Milliarden Jahre in einem Satz

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Je nach zugrundeliegendem Weltmodell schätzt man das Alter des Universums auf 14 bis 25 Milliarden Jahre, darin enthalten die Evolution auf der Erde bis herauf zu uns Menschen. 

In dem französischen Film Genesis (deutsche Fassung gesendet am 5. April im Bayrischen Fernsehen) wird dies in folgendem Satz zusammengefasst:

Die Welt ist ein Labyrinth voller Hindernisse und Gefahren, die man überwinden muss.

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer, dass es ein wunderbarer Film ist, der mit einfachen Szenen, ohne irgendwelche aufwendigen Computer-Animationen, die Entwicklung des Lebens darstellt; sogar die Musik ist adäquat und nicht so "voll daneben" wie bei vielen ähnlichen Dokus. Die einzelnen Film-Kapitel werden durch den Kommentar eines altes afrikanischen Medizinmanns zusammengehalten, der diesen zitierten Satz ziemlich genau in der Mitte spricht.

Fragt sich nur, ob ein afrikanischer Schamane den Begriff und die bildhafte Bedeutung des Labyrinths kennt – oder ob ihm dies nicht die beiden französischen Filmemacher in den Mund gelegt haben. Letzteres würde ich eher vermuten – denn in Afrika ist das Labyrinth-Motiv eigentlich nicht Teil der Überlieferungen (anders als bei den Hopi-Indianern – was jedoch viel schwerer erklärbar ist).

Quelle:
Nuridsany, Claude und Marie Pérennou (Drehbuch und Regie): Genesis. Frankreich 2004

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

3 Kommentare

  1. Ein Ziel des Labyrinths?

    Lieber Herr vom Scheidt,

    das ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie sich für Ihre Antwort in die „Allwissenden Medien“ zu mir hinüber begeben haben. Aber das Thema Labyrinth ist nun einmal hier angesiedelt, deshalb komme ich zu Ihnen zurück.
    Ich meinte meinen kurzen Zwischenruf auch nicht als scharfe Denke. Ich bin lediglich über Folgendes gestolpert: Meine Vorstellung eines Labyrinths ist geprägt von dem einen Ein-/Ausgang und dem einen Mittepunkt. Beides sind Ziele, je nachdem, ob man hinaus oder hinein will, und dann sind es sogar einzige Ziele. Nimmt man diese Vorstellung als Modell oder auch nur als Metapher für evolutionäre Prozesse wie die Entwicklung des Lebens oder gar des Universums, hat man implizit eine teleonomische Idee eingeführt. Nun hat Teleonomie in der Evolution eigentlich nichts zu suchen. Dennoch wird sie in nahezu jeder Diskussion über evolutionäre Prozesse latent mitgeführt, was für mich ein lästiges Element ist, das zu Streit oder zu skurrilen Ableitungen führt.
    Inzwischen habe ich Ihr „Zur Person“ gelesen und mir scheint, dass Sie eine andere metaphorische Verwendung des Begriffs Labyrinth haben. Hätte ich das zuvor gewusst, wäre mein Kommentar wohl ausgeblieben.
    Auch habe ich den Film „Genesis“ leider nicht gesehen. Ich weiß insofern auch nicht, ob der Begriff Genesis hier im ursprünglichen griechischen Sinn oder in der Bedeutung der biblischen Schöpfungsgeschichte gemeint ist. In letzterem Fall wäre der Bezug zur Evolution ohnehin nicht gegeben.

  2. Evolution als Labyrinth

    Lieber Werner Grosse:
    Das Thema des Films “Genesis” (so auch der franz. Originaltitel) ist die Evolution, durchaus im nat.wiss. Sinn.
    Die Labyrinth-Metapher wird also nur ganz allgemein eingesetzt, um die – fraglos vorhandene – Gefährlichkeit des Lebens überhaupt (als Evolution auf der Erde), zu benennen.

Schreibe einen Kommentar