“Silentium” in Salzburg (Österreich IV)

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Dieser Krimi von Wolf Haas hat´s in sich – nicht nur einige Morde (und was für grauslige) . . .

. . . sondern auch ein Kabinenlabyrinth und – als Neuigkeit im L-Thema – ein Spiegelkabinett. Dies ist ein kleiner Nachtrag zu meiner Österreich-Reise (s. die Einträge vom 26. bis 28. Februar). Es war einer dieser seltsamen Zufälle, dass ich diesen Krimi im Bildungshaus "Schloß Puchberg" als Lektüre für die Heimreise von meinem dortigen Seminar erstand und just, als ich gerade in Salzburg eingelaufen war, mit der Lektüre dieses Romans anfing – der, man glaubt es kaum, in Salzburg spielt.

Worum geht es darin? Der Detektiv Brenner (Hauptfigur in allen Krimis von Haas) ermittelt wegen Missbrauchsvorwürfen gegen einen künftigen Bischof in dessen früherem Wirkungsbereich, dem kirchlich-katholischen Internat Marianum in Salzburg. Dabei kommt er einem Serienkiller auf die Spur, der just im Keller dieses Internats sein Unwesen treibt. Und was lese ich, längst wieder zuhause in München angelangt, kurz vor Schluß des Romans, auf S. 188?

In den Gängen zwischen den Kabinen hat man sich richtig verirren können, und einziges Glück, daß hier nirgends Spiegel waren, sonst hätte man aus dem Labyrinth wahrscheinlich bis an sein Lebensende nicht mehr herausgefunden. Obwohl jetzt, symbolisch gesprochen, muß man sagen: Der Gottlieb Meller hat ja wirklich sein Leben lang nicht mehr aus diesem Spiegelkabinett des Marianischen Hygienunterrichts hinausgefunden. Aber interessant, daß ich jetzt diese Überlegung anstelle [ . . .]
Wie [der Brenner] wieder aus dem Kabinenlabyrinth hinausgefunden hat, ist die erste von den drei Kabinentüren im Umkleideraum nur mehr angelehnt gewesen . . .

Man wundere sich nicht über die seltsame Ausdrucksweise des Erzählers: Sie ist das Stilprinzip von Wolf Haas und macht den ganz speziellen österreichischen Charme und Lokalkolorit dieser hinreißenden Krimis aus (der übrigens schon verfilmt wurde).

Klar, dass auch die weltberühmten Salzburger Festspiele eine wesentliche Rolle in dieser kunstvoll gestrickten Story spielen. Mehr wird aber nicht verraten. Nur so viel noch: Ich habe mir das Buch wirklich nicht wegen dem L-Thema gekauft; dass es darin vorkommt (s.o.) war ebenfalls reiner Zufall.

Quellen 
Haas, Wolf: Silentium. (1999) Reinbek 2004 (Rowohlt TB)
Murnberger, Wolfgang (Regie): Silentium. Österriech/Deutschland 2005 / Darsteller: Josef Hader, Joachim Król, Simon Schwarz / Musik: Sofa Surfers

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blog rein! Hilfreich könnten vor allem die Vorbemerkung zu diesem Labyrinth-Blog und die Zeittafel sein.

  • Veröffentlicht in: Krimi

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

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