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BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Allgemein bekannt: Der Mars-Rover “Spirit” sitzt in der Region Troy (Troja) im Gusev-Krater im Sand fest und alle Versuche, ihn freizubekommen, sind fehlgeschlagen. Mit dieser Situation hat sich das Projektteam nun abgefunden.

In einer NASA/JPL-Presseerklärung vom 26.1.2010 wurde angekündigt, dass Spirit von nun an als stationäre Forschungsplattform eingesetzt werden wird. Auf der Südhalbkugel des roten Planeten geht es nun auf den Winter zu. Gusev befindet sich auf einer areographischen Breite von 14.6 Grad Süd. Die augenblickliche solare Länge is 43 Grad, was der Mitte des Herbstes entspricht. Die Sonnenwende und damit der Beginn des Südwinters (und des Nordsommers) liegt per Definition bei einer solaren Länge von 90 Grad; diese wird am 14. Mai erreicht. Zudem bewegt sich der Mars auf seiner exzentrischen Bahn gerade in Richtung Aphel.

Karte der aktuellen Trajektorie von Spirit, Quelle: NASA/JPLZusammengenommen bedeutet dies weniger verfügbare Sonnenenergie, selbst ohne das Festfahren wäre ab Mitte Februar nicht genug Strom zum Fahren verfügbar.

Verschärft wird die Situation durch die Orientierung, in der er sich festgefahren hat, nämlich in etwa nach Norden schauend und mit der Vorderseite etwas höher, sodass Nahaufnahme der Topografie in der Troy-Region, Quelle: NASA/JPLdie auf seinem Rücken angeordneten Solarzellen leicht nach Süden gekippt sind. Dies ist genau die Haltung, die man nicht gebrauchen kann, wenn die Sonne über der Nordhalbkugel steht. Man wird nun versuchen, die Solarzellen etwas mehr nach Norden zu orientieren, damit zumindest genug Strom für Funkverkehr, Eigenbedarf und hoffentlich auch noch Experimente erzeugt werden kann.

Viel Glück, Spirit.

Karte der aktuellen Route von Opportunity, Quelle: NASA/JPLSein Pendant, Opportunity, ist in Meridiani Planum immer noch eifrig auf dem Weg vom Krater Victoria zum 19 km entfernten Krater Endeavour und hat noch mehr als 13 km vor sich. Da Opportunity aber näher am Äquator ist, ist die Energiesituation dort nicht ganz so kritisch.

Hier kann man sich detailliert anschauen, welchen Weg Spirit seit der Landung am 4. Januar 2004 zurückgelegt hat und welchen Weg Opportunity seit dem 24. Januar 2004. Ach so, ja, und herzlichen Glückwunsch zum sechsjährigen Mars-Jubiläum, ihr beiden.

Und hier noch was zum Chillen …..

So macht Wissenschaft Spaß … Auf Youtube, vom User AggManUK, eine Huldigung an Spirit und Opportunity. (Teil II kann am Ende von Teil I aufgerufen werden).

Weitere Information

Mars Exploration Rover (MER)-Projektwebseite von NASA/JPL

Youtube-Webspace des Users AggManUK, von dem obige Animation stammt

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

9 Kommentare

  1. Fast schon Astronauten

    Ich finde das hat schon was von einer Biographie, wie die Rover da landen, rumfahren, an den Steinen schnüffeln und dabei altern, um schließlich zu “sterben”.

    Wie kann man das “Live”-Erlebnis noch überbieten, das uns die Rover in den letzten sechs Jahren geboten haben? Eigentlich doch nur noch durch echte Menschen. Oder haben wir vielleicht schon einen Punkt erreicht, bei dem wir in unserer Empathie gar nicht mehr groß zwischen Menschen und Roboterkreationen wie Spirit, Terminator, Wall-e, Nummer 5, oder Opportunity unterscheiden? Wie groß wäre denn der Unterschied, wenn Spirit ein Mensch wäre? Schon allein um das rauszufinden sollten wir Menschen zum Mars schicken.

  2. Gute PR

    Es ist wirklich bemerkenswert, wie es der NASA gelungen ist, uns die beiden Burschen … siehste, da ist es auch mir wieder passiert … ich meinte, die beiden Rover auch auf der persönlichen Ebene nahezubringen. Was haben wir damals mitgefiebert, als der Staubsturm wütete und die Sonne verdunkelte!

    Auch die positive Art, wie die jetzige Funktionseinschränkung herübergebracht wird, verdient Bewunderung. Man könnte das ja auch als den Anfang vom Ende sehen oder als Panne, aber die NASA feiert Spirit kurzerhand als neue stationäre Wissenschaftsplattform.

  3. Technische Auslegung

    Spirit und Opportunity waren für eine Lebensdauer auf dem Mars von 3 Monaten ausgelegt. Opportunity fährt immer noch, Spirit war immerhin auch mehr als 5 Jahre mobil, d.h., die geplante Missionsdauer wurde um 2400% bzw. 2000% übertroffen.

    Ich denke, da kann man davon ausgehen, dass die technische Auslegung genau richtig war.

  4. Ich denke, da kann man davon ausgehen, dass die technische Auslegung genau richtig war.

    Das darf man wohl sagen. Ich erinnere mich da an eine etwas weniger erfolgreiche Marsmission, den sogenannten “Polarlander” (1999 ?)

    Ich sass die ganze Nacht vor dem Computer, da für die frühen Morgenstunden Livebilder (über Internet) versprochen wurden. Nun, der Rest der Geschichte ist bekannt.

    Schade, dass nicht nochmal eine Polarlandermission versucht wurde.

  5. @Astra

    Phoenix Mars Mission – Danke für den Link. War mir nicht bekannt, hab ich irgendwie nicht mitgekriegt.
    Man wird aber über die Medien auch nur spärlich über derartige Missionen informiert. Viele Leute scheint es einfach nicht zu interessieren. Schade.

  6. Trotzdem schade ….

    Phoenix war eine wichtige und sinnvolle Mission, keine Frage.

    Dennoch ist es schade, dass es mit MPL nichts wurde. Phoenix ersetzt MPL nicht, denn Phoenix ging zur Nordpolarregion und MPL zur Südpolarregion.

    Beide sind voneinander areologisch und klimatisch sehr unterscheidlich, was an der unterscheidlichen Morphologie des Bodens liegt, aber auch und vor allem an dem gewaltigen Hoehenunterschied von 6 km zwischen der subarktischen und subantarktischen Zone.

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