Sommer 2022: 100.000 Hitzetote in Europa?

Der Sommer 2022 war der heißeste Sommer in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen laut Copernicus Climate Service, und er hat dabei den bisherigen Rekordsommer 2021 um phänomenale 0,4 Grad übertroffen (Abb. 1). Damit war es auch der wärmste seit mindestens dem Jahr 1500 nach Christus (Barriopedro et al. 2011).

Abb. 1 Temperaturabweichung von der (bereits erwärmten!) Referenzperiode 1981-2010 im Sommer 2022

Das kommt natürlich nicht überraschend, denn extreme Hitze nimmt weltweit dramatisch zu aufgrund der fortschreitenden Erwärmung unseres Planeten. Monatswerte, die drei Standardabweichungen über der Referenzperiode 1951-1980 liegen, treten auf den Landgebieten der Erde heute schon 90 mal häufiger auf als im Referenzzeitraum, wie unsere Studie letztes Jahr gezeigt hat (Robinson et al. 2021). Und Europa ist besonders stark betroffen: ein Hotspot der Hitzewellen, die hier drei- bis viermal so stark zunehmen wie anderswo in vergleichbaren Breiten, aufgrund von Veränderungen im Jetstream (Rousi et al. 2021).

Hitze erhöht die Sterbezahlen, wie die Hitze-Expertin Veronika Huber hier im Blog schon vor einigen Jahren erläutert hat. Ein krasses Beispiel war der “Jahrhundertsommer” 2003 mit rund 70.000 Hitzetoten in Europa. Daher erwartet man auch für den abgelaufenen Sommer deutlich erhöhte Sterblichkeit.

Vor kurzem sind die aktuellen Mortalitätsdaten auf der Datenseite des EuroMOMO-Netzwerks zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen erschienen, und sie zeigen tatsächlich ein düsteres Bild. Über den ganzen Sommer 2022 hinweg war die Sterblichkeit stark signifikant erhöht (Abb. 2).

Abb. 2 Übersterblichkeit über die Sommerwochen 2022 von www.euromomo.eu

Trauriger Höhepunkt der Todesfälle war die Rekordhitze in der 29. Kalenderwoche, als selbst im Raum London erstmals in der Geschichte Temperaturen über 40 °C gemessen wurden. Die kumulative Übersterblichkeit für die Sommerwochen 2022, 2021 und 2020 ist in Abb. 3 gezeigt.

Abb. 3 Kumulative Übersterblichkeit, von www.euromomo.eu

Die Auswertung zeigt eine Übersterblichkeit von insgesamt fast 108.000 Menschen im letzten Sommer. Das ist mehr als das Vierfache der Zahl im Sommer 2020 – als es wesentlich weniger Immunität gegen Covid gab (viel weniger Menschen geimpft und genesen) und insgesamt deutlich mehr Covid-Opfer als in den Folgejahren. Auch 2021 wurde schon eine stark erhöhte Übersterblichkeit von knapp 53.000 Menschen verzeichnet, was dazu passt, dass 2021 der bisherige Rekordhalter für den heißesten Sommer in Europa war. Der Sommer 2020 war zwar im Vergleich zum langjährigen Mittel auch heiß, gegenüber 2021 und 2022 aber deutlich kühler.

Die folgende Karte zeigt die Übersterblichkeit in der 29. Kalenderwoche. Die Länder mit “hoher” und “sehr hoher” Übersterblichkeit waren in dieser Woche auch die heißesten.

Abb. 4 Übersterblichkeit vom 18.-24. Juli 2022 nach Ländern, von von www.euromomo.eu

Für Deutschland hatte das statistische Bundesamt schon in einer Pressemitteilung vom 9. August auf eine ungewöhnlich hohe Sterberate hingewiesen: im Juli waren hierzulande rund 9.000 bzw. 12 Prozent mehr Menschen gestorben als im Schnitt im Juli der vier vorangegangenen Jahre. Das Bundesamt schrieb, dass Covid-19 die erhöhten Sterbefälle “nur zu einem geringen Teil” erklärt. Die Tageszeitung taz brachte daraufhin einen Artikel mit einer Grafik, in der tägliche Sterbefälle und Tagesmitteltemperaturen übereinandergelegt sind – die hohe Korrelation ist offensichtlich.

