ZEITTAFEL des Labyrinth-Motivs

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Die Geschichte des Labyrinth-Motivs umfasst gut fünf Jahrtausende. Dieser Beitrag soll interessierten Lesern einen ersten – wenngleich sehr groben – Überblick über diesen kulturgeschichtlich kunterbunten, wild bewegten Zeitraum geben.

Das Labyrinth – als Symbol wie auch als Mythus und als abenteuerliche Heldenreise – zieht sich durch diese “5000 Jahre Gegenwart eines Urbilds” (so der Untertitel von Hermann Kerns umfassenden Werk zum Thema – s. u. Bibliographie) wie der sprichwörtliche Rote Faden – der übrigens genau aus dieser Labyrinth-Geschichte stammt.

Seit den 1990-er Jahren hat die Filmindustrie sich immer häufiger des Labyrinth-Motivs bemächtigt; meistens mit wenig überzeugenden Ergebnissen. Aber stets ist dies ein deutlicher Hinweis auf die Aktualität des Motivs – denn Hollywood hat einen guten Riecher, was die Bedeutung solcher Themen und Motive betrifft. Genau genommen hat wohl Federico Fellini das Motiv 1968 als erster filmisch umgesetzt: in seiner brillanten Version des Satyricon.

Ähnliches gilt für Bücher. Dort wimmelt es nur so von Hinweisen auf das Labyrinth-Motiv, entweder direkt (Buchtitel Im Labyrinth der alten Könige, s.u. 2003) oder indirekt, manchmal nur durch den zum Allgemeingut gewordenen, schon erwähnten roten Faden.

1. Vorbemerkung
2. Neolithikum (Jungsteinzeit)
3. Antike
4. Mittelalter
5. Barock und Rokkoko
6. Neuzeit
7. Gegenwart
_Bibliographie / Filmographie


 

1. Vorbemerkung

Im Magdalénien, also zwischen 17.000 und 15.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, wurden in den Höhlen von Lascaux nicht nur Stiere (Auerochsen, Wisente) abgebildet – sondern auch ein Kampf zwischen einem Stier und einem Menschen – der für den Menschen fatal endete. Urtümliches Vorbild für Stierkämpfe überhaupt – und damit auch für den Kampf des Theseus mit dem Minotauros?

Vor dem 3. Jahrtausend v.Chr. gab es archaische Stier-Kulte auf Kreta, in Ägypten und wahrscheinlich auch in den anderen matriarcharchalen Kulturen der Frühzeit. Man darf annehmen, dass die zentrale Figur der Labyrinth-Sage zumindest auf einer Bedeutungsebene der Minotauros war: der stierköpfige Mann. (Tiefenpsychologisch: das Männliche als Bedrohung [durch das Matriarchat], die es zu bannen gilt?)

Reste der matriarchalen Herkunft dieses Mythos findet man ganz deutlich bei der Entstehung des Minotauros: Pasiphaë, die Gattin des Königs Minos, lässt sich von einem Stier schwängern, zu dem sie in Liebe entbrannt war.

Wie das meistens so geht, wenn eine Kultur eine andere ablöst: die alten Reste werden zum “abgesunkenen Kulturgut” (wie die Soziologen das nennen) der neuen Epoche. Man kann das sehr schön im Märchen von Hänsel und Gretel erkennen: Was heutzutage als gefährliche Hexe gefürchtet wird, war in vorchristlicher (matriarchaler) Zeit mit ziemlicher Sicherheit die weise Frau, die den Kindern das nötige Wissen beibrachte, mit dem man in der Welt überlebt (was im Motiv des nährenden Knusperhäuschens noch deutlich erhalten ist).

So wie die gute weise Frau zur bösen Hexe umgepolt wurde, erging es dem griechischen Naturgott Pan (aus dem man den Teufel machte) – und dem Minotauros, der im Patriarchat zum menschenfressenden Ungeheuer wurde.

