Was sagen die Klimaberichte von 2018 über die Abschwächung des Golfstromsystems?

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Nah dran am Wandel
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Im vergangenen Jahr wurden zwanzigtausend begutachtete Fachpublikationen zum Thema “climate change” (“Klimawandel”) veröffentlicht. Kein Mensch kann die alle im Auge behalten – man müsste jeden Tag 55 Studien lesen. (Und übrigens ist diese riesige Masse an Publikationen ein Grund, warum sogenannte „Klimaskeptiker“ immer etwas finden werden, das sie für ihre Zwecke herauspicken und umdeuten können.) Deshalb sind breit verankerte Klimaberichte so wichtig, bei denen viele Wissenschaftler ihre Expertise bündeln und den Stand der Forschung diskutieren, bewerten und zusammenfassen.

Schauen wir uns also kurz an, was die Klimaberichte des abgelaufenen Jahres zu dem viel diskutierten Thema sagen, ob sich die Umwälzzirkulation des Atlantik (auch bekannt als Golfstromsystem und im Fachjargon als AMOC, für Atlantic Meridional Overturning Circulation) bereits verlangsamt hat, wie es die Klimamodelle als Reaktion auf die globale Erwärmung voraussagen.

Da ist zum einen der 1,5 °C-Bericht (SR15) des IPCC, der für das Pariser Klimaabkommen erstellt und im September 2018 veröffentlicht wurde. Er sagt nicht allzu viel über die AMOC aus, da es sich nur um einen Sonderbericht und keinen umfassenden Bericht handelt, aber er sagt dies:

Es ist wahrscheinlicher als nicht, dass sich die AMOC in den letzten Jahrzehnten abgeschwächt hat, angesichts der Abkühlung des Oberflächenwassers im Nordatlantik und Belegen dafür, dass sich der Golfstrom seit Ende der 1950er Jahre um 30% verlangsamt hat (Srokosz und Bryden, 2015; Caesar et al., 2018).  Es gibt nur begrenzte Hinweise darauf, dass der aktuell abnormal schwache Zustand der AMOC mit der anthropogenen Erwärmung zusammenhängt (Caesar et al., 2018). Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die AMOC im Laufe des 21. Jahrhunderts abschwächen wird. […]

Es wird erwartet, dass die Schwächung der AMOC die natürlichen und menschlichen Systeme stark stört, da die Wärmeabgabe an höhere Breitengrade durch dieses Strömungssystem reduziert wird.

[Anmerkung: die „30% seit Ende der 1950er“ sind wohl ein Fehler – in den beiden angegebenen Quellen steht dazu nichts.]

Im November wurde dann der 4. Nationale Klimabericht der USA veröffentlicht, der seit zwei Jahren in Arbeit war. Dort steht:

Die Hauptsorge im Zusammenhang mit der Ozeanzirkulation ist die mögliche Verlangsamung der AMOC. Eine Abschwächung der AMOC würde sich auf den polwärts gerichteten Wärmetransport, das regionale Klima, den Anstieg des Meeresspiegels entlang der Ostküste der Vereinigten Staaten und die Gesamtreaktion des Klimasystems der Erde auf den vom Menschen verursachten Wandel auswirken. […]

Während sich die Atmosphäre erwärmt, kann Oberflächenwasser, das in den Nordatlantik einströmt, weniger Wärme freisetzen und durch den zunehmende Süßwassereintrag aufgrund des Schmelzens von Grönland und den Gletschern der nördlichen Hemisphäre verdünnt werden. Beide Faktoren würden die Sinkgeschwindigkeit verlangsamen und die gesamte AMOC schwächen.

Obwohl die Beobachtungsdaten nicht ausreichen, um festzustellen, ob eine langfristige Verlangsamung der AMOC im Laufe des 20. Jahrhunderts einsetzte, quantifiziert eine aktuelle Studie eine 15%ige Schwächung seit Mitte des 20. Jahrhunderts und eine andere eine Schwächung in den letzten 150 Jahren. In den nächsten Jahrzehnten ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass sich die AMOC abschwächen wird.