Alles spricht also dafür, dass die weitaus meisten der überzähligen 108.000 Toten im vergangenen Sommer auf die Rekordhitze zurückzuführen sind, und damit letztlich auf die Klimaerwärmung. Es ist erstaunlich, wie wenig Notiz die Medien bislang davon genommen haben, dass es in diesem Sommer wahrscheinlich rund 100.000 Hitzeopfer in Europa gegeben hat.

Vielleicht hat Greta Thunberg recht, wenn sie sagt, dass der Unterschied in der politischen Reaktion auf Klimakrise und Covid vor allem daran liegt, dass die Medien täglich über Covid als ernste Krise berichtet haben.

Weblinks

Mein Spiegel-Kommentar mit weiteren Infos zum Thema

New Scientist zur Übersterblichkeit in England und Wales

Mein Twitter-Thread und Veronika Hubers KlimaLounge-Beitrag zu einem häufigen Trugschluss

Studie von Veronika Huber & Kollegen zur Hitze-Übersterblichkeit in Deutschland

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

45 Kommentare

  1. “..die hohe Korrelation ist offensichtlich.”

    Korrelation ist nicht Kausalität.

    “Alles spricht also dafür…”

    Nein, eine Korrelation reicht nicht damit “alles dafür spricht”. Man sollte auch andere mögliche Ursachen in Betracht ziehen, auch wenn diese nicht zur aktuellen politischen Agenda passen.

    • Wenn Sie die Datenkurven aus der taz-Grafik ansehen gibt es 5 Möglichkeiten:
      1. Die Daten sind einfach falsch.
      2. Die Korrelation ist nur Zufall – das ist schon auf den ersten Blick extrem unwahrscheinlich, rechnen Sie es gerne aus.
      3. Die Kausalität ist andersrum: die Sterblichkeit verursacht die Hitze. Hmm.
      4. Es gibt eine gemeinsame Ursache, die sowohl die Sterblichkeit als auch gleichzeitig Hitze verursacht, daher die Korrelation. Hmm… welche könnte das sein?
      5. Die Hitze verursacht erhöhte Sterblichkeit, wie in zahlreichen Studien für Orte in aller Welt bereits klar nachgewiesen worden ist.
      Take your pick.

      • Auch wenn die Kurven noch so schön zusammen passen , ist das immer noch keine Kausalität. Und das tun sie ja in diesem Fall noch nicht mal.
        Schauen wir doch mal die ersten grauen Spitzen links an. Dort gab es Anfang Juli also eine Übersterblichkeit von 21% bei einer Temperatur von 21°C. Und wenige Tage später nochmal eine Übersterblichkeit von 21% bei einer Temperatur von 15°C. Und auch gegen Ende Juli gab es eine Übersterblichkeitsspitze von 23% bei einer Temperatur von 19°C. Für einen Juli würde ich da nicht von “Hitze” sprechen.

        • Was Sie sagen ist, dass die Korrelation nicht 100 Prozent beträgt. Klar, das ist auch nicht zu erwarten, weil es auch andere Einflussfaktoren gibt und auch einfach ein Zufallsrauschen. Und natürlich kann es einen Kausalzusammenhang nur mit der Temperatur vor Ort geben, die Korrelation ist aber mit der deutschlandweiten Mitteltemperatur berechnet. An manchen Tagen war die Hitze über den Ballungsgebieten in Westdeutschland, an anderen auch im dünn besiedelte Nordosten, allein das macht die Korrelation geringer als 100 Prozent.
          Sie diskutieren jetzt die niedrigen Zacken, also das Rauschen; für den Korrelationskoeffizienten sind aber die hohen Ausschläge am wichtigsten, und die 4 Tage mit den höchsten Mortalitätsspitzen sind nun mal die 4 heißesten Tage der Zeitreihe, das ist das signifikante Signal.

