Von den Großen lernen: Corporate Blogging

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Die Blogger der SciLogs-Sphäre können von einander eine Menge lernen und abgucken. Aber wer sich professionell mit Corporate Blogging für große Unternehmen befasst, hat den einen oder anderen zusätzliche Tipp für uns parat. 

Dieser Tage habe ich ein Schreib-Seminar mit Studenten der “Akademie U5” durchgeführt, die Grafikdesigner ausbildet. In einer Pause entdeckte ich auf einem Info-Tisch zufällig die Zeitschrift Lead digital – das Magazin für Digital Business. Darin fand ich – unter der Gesamtüberschrift “Die Blog-Trommler” – eine Reihe aufschlussreicher Aufsätze. Alle befassen sie sich mit dem, was man heute als Corporate Blogging bezeichnet – also die Aktivitäten, mit denen sich Unternehmen via Blogging im Internet präsentieren und profilieren.

Da steckt viel Geld dahinter und entsprechend viel gekauftes Know-how. “Von professionell aufgesetzten Blog-Welten können Unternehmen profitieren wie von kaum einem anderen Social-Media-Kanal”, tönt die Publikation auf der Titelseite. Ich habe die einzelnen Artikel daraufhin durchgelesen, ob sich da irgendwelche Infos finden, die für uns schlichteren Wissenschafts-Blogger interessant und hilfreich sein könnten. Das meiste davon werden Blogger, die seit längerem posten, bereits kennen. Ich denke jedoch, dass es sich schon allein wegen des “etwas anderen” Blickwinkels der Medienprofis lohnt, sich dieses Spezialheft der gut aufgemachten Zeitschrift zu besorgen (Adresse s.u. Quellen).

Da wir Blogger ja alle auch etwas “verkaufen” (nämlich unsere wissenschaftlichen Spezialgebiete und letztlich auch uns selbst als Blogger), lohnt sich die Lektüre in jedem Fall. Und vielleicht spielen Sie ja mit dem Gedanken, Ihre wissenschaftlichen und technischen Spezialkenntnisse in Form eines Corporate Blogs auch kommerziell zu nutzen. Why not?

 

Besonders aufschlussreich fand ich diese Beiträge:

° “Lauter(er) Wettbewerb: So nutzen Sie Blogs für sich” von Yvonne Göpfert;
° “Blog ich, blog ich nicht” von Jacqueline Althaller (S. 26/27) – über den Sinn professionell gestalteter Kommunikationsplattformen von Firmen in Form von Blogs;
° “Unter Bloggern” von Raoul Fischer (Kommentar auf S. 52/53).

Auch die “5 Tipps für Corporate Blogs” auf S. 18 lassen sich sinngemäß durchaus auch für unsere wissenschaftlich orientierten Blogs übernehmen. Man muss dazu nur ein wenig querdenken.

“Ein Blog hat nur dann einen Sinn, wenn Sie regelmäßig Beiträge veröffentlichen” – das wissen wir alle bereits. Aber dies sollte des Nachdenkens wert sein:

Mehr Aufmerksamkeit erzielen Sie, indem Sie Blogeinträge auf bestimmte Suchwörter hin optimieren.

Letzteres lohnt sich zusätzlich, wenn man vorhat, aus den Blog-Artikeln irgendwann ein Buch zu destillieren – damit man sich nämlich in der eigenen Wissensfülle zurechtfindet, die man im Blog im Lauf der Jahre anhäuft. (Darüber demnächst mehr in diesem Blog “Labyrinth des Schreibens”.)

Auch die Anzeigen der Zeitschrift enthalten recht aufschlussreiche Hinweise, wie Unternehmen auf die Möglichkeiten von Blogs reagieren. Man mag sich daran stoßen, dass diese Artikel letztlich oberflächlich und natürlich – wie von so einer Hochglanz-Fachpublikation nicht anders zu erwarten – sehr industriefreundlich und entsprechend unkritisch sind. Aber ich denke, die aufmerksame Lektüre gerade dieses Spezialheftes kann für uns Blogger unter dem Strich sehr lohnend sein.