Schließlich haben Future Earth (ein globales geowissenschaftliches Forschungsprogramm) und die Earth League (eine Gruppe führender Institutionen und Forscher der Geowissenschaften) ein klimawissenschaftliches Update für den Kattowitzer Klimagipfel Anfang Dezember mit dem Titel 10 New Insights in Climate Science 2018 veröffentlicht. Dort steht:

Aus Modellsimulationen wurde eine Schwächung der atlantischen Umwälzzirkulation, die oft als Golfstromsystem bezeichnet wird, erwartet. Jüngste Studien bestätigen, dass sie seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 15% zurückgegangen ist und den schwächsten Stand seit über tausend Jahren erreicht hat. Dies hat bereits Auswirkungen, wie z.B. Wetterextreme in Europa, und es wird erwartet, dass weitere Abschwächung das europäische Wetter stark beeinflussen wird und den Anstieg des Meeresspiegels an der Ostküste Nordamerikas verschärfen wird.

Im Dezember – zu spät für die zitierten Klimaberichte – wurde zudem eine neue Studie von Thibodeau et al. in Geophysical Research Letters veröffentlicht, die weitere Belege für eine beispiellose AMOC-Schwächung in den letzten Jahrzehnten liefert. Die Autoren schreiben:

In dieser Studie liefern wir geochemische Belege, die eine Verlangsamung der Zirkulation im Nordatlantik im letzten Jahrhundert aufzeigen. Diese Veränderung scheint in den letzten 1.500 Jahren einzigartig zu sein und könnte mit der globalen Erwärmung und dem Süßwassereintrag aus der Eisschmelze zusammenhängen.

Meine Meinung

Meine Stammleser wissen, dass eines meiner Forschungsthemen die Stabilität des Golfstromsystems ist – daran arbeite ich seit über 25 Jahren, seit ich meine Doktorarbeit in Physikalischer Ozeanographie abgeschlossen habe. Lassen Sie mich daher meinen eigenen Kommentar zu den oben genannten Zitaten hinzufügen.

Erstens, obwohl wir keine regelmäßigen direkten Messungen der AMOC über das 20. Jahrhundert haben, sind indirekte Hinweise auf eine AMOC-Abschwächung nicht neu. Dima und Lohmann kamen bereits 2010 zu dem Schluss, dass “das Förderband in den letzten sieben Jahrzehnten langsamer geworden ist” (wobei sie mit “Förderband” die AMOC meinen).

Seltsamerweise wurde dieses Ergebnis im fünften IPCC-Bericht, der 2013 veröffentlicht wurde, überhaupt nicht diskutiert. Daher ist die Feststellung des IPCC, dass eine anhaltende Verlangsamung “wahrscheinlicher als nicht” ist (also mehr als 50% wahrscheinlich), ein Fortschritt. Aber es ist auch eine sehr vorsichtige Aussage, genauso wie die Aussage über die “begrenzten Hinweise” auf die Verursachung durch uns Menschen. Warum finde ich das zu vorsichtig?

Die Hauptpunkte sind, dass eine AMOC-Verlangsamung zu einem bestimmten Fingerabdruckmuster bei der Veränderung der Meeresoberflächentemperatur führt – was im Wesentlichen das ist, was schon Dima und Lohmann identifiziert haben. Dieses Muster wird durch hochauflösende Klimamodelle als Reaktion auf steigende Treibhausgase vorhergesagt, und es findet sich genau so in den Beobachtungen. Es gibt keine bekannte alternative Erklärung dafür, was diesen Fingerabdruck verursachen könnte. Dieser Fingerabdruck ist nicht subtil: Er ist so stark, dass der subpolare Atlantik die einzige Region der Welt ist, die sich in den letzten hundert Jahren der globalen Erwärmung widersetzt hat und sich sogar abgekühlt hat. 2015 erreichte sie gar einen Kälterekord, während die Erde als Ganzes rekordheiß war.