Nicht zufällig steht der Stier in der Astrologie für das Element Erde. Die Stierzeit wurde erst durch die Widder-Zeit (der Altar mit den Widderhörner ist Moses zugeordnet, dem Gründer des Judentums) abgelöst, dann durch das Fische-Zeitalter (Jesus und Paulus, als Gründer des Christentums)

Die Entstehung des Patriarchats in jener Zeit bestätigt diese Gefährlichkeit des männlichen Prinzips für das weibliche nur zu deutlich. Man kann der Sage von der Entstehung der abendländischen Kultur diese Zusammenhänge noch deutlich entnehmen: Zeus entführt, in Gestalt eines Stiers, die Prinzessin Europa aus dem Orient und bringt sie in den Westen (phönizisch: erepe), und zwar auf die Insel Kreta (s. Abb. 1) Dies gilt als Ursprung der abendländischen Kultur gilt.
Auf Kreta gebiert Europa drei Söhne: darunter den späteren König Minos, der als Schöpfer der abendländischen Kultur gilt. Minos gewährt auch dem genialen Baumeister und Künstler Daidalos Asyl, als dieser – wegen Ermordung seines Neffen Perdix, aus seiner Heimat Athen fliehen muss; und er gibt Daidalos den Auftrag zum Bau des Ur-Labyrinths.


Abb.: Zeus entführt in Stiergestalt die Prinzessin Europa nach Kreta

 

2. Neolithikum (Jungsteinzeit)

3.000 v.Chr.
Um diese Zeit erstes Auftreten des Labyrinth-Symbols in Form von Troja-Burgen?

Bronzezeit
Felsritzungen mit dem L-Motiv

3. Antike

1400 v. Chr.
Um diese Zeit erste überlieferte schriftliche Erwähnung eines L. auf einem mykenischen Steintäfelchen, das in Knossos gefunden wurde, mit kretischer Schrift in Linear

1300 v. Chr. (bis ca. 400 n.Chr.)
blühte im Mittelmeerraum den Mithras-Kult. Er handelt vom Sieg eines sonnengleichen Helden (Mithras? Perseus?) über einen Stier, der damit der Sonne zum Durchbruch in einer verdüsterten Welt verhalf.
Auch hier könnte die Geschichte von Theseus´ Kampf mit dem Minotauros eine ihrer Wurzeln haben resp. als (älteres) Mythologem wieder aktiviert worden sein. (Dieser Kult wurde im vierten Jht. durch das Christentum abgelöst.)

um 1200 v.Chr.
Durch Brand gehärtetesTäfelchen aus Pylos (Palast des Nestor, mykenisch) mit kretischer Schrift in Linear, auf der Rückseite eingeritztes L.symbol.

Um 750 v.Chr.
Erste Hinweise auf Entstehung der Sage von Dädalos und Ikaros
(lt. Hinweistafel im Deutschen Museum: “Der Traum vom Fliegen”)

 

_ Zeitenwende

Um 100 n.Chr.
veröffentlicht der griechische Priester, Historiker und Philosoph Plutarchos (50 bis 125 n.Chr.) seine Portraits antiker Gestalten, darunter auch solche der Sage und des Mythos wie die von Theseus, Ariadne und dem Kampf mit dem Minotauros im Labyrinth.

 

(Von 1300 vChr) bis ca. 400 n.Chr.
blühte im Mittelmeerraum der Mithras-Kult (s.o. 1300 vChr).

 

4. Mittelalter

Im 13. Jahrhundert
Die Kreuzzüge gehen zu Ende. Die Besetzung Palästinas durch die Sarazenen (Moslems) macht die Pilgerreisen nach Jerusalem für die gläubigen Christen unmöglich.
Deshalb legt man in den Westeingängen der großen Kathedralen von Chartres und Reims riesige Labyrinthe aus, deren Begehung dem Andächtigen als Pilgerreise ins Heilige Land angerechnet wird. An hohen Feiertagen tanzt (!) der oberste Diakon mit ins Labyrinth hinein. Dabei wirft er den außerhalb der Struktur stehenden Gläubigen einen goldenen Ball zu, der die Auferstehung Christi symbolisiert.
Diese christianiserten Labyrinthe sind mit zusätzlichen Schlingen versehen, die den Gang durch so ein Mosiak noch länger und komplizierter (und durchaus auch: verwirrender) gestalten (s. Abbildung 2).
Heute spielt nur nach das L. von Chartres eine Rolle (obwohl auch dies die meiste Zeit mit Stühlen zugestellt ist); das Pendant in der Kasthedrale von Reims ließ irgendwann ein Kardinal entfernen – weil er sich von den Kindern gestört fühlte, die dort spielten.

 

5. Barock und Rokkoko

Überall entstehen Irrgärten – die klassische Form des kretischen Labyrinths gerät weitgehend in Vergessenheit. . .

um 1700
William III. von England lässt im Garten Hampton-Court-Palast einen Irrgarten anlegen (der -» 1899 zum Vorbild für die ersten mazes in der experimentellen Tierpsychologie wird).