      • Ich habe mir auch mal die zugrunde liegenden Daten für andere Monate angeschaut. Auch im März lagen die Sterbezahlen fast jeden Tag über den Vorjahreswerten, obwohl da ja noch recht kühl war. Woher rührt denn diese Übersterblichkeit?

          • Ihr Korrelation passt also nur in dem kleinen Ausschnitt von Juli bis August. Würde man das ganze Jahr betrachten, würde die Übersterblichkeitskurve nicht mit der Temperaturkurve korrelieren.

          • Richtig, weil es da nicht zu heiß ist, und weil da Mortalitätsspitzen durch Grippe- und Coronawellen dominieren. Hitzetote sind tatsächlich ein Sommerproblem.

          • Schon komisch. Ich dachte Aussagen wie “…tägliche Sterbefälle und Tagesmitteltemperaturen übereinandergelegt .. hohe Korrelation ist offensichtlich” müssten immer gelten und nicht nur für einen kleines Zeitfenster.
            Denn für ein kleines Zeitfenster wird man immer eine Kurve finden die zufällig korreliert, z.B ein Aktienkurs.

          • Nur ist das hier erstens kein kleines Zeitfenster wo es zufällig passt, sondern der gesamte Sommer, und diese Korrelation ist in Studien weltweit und für viele Jahre hoch signifikant nachgewiesen. Schauen Sie in die Fachliteratur. Die Wahrscheinlichkeit, dass rein zufällig bei Hitze mehr Menschen sterben, ohne dass dies an der Hitze liegt, ist verschwindend gering. Es steht Ihnen natürlich frei, lieber an diesen riesigen Zufall zu glauben als an einen Ihnen offenbar unangenehmen Zusammenhang.

          • Ich will ja gar nicht abstreiten, dass bei Hitze mehr Menschen sterben. Aber was ist denn mit der Übersterblichkeit außerhalb des Sommers? Das einfach pauschal auf Covid zu schieben halte ich für falsch. Meiner Meinung nach gibt es einen Elefant im Raum, über den niemand spricht.

      • zu kurz gedacht!

        Freilich ist es eine Tatsache, dass sommerliche Hitzewellen auch in Teilen Europas zu einem Anstieg der Sterblichkeit führen. Diese mehr oder weniger deutlichen Peaks sieht man über Jahrzehnte zurück und das reicht eine Korrelation, um eine Kausalität festzustellen.

        Wie viel Übersterblichkeit Kältewellen verursachen, darüber mag Herr Rahmstorf freilich nicht sprechen 😉

        Menschen sterben eben und wie bei diversen Erkältungswellen, sind es meist multimorbide, sehr alte, geschwächte Menschen. So ist das Leben und ja, auch die Witterung führt mal zu einer “Untersterblichkeit” und dann zum Gegenteil. Kein normaler, halbwegs gesunder Mensch, der sich bei Hitze auch halbwegs vernünftig verhält, kommt mit den aktuellen, sommerlichen Hitzewellen nicht zurecht. Im Gegenteil, viele freuen sich über das so sonnige und entsprechend warme Klima!

          • Tmin von -10°C ist doch nicht kalt, da hat man meist 0 bis +5°C am frühen Nachmittag, also ein feiner Wintertag. Außerdem ist ihre Graphik ein Modell und ich bezog mich eher auf die globalen Statistiken. Wie auch immer, wir sterben alle und alte, schwache, kranke Menschen sterben eben auch, wenn sich nur ein winziger ungünstiger Parameter dazu gesellt. Daran ist überhaupt nichts unnormal oder so dramatisch, wie sie alles rund ums Klima darstellen versuchen. Alarmismus ist überall der ganz falsche Weg, finden sie nicht?

