Akronym, Akronym-Spiel

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Ein Akronym ist ein Kunstwort, das aus den Anfangsbuchstaben (akro = griech. “Spitze”) anderer Wörter zusammengesetzt ist.
Das Akronym-Spiel entwickelt aus so einem Kunstwort eine ganze Geschichte:

“Erst hinterher, als die ersten Verträge längst verbindlich unterschrieben waren, gestand der Drache, dass alles auch ganz anders hätte ausgehen können, dass er persönlich aber froh und zufrieden sei und die Zerstörung der Waffenfabrik ein würdiges Symbol des ersten Kontakts ihrer beiden Völker gewesen sei. Dass nun dieser spezielle Roter Faden die Geschicke des Kosmos bestimmen würde – und nicht, was ja auch möglich gewesen wäre, ein schrecklicher Krieg. Der fraglos nicht zu Gunsten der Menschheit ausgegangen wäre”. (Forts. s. unten)

Akronym – das ist zunächst ein Kunstwort, das von den griechischen Wörtern akros = Spitze (wie in Akropolis = “An der Spitze (am Anfang) der Stadt [Athen] stehend”) und nomos abgeleitet wird. Es kann freri übersetzt werden mit: “Wort, das aus den Spitzen (Anfängen) anderer Wörter gebilddet wird. Bekannte Beispiele sind NATO (für North Atlantic Treaty Organisation) und CERN (für Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire).

NATO ist nicht so toll, weil es nur ein Kürzel ist.  

CERN hingegen transportiert mit dem Akronym zusätzlich eine Bedeutung: handelt es sich doch um ein internationales (europäisches) Institut zur KERN-Forschung.

Attac ist ein wunderbares französisches Exemplar: Association pur une taxation des transactions financières pour l´aide aux citoyens (franz. für Vereinigung zur Besteuerung von Finanz-Transaktionen zugunsten der Bürger) – da steckt in der “Attac-ke” gleich noch die Wut der in dieser NGO (Non governmental Organication) verbündeten Aktivisten.

KrUmfreQ ist zugleich ein Neologismus, den ich mir selbst ausgedacht habe, als ich die Beiträge über die Plagiatsaffäre der Bildugnsministerin Annette Schavans schrieb. Das Akronym steht für: Kreativer Umgang mit fremden Quellen und wird hier näher erläutert.

Und Spaß kann so ein Kunstwort auch machen: Dr. Erika Fuchs ist die bekannte Übersetzerin, welche über viele Jahre die Micky-Maus- und Donald-Dock-Comics ins Deutsche überstragen hat. Der Förderverein der Stiftung „Dr. Erika Fuchs“ www.erika-fuchs.de lädt ein, zzu ihrem Gedenken förderndes und geldspendendes Mitglied zu werden im „Club der M.I.L.L.I.A.R.D.Ä.R.E“: “Mitglieder in lauterer lebenderfahrener interaktiver angenehmer Runde donaldische Ästhetik rigoros einfordernd”.

Man kann es aber auch andersherum machen und einem existierenden Begriff nachträglich einen (tieferen) Sinn hinterlegen. Beispielsweise mit Demokratie:

Der

Einzelne

macht

ordentlich

Krach,

richtet

Anfragen (an die Abgeordneten),

treibt

intensiv

Ergebnisforschung

 

Akronym als Schreibspiel

Aber aus diesem Akronym-Konzept lässt sich noch mehr machen – ein richtiges Sprach- und Schreibspiel. Dies besteht aus drei Etappen:

1. Man wählt einen Begriff aus, zum Beispiel den eigenene Namen, und schreibt dessen einzelne Buchstaben senkrecht untereinander.

2. Nun assoziiert man (ohne viel nachzudenken) zu jedem dieser Buchstaben horizontal ein neues Wort – wenn man mehrere Wörter findet, wird es reizvoller, asber auch kompliziereter).

3. Danach fügt man diese neuen Wörter zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Mandarf ruhig die Reihenfolge ändern und auch neue (Füll-) Wörter hinzufügen. Aber man sollte schon minimalistisch arbeiten – also möglichst wenig zusätzliche Informationen beifügen.

4. Auf diese Weise entsteht ein Text, der vermutlich noch etwas korrigiert und redigiert werden muss, damit das Ganze auch einene Sinn ergibt, zum Beispiel eine kleine Kurzgeschichte wird.

Im Folgenden steuere ich ein eigenes Beispiel bei, das von dem Wort ROTER FADEN ausgeht. Dieses Stichwort bot sich an, weil ich die Übung im Rahmen eines Schreib-Wochenendes vorstellte, das den Titel “Den Roten Faden finden” trug und zum vergangenen Jahreswechsel von mir durchgeführt wurde.

 

Vorbemerkung

Ich wurde, als dieser Text entstand, schon seit Monaten von etwas geplagt, was die – wahrscheinlich intensiv Golf spielenden – Orthopäden als Golfer-Ellbogen bezeichnen: eine schmerzhafte Entzündung an – in meinem Fall – meinem rechten Ellbogen. Deshalb hatte ich Mühe mit dem Tippen. Zum Glück war mir die Diktier-Software Dragon NaturallySpeaking eine große Hilfe beim Schreiben dieser Zeilen. Der Text musste zwar noch nachkorrigiert werden, aber das warlängst nicht so anstrengend wie die Tipperei des gesamten Textes. –

Das Thema Rettung ist vergleichsweise neu in meinem Schreiben und heutzutage viel optimistischer als in älteren Science-Fiction-Geschichten von mir. Diese waren extrem pessimistisch und endeten einige Male mit der totalen Vernichtung einer Planeten-Welt, ja einmal sogar mit der Zerstörung des gesamten Universums. Als Jugendlicher macht man sich halt so seine Gedanken, wenn man mitbekommt, wie um einen herum die Welt immer wieder in totales Kriegs-Chaos versinkt.