 

Wer den Umgang der Industrie mit sensiblen Nutzerdaten kritisch betrachtet …

… sollte in diesem Heft den Artikel “Mut zur Einfachheit” von Jakob Gomersall* lesen. Es geht dabei um möglichst effektives data mining und entsprechende Kapitalisierung der Daten, welche Firmen durch Anfragen von Usern erhalten – wozu sicher auch Kommentare zu Blog-Einträgen gehören. Diese technischen Aspekte von Big Data (wie das im Industriejargon genannt wird) werden erfasst in den 3 V: Volume, Variety, Velocity. Will besagen:
* Der Name “Gomersall” ist offenbar echt – könnte aber auch gut ein Pseudonym sein, das den Slogan “Commerce is all” persifliert. So würde ich das jedenfalls bei einer Romanfigur machen.

° immer weiter geführte Automation der Datenauswertung mittels KI führt zu immer schneller zugänglichen Werten (Velocity).
° erhöhte Variety der gesammelten Daten führt zu mehr Relevanz für die Unternehmen.
° Maximale Einfachheit der Inhalte (beispielsweise eines Blogs) hilft, die gigantischen Volumen der Datenströme besser zu managen resp. auszuwerten.

Wer solche Aktivitäten der Industrie (Facebook und Google zählen wir da ruhig dazu) kritisch betrachtet, sollte wissen, was die andere Seite denkt und plant: “Know thy enemy!”

 

Allgegenwart des Labyrinth-Mythos

Wie kaum anders zu erwarten, stoße ich auch in diesem Spezialheft auf Labyrinthisches. Das Zitat ist nicht so direkt wie ein Roter Faden oder ein Ikaros. Manchmal muss man ein wenig suchen, um die Relevanz eines Begriffs zu entdecken. Aber auf S. 52 bin ich fündig geworden. Der Autor Raoul Fischer lässt sich im schon erwähnten Artikel “Unter Bloggern” darüber aus, was Bloggen eigentlich ist:

Bloggen – das ist eher eine Berufung als ein Beruf. Aber eine, die längst professionelle Züge entwickelt und für manche ihr Broterwerb ist. Früh schon haben sich Netzwerke gebildet, die dem Einzelnen einen Anlaufpunkt und Unterstützung bieten.
“Der Begriff Blogger-Netzwerke führt in die Irre.” Das sagt der Social-Media-Berater Klaus Eck…

Nun, wenn ein Weg in die Irre führt – befindet man sich nicht immer in einem Irrgarten, und das gilt nicht nur für Wege, sondern auch für Begriffe. Man kann auch “einen Wald vor lauter Bäumen nicht sehen”, wie ein bekanntes Sprichwort verkündet. Doch es sei gestattet, hier einen dezenten Hinweis auf die Begriffswelt der Labyrinthiade zu sehen.

Quellen
diverse Autoren: “Die Blog-Trommler”. In: Lead digital – das Magazin für Digital Business- Nr. 20. München, 4. Oktober 2012 (Verlag Werben und Verkaufen GmbH, Hultschiner Str. 8 – 81677 München / Internet: http://www.verlag.wuv.de / Fon Redaktion: 089-21837657). Darin speziell:
Althaller, Jacqueline: “Blog ich, blog ich nicht”, S. 26-27
Fischer, Raoul: “Unter Bloggern” (Kommentar), S. 52-53
Göpfert, Yvonne: “Lauter(er) Wettbewerb: So nutzen Sie Blogs für sich”, S. 19-25
Gomersall, Jakob: “Mut zur Einfachheit”, S. 28-29

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem Willkommen im Labyrinth des Schreibens und die Zeittafel. Die wichtigsten Personen und Begriffe der Labyrinthiade werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren sowie im Register dieses Blogs.

221/#833/1451 – BloXikon: Blogging / Corporate Blogging

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

1 Kommentar

  1. Corporate Blogging und “Big Data”

    “Big Data” findet bei Großanbietern wie Google statt, man ist dort mit Gesichtserkennung und womöglich bald auch mit sprachlicher Erkennung von Individuen unterwegs, um Identitäten zu bilden und Konsumentenverhalten zu antizipieren.

    Was das mit Corporate Blogging und der Freiheit der unternehmerischen Meinungsäußerung zu tun hat, wurde im Artikel nicht ganz klar.

    Dann fiel noch der Begriff ‘Blogger-Netzwerk’, die scilogs.de sind ein Blogger-Netzwerk. Derartige Netzwerke bündeln technische Anforderungen an eine Publikationsmöglichkeit des Webs und dienen gerne auch oft ähnlich oder gleichgesinnten Publizisten dazu den Impact zu vergrößern, auch weil gemeinsam ein Publikum gepflegt wird.

    HTH
    Dr. W

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