Die Perseiden 2010

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

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Hinweis: Zu den Perseiden 2011 geht es hier!

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Die Perseiden warten dieses Jahr zwar nicht mit besonders hohen Fallraten auf, dafür aber mit einer mondfreien Sichtbarkeitsphase. Was es wann, wo, wie und wieviel zu sehen gibt, steht in diesem Blog!

Der August gilt als Sternschnuppenmonat schlechthin. Das liegt am Sternschnuppenstrom der Perseiden, der jedes Jahr um den 12. August sein Maximum erreicht. Dann nämlich kreuzt die Erde auf die Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle. Dessen Trümmer – die meisten davon nicht einmal sandkorngroß – treten dann in die Atmosphäre ein und verglühen, bzw. regen die Atome der irdischen Lufthülle kurz zum Leuchten an. Diese Leuchterscheinung nennt man Meteor – oder eben Sternschnuppe.

Nicht, dass es sonst keine weiteren beeindruckenden Ströme von anderen Kometen gäbe – im August kommen aber noch die angenehmen Außentemperaturen und oft gutes Wetter hinzu sowie die Tatsache, dass in Urlaubszeiten mancher einfach mehr Zeit hat, um spät nachts noch nach oben zu schauen. Auch in diesem Jahr gibt es wieder Gelegenheit zum Sternschnuppenzählen. Genau gesagt in der Nacht vom 12. auf den 13. August, zwischen 01:00 und 04:00 Uhr MESZ werden die meisten der Perseidenmeteore erwartet. Aber auch in den Nächten davor und danach ist mit einer erhöhten Aktivität zu rechnen.

Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend für den Beobachtungserfolg: Wer nur bis Mitternacht durchhält, wird die meisten der Meteore verpassen. Denn erst in der zweiten Nachthälfte steht der Radiant hoch am Himmel. Das ist der Punkt an der Himmelssphäre, von dem die Meteore des Stroms ausgehen: Verfolgt man die Leuchtspuren am Himmel zurück, dann scheinen sie alle aus einem einzelnen Punkt im Sternbild Perseus zu kommen. Aus diesem Grund nennt man die Meteore des Kometen Swift-Tuttle auch die Perseiden (sprich Perse-iden).

Position des Perseidenradianten am 13. 8. 2010 gegen 1:00 MESZ. Das markante Sternbild Kassiopeia (das "Himmels-W") dient als Aufsuchhilfe. Darunter liegt der Perseus. Grafik erstellt mit Stellarium.

Der Radianteffekt ist allerdings eine optische Täuschung, denn in Wirklichkeit bewegen sich die Staubteilchen des Kometen alle auf mehr oder weniger parallelen Bahnen. Der Eindruck des Radianten ist ganz ähnlich zu dem des Fluchtpunkts, aus dem parallel laufende Linien in der Ferne herzukommen scheinen.

Steht der Radiant noch tief am Horizont, dass sieht man nur die wenigen Meteore, die die Erdatmosphäre gerade streifen. Je höher die Stellung des Sternbilds Perseus (und damit des Radianten), desto besser sind die Perseiden zu sehen. Interessant ist auch, dass die Meteore, die man in der Nähe des Radianten sieht, nur sehr kurze Schweife haben, denn wir betrachten sie praktisch von vorne. In weiterem Abstand vom Radiant sieht man die Sternschnuppen von der Seite, und damit wirkt ihr Schweif besonders lang. So ist auch die Vermutung, eine Sternschuppe sei "nicht weit von hier", "hinter dem Wald", etc, zu Boden gegangen, immer eine Täuschung. In Wirklichkeit befand sich das Leuchtereignis viele hundert Kilometer weit entfernt und mindestens 60 Kilometer über uns statt!

Besonders eindrucksvoll sind die streifenden Meteore, denn sie sehen wir praktisch maximal von der Seite. Ihre Schweife ziehen sich dann fast über den gesamten Himmel!

