Abgrund des Grauens

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Das Fernsehen, insbesondere seine Spielfilme und da ganz speziell seine Trivialprodukte, ist fraglos so etwas wie ein Spiegel unserer Gegenwart. Es spiegelt nicht zuletzt grundlegende Befindlichkeiten und tiefsitzende Ängste. Kein Wunder, dass die Labyrinth-Symbolik immer wieder auftaucht (die ja immer auch die Schrecken der einsamen Verlorenheit im dunklen Verließ und die Bedrohung durch den Minotauros anspricht).

Manchmal spielt schon der Titel damit (Pans Labyrinth). Meistens wird aber in der Inhaltsangabe das ominöse L-Wort erwähnt. So macht man Stimmung. Wenn ein Fílm mit dem Titel Hügel der blutigen Augen angekündigt wird, verdrehe ich meine eigenen Augen meistens indigniert und schütze sie und meine Gehirn vor solchem Schrott. Aber wenn es im Programmheft über den 2. Teil von The Hills have Eyes (so der Originaltitel beider Horrorschocker) heißt:

Erst verschwindet das Technikteam, dann wird auch der Suchtrupp der Nationalgarde dezimiert – anfangs im bergigen Areal, später in einem Höhlenlabyrinth . . . 

– dann juckt es mich schon, mir um zehn Minuten nach Mitternacht (sic!) den Streifen doch noch reinzuziehen. Ich hab mir aber nur die ersten Szenen dieses splatter movie angeschaut, wo bereits ein leergefressener Hund (voll in Technicolor-Röte) präsentiert wird und ein abgehackter Arme durch die Gegend fliegt. Ins Labyrinth (was natürlich wieder mal nur ein Yrrinthos war) bin ich dann gar nicht erst mit eingedrungen. Ich bin halt doch ein Sensibelchen.

Irgendwann werde ich mal in einem Beitrag sammeln, was sich in Filmen so alles zum Labyrinth-Thema zitieren lässt. Dafür gibt es in meinem Archiv schon eine dick gepackte Hängemappe. Doch jetzt will ich rasch noch das einlösen, was ich mit dem reißerischen Titel dieses Beitrags versprochen habe. Ich zitiere aus der Beschreibung von The Descent – Abgrund des Grauens:

Jedes Jahre unternehmen sechs Freundinnen eine Wanderung – diesmal in ein unterirdisches Höhlensystem. Leider hat die Anführerin Juno ein Labyrinth gewählt, in dem noch nie ein Mensch war – es gibt also keine Karte!

(Fällt den Drehbuchautoren denn gar nichts anderes mehr ein?)

 

Übrigens, zu meinem zweiten Thema "Hochbegabung":

Bei Drehbuchautoren und Filmregisseuren ist Hochbegabung sicher kein Schaden, desgleichen nicht bei Schauspielern und dem anderen Personal einer Filmproduktion. Als kritischer Zeitgenosse muss man sich hüten, die Inhalte von solchen Produktionen mit ihrer Qualität oder gar ihrem kulturellen und gesellschaftlichen Rang zu verwechseln (was ja durchaus ein Zeichen für Hochbegabung ist). Auch trivialer Schund kann durchaus von Hochbegabten erzeugt worden sein: Geld stinkt nicht, auch nicht für Hochbegabte.

(Zum Vergleich: Die Verwertungsgesellschaft WORT zahlt JEEDEM Autor seine Bibliothekstantieme etc. – ohne Ansehen der Qualität oder Bedeutung des Werkes; er/sie muss nur einen Wahrnehmungsvertrag abgeschlossen haben.) 

Wie dem auch sei: Ab sofort gibt es einen weiteren Blog von mir, der sich speziell mit diesem Thema "Hochbegbaung" befasst (und da wiederum insbesondere auch mit den Querverbindungen zum Schreiben und zum Internet). Ich würde mich freuen, wenn Sie bei Gelegenheit mal reinschauen in das Minotauros-Projekt!

Der Titel "Minotauros-Projekt" hat auch mit einem konkreten Seminar- bzw. Kurs-Projekt zu tun, das sich ab November dieses Jahres mit der Förderung von hochbegabten Spätzündern befassen wird.

Quellen
Marshall, Neill (Regie): The Descent – Abgrund des Grauens. (Großbritannien 2005) – gesendet auf Pro 7 am 25. Juli 2009 um 23.15 h
Weisz, Martin (Regie): The Hills have Eyes 2. (USA 2007) – gesendet auf RTL am 8. Aug 2009 um 00.10 h
Zitate: aus TV Spielfilm, Heft 16/2009 

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem die Vorbemerkung zu diesem Labyrinth-Blog und die Zeittafel. Die wichtigsten Personen und Begriffe werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren sowie im Register dieses Blogs.

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

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