6. Neuzeit

Irrgärten (regelmäßig fälschlich als “Labyrinth” bezeichnet) bekommen große Bedeutung für die Intelligenzforschung und Lernpsychologie.

1789
entdeckt der italienische Anatom Antonio Scarpa das Ohrlabyrinth.
Der Pariser HNO-Arzt Alfred Tomatis weist 1981 darauf hin, dass
° das Ohr onto- und phylogenetisch das älteste Organ des Menschen ist und vermutet, dass die Entstehung des Ohrs der Entstehung des Nervensystems vorausgeht;
° das Gehör in allen Eigenschaften das erste Organ des Menschen ist, das voll ausgebildet ist – in der 20. Schwangerschaftswoche erreicht es seine volle und endgültige Größe.
Das Ohr-Labyrinth also – der Kern unserer (physiologischen) Existenz?

1899
Der amerikanische Wissenschaftler W. S. Small führt das erste maze (engl. für Irrgarten) zu Forschungszwecken in die Tierpsychologie ein. Er baut es als Holzkasten, der nach dem Vorbild des Irrgartens gestaltet war, den William III. von England um 1700 im Garten des Hampton-Court-Palastes anlegen ließ.
[xxximg:HamptonCourtMaze.jpg:300]
Small prüfte damit, wie Versuchstiere (Ratten in den meisten Fällen) durch diese verwinkelte Anlage liefen, um nach dem Prinzip von “Versuch und Irrtum” den schnellsten Weg zu finden. Dies ist gleichzeitig, wie man leicht einsieht, auch eine Prüfung der Intelligenz: es geht nämlich nicht allein um ein gutes Gedächtnis, mit dessen Hilfe sich die Ratten die einzelnen Versuchswege merkten, sondern auch um Einsicht und Ausfiltern falscher Versuche (sofern man dies bei Tieren so sagen kann).

Für die Erforschung des Phänomens Intelligenz und Hochbegabung weit interessanter ist, dass solche mazes bald danach auch in Experimenten mit Menschen eingesetzt wurden. Hicks und Carr (mehr als ihre Familiennamen waren in der Literatur nicht verzeichnet) benützten jedoch vor allem eine fiktive Kleinform: Man läßt dabei die Versuchsperson mit dem Finger oder einem Stift ihren Weg durch einen Irrgarten suchen und bewertet die Korrektheit und Geschwindigkeit, mit der das Gebilde möglichst fehlerfrei bewältigt wird. Was vor allem zählt, das ist, wie viele Versuche der Proband machen muss, bis er am Ziel ist.
“Im übertragenen Sinn gelten als Labyrinth-Versuche alle Lernapparate, bei denen zwischen verschiedenen Möglichkeiten zu entscheiden ist.” (Hehlmann, S. 298)

7. Gegenwart

1968
Federico Fellini setzt als vermutlich erster Regisseur das L-Motiv filmisch um: in seiner brillanten Version des Satyricon. Zitat aus der Film-Datenbank Amango:

Mit einer unglaublichen visuellen Kraft nimmt Fellini den Zuschauer mit auf eine phantastische Reise in eine durch und durch dekadente Gesellschaft. Die Zeitreise führt in das derbe, erotisch ausschweifende und hedonistische Rom unter Kaiser Nero. Zwei Jünglinge versuchen sich hier bei der Werbung um die Gunst eines Lustknaben gegenseitig auszustechen.
Der Film zieht Parallelen zur Ich-Bezogenheit moderner Gesellschaften – ist damit also auch immer wieder aktuell. Für die Bürger Roms steht ihr Vergnügen an erster Stelle. Höchste Sinnesfreuden wechseln sich mit tiefster Verzweiflung und Leere ab, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht. Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. Fellini schuf ein visuell verführerisches Meisterwerk mit Szenen, die den Zuschauer zugleich schockieren und ihn in ihren Bann ziehen. Ein ebenso raffinierter, wie gebildeter Film.

Eine Schlüsselszene gegen Ende des Films zeigt die Begegnung des Helden (einer der oben erwähnten Jünglnge, der aus Rom fliehen muss), entpuppt sich allerdings als sehr ängstlicher Menscher mit Stiermnaske, der froh ist, das der Held ihn gerade nicht tötet.
Dieser Film bzw. diese Szene mag als Beleg dafür gelten, wie sich das L-Motiv immer mehr auch in der Unterhaltungs- und speziell in der Filmindustrie manifestiert.

