Schon wieder: Der kleinste je gefundene Exoplanet

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Wieder einmal wurde ein Exoplanet gefunden, der kleiner als alle bis jetzt entdeckten ist. Kepler-10b wurde vom orbitalen Exoplaneten-Suchteleskop Kepler der NASA mittels der Transitmethode entdeckt und durch Dopplermessungen der Frequenz seines Zentralgestirns durch das Keck-Observatorium auf Hawaii bestätigt.

Dies ist der erste tellurische Planet, den das Kepler-Teleskop entdeckt hat. Die Tatsache, dass Messdaten unterschiedlicher Verfahren (Transitmethode und Radialgeschwindigkeitsmessungen) vorliegen, erlaubt eine genauere Abschätzung der Planetengröße und seiner Masse, als dies mit der Radialgeschwindigkeitsmessung allein möglich wäre. Dort verbleibt als Unsicherheit die Bahnneigung relativ zur Blickrichtung von der Erde. Diese Unsicherheit ist hier beseitigt. Auch ist, da man Größe und Masse gemessen hat, die Dichte bestimmbar.

Kepler-10b hat einen Durchmesser von etwa 18000 km. Dies ist mehr als 40% mehr als der Erddurchmesser. Die Masse wird auf rund 4.5 Erdmassen berechnet, damit läge seine Schwerkraft auf seiner Oberfläche bei rund 2.2 g. Da das Volumen von Kepler-10b nur das 2.9fache des Erdvolumens beträgt, muss seine mittlere Dichte die der Erde deutlich übersteigen. Die Erde hat eine mittlere Dichte von 5.52 kg/l. bei Kepler-10b wären es 8.7 kg/l. Der Metallgehalt muss demnach sehr hoch sein.

Der Stern Kepler-10, den dieser Planet umkreist, hat ungefähr Sonnenmasse und -größe. Die Bahnperiode von Kepler-10b liegt bei 20 Stunden, sein Bahnradius wäre damit etwa 2.5 Millionen km. Dies ist nur ein Zwanzigstel des Bahnradius unseres innersten Planeten Merkur. Spekulationen über die Habitabilität sind deswegen nicht wirklich angebracht.

Ein weiterer Planet des Sterns Kepler-10 namens Kepler-10c, mit einem möglichen Bahnradius um 36 Millionen km, harrt noch der Bestätigung.

Für Leute, die selbst spechteln: Kepler-10 ist ein Stern 11ter Größe im Sternbild Drache (An verschiedenen Stellen wird das Sternbild Schwan genannt, aber laut Koordinaten wäre er gerade noch im Drachen), Details siehe hier. Er ist etwa 564 Lichtjahre entfernt.

Interessanterweise wird sein Alter mit 11.9 +/- 4.5 Milliarden Jahre angegeben. Das wären also maximal 16.4 Milliarden Jahre – ausgesprochen bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass das Alter des Universums nur 13.7 Milliarden Jahre beträgt. Vielleicht sollte jemand diese Abschätzung noch einmal neu formulieren, ansonsten wäre nämlich der Stern selbst, nicht der ihn umkreisende Planet die eigentliche Sensation …

Natürlich gibt es auch schon eine “artists’s impression” dieses Planeten, aber im Interesse der Schonung des Blutdrucks meiner Mitblogger verkneife ich es mir, diese hier aufzunehmen.

Hm, wenn dies nun der bislang kleinste bekannte Exoplanet ist, dann bedeutet das wohl, dass die frühere Ankündigung der Entdeckung von Gliese 581g, der nur 3.1 Erdmassen haben sollte, hiermit stillschweigend in die Rundablage befördert wurde, oder?

Weitere Information

Pressemitteilung der NASA vom 10.1.2011

Der erste fraglos felsige Exoplanet“: bei Daniel Fischer auf skyweek zwei punkt null

Kepler-10b – The First Unambiguous Rocky Exoplanet” von Franck Marchis auf scienceblogs.com

Datenkarte zu Stern Kepler-10 auf exoplanet.eu

Wikipedia-Seite zu den Methoden der Entdeckung extrasolarer Planeten

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

7 Kommentare

  1. Verdampfung?

    Dumme Frage: verliert Merkur einen Teil seiner Masse durch Verdampfung und Sonnenwind? Falls ja: wie lange existiert denn ein Planet wie Kepler-10b?

    (Fussnote: ich stelle mir vor, dass durch die Hitze auf der zugewandten Seite alle möglichen Elemente verdampfen und dass die dann vom Strahlungsdruck oder Sonnenwind “weggeblasen” werden. Ist das so? Und hört der Prozess irgendwann auf?)

  2. Bilder?

    Diesen Satz hier verstehe ich nicht, auch meine Frau nicht sowie meine Schwiegermutter, die noch immer zu Besuch ist:

    Natürlich gibt es auch schon eine “artists’s impression” dieses Planeten, aber im Interesse der Schonung des Blutdrucks meiner Mitblogger verkneife ich es mir, diese hier aufzunehmen.

    Ohne Bild kann sich man sich das doch alles gar nicht vorstellen, sagen auch die Freundinnen meiner Frau, die gerade zum Kaffeeklatsch sind bei uns. Dieses schlimme Geschnatter kann sich auch keiner vorstellen…

  3. @Jan

    Das war gar keine dumme Frage, sondern eine sehr passende. Ich kann das nicht beantworten, aber vielleicht ist der sich aus den unabhängigen Messungen von Masse und Durchmesser ergebende auffallend hohe Wert für die mittlere Dichte genau in diesem Zusammenhang zu sehen?

    Der Stern Kepler-10 ist laut exoplanet.eu 11.9 +/- 4.5 Milliarden Jahre alt, dies düfte auch etwa das Alter der ihn umkreisenden Planeten sein, denn die Akkretion ist, wenn ich richtig informiert bin, ein relativ kurzer Prozess.

  4. “Natürlich gibt es auch schon eine “artists’s impression” dieses Planeten, aber im Interesse der Schonung des Blutdrucks meiner Mitblogger verkneife ich es mir, diese hier aufzunehmen.”

    Danke für die Sorge um mein Wohlbefinden, aber ich ertrag’s schon 😉

  5. Größe / Artist’s view / Gliese

    Das “kleinste” bezog sich auf den Durchmesser (1.4 x Erde) und nicht die Masse – und die animinierte Artist’s View dieses Exoplaneten (ab 1:30!) fand die Entdeckerin selbst so cool, dass sie das bei der Pressekonferenz in Seattle explizit erwähnte. Ein bisschen wie Avatar, aber ohne blaue Leute … Gliese 581g übrigens scheint tatsächlich inzwischen allgemein abgeschrieben zu sein, so wurde es jedenfalls aus Seattle berichtet.

  6. Antwort auf Jan Exners Frage

    In dem Video, zu dem Daniel Fischer einen Link gepostet hat, findet sich auch die Antwort zur Frage von Jan Exner, ab 1:50 …

    […]here we see flecks of silicates and iron that have boiled off a molten surface and are swept away by stellar radiation, much like a comet’s tail when its orbit brings it close to the Sun.

    … Das ist zumindest ein Teil der Antwort, und er ist auch konsistent mit der beobachteten hohen Dichte. Wie es mit Kepler-10b weiter gehen wird, ist eine gute Frage, aber wenn die Abtragung weiter geht und auch schwere Elemente betrifft, dann stellt sich die Frage, ob die Abtragung oder das Ende des Zentralgestirns schneller kommen.

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