Im Bauch der Bibliothek
BLOG: Labyrinth des Schreibens

Wieder mal ein Rätsel für die Kommentatoren: Bibliothek als Labyrinth – an wen erinnert Sie das?
Die Bibliothek, die hier als labyrinthös erlebt wird, steht in München. Es handelt sich um die Staatsbibliothek. Fridolin Schley hat sie zum Zweck einer Reportage für die Jugend-Seite jetzt.de der SZ besucht und dabei folgendes entdeckt:
. . . das eigentliche Geheimnis der StaBi liegt woanders. Wenn der Lesessal das Herz der StaBi ist, dann ist das Archiv ihr Gehirn. Ihr Gedächtnis. In einem ewigen Kreislauf des Klassifizierens, Katalogisierens und Konservierens wird hier die Identität der Stadt, die kulturelle Erinnerung ihrer Einwohner erst geschaffen. Als in ständiger Bewegung befindlicher Organismus kämpft das Archiv gegen das Vergessen an. Die Archonten der StaBi gleichen, wenn sie bestellte Dokumente in einem undurchsichtigen, wie einem dunklen Ritus folgenden Prozess aus den labyrinthischen Gängen und Regalen zu Tage fördern, untoten Seelen, die für immer in einer leeren Zwischenwelt gefangen sind. Stets aufs Neue gerät man in Sorge, ob die Wächter auch wiederkehren, wenn sie in die Tiefen des Magazins verschwinden.
Quelle: Schley, Fridolin: "Von Büchern, Bäuchen und Bekloppten. Ein Erfahrungsbericht aus der Staatsbibliothek". In: Südd. Zeitung vom 2. Jan 2008 Von Büchern, Bäuchen und Bekloppten
Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal bei den früheren Beiträge dieses Blog rein! Hilfreich könnte vor allem die Vorbemerkung zu diesem Labyrinth-Blog sein. |