Es muss kein Riesenteleskop sein!

BLOG: Clear Skies

Astronomie mit eigenen Augen
Clear Skies

Amateurastronomen geht es heutzutage richtig gut: Wir haben qualitativ hervorragende Instrumente zur Hand, von denen wir vor 20 Jahren nur träumen konnten. Selbst größere Teleskope sind jetzt erschwinglich. Als ich begann, mich für Astronomie zu interessieren – das war in den 70ern – war ein eigenes Teleskop für mich natürlich reine Utopie. Ich habe aus jener Zeit noch den Katalog plus Preisliste eines der wenigen Hersteller für Amateur-Teleskope, die es damals gab. Die absolute Obergrenze markierte ein 8-Zoll-Cassegrain, das mit notwendigem Zubehör ähnlich viel kostete wie ein Mittelklassewagen. Aber selbst ein kleiner Refraktor verschlang mit Montierung mehrere Monatsgehälter eines durchschnittlich verdienenden Angestellten. Heute können wir uns für einen Bruchteil des Geldes von damals erheblich leistungsstärkere Lichtsammler zulegen.

Warum schreibe ich das? Weil ich es sinnvoll finde, sich der Wurzeln zu besinnen. Ich selbst habe den Sternhimmel mit einem Fernglas kennen gelernt und beobachte auch heute häufig mit einem Feldstecher. Ein Glas mit einer Öffnung von 50 Millimetern sammelt bereits gut 50 Mal mehr Licht, als es das Auge vermag. Damit sind am Sternhimmel schon eine Menge spannender Himmelsobjekte zu sehen. Zudem ist ein Fernglas handlich und kann direkt eingesetzt werden – bei Vergrößerungen bis 10fach sogar ohne Stativ. Einen weiteren Joker spielt ein Fernglas aus: Sein Gesichtsfeld ist erheblich größer als das eines Teleskops.

Man braucht kein Riesenteleskop, um die Faszination des Sternhimmels mit eigenen Augen zu erkunden! Und viele Objekte entfalten überhaupt erst mit einem Fernglas ihre volle Pracht: Der Komet 17P/Holmes ist ein aktuelles Beispiel. Nach seinem enormen Helligkeitsausbruch am 23. Oktober ist er bestens im Fernglas erkennbar und wird es auch in den kommenden Wochen sein. Also schnell ein Fernglas vor die Augen und ins Sternbild Perseus abtauchen, durch das 17P/Holmes seine Bahn zieht.

Clear Skies! Stefan Oldenburg

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Astronomische Themen begeistern mich seit meiner Kindheit und ich freue mich, Zeuge des goldenen Zeitalters der Astronomie zu sein. Spannende Entdeckungen gibt es im Staccatotakt, aber erst im Erkunden unserer kosmischen Nachbarschaft mit den eigenen Augen liegt für mich die wirkliche Faszination dieser Wissenschaft. "Clear Skies" lautet der Gruß unter Amateurastronomen, verbunden mit dem Wunsch nach guten Beobachtungsbedingungen. Deshalb heißt dieser seit November 2007 bestehende Blog "Clear Skies".

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