1980-er Jahre
Seit dieser Zeit lässt sich eine regelrechte Labyrinth-Bewegung beobachten: allerorten werden in Europa begehbare Labyrinthe als eine Form der LandArt ausgelegt.

1981
Austellung “Labyrinthe” im Palazzo della Permanente in Mailand (eingerichtet von Hermann Kern)

1982
Film Mazes and Monsters (dt. Labyrinth der Monster) . Erzählt wird die Geschichte von vier Studenten, die während des Abenteuer-Rollenspiels, das dem Film den Titel gibt (ein Nachfolger vom Klassiker dieses Genres, Dungeons and Dragons) in Schwierigkeiten geraten. Das wird künstlerisch nicht besonders anspruchsvoll erzählt und zielt auch deutlich auf ein jugendliches Publikum, ist aber gerade dieshalb psychologisch umso aufschlussreicher. Im Grunde geht es darum, dass die vier auf ihrem Weg von der Schulzeit und Jugend einen wichtigen Schritt ins Erwachsenenleben machen – also den Teil der Heldenreise, bei dem der Übergang über die Schwelle gewagt werden muss.
Der sensible Robbie schafft diesen Schritt nicht und wird psychotisch. (Makaber ist, aus der Sicht der Ereignisse vom 11. September 2001, dass der Schlussteils dieser Geschichte in einem der Zwillingstürme des World Trade Center spielt, das bekanntlich zerstört wurde; hier im Film ist alles noch intakt.)

1984
“Labyrinth”-Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing (Leitung: H. Kern)

1990 ca.
Trilonus (Lothar Bracht, Karlsruhe) bringt ein meditatives Brettspiel auf den Markt, bei dem man eine Metallkugel durch ein Labyrinth in der Art des Mosaik in der Kathedrale von Chartres bzw. Reims bewegt.

1994
Jim Hensons Die Reise ins Labyrinth (amerik. Titel: Labyrinth) ist noch immer die beste mir bislang bekannte Adaption des L-Motivs in filmischer Form. Wunderbar nimmt er die magische Elemente der uralten Sage auf:
Kaum hat der Teenager Sarah seinen quängelnden Baby-Stiefbruder “zu den Kobolden” gewünscht – als der auch schon dort hin verschleppt wird. Ihr bleiben nur 13 Stunden, um den Säugling aus dem Schloss des Koboldkönigs (gut gespielt von David Bowie) zu retten. Doch dieses Schloss befindet sich in einem recht knifflichen Irrgarten. Um dort durch zu finden, muss Sarah erst Helfer gewinnen – und die sind recht seltsamer Natur.
Ein Film für ein jüngeres Publikum (Jim Henson ist auch der Schöpfer der Muppet Show). Das Labyrinth (eigentlich ein Irrgarten) ist jedoch sehr eindrucksvoll – gerade weil es nicht nur aus Mauern besteht, sondern auch aus Wegen durch Dschungel etc.

1997
Cube von Vincenzo Natali kommt in die Kinos. Vielleicht im Jahr 2020 (Rücktext der DVD):

Sechs Leute gefangen in 17 576 Räumen, jeder fünf Kubikmeter groß. Das ist die Ausgangsbasis für einen der ungewöhnlichsten Sci-Fi-Filme der letzten Jahre: Ohne Erinnerung daran, wie sie dort gelandet sind, erwachen Polizist Quentin (Maurice Dean Wint), Mathematikstudentin Leaven (Nicole de Boer), Psychologin Holloway, Ausbrecherkönig Rennes, Autist Kazan und der mysteriöse Worth (David Hewlett) in einem würfelförmigen Raum. Sie beschließen, den Ausgang zu suchen. Doch die benachbarten Räume sind mit tödlichen Fallen wie Flammenwerfern, Säuren […oder menschlichen Eierschneidern] gespickt… Auch wenn der Film nicht durchgängig das beklemmende Niveau hält, gehört er zu den innovativsten des Genres. Vor allem die Bildsprache des Ex-Storyboard-Zeichners Vincenzo Natali beeindruckt. Er benannte seine Figuren übrigens nach bekannten Gefängnissen.

