Für Deidesheim

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Wie wissenschaftlich ist dieser Labyrinth-Blog? Diese Frage wird mich in meinen nächsten Beiträgen beschäftigen. Ein sehr vielschichtiges Thema – das mich motiviert hat, endlich wieder mal was für diesen Blog zu tun. Deidesheim macht´s möglich.

Seit November habe ich vieles getan – nur nichts für diesen Blog. Ich kann ja morgen in Deidesheim nicht gut antreten, ohne wenigstens ein paar neue Zeilen gepostet zu haben. Das wird jetzt erst mal nur ein Brainstorming, eine Ideensammlung – über diese Themen will ich nach den (sicher wieder sehr inspirierenden) Tagen in Deidesheim schreiben:

1. Wie wissenschaftlich ist mein Labyrinth-Blog eigentlich?

Dazu gibt es eine Reihe von Aspekten die in meinen nächsten Beiträgen im Bezug auf das Labyrinth-Thema betrachten und analysieren möchte.

2. Psychologischer Aspekt

Alles Neue ist zunächst einmal Chaos – Verwirrung – Verirrung: also das was ich als Yrrinthos bezeichne. Erst indem ich mich in dieses Chaos immer wieder hineinbegebe, es durchwandere und studiere, erkenne ich allmählich die in ihm verborgene neue Ordnung. Es wäre, psychologisch gesehen, zu unterscheiden
° zwischen der Bedeutung, welche Labyrinthe resp. Irrgärten in der Psychologie ganz direkt spielen, z.B. in den Intelligenz-Tests und den Tierversuchen (vor allem mit Ratten),
° und was die ganze Labyrinth-Thematik speziell für die Kreativitätspsychologie hergibt.
So ist, was letzteres angeht, beispielsweise der Vorgang des Schreibens zu verstehen als Umwandlung einer zunächst unzusammenhängenden Fülle von Informationen (= Irrgarten, besser: Yrrinthos), welche bei der allmählichen Formulierung, Korrektur und Redaktion des entstehenden Textes immer mehr zu einer klaren Ordnung wird (= Labyrinth kretischen Stils) – mit einem klaren “Roten Faden”, der den Leser durch diese Informationen führt.

3. Philosophischer Aspekt

“Das Labyrinth bist du.” (Friedrich Nietzsche). Der Dichter-Philosoph Nietzsche meint natürlich, was ja deutlich aus dem Kontext hervorgeht: “Das Labyrinth bin ich.” (Vergleiche den Filmbeitrag über die Proben zu der Oper von Wolfgang Rihm: “Dionysos” – Sendung auf ARTE am 11. März 2012, 23:35 Uhr – Wh am 28. März um 06:00 Uhr.)
Nebenbei: Was zu Nietzsches Zeiten als Philosophie gehandelt wurde, ist heute im Grunde kaum etwas anderes als Psychologie.

4. Sozio-kultureller Aspekte

Biespielsweise die Stadt als Labyrinth (= Irrgarten →Yrrinthos) der Straßen in ihrer verwirrenden Vielfalt, mit vielen Möglichkeiten, sich zu verirren.

5. Der rote Faden

Der rote Faden als spezielles Thema der Labyrinthiade, der seinerseits wie ein “roter Faden höherer Ordnung” durch das Labyrinth-Thema führt.

6. Labyrinth-Kunst (LandArt)

Da sind zunächst die graphischen Variationen von Labyrinthen kretischen Stils und von Irrgärten, sehr beliebt -als eye catcher – in der Werbung und auf Buchumschlägen etc.

Neben der Landart (in der Natur ausgelegte begehbare Labyrinthe ist dies außerdemein ganzes System von Opern (speziell zur Figur der Prinzessin Ariadne und ihrem traurigen Schicksal) und zu Theaterstücken (die Figuren der großen Frauengestalten Phädra und Medea wären hier zu nennen); zudem noch etliche Filme und Romane,

° die sich entweder direkt mit Labyrinthen beschäftigen – wie ganz aktuell in dem Thriller “Inception” mit Leonardo die Caprio –
° oder die auf indirekte Weise das Irrgarten-Thema aufnehmen,
° oder das Reizwort “Labyrinth” zur Erregung der Aufmerksamkeit potentieller Zuschauer im Titel tragen.

7. Das Labyrinth als optische und haptische Attraktion

Gärten mit integriertem Irrgarten wie im Schloss Schönbrunn in Wien.

8. Labyrinth – das ist natürlich auch ein literarischer Topos ersten Ranges.

Der argentische Dichter und Bibliothekar Jorge Luis Borges als der Labyrinth-Autor.

9. Eine linguistische Delikatesse

Die verwirrende Mehrdeutigkeitt des Begriffs “Labyrinth”: Es steht
° sowohl für die klare Ordnung des klassischen kretischen Labyrinths mit seinem hin- und her schwingenden einen Gang in mehreren Bögen
° wie für den Irrgarten (den ich der Klarheit wegen immer dann als Yrrinthos bezeichne, wenn es sich nicht um einen konkreten “Garten” handelt).

10. Spezieller Aspekt: Labyrinth-Sage und Heldenreise

→ Joseph Campbell: “Der Held in 1000 Gestalten”

11. Zu klären wäre auch, wie sich die Labyrinthiade zur Odyssee verhält

Die sprichwörtlichen “Irrfahrten des Odysseus” weisen darauf hin, dass die Seefahrer der Antike vermutlich ihre Kreuzfahrten auf dem Mittelmeer und speziell zwischen den unzähligen Inselchen der Ägäis ähnlich wie die Bewegung durch ein Labyrinth = Irrgarten erlebten. Die Odyssee wird damit zu einem Spezialfall der Labyrinthiade und der Heldenreise.

12. And last but not least: Praktische Aspekte und Geldverdienen mit dem Labyrinth-Motiv

Geld mit dem Thema verdienen:
° Bücher über das Thema, Labyrinth-Seminare (Ariadne-Projekt, Minotauros-Projekt, Vor dem Labyrinth);
° das Bauen von Labyrinthen als Beruf (ähnlich der des Gartenarchitekten): s.o. Landart als eigene Kunstform und spezielle künstlerische Tätigkeit;
° für Marketing und Werbung ist der Irrgarten ein immer wieder funktionierender Gag, der die Aufmerksamkeit Neugier des Betrachters weckt: also das, was man einen “Hingucker” nennt und somit ein Geldbringer.

13. All dies gilt es in den kommenden Beiträgen näher zu betrachten…

und einzuordnen in eine neue Wissenschaft mit Namen Labyrinthiade – die gibt es nämlich erstaunlicherweise noch gar nicht!

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

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