Ein Blitz am Morgenhimmel

BLOG: Himmelslichter

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Himmelslichter

Offenbar ist es zum ersten Mal gelungen, das Auftreffen eines kleinen Asteroiden auf die Erde vorherzusagen. Wenn die Berechnungen der Astronomen stimmen, dann ist das drei bis fünf Meter große Objekt am Dienstagmorgen über der östlichen Sahara verglüht und sollte einen spektakulären Feuerball verursacht haben. Eine mögliche Sichtungsmeldung gibt es auch schon!

Die Meldung verbreitete sich gestern Abend über die internationale Meteoriten-Emailliste: Am gestrigen Montag, dem 5. Oktober 2008, entdeckten Astronomen am Mount Lemmon Observatory in Arizona ein etwa fünf Meter großes Objekt mit eindeutigem Kollisionskurs Richtung Erde. 2008 TC3, so der Name des Steinklotzes, sollte demnach heute morgen um 4:46 Uhr MESZ über dem Sudan in Richtung Osten fliegend verglüht sein.

Bei der Größe ist nicht sicher, ob Reste des Boliden auf die Erdoberfläche gefallen sind. Möglicherweise sind einige Meteoriten zu Boden gefallen. Eine echte Gefahr ging von 2007 TC3 daher wohl nicht aus.

Die Internetseite spaceweather.com meldet inzwischen auch eine erste Sichtungsmeldung. Offenbar hat ein Pilot der niederländischen Fluglinie KLM kurz vor dem vorausberechneten Zeitpunkt einen hellen Blitz am Morgenhimmel über Afrika wahrgenommen. Leider befand sich das Flugzeug mehr als 1000 Kilometer von der vermeindlichen Absturzstelle entfernt, wie dieses Satellitenbild zeigt: Die Position des Flugzeugs ist mit einem X, die ses Meteors mit einem O markiert.

Kosmische Felsbrocken dieser Größe fallen regelmäßig auf die Erde, meist ohne beobachtet zu werden oder gar Schaden anzurichten. Ein absolutes Novum ist jedoch, dass ein solches Objekt zuvor gesichtet und sein Einschlag präzise vorhergesagt werden konnte.

Zur NASA-Pressemeldung

Artikel auf New Scientist

 

UPDATE – 13:30 Uhr

Schleicht man so durchs Netz, findet man bislang nur wenige Bilder vom Absturz, wenn überhaupt. Der Asteroid ist offenbar in ziemlich unbewohntem Gebiet niedergegangen. Eine Webcam in Ägypten scheint ihn erwischt zu haben – aus mehr als 700 Kilometern Entfernung. Eine längere Diskussion läuft seit gestern in diesem Meteoriten-Forum.

2. UPDATE – 8.10. 08:30

Der Asteroidenabsturz wurde mittlerweile bestätigt – seine Energie entsprach etwa einer Kilotonne TNT (andere Quellen sprechen von bis zu 2,1 kT), sie wurde von einem Infraschall-Array in Kenia gemessen. Das Ereignis fand demnach exakt um 04:45:45 MESZ am 7. Oktober 2008 statt. Ob es einen oder mehrere Meteoritenfälle gegeben hat oder ob der Asteriod in der Atmosphäre vollständig verglüht ist, weiß man nicht. Mehr auf spaceweather.com.

Der Absturz ist, so sieht es zumindest aus, weitgehend unbeobachtet verlaufen. Eine mögliche Sichtung eines Flugzeugpiloten, ein Blitz auf einer ägyptischen Webcam – das ist wohl alles. Nun, da sich die Aufregung um den sudanesischen Feuerball wieder legt sollte man sich daran erinnern, dass ein solches Ereignis astronomisch alltäglich ist (allmonatlich vielleicht) und die meisten Feuerbälle dieser Art eh nicht bemerkt werden, weil sie über den Ozeanen, Wüsten oder Tundren eben keiner sieht. Das Besondere ist, dass ein Feuerball erstmalig vorhergesagt werden konnte. Es steht also zu erwarten, dass es bald wieder gelingen könnte, einen weiteren – vielleicht größeren? –  Asteroiden vor dem Einschlag zu entdecken…

3. UPDATE – 12:00

Zwar kein Bild, aber eine nette Animation für die heimische Großrechenanlage 🙂  Man beachte den Special-Effect am Schluss!

13.10. – Und doch noch ein Update

Wie ich eben erfahren habe, hat der Wettersatellit Meteosat-8 den Treffer vom Weltraum aus gefilmt.

 

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

2 Kommentare

  1. Infos aus erster Hand

    In den Kommentaren zu meinem Artikel hat Markus Griesser von der Sternwarte Eschenberg viele interessante Neuigkeiten gepostet. Er hat selbst auch probiert das Objekt zu fotografieren – leider spielte das Wetter nicht mit.

    Ich bin schon gespannt ob es andere Fotos geben wird…

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