Brustkrebs (allerdings auch in Eierstockkrebs und Prostatakrebs) häufig mutiert, das heißt verändert, ist. Der Bauplan ist also defekt und wenn das dazugehörige Genprodukt – das Protein – gebaut wird, ist dieses in seiner Funktion beeinträchtigt oder gar komplett funktionslos. Wieso ist das so kritisch? BRCA1 und BRCA2 sind beide an der DNA-Reparatur beteiligt. Die DNA, welche unsere Erbinformation kodiert, ist anfällig für Fehler. Durch verschiedenste Umwelteinflüsse, zum Beispiel Sonnenstrahlen und Zigarettenrauch aber auch normale Prozesse in der Zelle, kann die Struktur der DNA geschädigt werden. Wenn man diese Struktur vor Augen hat könnte man sie mit einer Leiter vergleichen. Bricht nur ein seitlicher Holm kann die Zelle diesen Schaden sehr schnell reparieren. Werden aber beide Holme zerbrochen sind ist dies für die Zelle schwieriger.

Die Zelle hat im Wesentlichen zwei Möglichkeiten diesen Schaden zu reparieren. Zum einen kann sie die Enden einfach wieder aneinander kleben – dazu muss sie aber einen Teil der DNA wegschneiden und so kann es sein das Information fehlt. Das ist sehr ungenau. Aber die Zelle kann sich auf eine kluge Art und Weise behelfen: In unseren Menschenzellen sind alle Gene in zwei Kopien vorhanden – eine väterliche und eine mütterliche. In gewissen Phasen des Zelllebens liegen diese nebeneinander (man nennt dies Homologenpaarung). Ist dies der Fall schaut sich die Zelle einfach die Kopie des Gens an und schreibt dort ab. Und für diesen Prozess sind BRCA1 und BRCA2 sehr wichtig, denn sie sagen der Zelle, dass sie sich diese Kopie ansehen soll. Wenn sie nicht mehr funktionieren wird die Zelle den ungenaueren Weg nehmen müssen. Und dieser ungenaue Weg kann leider sehr leicht zu Veränderungen unseres Erbguts führen – zu Mutationen! Sammeln sich immer mehr dieser Mutationen an funktioniert die Zelle nicht mehr richtig. Oft stirbt sie dann, aber manchmal beginnt sie auch, sich unkontrolliert zu teilen (Warum das so ist werde ich demnächst auch erklären). Und diese unkontrollierte Zellteilung führt dann leider zu Krebs.

BRCA1 und BRCA2 sind also wichtig um unser Erbgut intakt zu halten. Sind diese Gene defekt kann es sehr viel leichter zu Krebs kommen. Und diese Krebsarten sind leider sehr schwer zu behandeln. Man muss sehr viel aggressiver vorgehen als bei anderen Brustkrebsarten und die Heilungschancen sind geringer. Über die Heilungschancen von Eierstockkrebs möchte ich hier erst gar nicht sprechen. Die Risiken an diesem Krebs zu erkranken sind unterschiedlich, es kommt auf die Veränderung der Gene an. Man weiß noch nicht genau, wieso eine Veränderung dieses Gens gerade diesen Krebs hervorruft, man weiß nur sehr sicher, dass es so ist.

Ganz persönlich muss ich sagen: Ich würde ein Leben „ohne“ Brüste sicherlich jahrelanger Angst vor Krebs, dann Chemotherapie und Angst vorm Rückfall, jederzeit vorziehen. Schade nur, dass Silikonbusen in Hollywood schon wieder out sind.

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Mein Name ist Anna Müllner, ich bin Biologin und habe in der Krebsforschung promoviert. Ich wohne im schönen Hessen und bin als PR-Beraterin für Gesundheitskommunikation tätig. Nach meinem Abitur beschloss ich Biologie zu studieren. Das tat ich zunächst an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die weder in Bonn ist, noch am Rhein. Aber einer der drei Campusse liegt wirklich an der Sieg. Das letzte Jahr dieses Studiums verbrachte ich in Schottland, an der Robert-Gordon University of Aberdeen wo ich ein bisschen in die Biomedizin und die Forensik schnuppern durfte. Danach entschied ich mich für ein Masterstudium an der Universität Heidelberg in Molekularer Biotechnologie was ich mit der Promotion fortsetzte. Weitere Informationen und Möglichkeiten zu unterstützen finden Sie hier: https://linktr.ee/_adora_belle_

2 Kommentare

  1. Das bedeutet, dass sich eigentlich jede Frau einem Gentest unterziehen muss um festzustellen, ob sie eine Karriere als Amazone vor sich hat?
    Ist das nicht alles nur Statistik und Wahrscheinlichkeit?

    Entweder ich verstehe was falsch, oder das ist ein gefährlicher Trend, sich proaktiv zu verstümmeln, weil irgend ein Gen-Test angeschlagen hat….

  2. Jaaaa, dazu sollte man immer einen Fachmann (oder eine Fachfrau) konsultieren (HumangenetikerInnen z.B.). Den Test braucht man normalerweise nur, wenn ein Familienmitglied (Mutter/Schwester) bereits betroffen ist. Das individuelle Risiko kann man berechnen und dann anhand dieser Grundlage entscheiden ob man lieber häufiger zu Vorsorge geht, zum Messer greift oder gar nichts tut. Das ist dann eine persönliche Sache.

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