          • Voll einverstanden, Alarmismus ist falsch.
            Genauso falsch ist es, sachlich informierenden Wissenschaftlern Alarmismus zu unterstellen, nur weil einem die Ergebnisse nicht gefallen.

      • Es ist bekannt, dass Corona zu Langzeitschäden führen kann: Herz, Lunge können geschädigt sein, das Immunsystem kann gestört sein und Schlaganfälle können entstehen.
        Solche Schäden können daher viel später doch noch zum Tod führen – der aber nicht mehr der Covid-Infektion zugeordnet werden kann.
        Deshalb sollte man die Übersterblichkeit-Daten mit etwas Vorsicht betrachten

        off topic – Ironie:
        Wen interessiert das Klima, wenn ´wir´ gegen Russland einen Krieg gewinnen können?

        • Die Alarmismuskeule schwingt seit Jahrzehnten eh eher in die Leere der Scheinfakten. Dass mehr Menschen durch den Klimawandel in diesem Sommer gestorben sind, hat in den Medien kaum eine Rolle gespielt.

          Selbst wenn die Politik und wir* das 1,5-Grad-Ziel einhalten, wird der Klimawandel zeigen, dass die Besorgnis mehr als angebracht gewesen sein wird.

          *Wer “wir” sind? Na wir im historischen und globalen Kontext privilegierte Industriebürgerinnen und -bürger weltweit, welche wählen dürfen, die dass Glück haben, in einer Demokratie zu leben und die Meinung frei äußern zu können, ohne drangsaliert zu werden.

          Wobei Wissenschaftler weltweit in Demokratien verachtet, beleidigt und bedroht sind.

    • Korrekterweise heißt es:
      Nicht jede Korrelation ist eine Kausalität. Aber jeder Kausalität ist eine Korrelation.

  2. Hallo,

    vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Wieder ein sehr spannendes Thema! Hast mir auf jeden Fall geholfen. Danke dir.

    Ich freue mich auf weitere interessante Beitrage von dir!

    Beste Grüße
    Graffitiartist

  3. Und wie wir als Laien wissen können dank der Aufklärung von Wissenschaftlern wie Ihnen, lieber Herr Rahmstorf, wäre es noch schlimmer gekommen, wenn die Luftfeuchtigkeit noch höher gewesen wäre.

    Greta Thunberg hat im Interview nicht wirklich geglaubt, dass Bündnis 90/die Grünen etwas bewirkt haben. Und sie hat ja auch recht, indes wenn die Metapher mit den Einäugigen unter den Blinden etwas mit der Realität zu tun hat, dann sind wohl die Grünen die passende Analogie, denn die Grünen haben schon im letzten Jahrtausend vor der Klimakrise gewarnt und sie waren es auch als einzige Partei, die sich in Teilen schon zur Zeit der Krimanexion für die Überwindung der Abhängigkeit vom russischen Gas ausgesprochen hat. Hat nur kaum Anklang gefunden.

    Dass die Grünen nicht eine bessere Klimapolitik durchsetzen können, liegt daran, dass Baerbock als verhinderte Kanzlerin bei allen selbstverschuldeten Fehlern erfolgreich von weiten Teilen der Medien demontiert wurde. Und die FDP ist grotesk im Bremsen vernünftiger Klima- und Sozialpolitik. Von der grotesken Ablenkungsdebatte über Kernkraft ganz zu schweigen.

  4. @Hauptartikel

    Was ich schon länger mal fragen wollte: Kann das sein, dass auch die Windräder zum Mäandern des Jetstreams beitragen?

    Im Fernsehen hab ich zwischendurch eine Dokumentation über den Jetstream gesehen. Dort wurde behauptet, dass dessen tatsächliches Mäandern als konkrete Beobachtung zwar klar zunimmt, aber dass die Wetter- und Klimamodelle dies eben nicht als Wirkung der Klimaerwärmung voraussagen.

    Da stelle ich mir die Frage, ob Windräder nicht vielleicht genug den Wind bremsen, dass das hier auch einen Beitrag verursacht.

