Der Himmel gehört uns allen – die neue Enzyklika des Papstes

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Gastbeitrag von Brigitte Knopf

Mit seiner Enzyklika „Laudato Si“ hat der Papst weit mehr als einen unverbindlichen moralischen Appell verfasst. Er hat eine wegweisende politische Analyse mit großer Sprengkraft vorgelegt, welche die gesellschaftliche Debatte zu Klimawandel, Armut und Ungleichheit der kommenden Zeit bestimmen wird. Damit hat die Enzyklika auch für mich als Atheistin hohe Relevanz, denn gerade durch die säkulare Brille treten die Implikationen der Enzyklika umso schärfer zu Tage.

Der weltliche Kern der Enzyklika macht deutlich, dass die globale Erwärmung ein Problem von planetarer Dimension ist, verbunden mit „schwerwiegenden Umwelt-Aspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen“ (25 – die Ziffern bezeichnen die Einzelpunkte der Enzyklika). Als Gründe werden vor allem die derzeitigen Produktionsmodelle und Konsumgewohnheiten identifiziert (26). Die Enzyklika betont, dass die Folgen des Klimawandels und der zunehmenden Ungleichheit dabei vor allem die Ärmsten treffen (48). Da es sich um eine komplexe sozio-ökologische Krise handelt muss die Lösung auch die Bekämpfung der Armut mit einschließen (139). Bisher haben aber die Staaten keine Lösung für die Übernutzung der Gemeinschaftsgüter, wie Atmosphäre, Ozeane, Wälder, gefunden (169). Die Enzyklika richtet ihren Fokus daher auf Akteure wie Nichtregierungsorganisationen, Genossenschaften und Verbände (179) und ruft zu einem Dialog zwischen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Religion auf.

Die Enzyklika ist mit 246 Einzelpunkten zu umfangreich, um ihr hier auch nur annähernd gerecht zu werden, aber drei Aspekte sind besonders hervorzuheben:

  1. Die Enzyklika stützt sich unmissverständlich auf den wissenschaftlichen Konsens, dass die globale Erwärmung stattfindet und der Klimawandel menschengemacht ist; sie weist die Leugner der anthropogenen Erwärmung mit klaren Worten zurück.
  2. Sie deckt explizit die politischen und wirtschaftlichen Machtinteressen hinter dem Klimawandel auf und unterstreicht die Wichtigkeit nichtstaatlicher Akteure, um Veränderung zu erreichen.
  3. Sie definiert die Atmosphäre und die Umwelt als Gemeingut und nicht als Niemandsland, das jeder verschmutzen darf. Sie zeigt damit, dass durch den Klimawandel Gerechtigkeits- und nicht zuletzt Eigentumsfragen neu gestellt werden müssen.

1.      Der Papst und die Wissenschaft

Die Aussagen des Papstes zu den wissenschaftlichen Grundlagen sind im Prinzip nichts Neues. Der wissenschaftliche Konsens wird in der Enzyklika gleich zu Beginn anerkannt:

Es besteht eine sehr starke wissenschaftliche Übereinstimmung darüber, dass wir uns in einer besorgniserregenden Erwärmung des Klimasystems befinden. […] [Z]ahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass der größte Teil der globalen Erwärmung der letzten Jahrzehnte auf die starke Konzentration von Treibhausgasen […] zurückzuführen ist, die vor allem aufgrund des menschlichen Handelns ausgestoßen werden. (23)

Darüber hinaus referiert der Papst auch die wissenschaftlich seit langem belegte Tatsache, dass die Nutzung der fossilen Brennstoffe und die Abholzung die Hauptursachen des Klimawandels sind (23).