Obwohl der Fingerabdruck der AMOC-Verlangsamung am deutlichsten bei langfristigen Trends der Meeresoberflächentemperatur zu erkennen ist, zeigt er sich auch in der Temperaturanomalie  des Jahres 2018 –  trotz der großen kurzfristigen Schwankungen in einem einzelnen Jahr. Grafik: Berkeley Earth Projekt.

Tatsächlich entspricht die Stärke dieses Musters und die Schlussfolgerung, dass es einer 15%igen AMOC-Verlangsamung entspricht, genau der mittleren Abschwächung, die in den Rechnungen der CMIP5-Klimamodelle für die Klimaentwicklung bis in die Gegenwart gefunden wurde. Mit anderen Worten: es ist genau das, was die Modelle als Reaktion auf den vom Menschen verursachten Klimawandel vorhergesagt haben. Die Physik dahinter ist verstanden, wie die globale Erwärmung und Eisschmelze (beide zweifellos vom Menschen verursacht) die AMOC abbremsen, und wie dies wiederum den beobachteten Temperatur-Fingerabdruck verursacht. Darüber hinaus gibt es mehrere unabhängige Datensätze, die zeigen, dass diese Verlangsamung seit mindestens einem Jahrtausend beispiellos ist.

Im IPCC-Jargon würde ich persönlich die Aussage, dass sich die AMOC seit Anfang des 20. Jahrhunderts abgeschwächt hat und dass dies zumindest teilweise von uns Menschen verursacht wurde, als “sehr wahrscheinlich” einstufen.

[Alle Übersetzungen englischer Zitate von mir – die Originalzitate finden Sie in der englischen Fassung dieses Beitrags bei realclimate.org.]

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

23 Kommentare

  1. Schlüssig dargelegt und sehr interessant! Danke für diesen Artikel zur Verlangsamung des Golfstromsystems.

    Mir spuken zwei Sets von Fragen im Kopf: Unter welchen Umständen ist eine 100%-Abschwächung des Europa beeinflussenden Teils der atlantischen Zirkulation möglich? Kann das außerhalb der Eiszeiten passieren, z.B. bei +6°C AGW?
    Unabhängig davon ob die Abschwächung sehr stark werden kann: Wie beeinflusst das das zukünftige europäische Wetter und Klima? Wird die globale Erwärmung bei uns vielleicht dann sogar abgeschwächt, so dass wir bei uns “Glück” durch sich teilweise kompensierende Trends haben?

  2. Angesichts der Wichtigkeit des Golfstroms für das nordeuropäische Klima, scheint mir es wünschenswert, Indikatoren für den Zustand und die zu erwartende Entwicklung der AMOC zu erarbeiten. Zu diesen Indikatoren könnten beispielsweise die durch die AMOC pro Zeiteinheit nordwärts transportierte Wärme gehören. Auch das Wissen um Ausmass und Ursachen der Variabilität des AMOC wären hilfreich. Die AMOC besser zu verstehen wäre Teil der Bemühungen das Klimasystem der Erde besser zu verstehen um Entwicklungen mit grösserer Zuverlässigkeit voraussagen zu können. Die Meteorologie hat in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte in der Prognosezuverlässigkeit gemacht. Die Klimatologie sollte analoge Fortschritte machen. Eventuell würden sich durch mehr Wissen auch Eingriffsmöglichkeiten eröffnen.