    Man müsste das doch mit den Wettermodellen prüfen können, wenn man Modellläufe mit und ohne Windräder macht. Und auch mit den Plänen, die man für den Windkraftausbau noch hat. Hat das schon mal einer gemacht?

    • Ja, es ist in der Klimawissenschaft Thema*, ob und inwiefern Windräder oder auch Solaranlagen Einfluss auf das Klima haben können. Und wenn Stefan Rahmstorf die Einschätzung abgibt, dass Windkraftanlagen kaum je den Jetstream beeinflussen, dann wird es wahrscheinlich so sein, behaupte fremdernannter Klimakirchenjünger icke.

      *https://www.spektrum.de/news/energiewende-beeinflussen-wind-und-solarparks-das-klima/1993738

      • Danke für den Link, sehr informativer Artikel! Fazit: das lokale Klima können große Windparks aber auch PV-Freiflächenanlagen durchaus etwas beeinflussen, global aber bei realistischen Mengen wohl kaum. Dabei muss man im Auge behalten, dass die Sonne 7000 mal soviel Energie auf die Erde strahlt, wie die Menschheit derzeit braucht -d.h. dass der Eingriff in den natürlichen Energiefluss ziemlich klein ist, wenn wir davon genug für unsere Bedürfnisse anzapfen.

      • @Niese 17.10. 09:56

        Interessanter Link, daraus:

        “Folgerichtig sieht Birner auch hier nur die Möglichkeit einer lokalen Erwärmung in der Nähe der Windturbinen, aber keine Beeinflussung der globalen Energieströme und schließlich des Erdklimas.”

        Problem von mir aus gelöst und vom Tisch.

  5. Wie kann man solche Zahlen festlegen `? Da Hitze ein starker Stressfaktor für den ganzen Körper incl. der Psyche ist, können also auch noch andere Organe betroffen werden die dann mittel- oder langfristig Schaden erhalten und auch zu vermehrten Sterbefällen führen. Hitze ist also., evolutionär gesehen, starker Stress der dann auch zu einer Art Auslese führt. Letztlich werden die dann darunter leiden, deren Immunsystem bedingt durch Alter, Krankheiten etc. geschwächt ist. So gesehen ist dies Statistik also wenig aussagefähig.

  6. Spekulationen!

    was wissen wir über die Folgen vieler, teils absurder C- Maßnahmen? Was wissen wir über Impffolgeschäden? Was wissen wir über, durch C Maßnahmen vernachlässigte Bereiche im Gesundheitssystem?

    Zeigen sie und doch Daten aus Euromomo zu ähnlich warmen Sommern vor 2020 und dann versuchen sie den Spagat zu Hunderttausende Hitzetote nochmals, ok?

    Wie viele Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche und Familien aus eher finanzschwachen Verhältnissen, wurden über die letzten Jahre depressiv, gingen Pleite, leiden an Essstörungen, vermeiden aus irren Gründen Arztbesuche, wie sehr hat die Suizidgefährdung zugenommen, die häusliche Gewalt, der Drogenkonsum?
    Haben sie sich jemals diese erschreckenden Zahlen angesehen, bevor sie schon wieder so unreflektiert ihre geliebte Hitze Katastrophe beschwören?

    Wiese raten sie Millionen Norddeutschen nicht jeden Urlaub am Mittelmeer ab? Die machen einen “tödlichen Klimasprung” hinein in ihr Verderben, meist kommen sie aber völlig erholt und gesund zurück, aus diesen so schrecklich heißen Regionen. Was ist daran so schlimm, wenn 90 Jährige Menschen, oft mit Krankheiten vorbelastet, multimorbide sozusagen, schlussendlich an/mit einem Virus sterben, oder an zu vielen zu warmen Tagen und Nächten in Serie? Haben sie schon ein einziges mal darüber nachgedacht, ob ihre Klima Hetze der Gesellschaft einen Nutzen bringen könnte?

