Frohe Weihnacht auf unbekanntem Stern

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

 

Dem Helden des hier vorgestellten Zukunftsromans wurde auf jenem “unbekannten Stern” keine “Frohe Weihnacht” beschert – mir als Leser schon. 

Abb 1: Originalumschlag von A.M. Kolnberger zu seinem Zukunftsroman “Auf unbekanntem Stern” (1948)

 

So ein Zufall!

Es gibt alle möglichen Zufälle. Die meisten machen einen nur kurz stutzig. Es gibt aber etwas, das man “unglaublicher Zufall” nennt; das sind die außergewöhnlichen Koinzidenzen. Es gibt zudem seltsame Zufälle, die einen zum Grübeln über ihren möglichen “Sinn” bringen können. Und es gibt schließlich Zufälle, die einem schlicht den Atem verschlagen und manchmal sogar richtig glücklich machen, weil einem das Herz aufgeht. Einer von der letzteren Art ist der Zufall, welcher mit diesem Buch zusammenhängt.

Ich nahm bisher stets an, dass mein Interesse, ja meine Faszination mit dem Thema Labyrinthe von dem Buch Götter Gräber und Gelehrte von C.W. Ceram herrührt. Diesen “Roman der Archäologie” bekam ich, wenn ich das richtig erinnere, zu Weihnachten 1951 als begehrtes Geschenk von meinem Onkel Karl. Mich beschäftigte zunächst vor allem das Kapitel über die geheimnisvolle Maya-Kultur, die ich von der Abenteuer-Heftserie Sun Koh – der Erbe von Atlantis bereits ein wenig kannte. Hier, bei Ceram, wurde ich auch erstmals mit dem Labyrinth-Thema vertraut: im Kapitel 8 über den “Faden der Ariadne”.

Doch dieser Tage, als ich Anton Kolnbergers “Auf unbekanntem Stern” wieder mal las (das vierte Mal), da hat´s mich doch “gerissen”, wie man umgangssprachlich so schön sagt. Mit einem “Labyrinth” ist ja in einer Geschichte, die auf einem urzeitlichen Planeten spielt, eigentlich nicht zu rechnen. Von wegen!

 
Eine Weihnachtsgeschichte der besonderen Art

Ich war achteinhalb Jahre alt und längst Stammgast in der einzigen Buchhandlung “Maria Kolb” meines Heimatortes Rehau. Man kannte mich dort, trug ich doch schon eine Weile die abonnierten Zeitungen aus und den Lesezirkel. Oft saß ich nach getaner (Kinder-)Arbeit, ein paar selbstverdiente Groschen in der Hosentasche, in einer Ecke des Ladens und schmökerte in einem der Bücher, die dort zum Verkauf ausgestellt waren. Es muss kurz vor Weihnachten 1948 gewesen sein, als mir ein Titelbild ins Auge stach, das ganz anders aussah, als die Tecumseh-Bände und was ich damals sonst noch las. Meine beiden Enkelinnen sind heute genau in diesem Alter. Wenn ich mit ihnen, wie jetzt zu Weihnachten, in die Buchhandlung gehe, um sie ein Weihnachtsgeschenk aussuchen zu lassen, kann ich mühelos mich als Achtjährigen da schmökern sehen, tief beeindruckt von der Welt der Erzählungen, in die einzutauchen etwas Wunderbares ist.

Ob die Mädchen mit diesem Roman etwas anfangen könnten? Von Harry Potter sind die beiden ja sehr begeistert, haben die ersten vier Bände schon zweimal gelesen (die Folgebände sind noch unter Verschluss, weil “zu spannend”). Oder ist Auf unbekanntem Stern ein reines Bubenabenteuer? Muss ich mal testen. Die Kinder wachsen heutzutage wie nebenbei mit jeder Menge SF-Themen auf, was in meiner Kindheit unvorstellbar war. Zumindest aus dem Fernsehen sind ihnen Star Trek und andere utopische Geschichten vertraut.