    • Diese Indikatoren wie Wärmetransport und Volumentransport werden ja bereits in aufwändigen ozeanographischen Messprogrammen gemessen: RAPID, OSNAP. Auch die Prognosefähigkeit der Klimatologie ist generell bereits sehr gut – da das mittlere Klima sich (anders als das Wetter) nicht chaotisch verhält, ist die Aufgabe zumindest in dieser Hinsicht auch einfacher als Wettervorhersage. In Caesar et al. haben wir z.B. gezeigt, dass eine Abschwächung der AMOC laut Modellsimulationen einen “Fingerabdruck” in der Meerestemperatur verursacht, der genau so auch in den Messdaten zu finden ist. Allerdings ist die Vorhersage der weiteren Entwicklung der AMOC mit großen Unsicherheiten verbunden, da es sich um ein hochgradig nichtlineares System mit einem oder mehreren Kipppunkten handelt. Physikalisch also besonders interessant, für robuste Vorhersagen aber am Schwierigsten.

  3. Hier ein Bericht
    http://t1p.de/sum4
    über eine in Science veröffentlichte Studie
    http://science.sciencemag.org/content/363/6426/516
    die zu einem etwas andern Ergebnis als Thibodeau et al. kommt: “Der Klimawandel verlangsamt die Zirkulation des Ozeans möglicherweise weniger als gedacht.”
    Die Ergebnisse wurden mit einem neuen Meßsystem seit 2014 und über eine Zeit von 21 Monaten gewonnen.
    Die Studie stellt laut Bericht in Frage, ob man eigentlich wirklich weiß, was die AMOC antreibt.

    • Diese Folgerung steht so nicht in der Studie. Sie findet eine schwache Zirkulation in die Labradorsee – wieso das für eine geringere Abschwächung “als gedacht” sprechen soll, ist mir schleierhaft. Die Autoren äußerten sich überrascht, wie schwach die Zirkulation im (kurzen) Messzeitraum war.

  4. Was sagen die Pegelstände an der US-Ostküste dazu? Dort, ich nehme an vor allem im Nordosten, müsste bei einer Abschwächung der AMOC der Meeressspiegel ja steigen. Sind die Pegeldaten nicht vielleicht sogar als Proxies für die AMOC in vergangenen Jahrzehnten geeignet?

  5. Sehr geehrte Damen und Herren,

    Sehr geehrter Herr Prof. Rahmstorf,

    Klimawandel ist wirklich in aller Munde, selbst Schulkinder lassen Unterricht ausfallen und demonstrieren Ende Januar 2019 vor dem Kanzleramt in Berlin für einen besseren Klimaschutz!

    Bei meiner persönlichen Aufarbeitung zu diesem Thema habe ich leider auch sehr viele Statistiken/ Auswertungen gefunden die mich als Laien, dass muss ich offen gestehen, irrtiert und verwirrt haben. Dabei bin ich auf Widersprüche gestoßen, die ich mir nicht erklären kann. Ich brauche einfach erklärende Tabellen die ich als Laie schnell überschauen kann! Mir helfen am einfachsten Statistiken über den Temperaturverlauf / Temperatur-Entwicklungen der letzten Jahrzehnte! Meine Bitte/Hoffnung, dass Sie dies” in Ihrem BLOG: Klimalounge Nah dran am Wandel erklären könnten.

    Am 27.01.2019 fand ich im ARD Text : 2018 war viertwärmstes Jahr

    Die vergangenen vier Jahre sind die vier heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen. Wie die US-Forschungsgruppe Berkeley Earth bekannt gab, war 2018 das viertwärmste Jahr. Die Temperaturen lagen im Schnitt um 1,16 Grad Celsius über dem Mittel der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die als Vergleich herangezogen wurde.

    2018 sei zwar kühler ausgefallen als die drei Jahre zuvor, aber wärmer als alle Jahre zuvor 2015, heißt es in dem Bericht. 2016 bleibe damit das bislang wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

    Meine (Quiz)Frage : Welche Temperatur wurde 2018 in diesem Bereicht umschrieben ?

