Das Wunder von Chile und die alte Geschichte vom Ikaros

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Kleiner Nachtrag zum vorangegangen Text. Das folgende Zitat bringt die Rettung der 33 chilenischen Bergleute auf elegante Weise mit der Mondlandung 1969 und der "alten Geschichte vom Ikarus" (so auch eine Bildunterschrift) zusammen.

Das Zitat ennehme ich einem sehr tiefgründigen kleinen Artikel von Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung vom 15. Oktober:

. . . weder die Rettung von Chile noch die Mondlandung, nicht einmal die Befreiung der Stadt Sarajewo haben die Menschheit verändert. Sie haben uns nur zutiefst berührt, weil hier die Urtexte der Menschheit umgedeutet , wurden, Geschichten, die allesamt ihre Ursprünge in den antiken Sagen finden.
Auch dieses Wunder ist keins. Menschlicher Glaube an den Erfolg rettete die Bergleute.
Was ist die Rettung von Chile anderes als die Orpheus-Sage mit Happy End? Bei der Mondlandung durfte Ikarus weiterleben. Die Befreiung Sarajewos zeigte, dass es einen wahren Sieg geben kann, nicht nur einen verfluchten wie in Troja. Solche Geschichten wirken umso starker, als uns das Versprechen der Katharsis im Glauben längst verlorengegangen ist. Sie berühren uns aber auch so tief, weil die Veränderungen unserer Zeit nicht mehr direkt erfahrbar sind. Was die Menschheit heute zum Guten verändert, sind die Digitalisierung der Kultur,
die biotechnische Eroberung der Natur und die Befriedung der Welt. Da aber fehlen uns große Ereignisse.
Stefan Zweig konnte noch „das erste Wort über den Ozean" als Wendepunkt der menschlichen Kommunikation festlegen. Wer kann heute sagen, wann die erste E-Mail verschickt, die erste Datei heruntergeladen, der erste Tweet geschickt wurde?

Wann die erste E-Mail verschickt wurde, kan ich an dieser Stelle übrigens ergänzen: Es war der amerikanische Computeringenieur Ray Tomlinson, der 1972 zum ersten Mal zwei Computer mit einer Datenleitung verband. Er bestimmte das Zeichen "@" auf seiner Tastatur zum Adressenkürzel und schickte die erste E-Mail los. Damit eröffnete er eine Revolution in der Welt der Kommunikation, die für immer mit dem Zeichen @ verbunden sein wird.

Quelle:
Kreye, Andrian: "Die helle Seite des Mondes". In: Süddeutsche Zeitung vom 15. Okt 2010 (Seite Drei)

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem die Vorbemerkung zu diesem Labyrinth-Blog und die Zeittafel. Die wichtigsten Personen und Begriffe werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren sowie im Register dieses Blogs.

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

1 Kommentar

  1. Apollo 13

    Das Wunder von Chile hatte 11 mal mehr Personen und rund 20 mal mehr Zeitdauer als das Wunder von Apollo 13.

    Jeder gute Techniker glaubt an die Technik.

    Der Begriff der Technikgläubigkeit von Technikern ist ungefähr so sinnvoll wie der Begriff der Schuhgläubigkeit von Schustern.

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