Im Grunde geht es um Religion: Wie könnte eine Religion für das dritte Jahrtausend aussehen (oder viertes 40. Jahrtausend). Aber das ist ein anderes Thema.

Akronym aus Roter Fasden

Dies sind die Wörter, die mir zu dem Akronym “roter Faden” eingefallen sind:
Rosen
ocker
Tee
Elefant
Rettung
Fabrik
Abend
Drache
elegant
Neufundland

Aus diesen zehn Begriffen des Akronyms habe ich folgende Geschichte entwickelt:

Der Drache und der elegante Mann

Rosen, die nicht rot waren, sondern ockerfarben, dazu ein Päckchen indischen Tees (Original Darjeeling und garantiert frei von Pestiziden) – das war die Rettung!
In der aufgelassenen Fabrik trafen sie sich am Abend, der Drache und der elegant gekleidete Mann aus Neufundland.

“Ich habe dir etwas Schönes mitgebracht”, sagte der Mann, und überreichte dem Drachen den Tee und die Rosen.

“Oh, wie originell: ocker!” erwiderte der Drache.

Da dies kein Märchen sein soll und auch keine Fantasy-Geschichte, sondern knallharte, also naturwissenschaftlich plausible Science-Fiction, war dieser Drache eigentlich gar keiner, sondern ein sehr mächtiger Alien, Angehöriger einer fernen galaktischen Zivilisation, den es unverhofft auf die Erde verschlagen hatte bei einer Havarie seines Raumschiffes, und der nun das Beste aus seiner misslichen Lage machen musste. Er gab sich als Drache aus (obgleich er völlig anders aussah, das war eben so, jedenfalls glich er nicht einem der Drachen aus den Kinderbüchern und den Hollywood-Blockbustern, sah also nicht aus wie ein Saurier, viel mehr ähnelte er dem, was die Chinesen unter einem Drachen verstehen, also ein Energiewesen und machtvollen Glücksbringer).

Dem Alien war es natürlich ein leichtes, nach Drachenart Feuer zu speien und mit der entstehenden Hitze das Wasser für den Tee anzuheizen (er hatte das lange geübt und es war naturwissenschaftlich logisch stringent zu erklären, wie er das machte). Der elegante Mann, seines Zeichens Präsident der als Antwort auf das Erscheinen des Aliens rasch gegründeten Vereinigten Staaten des Planeten Erde, dieser elegante Mann mittleren Alters also warf, wie bei einer religiösen Zeremonie auf der Heimatswelt des Aliens üblich, feierlich drei Blätter der ockerfarbenen Rose in das Gebräu. Gemeinsam tranken die beiden dann in der stillgelegten Waffenfabrik Schluck für Schluck den Tee. Die gentechnisch veränderten Rosenblätter enthielten ein enorm starkes Halluzinogen, mit dessen Hilfe der Präsident und der Alien in der Lage versetzt wurden, die Gedanken und Gefühle ihres Gegenübers zu lesen, sie sogar einigermaßen korrekt zu verstehen – und zugleich aus der Tiefe des eigenen Wesens Assoziationen und Bilder auftauchen zu lassen, welche ein gedankliches Miteinander der beiden Zivilisationen in Zukunft möglich machen würde.

(Hinterher verklagten natürlich einige Eiferer den Präsidenten wegen Gebrauchs illegaler Drogen – aber der Weltgerichtshof schlug diese Anklage, die sich ein übereifriger Staatsanwalt zu eigen gemacht hatte, sinnvollerweise nieder.)
Erst  hier, als die ersten Verträge längst verbindlich unterschrieben waren, gestand der Drache, dass alles auch ganz anders hätte ausgehen können als in jener – inzwischen zu einem historischen Denkmal ernannten – alten Waffenfabrik, dass er persönlich aber froh und zufrieden sei, dass nun dieser spezielle rote Faden* die Geschicke der beiden kosmischen Völker bestimmen würde. Und dass nicht, was auch möglich gewesen wäre, ein Krieg losgebrochen sei. Ein Krieg, der fraglos nicht zu Gunsten der Menschheit ausgegangen werden.

* Für ExoLinguisten**: Der Alien-Drache verwendete nicht direkt den Begriff “roter Faden”, der ja einem uralten Mythologem des Planeten Erde entstammt. In seiner eigenen Sprache (was wiederum eine Übersetzung aus der Hauptsprache der Welt O°Thar ist), lautete das Äquivalent “nua ken-ten ocha gro tekn hung-kubng” – was wörtlich übersetzt soviel heißt wie “Schmaler [nua] Grat [ocha], auf dem man balanciert [ken-ten] zwischen [gro] zwei [tekn] Abgründen [hung-kubng]”.
** ExoLinguisten sind Experten für Sprachwissenschaft, die sich speziell mit den Kommunikationssystemen fremder Planeten beziehungsweise von deren Bewohnern befassen.

ENDE

Viel Spaß beim eigenen Ausprobieren dieser Methode!

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem Willkommen im Labyrinth des Schreibens und die Zeittafel. Die wichtigsten Personen und Begriffe werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren sowie im Register dieses Blogs. . Und hier geht´s zum BloXikon am Anfang dieses Blogs.

238 / #735 Jvs /1515 SciLogs
Begonnen in der Virtuellen Schreib-Werkstatt #323 vom 19. Jan 2013
v02-2 vom 05. Juli 2013/21:02

 

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

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