    Dieser Bericht hat mich wirklich sehr überrascht! Meine Erinnerungen an 2018 war, bestärkt durch Aussagen von sehr vielen Klimatologen/ Wissenschaftlern, dass 2018 mit Abstand das wärmste Jahr seit Aufzeichnung von Temperaturdaten wird! Auch ich selbst hatte nach diesem unglaublich angenehmen lagen Sommer mit einer deutlichen Steigerung einer Jahresdurchschnitt-Temperatur gerechnet!

    Bei meinem “Stöbern“ im Internet konnte ich für 2016 eine Temperatur von 14,8 Grad Celsius (vom ZDF mo:ma Bejamin Stöwe 19.01.2017) finden.

    In Schulbüchern aber auch in Wissens-Sendungen im Fernsehen ( z.B. WDR Quarks & Co ) wird der natürliche Treibhauseffekt erklärt und mit einer Durchschnitts-Temperatur von 15 Grad angegeben! In einem Filmbeitrag wird es so schön beschrieben : 15 Grad Celsius jetzt ist die Erde perfekt! In vielen Temperatur-Tabellen wird ein Temperaturanstieg beginnend 1880 bis 2010 von ca. 13,6 Grad bis 14,4 Grad angezeigt ! Der (bedrohliche) anthropogene Treibhauseffekt wird von Schulbüchern aber auch von Wissenschaftlern und Wetter-Journalisten ab einer Durchschnitts-Temperatur von 15 Grad Celsius PLUS (maximal) 2 Grad menschengemachte Erderwärmung beschrieben! In einer gezeigten Temperatur-Daten-Tabellen des ZDF Heute Journal von 6 Dez. 2009 ist ein Temperaturen-Daten-Verlauf zwischen 14,3 bis 14,5 Grad Celsius zu sehen und wörtlich hieß es :“Die globale Durchschnitts-Temperatur hat sich seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts um rund ein Grad erhöht, in den letzten 10 Jahren stagniert sie! Ein vermutlich zeitlich begrenztes Phänomen, dass man den Menschen aber auch erklären sollte!“ Führt man diese Durchschnitts-Temperaturen von 1999 bis zum aktuellen Jahr 2018 weiter (also über einen Zeitraum von knapp 20 Jahren, 2016 war mit 14,8 Grad das wärmste gemessenen Jahr , 2018 war kühler als 2015) ergibt sich ein Bild, dass die 2009 erwähnte “Stagnation der Weltweiten- Durchschnitts-Temperatur“ bis heute anhält!? Und die Temperaturen immer noch im Bereich eines natürlichen Treibhauseffektes liegen und dass trotz weltweit steigender erhöhter CO2 Werte !?!

    Meine Fragen:

    Wie können Wetter-Klima-Wissenschaftler dies erklären?

    Sind die Angaben, die ich im Internet gefunden habe korrekt?

    Oder müssen wir einem USA Präsidenten mit seinen kühnen Behauptungen zum Klimawandel Recht geben? Das täte mit sehr leid!

    Oder was sehe ich als Laie bei dieser Betrachtung falsch?

    Sollte meine Anrage im “falschen Blog” gestellt worden sein bitte ich um Verständnis und um Auskunft an welche Adresse( bitte mit Mail-Angabe ) ich diese Frage stellen kann und Antwort erhalten werde.

    Über eine Antwort von Ihnen oder Ihrem Institut würde ich mich sehr freuen,

    mit freundlichen Grüßen

    Wolfgang Wichert

    27568 Bremerhaven

  6. Sehr geehrter Herr Rahmsdorf!

    In einem Artikel des Tagesspiegels vom 31.01.2019 wird über Unstimmigkeiten zwischen den Modellen und den Messwerten von OSNAP berichtet. Dabei wird auch auf ein Paper in Science verwiesen. Sind diese Ergebnisse in Ihrem Artikel schon berücksichtigt bzw. würden die Ergebnisse eine komplette Neubewertung Ihres Textes notwendig machen.