  7. @Rahmstorf 16.10. 21:55

    „Sehr unwahrscheinlich, da der Jetstream ja in 10 km Höhe ist. Außerdem müßte das dann ja auch z.B. für Hochhäuser gelten.“

    Naja, die paar Hochhäuser sind wohl um Größenordnungen kleiner und seltener als ganze Windparks, die bis in 300 Meter Höhe reichen. Meine Frage war, ob das mal einer mit den Klimamodellen versucht hat zu überprüfen. Aus Ihrer Antwort schließe ich, dass das noch keiner gemacht hat, weil wohl eben keine entsprechende Wirkung der Windräder erwartet wird.

    Ich kann mir schon vorstellen, dass auch Vorgänge in 10 km Höhe von Vorgängen am Boden beeinflusst werden. Aber beurteilen kann ich das natürlich so nicht, wenn überhaupt geht das nur mit den Wetter- und Klimamodellen.

    Gerade bei den Ausbauplänen in ganz Europa wäre es sehr ärgerlich, wenn sich hinterher herausstellt, dass diese Windräder unser Klimaproblem noch verschärfen, und man doch lieber mehr in PV-Module statt in Windräder investieren sollte. In gewissen Grenzen können wir es uns ja aussuchen, wie wir die Energiewende konkret umsetzen.

    • Wenn ich etwas nicht kenne, bedeutet es nicht, dass es das nicht gibt – jährlich erscheinen über 20.000 Studien zum Stichwort “climate change” in der Fachliteratur.
      Nur in PV zu investieren ist keine Option in unseren Breiten, weil hierzulande ja gerade die richtige Mischung aus PV und Windkraft dazu führt, dass in jedem Kalendermonat eine ähnlich große Menge erneuerbarer Strom erzeugt wird, im Sommer vor allem durch die Sonne und im Winter den Wind.

  8. zwischen 1 Juni und 31. August sind in der EU (27) um 50.000 Menschen wegen/mit Corona gestorben.

    Bzw. sind Menschen mit einem max. 4 Wochen alten, positiven PCR Test an irgendwas gestorben, vielleicht sogar “Hitze”, aber in den Statistiken als CoV Tote geführt!

    https://ourworldindata.org/explorers/coronavirus-data-explorer?zoomToSelection=true&time=2022-06-01..2022-08-31&facet=none&pickerSort=asc&pickerMetric=location&Metric=Confirmed+deaths&Interval=Cumulative&Relative+to+Population=false&Color+by+test+positivity=false&country=~European+Union

    • … nein es werden die an Corona Verstorbenen gezählt, nicht die mit, bis Delta war an/mit=85/15
      seid Omikron werden aufgrund anderer schwerer Krankheiten aber mehr davon mit C hospitalisiert
      Aufschluß gibt da die Belegung der Intensivstationen mit schwerem Covid, ~10% versterben
      Hitzetote versterben eher nicht an/mit Covid im Krankenhaus, Covid wird diagnostiziert

      • nein, es werden in der EU alle “CoV Toten” einheitlich Prozedere gezählt. Wer binnen 4 Wochen vor dem Tod einen positiven PCR Test hatte, geht als CoV Toter in die Statistik ein, egal woran er/sie wirklich gestorben ist.

        In Österreich seit Sommer 2020: “Wir haben die Definition von der europäischen Seuchenbehörde. Jeder der in den vergangenen 28 Tagen mit Covid-19 infiziert wurde, muss als Todesfall angegeben werden”, sagt Franz Allerberger, Gesundheitsabteilungsleiter bei der AGES im Ö1 Morgenjournal.

        https://kurier.at/chronik/oesterreich/ministerium-stellt-zaehlweise-bei-coronavirus-todesfaellen-um/400991600

  9. @Hitzetote

    Sicherlich hat die Energiewende absolute Priorität. Allerdings könnten Stadtbegrünugen draußen und Klimaanlagen drinnen das Problem auch entschärfen. Insbesondere Klimanlagen für Dachwohnungen. Wenn man zukünftig sowieso viel mit elektrischen Wärmepumpen heizt, müsste man die doch auch so bauen können, dass die an sommerlichen Hitzetagen auch kühlen können.