Die Geschichte, von der hier die Rede bzw. Schreibe sein soll, handelt vom ersten bemannten Raumflug. Er startet im Roman am 2. Juli 1992 (S. 8). Aus der Sicht von 1948 lag dieser Termin weit in der Zukunft! Aber aus heutiger Sicht (Dezember 2012) ist das geradezu absurd. Der Raumflug soll zum Mars führen. Er verläuft zunächst planmäßig. aber dann durchschlägt ein Meteorit das Vehikel, unbekannte mächtige kosmische Kraftfelder reißen es durch die Weiten des Universums und lassen es auf einem unbekannten Planeten abstürzen. Der Held Bergen überlebt als einziges Besatzungsmitglied. Er findet sich in einer Welt wieder, die der Kreidezeit der Erde ähnlich ist und von gewaltigen Sauriern und anderen Urzeittieren bewohnt ist. Schachtelhalmwälder und Moore mit scheußlichen Ungeheuern bedecken die Kontinente.

So ein Planet existiert nirgendwo in unserem Sonnensystem, wie wir heute wissen. 1948 (oder früher), als Kolnberger den Roman schrieb, wäre die Venus ein möglicher Kandidat gewesen. Aber das ist nicht so wichtig. Heute würde der Autor ein Wurmloch oder ein anderes phantastisches Hyperraum-Kraftfeld ersinnen, um seine Figur wohin auch immer in ihre Heldenreise zu transportieren, um die es ja letztlich geht.

Wenn man dieses Titelbild von 1948 (Abb. 1) genauer betrachtet und Steven Spielbergs Film Jurassic Parc von 1993 samt der Saurier-Mania der Zeit danach nebeneinander stellt, wundert man sich im Rückblick: Alles schon dagewesen! Mich haben die Urechsen auf diesem Buch jedenfalls tief beeindruckt und sie bzw. der Schutzumschlag des Romans waren vermutlich der erste Impuls, der meine Neugier weckte. So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen! Der Wal (als vermeintliche Insel) und der riesige Vogel Rokh, mit denen Sindbad der Seefahrer (auch eines meines Kindheitsidole) sich herumschlagen muss, sind zwar von ähnlichen Kaliber. Aber diese Saurier, nicht zuletzt in den beeindruckenden Illustrationen von Kolnberger, waren schon noch etwas ganz anderes. Vor allem, als ich erfuhr, dass es solche Riesenechsen einmal wirklich auf der Erde gegeben hat!

Abb 2: Farbige Innenillustrationen von A.M. Kolnberger zu seinem Zukunftsroman “Auf unbekanntem Stern” (1948)

Ich begann in dem Buch zu lesen. Bald schon wusste ich: Das muss ich haben, das wünsche ich mir zu Weihnachten. Damals musste man beim Bücherkauf übrigens zusätzlich zum zu bezahlenden Preis von 9,60 Mark noch eine entsprechende Menge Altpapier mitbringen; aber das war kein Problem.

 

Mein erstes eigenes Buch

In der Süddeutschen Zeitung gibt es eine unregelmäßig erscheinende Rubrik, in der Autoren ihre erste Lektüre vorstellen und wie diese ihr Leben und ihre Karriere beeinflusst hat. Kolnbergers Auf unbekanntem Stern war nicht nur mein erstes eigenes Buch, sondern auch der erste Zukunftsroman (wie man das damals nannte, bevor sich Science Fiction etablierte) meines Lebens. Mit ihm begann meine Begeisterung für dieses Genre, die mich nie wieder losgelassen hat, wenn auch mit manchmal recht heftigen kritischen Ups and Downs.

Abb 3: Umschlag von Karl Stephan einer späteren Ausgabe (1954) von Kolnbergers Zukunftsroman

 

Allgegenwart des Labyrinth-Mythos

Als ich den Roman dieser Tage erneut (zum vierten Mal, wie schon erwähnt) las, dachte ich betreffs Labyrinthiade allenfalls daran, da könnte eventuell ein Ikaros auftauchen. Schließlich kommen ja in Kolnbergers Erzählung fliegende Menschenwesen vor, und die Hauptfigur verwandelt sich selbst in ein solches flugfähiges Geschöpf. Doch ich fand etwas ganz anderes aus dem Labyrinth-Mythos und das gleich viermal. Zunächst auf S. 111:

Das ganze Gebirgsmassiv schien in zahllose Blöcke zerrissen. Dadurch entstand ein wahres Labyrinth von schmalen und schmalsten Felsspalten, die oft so eng waren, daß kaum ein mannsbreiter Steg zwischen den Wänden Platz fand. Eine Zeitlang ging es auf und ab, um viele Ecken und Kehren. Manchmal schoben sich die Felswände so über ihnen zusammen, daß es vollkommen dunkel um sie wurde. Mit einemmal aber wichen die Felsen zurück, der Steg, über den sie schritten, lief auf einen Felsgrat hinaus, der schmal und lichtübergossen sich über einem tief unter ihnen liegenden Talkessel erhob. 

Kein Labyrinth, sondern ein Irrgarten

Das Labyrinth in diesem Zitat war, wie auch in den beiden folgenden Beispielen und wie meistens in solchen Fällen gerade kein klassisches kretisches Labyrinth, sondern ein (Felsen-)Irrgarten, was ich lieber als Yrrinthos bezeichne.

 War es aber nicht fast […] mit Sicherheit anzunehmen, daß sie bei ihrem gewagten Spiel mit den entfesselten Elementen eines Tages in den Bereich eines großen Lavaausbruches gerieten und von geschleuderten Felsstücken erschlagen wurden oder in den Flammen und giftigen Gasen eines sich bildenden Kraters umkamen? Er nahm an, daß dieses Vulkangebiet ein schmaler Streifen sei, den er nur zu durchqueren brauchte, um auf der anderen Seite wieder an den grünen Gestaden eines festen Kontinents entlang zu segeln. Wenn es aber anders war? Wenn das Stück Land, auf dem er die Menschen gefunden hatte, das einzige bewohnbare dieses Sternes war und der ganze übrige Weltkörper erst noch im Erstarren begriffen lag – Wer sollte ihm dann den Weg aus diesem Labyrinth zeigen? (S. 207)

Ein Labyrinth aus Rauch und Dunst

Dann lag eines Abends wieder das offene Meer vor ihnen, in das die Sonne wie ein glühender Ball tauchte. Das Donnern und das unterirdische Rollen wurde von Tag zu Tag schwächer und erklang schließlich nur noch wie fernes Gewitter. Mit der Bläue des Himmels, mit der wieder sichtbaren Sonne kehrte auch Gelbauges Unbefangenheit zurück. Er strahlte. Er war gesprächig wie nie zuvor und suchte zu helfen, wo es etwas zu tun gab. Bergen indes war nicht so sorglos zu Mute. Den heißen Gürtel hatten sie hinter sich. Aber wo war jetzt das Land, das er umsegeln wollte? Das Boot war mit falschem Kurs aus dem Inselgebiet herausgekommen. Sie hatten den Sonnenaufgang backbord gehabt und die Ufer im Westen, als sie hinein gefahren waren. Jetzt ging die Sonne steuerbord auf, vom Land aber war weit und breit nichts zu sehen. Sie hatten in dem Labyrinth von Rauch und Dunst, in dem sie die ganzen Wochen hindurch die Sonne kaum ein paar Mal zu sehen bekommen hatten, die Richtung verloren. (S. 211)

 

Daidalos – nicht Ikaros

Es ist interessant, dass Kolnberger als Äquivalent zu seinem Helden, der sich unter dem Einfluss des fremden Planeten in einen Menschen mit Flughäuten verwandelt, das griechische Erfindergenie Dädalus (Daidalos) einfällt – und nicht dessen unglückseliger Sohn Ikaros:

