Wikileaks-Gründer Assange im Irrgarten intimer Konflikte

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

"Sobald das Nein fällt, aber übergangen wird – und sei es das auf vermutungsfreien Sex beschränkte Nein -, wird die Grenze zum kriminellen Akt überschritten."
.
So ist das halt: Man liest die Zeitung, denkt an alles Mögliche, nur nicht an den Blog. Und schon ist es da: das Signal. Die Information. Das Aha-Erlebnis.

Natürlich interessiert mich als Internet-Benutzer auch die Meta-Ebene, also das, was über das Internet geschrieben und spekuliert wird. Die Indiskretionen von Wikileaks sind dementsprechend eine tolle Sache, im guten wie im schlechten Sinne. Aber nicht allen gefällt, was Julian Assange und seine Mitstreiter da machen. Vor allem den Geheimdiensten muss gewaltig stinken, wie er zielsicher Sicherheitslücken entdeckt und ausnützt. Ob das Verfahren wegen sexueller Belästigung, das nun gegen Assange angestrengt wird, mehr als ein Racheakt ist – ob es überhaupt einer ist – ob er wirklich so einer wie Kachelmann (angeblich) ist –

Das alles wird die Medien und Assange selbst noch eine Weile beschäftigen. Nicht nur wegen dem Irrgarten finde ich die grundsätzlichen Betrachtungen interessant, die Andreas Zielcke in der Süddeutschen Zeitung über "Assange und das späte Nein im Bett" anstellt. Der Autor vergleicht, wie verschiedene Länder und ihre Rechtssysteme sexuelle Übergriffe bewerten. Wenn er gut beraten ist, sollte sich Assange schleunigst nach Schweden ausliefern lassen – und möglichst nicht in England vor Gericht kommen oder gar in seiner Heimat Queensland. Hier das Zitat aus der SZ:

In Queensland hätte Assange also gar keine guten Karten. Wer aber glaubt, dass die feinen Linien zwischen gehauchtem Ja und verängstigtem Nein zu unwägbaren Spitzfindigkeiten und in einen schlüpfriger Irrgarten intimer Konflikte zwischen Sexpartnern führen, aus denen sich eine vernünftige Kriminialpolitik heraushalten sollte, findet sich zwar in bester, aber gestriger Gesellschaft.
Das Beispiel des Strafrechts der ehelichen Vergewaltigung illustriert es. Noch lange, nachdem das Sexualstrafrecht vor allem in den siebziger Jahren vom Sittlichkeits- zum Freiheitsschutz umfunktioniert worden war [… ]

So ist das halt, wenn Ikaros sich kühn hoch in den Himmel erhebt: da sind Größenideen, Machtstreben, autoritäres Gehabe und eben – vielleicht – auch Rücksichtslosigkeit im Bett nicht weit. Der antike Mythos mahnt an den drohenden Absturz.

Quelle: Zielcke, Andreas: "Sexuelle Freiheitsberaubung". In: Südd. Zeitung vom 13. Jan 2011 (Feuilleton)

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem die Vorbemerkung zu diesem Labyrinth-Blog und die Zeittafel. Die wichtigsten Personen und Begriffe werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren sowie im Register dieses Blogs.

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar