Labyrinth-Motiv: woher – wohin?

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Kulturgeschichtlich bietet das Labyrinth-Motiv eine atemberaubende Spannweite: Es stammt aus der Epoche der Ackerbauern und Viehzüchter und reicht mit buchstäblich unzähligen Beispiele tief in unsere Gegenwart der Stadtzivilisation mit ihren MegaCities.

Auf die Ackerbauer-Kultur deutet der Stier-Kult hin, für den die Figur des Minotauros steht. Ob dieser in der antiken Sage als bösartig dargestellte Widersacher des strahlenden Helden Theseus wirklich so ein Ungeheuer war, ist zu bezweifeln:

Athen hatte allen Grund, nach seinem Sieg über das einstmals so mächtige Kreta diese Vorgängerzivilisation in den denkbar schwärzesten Farben zu malen – wie das Siegermächte nun mal so zu tun pflegen (zum Beispiel Rom mit Karthago). Vielleicht war ja dieses Mischwesen nichts anderes als der Hohepriester eines Stierkults, der sich eine entsprechende Maske aufsetzte (Fellini hat es in seinem Film Satyricon so ähnlich interpretiert). Damit würde die Figur des Minotauros allerdings nicht nur für die Neolithische Revolution stehen, sondern für die noch viel weiter zurückreichende Vorläufer-Kultur des Schamanismus – s. die entsprechenden Malereien in prähistorischen Höhlen.

Schon mehr auf eine Stadt-Zivilisation in der Art des antiken Athen oder – noch früher – des indischen Mohenjo Daro verweisen zwei andere Aspekte der Labyrinth-Geschichte, die nahtlos in unsere Gegenwart der Riesenstädte des Dritten Jahrtausends überleiten:

° Da ist zum einen das im Begriff Labyrinth immer witschwingende verwirrende Gewusel der Städte, die schon in jenen frühen Tagen manchmal 100.000 und mehr Bewohner hatten – und entsprechend viele Häuser und Strassen, Gassen, Plätze samt den damit (speziell für Fremde) verbundenen Möglichkeiten, sich zu verirren – also all das, was ich mit dem Neologismus YRRINTHOS zu fassen suche.

° Und da ist zum anderen die Figur des (kretischen) Labyrinth-Symbols, die ja nicht gerade einfach zu zeichnen ist, sondern Ergebnis einer sehr komplexen geometrischen Konstruktion (s. den Beitrag auf meiner Website WIE MAN EIN LABYRINTH KONSTRUIERT

Letzteres legt den Verdacht nahe, dass sich da jemand (eine Gruppe?) viel Gedanken gemacht hat über diese Konstruktion aus einem Kreuz, vier Punkten und den darüber sich wölbenden sieben Bögen:

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"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

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