Missionsabzeichen

Heute will ich die Aufmerksamkeit einmal auf etwas lenken, das sonst eher selten Beachtung findet: unser Missionsabzeichen. Tristan hat es noch vor Beginn der Mission entworfen, und heute findet es sich an verschiedenen Stellen im Habitat, dazu vermutlich in einigen Schreibtischschubladen, die zu Mitgliedern unseres Mission Supports gehören, und natürlich an unseren Anzügen.

Im Vergleich zu seinen Vorgängern ist unser Abzeichen recht groß und im Stil an die Abzeichen diverser früherer Raumfahrtmissionen angelehnt. Das Kernstück ist der Marshimmel, mit unserem Habitat auf rotem Boden im Vordergrund und der Erde im Hintergrund. Die Sterne dazwischen deuten den Weg zu uns an und symbolisieren zugleich die hawaiianischen Inseln. Der größte Stern enstpricht der großen und südlichsten Insel Big Island, auf der wir uns befinden.

Missionsabzeichen der vierten HI-SEAS crew.
Missionsabzeichen der vierten HI-SEAS Crew.

Das “A Year on Mars” in der rechten oberen Ecke hat einige Diskussionen verursacht, da wir uns nun mal nicht auf dem Mars befinden; am Ende hat dann der Wunsch gewonnen, sowohl das Jahr als auch den (simulierten) Ort eindeutig auf dem Abzeichen unterzubringen.

Um den Kern herum sind unsere sechs Nachnamen angeordnet – jeweils mit einem Symbol für unsere Spezialgebiete. Mein Gebiet sind Wasser und Eis (oder überhaupt alles, was sich irgendwie bewegt, wie fließende Lava), was mit den drei Wellen angedeutet ist. Carmel als Bodenkundlerin arbeitet viel mit Wasser, auch wenn es im Boden enthalten ist, und hat daher das Wassermolekül bekommen. Andrzej fliegt gern. Cyprien als Astrobiologe wird natürlich durch das kleine Biomolekül (Adrenalin) repräsentiert. Das Symbol für Shey, unsere Crewärztin, bedarf vermutlich keiner weiteren Erklärung. Nur Tristan hat, weil er kann, eine Tardis als sein Symbol gewählt, statt eines Zirkels, den man für einen Architekten eher erwartet hätte. Für Nicht-Fans von Doctor Who: Die Tardis ist das Raumschiff des Doctors, der Hauptfigur der britischen Kultserie, das außen die Form einer blauen Polizeizelle hat. Das Tolle an der Tardis ist, dass sie innen viel größer ist, als es von außen den Anschein hat – ähnliches trifft auch auf unser Habitat zu.

Die vier Flaggen gehören natürlich zu den vier Nationen, denen die Crew angehört: amerikanisch (Carmel, Tristan, Sheyna, und zur Hälfte Andrzej), deutsch (ich), britisch (die zweite Hälfte Andrzejs) und französisch (Cyprien).

Zum Abschluss noch eine Grafik, die Tristan zu unserem 6-Monatigen erstellt hat: Eine Sammlung von lustigen Fotos, im Tetris-Stil arrangiert. Warum Tetris? Weil unser Habitat von dem Mann finanziert wurde, der das Spiel in die USA importiert hat und heute auf Hawaii lebt:

Tristan ist viermal im Bild und Carmel zweimal. Der Rest taucht jeweils dreimal auf.
Tristan taucht viermal auf und Carmel zweimal. Der Rest ist jeweils dreimal im Bild.

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Christiane Heinicke bloggt als Wissenschaftlerin und Versuchskaninchen aus der HI-SEAS-Forschungsstation auf Hawaii. Zuvor studierte sie Physik in Ilmenau und Uppsala und promovierte anschließend zu einem kontaktlosen Strömungsmessgerät. Zuletzt arbeitete sie in Helsinki an brechendem Meereis. Vor ihrer Zeit auf Hawaii verbrachte sie zwei Wochen auf der Mars Desert Research Station in Utah. Ständig umgeben von Wänden oder Raumanzug, wird sie während des Jahres am meisten das Gefühl von Sonnenstrahlen auf der Haut vermissen, dicht gefolgt vom Geschmack frisch gepflückter Himbeeren.

13 Kommentare

  1. Liebe Christiane,

    ich habe heute (endlich) einen Artikel aus der Welt am Sonntag (die Zeitung lag bedauerlicherweise schon etwas länger) über Eure Mission für einen Freund in den USA übersetzt und danach auch endlich mal in diesen Blog hineingeschaut. Ich bin fasziniert von Eurem Einsatz.
    Das Missionsabzeichen gefällt mir sehr gut und ich danke Dir für die Erklärung der ganzen Symbolik im Hauptfeld des Abzeichens.

    Viele liebe Grüße vom anderen Ende der Welt.

    Sylvia

  2. Puh, endlich alle Posts durchgelesen 🙂

    Habe erst vor ein paar Tagen von dieser Mission erfahren und war sofort extrem neugierig !