    • Lieber Thomas, ich stimme nicht mit der Interpretation der Autoren überein, d.h. ich erkenne hier keine Unstimmigkeiten zwischen Messung und Modellen. Die Messdaten sind ja lediglich eine Momentaufnahme über einen Zeitraum von zwei Jahren, die ein schwaches Overturning in Richtung Labradorsee nahelegen (was übrigens auch schon von mindestens einem führenden Labradorsee-Experten angezweifelt wird). Ich habe das in einem Twitter-thread etwas mehr erläutert: https://twitter.com/rahmstorf/status/1091358792451792896

  7. Abschwächung der AMOC “nur” durch Klimawandel ?
    Natürlich nicht, denn es wird gerne mal wieder die Sonne vergessen.
    Response of the AMOC to reduced solar radiation – the modulating role of atmospheric chemistry

    Furthermore, our results reveal possible additional side effects of the solar radiation management technique: a reduction in the incoming solar radiation in space to mitigate the temperature increase caused by the emission of GHGs might affect the tropospheric circulation patterns in the NH and
    cause a weakening of AMOC with climatic consequences,
    in particular for the temperate climate in western Europe

    • Verstehen Sie eigentlich, was das von Ihnen wiedergegebene Zitat sagt? Es geht hier um Modellexperimente, in denen künstlich und schlagartig die Sonneneinstrahlung verringert wurde, was zu einer deutlichen global Abkühlung führt. Als Reaktion verstärkt sich im Modell die AMOC – genauso wie sie sich in der Vergangenheit durch die globale Erwärmung (die nichts mit der Sonne zu tun hat) abgeschwächt hat.

  8. Herr Wichert sagt:
    Meine Erinnerungen an 2018 war, bestärkt durch Aussagen von sehr vielen Klimatologen/ Wissenschaftlern, dass 2018 mit Abstand das wärmste Jahr seit Aufzeichnung von Temperaturdaten wird! Auch ich selbst hatte nach diesem unglaublich angenehmen lagen Sommer mit einer deutlichen Steigerung einer Jahresdurchschnitt-Temperatur gerechnet!
    ____________________________________________

    Sehr geehrter Herr Wichert,
    Der deutschlandweite Jahresdurchschnitt betrug 10,5° C.
    1,6° über dem Durchschnitt, und war tatsächlich das wärmste Jahr seit 1881.
    Das ist mehr als “deutlich”.

    Herr Wichert sagt:
    Oder müssen wir einem USA Präsidenten mit seinen kühnen Behauptungen zum Klimawandel Recht geben? Das täte mir sehr leid!”
    ____________________________________________________
    Aus welchem Gunde sollten wir ihm Recht geben, und warum tät es Ihnen leid, wenn es keinen anthropogenen Klimawandel gäbe??

    MfG Frankfurter

  9. Hallo Herr Wichert,

    welche Klimatologen/ Wissenschaftler haben denn behauptet dass 2018 das mit Abstand wärmste Jahr wird. Rekordjahre treten gewöhnlich während bzw. kurz nach El nino Ereignissen auf, da hatte 2018 denkbar schlechte Karten. 2019 oder 2020 sieht es schon wohl wieder “besser” aus. Und von einem warmen Sommer in Deutschland lässt sich kaum auf die ganze Welt schließen.

  10. Etwas off topic, aber vielleicht doch interessant: Vor vierzig Jahren fand die erste Klimakonferenz statt.

    “Im Februar 1979 verabschiedeten die Delegierten eine Deklaration. Darin heißt es: „Die Nationen der Welt müssen alles dafür tun, einen menschengemachten Wandel des Klimas zu verhindern, der das Wohlbefinden der Menschheit gefährden könnte.“”

    https://www.deutschlandfunk.de/vor-40-jahren-erste-weltklimakonferenz-in-genf.871.de.html?dram:article_id=440681

  11. Sehr geehrter Herr Rahmstorf,

    ich interessiere mich für die Klimakonstanten im Klimasystem, d.h. wie lange es dauert, bis ausgestoßenes CO2 “klimawirksam” wird und wie lange es sich in der Atmosphäre hält. Wenn ich die CO2- und die Temperaturkurve nebeneinanderlege, kann man vielleicht sagen, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre ab dem Jahr 1850 ansteigt und die Temperatur ab 1920. Das kann jetzt ein Schwellwert bei ca. 310 ppm oder eine Zeitverzögerung von 70 Jahren sein. Sagen die Klimamodelle darüber etwas aus?