TV Spielfilm-Online meint zum selben Film:

Sechs Menschen finden sich inmitten eines bizarren, scheinbar endlosen Komplexes gleichartiger würfelförmiger Kammern aus Metall wieder. “Sie wurden von einer unbekannten Macht aus ihrem Alltag gerissen, ohne zu wissen weshalb und zu welchem Zweck. Angsterfüllt suchen sie nach einem Weg aus dem Labyrinth, das voller tödlicher Gefahren steckt.

Sehr gut gemachter Film – sehr minimalistisch von der Ausstattung, aber mit überzeugenden Figuren. Sehr spannend. (Interessanter Bezug zum Thema “Hochbegabung”): Der Autist Kazan ist ein -» Idiot savant, der mit seinem intuitiven Wissen um Faktorenzerlegung dort weiterhilft, wo die Mathematikstudentin Leaven mit ihrem Wissen um Primzahlen nicht weiterkommt.
Über einen der drei Drehbuchautoren, Mark Korven, heißt es in den Zusatzinformatiionen der DVD: “Nach seinem Studium in Creative Writing sammelte er erste Erfahrungen in der Filmbranche.”
(Eine Art Fortsetzung dieses Films Cube II – Hypercube – s.u. 2002.)

1998
Vom 13. Juni bis 6. Sep Ausstellung “Labyrinthus” in französischen Chartres (ausgerichtet von der “Association des Amis du Centre Médiéval Europeen)

1999/2000
Über den Jahreswechsel Labyrinth-Ausstellung in St.Pölten (organisiert von Ilse M. Seifried: Hettenkofen 18-22, Studio 1 / A-1160 Wien)

2000
Im 4. Band der erfolgreichen Harry Potter-Serie von Joanne K. Rowling, HP und der Feuerkelch spielt ein wichtiges Kapitel in einem grusligen, gewissermaßen lebendigen Irrgarten.

2002
Eine Art Fortsetzung dieses Films Cube (s.o. 1997) ist Andrzej Sekulas Cube II – Hypercube. Ein Science Fiction-Thriller, der ebenfalls in Kanada gedreht wurde – wahrscheinlich mit einer ähnlichen, wenngleich noch überdrehteren Geschichte. Ich kenne ihn nicht.

2003
Schönes Beispiel für die Allgegenwart des Labyirnth-Motivs in den Medien in die DVD zu einem Konzert der britischen Band Maze: Live in London. Schon das Cover lockt mit einem prächtigen Irrgarten. Dann ist da natürlich der Name der Band: maze = engl. “Irrgarten, Labyrinth”. Die Musik und die einzelnen Titel haben ncihts mit dem L-Motiv zu tun. –
Auch in Buchtiteln (und im Inhalt der Bücher sowieso) taucht der Begriff Labyrinth immer wieder auf. Nina Blazons Fantasy-Roman Im Labyrinth der alten Könige gewinnt 2003 den Hohlbein-Fantasy-Preis des Wiener Ueberreuter-Verlags

2005
Der 4. Film der Harry Potter-Serie, HP und der Feuerkelch kommt in die Kinos (s. o. 2000).

2006
Der Film Minotaurus des Regisseurs Jonathan English serviert eine banale Gruselfilm-Version der Labyrinth-Sage. Er handelt, aufgrund des üblichen Missverständnisses, in einem unterirdischen Irrgarten. –
Wesentlich anspruchsvoller ist Pans Labyrinth. Der Name des Regisseurs passt zum Labyrinth-Motiv: “del Toro” (span. “vom Stier”). Erzählt wird die Geschichte de zrwölfjährige Ofelia (Ivana Baquera). Sie reist im Spanien des Jahres 1944, also während des grauenvollen Bürgerkriegs oder kurz danach, mit ihrer schwangeren Mutter zum Stiefvater, wo das kommende Kind geboren werden soll. Dieser dem Diktator Franco treu ergebene Hauptmann (Sergi López) jagt in den Bergen gnadenlos die letzten Rebellen. Ofelias einzige Flucht aus diesem Elend der Realität der Erwachsenen ist ihre eigene blühende Phantasie.
Eines Nachts werden ihre Märchen lebendig: Vor ihren Augen verwandelt sich ein Insekt in eine Fee. Die führt das Mädchen zu einem Steinlabyrinth und dessen Wächter; dieser Pan (Doug Jones) betrachtet Ofelia als die verschwundene Prinzessin seines unterirdischen Reiches. Nur wenn sie drei Aufgaben zur Zufriedenheit löst, erweist sie sich ihrer Rückkehr in ihr Königreich als würdig.
Sehr guter Film (sehr realistisch – deshalb sehr grausam); aber zum Thema “Labyrinth” unergiebig – wenn man nicht die psychischen Irrwege der Protagonisten einbezieht. –
Manchmal ist der Bezug zum Labyrinth-Motiv dünn – aber dennoch sehr bezeichnend. So in dem wunderbaren schweizer Film Vitus von Fredi M. Murer im selben Jahr. Erzählt wird die Geschichte eines (musikalisch) hochbegabten Jungen, der sich weigert, ein berühmter Pianist zu werden (der Karrierewunsch seiner Mutter für ihn). In einer Schlüsselszene stürzt sich der verzweifelte Vitus – angeblich – mit einem selbstgebastelten Flugapparat aus dem Fenster der elterlichen Wohnung. Der Kommentar des behandelnden Arztes über den “wie durch ein Wunder” unverletzten Vitus: der sei ein rechter “Ikaros”. –