    Also habe ich erst mal alles gelesen was ich hier so finden konnte.

    Vielen Dank für die ausführliche Berichterstattung. Freue mich schon darauf, wie es bei euch da “oben” weiter geht.

    Aber eine Frage hätte ich …

    Habt ihr Alkohol (zum trinken) mitnehmen dürfen ??

  3. Willkommen auf meinem Blog!

    Alkohol haben wir außer ein wenig Schmuggelware nicht mitgebracht. Es gab mal den Versuch, Sekt zum Anstoßen oder etwas Härteres für eine der Nachschublieferungen zu bestellen. Ich hatte das Gefühl, dass wir sogar etwas bekommen hätten, wenn die gesamte Crew hinter diesem Wunsch gestanden hätte.

  4. Vielen Dank für die Antwort !

    Freue mich sehr darüber das hier eine echte Interaktion stattfindet und wirklich die „Mars“-Bewohner antworten und nicht eine PR Abteilung oder ähnliches.

    Ich beneide euch wirklich sehr und wünschte ich könnte auch mal an so etwas teilnehmen.

    Dieses gesamte Thema interessiert mich wirklich sehr und wünsche euch weiterhin viel Erfolg.

    Werde dieses Blog hier sehr genau verfolgen 

    Es fällt mir zwar teilweise etwas schwer, die technische Seite bei eurem Experiment auszublenden, aber darum geht da ja auch nicht bei euch.

    Habe schon versucht euer Habitat bei Google Mars … äh … Earth zu finden. Aber an den angegebenen Koordinaten sieht man nur eine kleine Straße und eine ebene Fläche.

    Für euch geht es vermutlich gleich ins Bett, ich fange gerade an mit der Arbeit 

    Schöne Grüße aus Deutschland an den Mars !

    P.S. Wie war die EVA gestern ?

    • Die EVA am Mittwoch war eine der ganz wenigen, bei denen ich nicht dabei war. Die Teams haben nur ihre Pflichtaufgaben erfüllt; ich konnte niemanden für einen längeren Ausflug gewinnen. Carmel wartet sehnsüchtig auf ihre neuen Bergschuhe, Cyprien ebenso (seine sind an den Seiten komplett aufgeschlitzt und die Sohle wird nur noch von Duck Tape am Oberschuh gehalten), außerdem hatten er und Tristan Arbeit im Inneren des Habitats zu erledigen, und die anderen beiden brauche ich nicht zu fragen.
      Das Habitat ist auf Google Earth zu sehen, aber nur bei der neuesten Version, wenn ich mich nicht irre. Es steht ja erst seit ein paar Jahren.

        • Hallo Mr. Spock, die Koordinaten stimm(t)en (ich habe sie gelöscht, weil wir nicht unnötig Schaulustige anziehen wollen; ich weiß, dass die Koordinaten online zu finden sind, möchte aber nicht zu deren Verbreitung beitragen). Die speziellen Aufnahmen können allerdings nicht von 2016 sein, vielleicht bezieht sich die Jahresangabe auf das Gesamtpaket, das neuere Aufnahmen von anderen Orten enthält.
          Ich muss bei unserer nächsten EVA-Planung mal darauf achten, ob wir das Habitat auf Google Earth (!) sehen können. Ich war überzeugt, dass ja, aber der rote, langgestreckte Hügel neben unserem Habitat ist so auffällig, dass er ein mehr als ausreichender Ersatz wäre.

          • Sorry, wollte keinen “Ärger” machen bezüglich der Koordinaten. Trotzdem Danke für die Bestätigung. Werde dann mal schauen ob ich andere Satellitenbilder finden kann. Es waren ja eh Koordinaten vom Mars, also Schaulustige wird es vermutlich keine geben 😉

          • Kein Problem! Wie gesagt, wer die Koordinaten wirklich sucht, findet sie auch so. Dazu kommt, dass wenn man einmal auf der Insel ist, man die weiße Kuppel von ziemlich weit weg sehen kann. Schaulustige gibt es trotzdem nicht, das Habitat kann man zur Zeit nur zu Fuß erreichen (oder mit Kenntnis der Zahlenkombination des Schlosses an der Zufahrtstraße ;)).

  5. Schönes Abzeichen! Und vielen Dank für die spannenden Berichte 🙂
    Mir ist heute eine Kleinigkeit aufgefallen: die TARDIS sieht nicht aus, wie eine Telefonzelle, sondern wie eine Polizeizelle. In den Zeiten vor dem Polizeifunk konnten Polizisten dort die Festgenommenen einsperren und die nächste Polizeiwache anrufen. Brave Bürger konnten auch die Polizei rufen, wenn was war.

    • Hallo Maya! Vielen Dank für den Hinweis, es handelt sich tatsächlich um eine Polizeizelle. Ich habe es eben im Text korrigiert.

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