    Herzliche Grüße

    M. Brendes

    • CO2 wirkt ab sofort – so wie die Sonne ab sofort wärmt, wenn sie morgens aufgeht. Es dauert aber eine Weile, bis die Wirkung ihr volles Ausmaß erreicht, wegen der thermischen Trägheit und Rückkopplungen im System, die ganz unterschiedliche Zeitskalen haben. Die Erhöhung der CO2-Menge bleibt Jahrzehntausende bestehen, sie klingt nur sehr langsam ab (auch das mit verschiedenen Zeitkonstanten, siehe David Archers “Long Tail”).

  12. Ich bin etwas irritiert darüber, dass Sie das Anführen eines Modells monieren.
    “Weaken”, aus dem Zitat das ich eingefügt habe bedeutet eigentlich “nachlassen”, Sie sprechen von “verstärken”.

    “a reduction in the incoming solar radiation in space to mitigate the temperature increase caused by the emission of GHGs might affect the tropospheric circulation patterns in the NH and
    cause a weakening of AMOC ”

    “Als Reaktion verstärkt sich im Modell die AMOC”.

    • Haben Sie das Paper gelesen? Wohl nicht. Die neue Erkenntnis der Modell-Studie ist, dass eine Änderung der Sonneneinstrahlung nicht so stark auf die AMOC wirkt wie eine Klimaänderung gleicher Größe durch Treibhausgase, weil Veränderungen in der troposphärischen Zirkulation den direkten Temperatureffekt teilweise kompensieren. Das bedeutet: wenn man eine Treibhausgas-Erwärmung durch Abschattung der Sonne ausgleichen würde, dann könnte man zwar den globalen Temperaturanstieg damit verhindern, die AMOC würde sich aber trotzdem noch abschwächen. Auf jeden Fall war ihr Kommentar hier unsinnig, die Sonne sei mal wieder vergessen worden. Er ist einfach nur ein schöner Beleg für das im Einstieg meines Artikels Gesagte: “Klimaskeptiker” picken sich aus den jährlichen 20.000 technischen Fachpublikationen zum Klimawandel gezielt einige halb oder gar nicht verstandene Sätze ohne Kontext heraus, um damit ihr politisches Süppchen zu kochen. Mit einer sachlich fundierten Diskussion hat dies nichts zu tun.

  13. Hat mal jemand versucht, die “sonstigen Einflüsse” aus den US-Ostküsten-Pegeldaten heraus zu rechnen? Wenn nicht, wäre das doch mal ein Thema für ein paar Masterarbeiten oder eine Promotion.

    Etwas anderes ging mir gerade bei einem Blick auf den für die nächste Woche projezierten Niederschlag auf climate reanalyzer durch den Kopf: Das Hoch über Mitteleuropa, das mal wieder ungewöhnlich persistent ist, ist ja das Ergebnis einer ziemlich ortsfesten Welle im Jetstream, die wiederum dem Nordatlantik und insbesondere den Gewässern südöstlich von Grönland ziemlich viel Niederschlag beschert. Ich weiß jetzt nicht, ob es da Trends gibt, aber mir ging durch den Kopf, dass die AMOC nicht nur durch vermehrten Schmelzwassereintrag sondern auch durch eine Zunahme der Regenfälle in der genannten Region und weiter nördlich abgeschwächt werden könnte. Ist das schon mal untersucht worden? (Ok. vermutlich trage ich Eulen nach Athen. Ear nur so ein Gedanke.)