16.000 Kilometer Anfahrtsweg
BLOG: Labyrinth des Schreibens
Maurice Ponga war früher Grundschullehrer, danach Minister für Jugend und Sport. Auf Neukaledonien. Das ist eine Inselgruppe nordöstlich von Australien. Weil sie zu den französischen Überseegebieten gehört, ist der 62jährige Ponga nun Mitglied des EU-Parlaments in Brüssel. Um von zuhause nach Brüssel zu gelangen, muss er 16.000 Kilometer zurücklegen. Das macht er mehrmals im Jahr, denn in Europa bleibt er jeweils zwei Monate; dann fliegt er für zwei, drei Wochen nachhause.
Ein Extrem-Pendler, gewissermaßen, und sehr verdächtig für einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde. Aber was hat dieser flugfleißige Politiker in meinem Labyrinth-Blog zu suchen?
Ponga ist nicht nur beeindruckt von den Gebäuden [des Straßburger Parlaments], den labyrinthischen Gängen. Ihn faszinieren auch die routinierte Verwaltung, die eingespielten Verfahren.
Deshalb ist er hier im L-Blog gelandet, wegen den "labyrinthischen Gängen", die ich einem Zeitungsartikel vom Vortag entnehme.
Mich beschäftigt gerade anhand dieses Beispiels, das mir wieder mal der Zufall zugespielt hat: Wieso laufen mir dauernd solche Meldungen und Artikel, Bücher und Filme, Dramen und was weiß ich sonst noch an Quellen über den Weg? Ich suche sie doch gar nicht, lese an manchen Tagen keine Zeitung, weil ich "nicht schon wieder was Labyrinthisches" entdecken will. Dabei lese ich Zeitungen sehr selektiv, übersehe vermutlivch (hoffentlich) so manchen Beitrag mit Labyrinth-Bezug. Sonst könnte ich mich vor Material überhaupt nicht mehr retten.
Es gibt für mich nur eine einzige rationale Erklärung: Weil mich das Thema so interessiert, nein: fasziniert, sind meine Antennen, auch und gerade unbewusst, stets auf die betreffenden Stichwörter geeicht, gewissermaßen: Irrgarten, Roter Faden, labyrinthisch…
Zu dieser Häufung trägt natürlich auch bei, dass das L-Thema mit all seinen Verknüpfungen eine so unglaublich moderne und dadurch allgegenwärtige Metapher ist. Vielleicht sogar DIE Metapher unseres Zeitalters schlechthin?
Der (sinnstiftende) Zufall
Der Eindruck ist allerdings, ganz subjektiv, ein anderer: dass dieses Thema mich sucht – und nicht ich das Thema. Sonst würde dieses L-Radar nicht schon so viele Jahre funktionieren. Es ist fast so, als würde ich da nach irgend etwas suchen. Aber wonach? Ein Rätsel? Ein Geheimnis, das es zu knacken gilt?
Keine Ahnung. Wenngleich ich schon Vermutungen habe. Aber darüber ein andermal mehr. Nach meiner Kreta-Reise im September.
Der Zufall spielt dabei jedenfalls eine große Rolle. Und ich meine damit nicht den mathematischen Zufall, den die Statistiker mit ihren Wahrscheinlichkeitstabellen und -gleichungen so leichthin weggeheimnissen. Ich meine den Zufall, der einen existentiell trifft und dadurch das Leben verändert. Den man gerade NICHT (natur-) wissenschaftlich erklären kann. Take it – or leave it.
Quelle
Bolesch, Cornelia: "PROFIL: Mauzrice Ponga, EU-Abgeordneter mit 16 000 Kilometern Anfahrtsweg". In: Südd. Zeitung vom 17. Juli 2009
Also bei mir ist es so, dass mir immer genau die Dinge besonders stark auffallen, für die ich mich gerade interessiere. Ansonsten hätte ich mit Sicherheit drüber weggesehen. Habe ich mich zB auf ein bestimmtes Aut fokussiert, ballert immer dann eine Synapse los, wenn mir dieses Auto begegnet.
Vielleicht sollten Sie sich mal mit etwas anderem als mt Labyrinthen beschäftigen. Dann geht das mit der Materialflut wieder weg^^