Die Gestalt Peter Bergens war nun nicht mehr wiederzuerkennen. Sein Körper war von der Brust bis zu den Fußknöcheln mit weißgrünlichen, schimmernden Schuppen bedeckt. Perlmuttglänzende Blätter fielen ihm bis auf die Schultern, wo früher menschliches Haar gewachsen war. Die Flughäute und die Rückenflossen waren zu voller Größe ausgebildet. Es kam die Stunde, in der er […] einen Felsen erstieg, die Flughäute ausbreitete und sich zum ersten Male der Luft anvertraute. Er wäre unsanft gelandet, hätte ihn nicht sein Freund und Lehrer im letzten Augenblick gefaßt und vor dem Sturz bewahrt. Noch waren die Armmuskeln, die die Flughäute bewegten, zu schwach, noch hatte er nicht gelernt, den Körper in der richtigen Lage zu halten. Aber Bergen […] war unermüdlich, trotz aller scheinbaren Mißerfolge. Dann ging die Sonne über dem Tag auf, da er sich von einem hohen Felsen aus allein in die Luft hob und wie ein neugeborener Dädalus in großen Schleifen zu Tal segelte. Heiße und kalte Schauer liefen ihm über den erzitternden Körper, als er schwebend die Luft an seinen Flughäuten entlang streichen fühlte. Nachdem er einmal die Lust des Fliegens verspürt hatte, konnte er sich nicht genug tun, sie immer wieder aufs neue zu genießen. (S. 213)

Warum wählt Kolnberger den Daidalos aus – und nicht den Ikaros? Dieser wird ja in Geschichten, wo es um das Fliegen geht, seltsamerweise meistens als symbolische Figur verwendet – obwohl er doch scheitert (jedenfalls in einer Variante des Mythos). Ich denke, dass Kolnberger damit, bewusst oder unbewusst, ausdrückte, dass sein Roman und das Schicksal seines Helden ein gutes Ende nehmen werden.

 

Geschrieben wird auch auf jenem fernen Planeten

Der einzige Erdenmensch auf einem fremden Planeten wird sich naturgemäß einsam fühlen und, wenn er einigermaßen gebildet ist, schon deshalb zum Tagebuchschreiber werden. Peter Bergen in dieser Geschichte ist zudem Wissenschaftler und schon deshalb gewöhnt, sich Notizen zu machen. An zwei Stellen wird deshalb das Schreiben zum eigenständigen Thema:

Bergen, der sich an das lange Schlafen nicht gewöhnen konnte, saß nun Tag für Tag über seinem Tagebuch. Er schrieb seine Erlebnisse nieder, angefangen von dem Start auf der Erde, beschrieb mit der sachlichen Genauigkeit des Ingenieurs den ganzen Verlauf der Fahrt des [Raumschiffes] WRS I und arbeitete eine Reihe von technischen Vorschlägen und Verbesserungen aus, die beim Bau eines dritten Schiffes wesentliche Mängel beseitigen sollten. Er war nicht im Zweifel darüber, daß schon das zweite Schiff, dass eben jetzt auf der Erde gebaut wurde und auf das er so sehnsüchtig wartete, manche technische Verbesserungen aufweisen würde.  (S. 179)

Als gegen Schluss des Romans die ersehnte Rettung naht und Bergen zum ersten Mal seit Jahren wieder Erdenmenschen begegnet, bekommt das Schreiben noch eine völlig andere Aufgabe: Kommunikation zu ermöglichen für jemanden, der buchstäblich verlernt hat zu sprechen, sich aber seinen wachen menschlichen Verstand bewahrt hat.

 

Von Alien zu Alien: Schreiben könnte helfen

Die Menschen der Erde standen vor ihm, dem Wesen dieses Sternes, abwartend, halb Furcht, halb Überlegenheit in ihren Zügen, genau wie er einst am Rande des Urwaldes vor den ersten Menschen dieses Planeten gestanden hatte. Er ging entschlossen auf [seinen einstigen Mentor] Brookens zu, die Hand nach Erdensitte vorgestreckt, Die Männer wichen zurück. Einer hob die Waffe. Da schüttelte er den Kopf und winkte mit der Hand. Dann machte er zu Brookens die Geste des Schreibens und bedeutete mit Hand und Mund, daß er nicht sprechen könne. Man sah ihn vollkommen verständnislos an. Mein Gott, warum verstanden sie ihn denn nicht. Immer wieder, immer eindringlicher wiederholte er den Versuch, ihnen seinen Wunsch klarzumachen. Da endlich! Einer holte zögernd einen Block aus seiner Tasche.
[… Er] schrieb: „Herr Dr. Brockens, ich bin Peter Bergen, der einzige Überlebende von W.R.S. I. Die Kräfte des Planeten haben meine Gestalt verändert. Meine Zunge ist für die menschliche Sprache gelähmt. Sagen Sie den Herren, sie möchten die Waffen wegnehmen – es besteht für sie hier keine Gefahr.” Er riß das Blatt ab und reichte es Brookens. Der las. Er verfärbte sich, wurde kreideweiß. „Peter Bergen, Peter Bergen,” immer wieder sprach er den Namen wie zu sich selbst.
(S. 219)

