Leak-Alarm auf der ISS

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Raumfahrt im 21. Jahrhundert
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Defekt an der ISS
Defekt an der ISS,
Quelle: NASA TV CC BY-NC 3.0 US
Am 9. Mai 2013 entdeckte die Crew der ISS Flocken gefrorenen Ammoniaks an der Außenseite der Raumstation – oder zumindest hielt sie sie dafür. (=> Video) Dies legte die Vermutung nahe, dass ein Leck aufgetreten war, möglicherweise verursacht duch einen Splitter ähnlich demjenigen, der kurz zuvor ein Loch ins Sonnensegel der ISS geschlagen hatte.

Ammoniak wird im Kühlsystem der ISS (PVTCS bzw. “Photovoltaic Thermal Control System” (PDF) genannt) zum Ableiten der Hitze von sämtlichen elektronischen Systemen benutzt. Der Defekt war zwar nicht unmittelbar lebensbedrohlich für die Crew, hätte aber mittelfristig dennoch zum Ausfall verschiedenster Systeme führen und somit die Besatzung gefährden können. Bereits 2007 hatte es an der selben Stelle schon einmal ein derartiges Problem gegeben, welches jedoch in einem Außeneinsatz behoben wurde. Zu einem ähnlichen Einsatz kam es nun erneut am 11. Mai 2013.

Chris Cassidy / Tom Marshburn
Chris Cassidy / Tom Marshburn, Quelle: NASA TVCC BY-NC 3.0 US
Angeleitet von ihren Kollegen an Bord sowie vom Bodenpersonal in den USA verließen Chris Cassidy und Tom Marshburn die ISS und betrieben zunächst Ursachenforschung. Diese gestaltete sich zu Anfang etwas schwierig, da einerseits die Helmbeleuchtung von Chris Cassidys Raumanzug nicht korrekt funktionierte, andererseits aber auch auf Anhieb nichts Ungewöhnliches am System gefunden werden konnte. Während des fast fünfstündigen Einsatzes wurde das Kühlsystem an der Stelle des zuvor vermuteten Lecks daher lediglich zusätzlich abgesichert und stabilisiert sowie zu Analysezwecken fotografiert. Zum Einsatz kamen dabei, ähnlich wie bei einer minimalinvasiven Operation, Schläuche und Spiegel, um auch schlecht zugängliche Winkel gut einsehen zu können. Auch mit diesen Hilfsmitteln wurde jedoch kein Leck und keine Ammoniak-Kristalle gefunden.

Kühlsystems, 11. Mai 2013
Aufnahme des Außeneinsatzes. Foto: Chris Hadfield. Quelle: NASA TV CC BY-NC 3.0 US
Commander Hadfield, ein Kollege von Chris Cassidy und Tom Marshburn, fotografierte seinerseits die beiden Astronauten bei ihrem Außeneinsatz aus seiner Perspektive im Inneren der ISS.

PTCS
PTCS, Quelle: NASA TV CC BY-NC 3.0 US
Nach Abschluss der Analyse wurde ein Pumpen-Ersatzmodul ins Kühlsystem eingesetzt (siehe nebenstehender Screenshot). Dies war für den Fall, dass ein Leck lokalisiert werden könnte, ohnehin vorgesehen und wurde nun sicherheitshalber trotz Fehlens des Lecks auch durchgeführt.

Was sich hier relativ einfach liest und so spielerisch aussieht, ist tatsächlich Schwerstarbeit für die Astronauten. Helm und Handschuhe des Raumanzuges verursachten eingeschränkte Sicht und Feinmotorik, während die Männer gleichzeitig aufpassen mussten, dass Werkzeuge und Bauteile nicht versehentlich unwiederbringlich im All verschwanden.

Außenaufnahme
Außenansicht der Arbeiten, Quelle: NASA TV CC BY-NC 3.0 US
Ähnliches gilt für die Astronauten selbst: Während des Livestreams der NASA konnte man mithören, wie jeder Schritt und jede Bewegung minutiös geplant und von Anleitungen und Warnungen begleitet wurde. Es besteht bei solchen sogenannten “Space Walks” an einigen Stellen die Gefahr, dass die Astronauten ihre Raumanzüge an scharfen Kanten und Spitzen beschädigen oder an aufgeheizten Bauteilen verbrennen. Um ein Abdriften ins All zu verhindern, verbinden sich die Astronauten per Karabinerhaken mit den Bauteilen und werden bei derartigen Einsätzen zusätzlich mit einer “Rettungsleine” an der ISS verankert.

So ärgerlich die nun verbleibende Unsicherheit bzgl. des vermuteten Ammoniak-Austritts auch sein mag, waren die Außenarbeiten am 11. Mai doch nicht ganz vergeblich. Hätte man nicht sichergestellt, dass zumindest jetzt kein Ammoniak mehr(?) austritt, so hätte die derzeit sechsköpfige Crew das Energiesystem der ISS noch am selben Tag abstellen müssen. Trotz der vorhandenen Reserven wäre ein solcher Zwischenfall für die Arbeiten in der Raumstation natürlich suboptimal und würde auch das ursprünglich für den 10. Mai geplante Treffen mit russischen Kosmonauten noch weiter verzögern.

Das nun generalüberholte Modul wird lt. Angaben der NASA natürlich weiterhin beobachtet.

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Ute Gerhardt hat nach dem Abitur einen B.A. in Wirtschaft, Sprachen und Politik an der Kingston University sowie eine Maîtrise in Industriewirtschaft an der Universiät Rennes abgeschlossen. Seit 1994 arbeitet sie in der Privatwirtschaft, derzeit im IT-Bereich. Ute hat zwei Kinder (*2005 und 2006) und interessiert sich neben Raumfahrt und Astronomie auch für Themen aus den Bereichen Medizin und Biologie.

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