Hochbegabte haben´s leichter?
BLOG: Labyrinth des Schreibens
Von wegen "Hochbegabte haben´s leichter"! Das Gegenteil ist der Fall bei vielen Menschen mit einem Intelligenzquotienten (IQ) von 130 aufwärts (so die gängige Defiinition von Hochbegabung).
Weil Tausende von hochbegabten Kindern (die genaue Zahl ist völlig unbekannt – sie schwankt zwischen 12 und 75 Prozent, je nach Quelle!) schon in jungen Jahren Probleme mit der Realisierung ihrer Talente haben, in der Schule unglücklich sind oder sogar gemobbt werden, haben sich viele betroffene Eltern in der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK)zusammengeschlossen. Die DGhK nennt ihre zweimontlich erscheinende Verbandszeitschrift Labyrinth (Abb. 1) und hat sich eine ganz spezielle Variante des kretischen Urtyps mit einem einzigen Gang, das der Kathedrale von Reims, als Logo ausgewählt (Abb. 2: Vergrößerung).
Abb. 1: Zeitschrift der DGhK Abb. 2: Herausvergrößertes Logo
Die Zeitschrift ist sehr professionell gemacht und bietet viele Informationen zum Thema, darunter interessante Grundsatzreferate, Vereinsnachrichten mit Angebote speziell für hb Kinder und Jugendliche – und natürlich immer wieder auch Bezüge zum Labyrinth-Thema. Eine regelmäßige Rubrik heißt "Junge Schriftsteller im Labyrinth".
Diese Labyrinth aus der Kathedrale von Reims schlägt übrigens thematisch eine schöne Brücke zurück zur Geschichte von Agnes Liebi, die der Ersten Preis im Wettbewerb gewonnen hat: Genau um so ein Labyrinth (in einem Münster) geht es in "Winterwölfin, Labyrinth und Bär" .
In eigener Sache
Ich habe über das Thema Hochbegabung vor einigen Jahren ein ganzes Buch geschrieben und dabei sehr bewusst das Labyrinth-Thema als roten (thematischen) Faden eingesetzt: Das Drama der Hochbegabten.
(Wenn es Sie nerven sollte, dass ich schon wieder eines meiner Bücher erwähnte: Es kommen demnächst noch mehr dran. Als Schriftsteller sind nun mal meine eigenen Werke ganz wesentliche Themen – gerade im Zusammenhang dieses Labyrinth-Blogs.)
Bibliographie
DGhK (Hrsg.): Labyrinth. Vereinszeitschrift der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (nur für Mitglieder). Erscheint zweimonatlich in Berlin. Link: DGhK
Scheidt, Jürgen vom: Das Drama der Hochbegabten. (2003) München Okt 2005 (Piper TB)
Stimmt genau
Sie treffen den Nagel auf den Kopf, wir haben unseren Sohn an der Uni in München testen lassen, auf 3 Gebieten IQ über messbaren Bereich und auf den anderen immer um 130.
3 x die Grundschule gewechselt, am Gymnasium Mobbing vom ersten Tag an, aber das ist ja normal, wir sind im DGhK und haben mit vielen gleichleidenden gesprochen. Er will jetzt das Gymnasium wechseln.
Jap….das ist wahr…..
Hallo,
Ja also sie haben wohl recht. Ich bin selber einer der Menschen mit IQ über 130. Ich habe zwar “nur” 132. Das ist vor 6 Jahren gemessen worden.
Ich hatte immer Probleme mit meinen Mitschülern. Nicht nur weil diesen hohen IQ hatte, sondern auch weil viele Probleme mit meiner Persönlichkeit hatten. Ich hab manchmal das Gefühl dass das eine das andere impliziert….
beste grüße
Uupps……
eigentlich dachte ich, dass Chronologs ein Blog für Historiker sei und bin daher bislang hier noch kaum gelandet…Interesse ist ja da, aber die Zeit, die Zeit….
so hatte ich natürlich ein solches Themenspektrum, welches Sie anbieten hier auch nicht erwartet und werde Sie fortan in meinen Feedreader packen 😉
Gibt es eigentlich Studien dazu, dass Hochbegabte es tatsächlich sehr viel schwerer haben? Oder haben nicht alle, minderbegabte, normal begabte und hochbegabte Schwierigkeiten, nur mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen…(die Erzieher- und Lehrerausbildung ist m.E. zumindest für beide Randgruppen (minder-, teil- und hochbegabte Kinder)oft mit ein Problemauslöser.
Uupps
Liebe Monika Armand:
Ich glaube nicht, dass HB es “sehr viel schwerer haben”. Studien dazu gibt es meines Wissens keine – allenfalls die Langzeit-Studie von Terman (“Termiten”-Studie”)- aber da war die Auswahl der Probanden sehr einseitig und nahm wenig anpassungsfähige wie die späteren Nobelpreisträger Stockley (Transistor) und Alvarez (“Saurier-Sterben”) raußen vor. Bei Ellen Winner (“Hochbegabung”, Klett-Verlag) findet man gutes Material, wenn auch sehr verstreut.
Ich halte so eine Studie für kaum durchführbar. Warum? Die erfolgreichen HB interessieren sich nicht für die Underachiever und Erfolglosen – und die Underachiever schämen sich meistens. Sicher haben “alle, minderbegabte, normal begabte und hochbegabte Schwierigkeiten, nur mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen”
Aber HB sind ja genetisch bedingt wohl auch übersensibel (s. Andrea Brackmann sehr lesenswertes Buch “Jenseits der Norm – Hochbegabt und hochsensibel?”) – und leiden dementsprechend unter Erfolglosigkeit sehr stark – wahrscheinlich stärker als Normalbegabte, die ein dickeres Fell haben (alles nur Vermutungen).
Die Erzieher- und Lehrerausbildung ist höchstwahrscheinlich in der Tat für beide Randgruppen (minder-, teil- und hochbegabte Kinder) mit ein Problemauslöser. Siehe dazu die ganze ADHS-Diskussion, die ja oft hb Kinder “trifft” – und m.E. sehr viel mit dem unnatürlichen “Stillsitzen” in der Schule zu tun hat.
HB ist offenbar nicht selten eine Art “Behinderung”, wenn adequate und frühe (möglichst vor der Schule) Föderung und Ermutigung des “Sonderwegs” fehlt.
(Eigentlich wollte ich ja einen HB-Blog schreiben – hab ich auch mal angefangen – aber das Labyrinth-Thema ist mir dann doch von selbst zugewachsen bzw. durch die kräftige Nachhilöfe von Joachim Schüring.)
Herzliche Grüße aus München – J vom Scheidt.