Doppel L-ooper
BLOG: Labyrinth des Schreibens
Und schon wieder etwas saftig Erotisches. Ich war mir gar nicht bewusst, dass im Umkreis des Labyrinth-Motivs so viel davon zu finden ist.
Leider kann ich das Gemälde des amerikanischen Malers Mel Ramos hier aus rechtlichen resp. honorarträchtigen Gründen nicht abbilden: Eines seiner haarscharf am realistischen Kitsch vorbeischrammenden (oder sich mittendrin suhlenden) Genrebilder – die man heute nicht mehr pornographisch nennt, die es in meiner Jugend aber sicher waren: in den prüden 1950-er Jahren.
Münchner haben in der "Villa Stuck" die Gelegenheit, sein autobiographisch inspiriertes David´s Duo (in das er sich als Liebesgott im Afrolook hineininszeniert hat) zu bewundern- oder sich darüber zu amüsieren. Es ist Teil einer Ausstellung zum Thema Liebespaare, über welche die Rezensentin Jutta Göricke in der Süddeutschen Zeitung vermeldet:
Statt chronologischer Abläufe gibt es Themencluster, angeordnet als labyrinthischer Stationenweg durch kleine Herzkammern.
Ein Bild von Mel Ramos kann ich Ihnen, wie erwähnt, hier im Blog also leider direkt nicht zeigen. Aber eben entdecke ich, dass Sie auf dem Umweg über sueddeutsche.de an einige seiner saftigen Bilder (lechz – ) doch rankommen können, etwa an die
viel bestaunte Skulptur "Hav-a-Havana" 2006 von Mel Ramos, die die Galerie Thomas aus München für 200.000 Euro verkauft.
Fündig werden Sie auch über diesen Link: Mel Ramos
So, und nun zurück zu den ernsten Dingen des Lebens. Und zurück zur Aufschlüsselung des Titels dieses Beitrags: Doppel L-ooper. Fast food-Genießer haben natürlich sofort die Gedankenverbindung zum Doppel Whooper einer bekannten Schnell-Ess-Restaurant-Kette erkannt. Aber was ist ein Doppel L-ooper?
Ganz einfach: Das ist ein Beitrag in diesem Blog, in dem der Autor (also ich) sich diebisch darüber freut, auf ein und derselben Seite (z.B. im Feuilleton einer Zeitung) gleich zwei Artikel entdeckt zu haben, in denen auf das Labyrinth-Thema Bezug genommen wird, rein zufällig vermutlich.
Hier also der zweite Beitrag. Er handelt davon, dass das Deutsche Museum in München veraltet ist und durch eine Zukunftsinitiative der internationale Rang der größten deutschen Technik-Sammlung gerettet werden soll. In diesem Zusammenhang schreibt Martin Thurau:
In der Chemie-Abteilung zum Beispiel beginnt gleich hinter Justus von Liebigs Laboratorium aus dem 19. Jahrhundert ein Labyrinth von Gängen im Stil der Siebziger, mit Dutzenden von Knopfdruckexperimenten hinter Plexiglas, die die Regeln der Schulchemie anschaulich machen sollen. Doch viele der Versuche sind defekt oder ganz abgebaut.
Ich zitiere letzteres so ausführlich, weil man da ahnen kann, dass das Stichwort "Labyrinth (von Gängen)" auf mehr verweist als nur auf die Anordnung der Gänge im Technik-Museum (die in der Tat "labyrinthisch", im Sinne von "verwirrend", genannt werden kann, wie mir jeder Besucher des DM bestätigen wird):
Dieses "viele der Versuche sind defekt oder ganz abgebaut" bekommt über die Minotauros-Komponente der L-Sage auch noch etwas zusätzlich Bedrohliches, Zerstörerisches. Wenn nämlich nicht bald etwas (vor allem finanziell Bewegendes) geschieht, ist das Deutsche Museum in der Tat in einer ziemlich bedrohlichen Situation.
Ähnlich und doch wieder anders verhält es sich mit der Ausstellung in der Villa Stuck. Der zitierte "labyrinthische Stationenweg durch kleine Herzkammern" lässt im L-Fan gleich die Erinnerung an eine der größten love stories der abendländische Geschichte aufsteigen: die tragische Liäson zwischen Held Theseus und Prinzessin Ariadne. Inzwischen habe ich die Ausstellung besucht und weiss, dass dieses zeitlose Sujet keinen Eingang in den Katalog gefunden hat ; das liegt nicht zuletzt daran, dass die Ausstellung sich auf Motive aus der Zeit ab der Renaissance beschränkt. Diese aber sind wirklich sehenswert und lohnen den Besuch.
Fazit: Überall. wo das Labyrinth auftaucht, in welcher seiner verschiedenen Aspekteauch immer, darf man vermuten, dass es um Verwirrung bzw. um den Weg aus ihr heraus handelt.
Machen wir gleich einen Triple L-ooper daraus, weil ich am selben 22. Februar auch dies fand, im Frühlings-Prosepkt des Piper-Verlags. Es handelt sich um die Ankündigung des Romans Zwölf Schritte von Ákos Molnár:
[Der Autor] durchstreift das Labyrinth der Leidenschaften.
Na bitte – das passt zwar nicht zum Deutschen Museum – aber auf jeden Fall zur Villa Stuck (s.o.)
Quellen
Göricke, Jutta: "Die Kraft der zwei Herzen" (Die Münchner Villa Stuck zeigt Liebesgeschichten von der Renaissance bis heute). In: Südd. Zeitung vom 22. Feb 2008
Molnár, Ákos: Zwölf Schritte. Roman. München Nov 2008 (Piper Verlag)
Thurau, Martin: "Knopfdruckexperimente im Durchgangsbereich (Das Deutsche Museum in München ist veraltet – eine Zukunftsinitiative soll den internationalen Rang der größten deutschen Technik-Sammlung retten). In: Südd. Zeitung vom 22. Feb 2008