Auch wenn die meisten der Kometentrümmer nur staubkorngroß sind, kommen natürlich auch größere Bruchstücke vor. Deren Leuchterscheinungen sind weit spektakulärer, sie sind sehr hell und manchmal kann man sogar das Auseinanderbrechen des Körpers erkennen. Nur sehr selten gelangt allerdings etwas davon zu Boden.

Wie viele Perseiden sind 2010 zu erwarten?

Die Prognosen sprechen von ungefähr 100 Meteoren pro Stunde. Ganz genau weiss man das nicht. Dass es mal wieder einen plötzlichen Ausbruch der Perseidenaktivität gibt, wie in den 1990ern geschehen, ist zwar unwahrscheinlich aber nie ganz auszuschließen.

Ein Riesenvorteil ist in diesem Jahr die Mondphase: Durch die Neumondstellung am 10. August stört kein lunares Streulicht die Beobachtungen. Dennoch muss man drei Faktoren berücksichtigen, die alle drei die zu erwartende Zahl der visuell sichtbaren Perseiden herabsetzt:

  • Man kann immer nur einen Teil des Himmels gleichzeitig überblicken
  • Der Radiant steht gegen Morgen maximal in 60° Höhe, die maximale Stundenrate bezieht sich aber auf die Zenitposition (90°)
  • Gegen die allgegenwärtige Lichtverschmutzung haben die meisten der Meteore keine Chance

Insbesondere ler dritte Punkt ist leider kritisch: Um am Morgen des 13. August wirklich etwas von einem "Sternschnuppenstrom" mitzubekommen, muss man unter Umständen bereit sein, weite Strecken zu fahren, in die wenigen noch vorhandenen Flecken, die nicht durchgängig künstlich beleuchtet sind. Oder in Gegenden fliegen, in denen man überhaupt noch einen ungetrübten Blick ins Universum riskieren kann. Wer das für einen (ökologischen) Irrsinn hält, ist damit zumindest nicht alleine.

Wer aber einen dunklen Beobachtungsplatz, klare Sicht und Zeit hat, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen, der kann im Schnitt mit einem Perseidenmeteor pro Minute rechnen. Das entspricht der "Standardrate" der Perseiden.

Für ambitionierte Beobachter sei zuletzt der Hinweis auf die Seite der International Meteor Organization gegeben. Dort werden die beobachteten Zählraten gesammelt und ausgewertet. Mit der Hilfe zahlreicher Amateurastronomen wird so die Lage der Staubspuren des Kometen im Sonnensystem vermessen. Wie es funktioniert, steht hier (auf englisch).

Clear Skies!

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

3 Kommentare

  1. xytblk meint: Ich wünsch mir was

    Danke, Jan Hattenbach, für die Hinweise. Ich bin Sternschnuppenfan seit meiner Kindheit und wünsch mir jedes Mal was. So hält man sich jung, auch wenn die Wünsche nicht immer in Erfüllung gehen.
    Mein Wunsch vorab: Möge der Himmel klar sein für gute Beobachtungsmöglichkeiten.
    Von Ray Bradbury gibt es übrigens eine makabre SF-Story: Ein Junge beobachtet, wie ein Meteorit am Himmel verglüht und wünscht sich, dass sein Astronauten-Vater bald wieder heimkommt. Nur der Lesr weiß, dass der “Meteorit” eben dieser Astronaut ist, der na einem Unfall “oben” aus dem Weltall auf die Erde stürzt!

  2. Erfolgreiche Beobachtung!

    Im äußersten Westen (Eifel südlich von Aachen) hatten wir letzte Nacht Glück: zwischen 01:30 und 03:30 riss der Himmel auf (vom Durchzug einiger Wolkenfelder abgesehen), bis dann später dichter Nebel aufzog. In der Zeit konnten wir aber rund 100 Perseiden und ~8 sporadische Meteore zählen. Davon 3 im negativen mag-Bereich. Ich schätze mal aufgrund der Tatsache, dass wir nicht immer den kompletten Himmel frei hatten die Stundenrate auf 70-80 (fst. (wo klar) knapp 6 mag).

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