Älteste Tempelanlage der Welt und “labyrinthischer Bau” in Uruk
BLOG: Labyrinth des Schreibens
Gelegentlich muss ich mal in "Nachbars Garten" schauen. Dieses Heft von GEO vom Januar dieses Jahres habe ich zufällig beim Zahnarzt entdeckt und gleich ausgeliehen, weil die Titelgeschichte einen Artikel über die "ersten Tempel der Menschheit" ankündigte.
Archäologie hat mich schon als Kind fasziniert. Je weiter zurück in der Zeit ich geführt wurde (z.B. durch C.W. Ceram), umso besser. Interessanterweise hat sich dann wie ein Gegengewicht das Interesse an Science Fiction und Futurologie dazugesellt – auch da umso weiter weg (auf ferne Planeten und in zukünftige Jahrtausende) um so besser. Es war dann allerdings ganz gut, dass ich mit dem Studium der Psychologie eine stabile Mitte fand, welche diese Fernwirkungen im Hier-und-jetzt ausbalacierte –
Obwohl: Mich hat auch da die – von Sigmund Freud begründete – Variante der Archäologie am meisten gefesselt, als Archäologie der Seele in Form der Tiefenpsychologie. Aber zurück zur "Archäologie der konkreten Artefakte":
Elftausend Jahre alt sind diese wirklich sensationellen Funde, die der deutsche Ärchäologe Klaus Schmidt seit Oktober 1994 im türkischen Göpekli Tepe entdeckt hat. Und dabei waren schon Çatal Höyük (um 7.400 v.Chr.) aufsehenerregend gewesen und Jericho (um 9.000 v.Chr. erstmals besiedelt).
Über eine ähnlich alte Siedlung, bahnbrechend für unsere ganze Kulturgeschichte, wird im selben Artikel berichtet: Uruk im heutigen Irak (vor mehr als 5.000 Jahren entstanden). In diesem Zusammenhang heißt es in der Unterschrift zu einer dort entdeckten Ruine:
Ein Tempel? Ein Grab? Welche Funktion der labyrinthische Bau im religiösen Zentrum von Uruk hatte, ist ungeklärt.
Was man auf dem Foto im Heft sieht, ist die Andeutung eines Irrgartens aus Mauerresten. Ich muß allerdings gestehen, dass ich das GEO auch deshalb las, weil ich hoffte, daß man in Göpekli Tepe vielleicht eine ältere Abbildung eines echten eingängigen Labyrinths gefunden haben könnte, die älter als die ungefähr 5.000 Jahre zählenden Abbildungen aus der kretischen Kultur ist. Hätte ja sein können. Wäre eine zusätzliche Sensation gewesen (obwohl die Tempelfunde von Göpekli Tepe schon sensationell genug sind). Aber bitte: die Überraschung mit dem L-Zitat war doch ein schönes Geschenk für einen Labyrinthomanen. Danke.
(Diesen Beitrag wollte ich schon im März posten, als mich der Zahn plagte – s. oben. Jetzt ist er halt, weil immer wieder durch aktuelleres Material verschoben, selbst zu einer Art "archäologischem Artefakt" innerhalb dieser ChronoBlogs geworden. Mea culpa.)
Quelle: Meister, Martin: Am Anfang waren die Tempel". In: Geo Nr 1 /2008, S. 146-176