 

Zur Person von Anton Maria Kolnberger (1906-1976)

Den Autor lernte ich 1971 persönlich kennen. Er hatte in der Literaturzeitschrift publikationen einen Artikel von mir über SF gelesen, worin ich unter anderem seinen Roman lobend erwähnt hatte. Nun lud er mich zu sich nachhause nahe des Nymphenburger Schlosses ein, zu einem langen Gedankenaustausch über Zukunftsromane und was weiß ich noch alles. Ein Thema war auch sein Nachbar Eugen Roth, der für seine heiteren Gedichtbände bekannt war und den er eher kritisch betrachtete, daran erinnere ich mich noch genau. Wir haben uns dann aber wieder aus den Augen verloren. 1976 ist er gestorben, ohne dass wir unser anregendes Gespräch fortsetzen konnten. Am Schluss des Buches (S. 239) äußert sich der Autor Kolnberger vermutlich selbst:

Geboren 1906 in Reisbach (Ndb.). 1926 Absolutorium am Humanistischen Gymnasium Straubing. Danach Studium an der Technischen Hochschule, Kunsthochschule und Universität München. 1931 Staatsexamen für das Zeichenlehramt an der Technischen Hochschule München. Ab 1932 Studienassessor für Zeichnen am Wittelsbacher Gymnasium München. Seit 1938 freischaffender Künstler. In den Jahren von 1940 bis 1945 als Soldat eingezogen.

Dies kann man ergänzen durch Daten, welche auch die Wikipedia nur zum Teil kennt: Sein Roman Auf unbekanntem Stern wurde 1954 nochmals (mit anderem Titelbild von Karl Stephan – s. Abb. 3) als Hardcover im Düsseldorfer Hoch-Verlag aufgelegt, ein weitertes Mal 1985 als Ullstein-Taschenbuch (ohne die Illustrationen und kräftig gekürzt). Er schrieb auch noch andere Jugendbücher wie Ein ganz verrückter Wecker. Außerdem illustrierte Kolnberger die Biene Maja und andere fremde Bücher, wie die Website SF-Leihbuch vermerkt (von wo ich auch die Abb. 1 und 2 kopiert habe).

Als ich dort das Originaltitelbild des Verlags Die Egge (das mit den Sauriern – s. Abb. 1) erblickte, wurde mir bewusst, dass ich zwar die Originalausgabe des Egge-Verlags besitze – aber seltsamerweise mit dem Cover des Hoch-Verlags. Wie das zugegangen ist, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich jetzt sicher: Es war dieses Original-Cover mit den bedrohlichen Urechsen, das mich damals, 1948, richtig elektrisiert hat und meinen Weihnachtsbuchwunsch weckte. Dieses Cover, das einst auch mein Buch schmückte und irgendwann auf rätselhafte Weise verschwunden ist.

PS:
Ein überraschendes Ergebnis dieser kleinen Selbsterfahrungs-Zeitreise zurück ins Jahr 1948: Ich habe mich entschlossen, diesen Roman zu einem wichtigen Element meines aktuellen eigenen Roman-Projekts zu machen. Nicht den Inhalt des Romans, wohlgemerkt, sondern das Buch als Objekt, das der Hauptfigur sehr wichtig wird und sie zugleich mit ihrem Gegenspieler verbindet, ohne dass beide von dieser Verbindung wissen. Das hat meine ganze Backstory und die Beziehung der Hauptfiguren zueinander deutlich verändert. Vor allem das Titelbild der ursprünglichen Ausgabe wird darin eine wichtige Rolle spielen. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

 

Lektoratsgutachten zu Kolnbergers “Auf unbekanntem Stern”