 

2012

Die britischen Forscher Ruggles und Saunders haben unter den rätselhaften Geoglyphen der Nazcas-Kultur in Peru Linien entdeckt, die wie ein Labyrinth auf sie wirkten. (Ruggles ,Clive und Nicholas Saunders 2012 / Lüscher 2012)

(Weitere Details zur Geschichte des Labyrinth-Motivs bei Kern, S. 24/25.  Ab hier können Sie in den Einträgen dieses Labyrinth-Blogs weitere Informationen finden. Viele weitere Details im REGISTER und in der rechten Randleiste unter den → KATEGORIEN.)


Bibliographie / Filmographie

Bücher und Zeitschriften etc.
Blazon, Nina: Im Labyrinth der alten Könige. Wien 2004 (Ueberreuter)
Hehlmann, Wilhelm: Wörterbuch der Psychologie. Stuttgart 1965 (Kröner).
Kern, Hermann: Labyrinthe – Erscheinungsformen und Deutungen. 5000 Jahre Gegenwart eines Urbilds. München 1982 (Prestel).
Lüscher, Geneviève: „Ein Labyrinth im Wüstensand“. In: Neue Zürcher Zeitung vom 19. Dez 2012, S. 54 (Forschung und Technik)
Rowling, Joanne K.: Harry Potter und der Feuerkelch. 
London 2000 (Bloomsbury)
Ruggles ,Clive und Nicholas Saunders. In: Antiquity 86, 1126-1140`(2012)

Tomatis, Alfred: La Nuit utérine. Paris 1981

Filme
Adamson, Wandrew u.a .(Regie): Maze “live in London”.Great Britain 2003 (Classic Pictures)
English, Jonathan (Regie): Minotaurus.
Deutschland, Italien etc. 2006? (First Look Films)
Fellini, Federico (Regie): Satyricon. Italien 1968 (Grimaldi)
Henson, Jim (Regie): Die Reise ins Labyrinth. USA 1994
Murer, Fredi M. (Regie): Vitus. Schweiz 2006 (Schwarz-weiß Film – der Film ist aber in Farbe – nur die Produktionsfirma heißt so)
Natali, Vincenzo (Regie): Cube. Canada 1997 (Cube Libre).
Sekula, Andrzej (Regie): Cube II – Hypercube. Kanada 2002 (dt.
Kinowelt)
Toro, Guillermo del (Regie): Pans Labyrinth (Il labirinto del Fauno). Mexiko USA 2006

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in diese Beiträge des Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem die Vorbemerkung zu diesem Labyrinth-Blog und das Register dieses Blogs. Die wichtigsten Personen und Begriffe werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren

 

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

3 Kommentare

  1. Pans Labyrinth

    Ich habe mir den Film mal ausgeliehen, weil ich irgendwas von sagenhaften Gestalten gelesen habe. Da dachte ich, es wäre ein Fantasy. Generell mag ich so Filme nicht, wo die Wirklichkeit mit Phantasie verschmilzt, weil ich dann nicht weiß, was was ist. War aber trotzdem spannend. Nur das Ende der Geschichte hat mir dann den letzten Rest gegeben. Ich weiß ja, wie böse und ungerecht die Welt ist, wie wir Menschen sein können, aber ich will das nicht immer sehen, zumal es ja eine realen Hintergrund hat. Und daß Kindern Gewalt und Böses angetan wird liest man oft genug in den Nachrichten.

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