    Wenn entsprechende Mengen von Photovoltaik installiert sind, dann hat man vermutlich auch gerade an diesen Tagen tagsüber reichlich Solarstrom im Netz, dass dies dann bei variablen Stromzählern, die einen Minutenpreis abrechnen, gar nicht mal teuer ist. Und wenn an manchen Hitzetagen der Strom doch teuer ist, lässt man die Klimaanlage auch mal aus.

  10. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass Hitzewellen Todesopfer zur Folge haben. Das zeigen auch drastisch die steigenden Todeszahlen an einzelnen Hitzetagen. Dennoch sollte man mit Zahlen etwas vorsichtig sein. Das Robert-Kochinstitut gibt für Deutschland im Sommer 2022 die Zahl von 4500 Hitzetoten an. In Europa leben ca 9 mal so viele Menschen wie in Deutschland. Man würde also in Europa so um 40.000 Hitzetote erwarten. Angegeben werden aber über 100.000. Das verlangt nach einer Erklärung. Aber unabhängig davon ist offensichtich, dass die globale Erwärmung für Europa katastrophale Auswirkungen hat.

    • Die Experten mit denen ich in Kontakt bin, halten die RKI-Abschätzung aus bestimmten methodischen Gründen für deutlich zu niedrig – aber diese Diskussion müssen wir der Fachliteratur überlassen.

  11. Im Deutschlandfunk gab es heute, Samstag, den 29. 10. 2022 ein “Streitgespräch” zwischen Ulf Poschardt (Welt) und Aimée van Baalen, Klimaaktivistin „Letzte Generation“ zum Thema “Gehen Klimaschützer zu weit?”
    Er hat verbal ziemlich auf die Klimaaktivisten eingedroschen, mit Taliban und indirekt mit Nazis verglichen. Poschardt bezweifelte die Existenz von Kipppunkten im Klimasystem und kann Stefan Rahmstorf nicht ernstnehmen, weil er Aktivist sei.

    Bekanntermaßen schreibt Axel Bojanowski für die Welt als “Klimaexperte”, soviel mal zur “Klimakompetenz” der Welt.

    Warum man ausgerechnet Poschardt für so ein Gespräch nimmt, ist mir ein Rätsel. Mit ihm ist kaum eine seriöse Diskussion möglich.

  12. Im Winter sterben nicht nur die Menschen an Kälte, sondern auch an weniger Sonnenlicht. Inwieweit wird das in der Forschung berücksichtigt?

  13. Hier ein Link zu einem Bericht über eine globale Studie zur Mortalität durch Hitze und Kälte über einen Zeitraum von 20 Jahren:
    https://www.eurekalert.org/multimedia/594858
    Da der dort befindliche Link nicht funktioniert, hier auch der Link zur Studie:
    https://www.thelancet.com/journals/lanplh/article/PIIS2542-5196(21)00081-4/fulltext
    Danach war die Anzahl der Kältetoten über 9 mal so hoch wie die der Hitztoten.
    Im Untersuchungszeitraum stieg die Globaltemperatur (laut Bericht) um 0,26 °C pro Dekade und laut Studie: “consistent with the large decrease in the cold-related excess death ratio and the moderate increase in the heat-related excess death ratio. Taken together, however, the global excess death ratio declined.”

    Aus Sicht der Ergebnisse dieser Studie sinkt die Gesamtmortalität durch Hitze und Kälte, starker Rückgang der Kältetoten, leicht Zunahme der Hitzetoten.
    Wie aus dem Text hervorgeht sind wir hier in Mitteleuropa durch die Hitze besonders gefährdet.

    (Die Funktion “link” hier im Eingabefenster funktioniert leider nicht mehr, so dass ich immer den kompletten Link ins Textfeld kopieren musste. Auch die Funktion “Vorschau” geht nicht mehr.)