Vielleicht interessiert sich außer mir (aus nostalgischen Gründen) ja sonst noch jemand für das Gutachten, was ich 1971 in meiner Funktion als wissenschaftlicher Lektor der Nymphenburger Verlagshandlung schrieb. Ich versuchte, gute SF-Romane im Programm unterzubringen und fand beim Verleger Spangenberg auch die entsprechende Bereitschaft. Für Kolnberger konnte er sich trotz meiner positiven Empfehlung nicht erwärmen lassen. Dafür konnte ich 1971 meine Anthologie Das Monster im Park publizieren und Daniel Keyes Flowers for Algernon (Charly) unterbringen, weil dieser Roman damals, mit der Musik von Ravi Shankar*, gerade in die deutschen Kinos kam.
* Das war insofern nicht ungeschickt, weil es mir ebenfalls gelungen war, Ravi Shankars Autobiographie My Music – my Life im Rahmen der renommierten Jazz-Publikationen der NyV zu platzieren – was wiederum die damals sehr populäre Monatszeitschrift twen mit einem umfangreichen Vorabdruck würdigte.

Quellen
Ceram, C.W.: Götter Gräber und Gelehrte – Roman der Archäologie. (1949) Hamburg 1951 (Rowohlt)
Keyes, Daniel: Flowers for Algernon. (1959 / New York 1966 _ Harcourt Brace) München 1970 (Nymphenburger)
Kolnberger, Anton M.: Auf unbekanntem Stern. Nürnnerg 1948 (Verlag Die Egge). Neuasugaben 1954 (Hoch-Verlag) und 1985 (Ullstein)
Scheidt, Jürgen vom (Hrsg.): Das Monster im Park. Erzählungen von Wernher von Braun bis Arthur C. Clarke. München 1970 (Nymphenburger Verlagshandlung)
Shankar, Ravi: Meine Musik, mein Leben. (New York 1968_My Music – my life) München 1969 (Nymphenburger
Verlagshandlung)
Spielberg, Steven (Regie): Jurassic Parc. USA 1993 ((Amblin – Verleih: Universal)

Bisher konnten von mir keine Rechtenachfolger für A.M. Kolnbergers Buch ausfindig gemacht werden. Deshalb nur allgemein: Das (c) der Texte und Titelbilder liegt bei den Verlagen, Autoren und Künstlern.

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem Willkommen im Labyrinth des Schreibens und die Zeittafel. Die wichtigsten Personen und Begriffe werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren sowie im Register dieses Blogs.

229 / #841 Jvs /1471 SciLogs – BloXikon: Kindheitserinnerung, Selbsterfahrung, Science Fiction, Zufall / Begonnen in der Virtuellen Schreib-Werkstatt #319 vom 22. Dez 2012 / v06

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

1 Kommentar

  1. Hallo Herr Jürgen vom Scheidt. Mir gefällt Ihr Eintrag zu Kolnberger. Meine Frage: Warum hat man in der Ausgabe vom Hoch Verlag einen anderen Titelbildzeichner genommen? Karl Stephan hat erfolgreich in den 50ern und 60ern viele SF Cover gestaltet. War Herr Kolnberger nicht bereit ein neues Cover zu erstellen? Wissen Sie da was? Gab es die selben Innenillustrationen auch im Egg Verlag? Hm. persönlich gefallen mir seine schwarzen Federillustrationen sehr gut, die gemalten Bilder eher weniger, sie wirken irgendwie im Fieberwahn gezeichnet. Ist wohl auch so beabsichtigt. Durchaus schön phantastisch, aber nicht für mich geeignet. Klar, dies ist ist eine Geschmackssache 😉 . Interessant ist der Autor mit diesem Werk und seinen Zeichnungen schon sehr. Sie kennen evt. Tonke Dragt?- Bestimmt) Turmhoch und meilenweit – 1973 auf dt. auch erschienen als: Forscher 11 an Venusstation Ist ein Kinderbuch/Jugendroman, das eine ähnliche tolle Aussagekraft hat. Evt. antworten Sie mir ja 🙂 MfG Markus Gartung

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