Was in Deutschland und Europa mittlerweile ein Allgemeinplatz ist, wird in Amerika aber nicht gleichermaßen akzeptiert. Schon im Vorfeld der Veröffentlichung hat in den USA eine teils schrille Debatte über die Enzyklika eingesetzt. Dies ist nicht unerwartet, gibt es doch in den USA viele, die die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels noch immer anzweifeln. Auch Jeb Bush, Präsidentschaftskandidat, der in diesen Tagen von der deutschen Kanzlerin empfangen wurde, leugnet zwar nicht den Klimawandel selber, aber behauptet, dass die menschliche Rolle beim Klimawandel „verworren“ wäre. Und Rick Santorum, ebenfalls Präsidentschaftskandidat der Republikaner, hat dem Papst sogar abgesprochen, dass er sich überhaupt zu den wissenschaftlichen Fragen des Klimawandels äußern darf. Es besteht kein Zweifel, dass dieser Teil der Enzyklika vor allem in den USA hitzig diskutiert werden wird und auch die Debatte um das zukünftige Klimaabkommen bestimmen wird, das Ende des Jahres in Paris verhandelt und beschlossen werden soll.

2.      Der Papst und die Politik

Auch wenn die Enzyklika die Armen in den Vordergrund stellt, die dramatischen Folgen des Klimawandels beschreibt und die daraus entstehenden Ungerechtigkeiten hervorhebt, so ist die Enzyklika keine moralische Schrift, die nur zu allgemeiner Empörung aufruft. Die Enzyklika ist auch kein Appell an die Regierungen, nun doch endlich zu handeln. Ganz im Gegenteil: sehr direkt wird angesprochen, dass die internationalen Verhandlungen bisher wenig gebracht haben (169) und der internationalen Politik wird Schwäche vorgeworfen (54). Darüber hinaus enttarnt der Papst in aller Deutlichkeit die Machtinteressen derer, die den Klimawandel leugnen und Klimaschutz verhindern wollen:

Viele von denen, die mehr Ressourcen und ökonomische oder politische Macht besitzen, scheinen sich vor allem darauf zu konzentrieren, die Probleme zu verschleiern oder ihre Symptome zu verbergen, und sie versuchen nur, einige negative Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. (26)

Im Gegensatz dazu wird aber auch das Klimaproblem nicht individualisiert und nur an die Verantwortung eines jeden einzelnen zu appelliert. Stattdessen betont die Enzyklika die Wichtigkeit kollektiver Akteure wie Genossenschaften und Nichtregierungsorganisationen sowie der Zivilgesellschaft (179).

Was konkrete Handlungsempfehlungen zur Vermeidung des Klimawandels und Überwindung der Armut angeht, bleibt die Enzyklika indes – zu Recht – eher unspezifisch. Der Papst äußert sich nicht zur Frage, ob die 2°C Temperatur-Obergrenze angemessen sind, oder nicht doch 1,5 °C eine angemessenere Grenze aus Perspektive der Ärmsten wäre. In der Energiefrage nennt der Papst zwar öfters die Erneuerbaren (26, 164) als Energieform der Zukunft und sagt explizit, dass wir aus der Kohle, Öl und Gas aussteigen müssen (165). Aber er nennt keine weiteren Details zu Transformationsszenarien. Das ist aber durchaus hilfreich, weil es nicht Aufgabe des Papstes ist, so tief ins Handwerk der Politik einzugreifen. In dem Sinne erkennt der Papst auch die unterschiedlichen Kompetenzbereiche von Religion, Politik und Wissenschaft an.

3.      Der Papst und die Gemeingüter

Viel wichtiger als die Wahl der Energieform ist die Frage der Eigentumsordnung in Bezug auf die globalen Gemeinschaftsgüter. Hier stellt die Enzyklika fest:

Das Klima ist ein gemeinschaftliches Gut von allen und für alle. (23)

Der Papst nimmt mehrfach Bezug auf die Gemeingüter und betont, dass die Nutzung des „globalen Gemeinwohls“, oder der „Global Commons“ (174), wie es in der englischen Fassung heißt, wie Atmosphäre, Ozeane, Wälder, Biosphäre grundsätzlich allen Menschen zusteht.

Die Enzyklika beschreibt somit in Kurzform das Grundproblem der gesamten Klimapolitik: Derzeit übernutzen wir den Deponieraum Atmosphäre, jeder darf umsonst die Atmosphäre verschmutzen. Dabei hat die Wissenschaft gezeigt, dass wir nur noch etwa 1 000 Gt Kohlendioxid in die Atmosphäre emittieren dürfen, wenn die 2 Grad Obergrenze nicht überschritten werden soll (siehe Abbildung 1). Es lagert aber noch ein Vielfaches an fossilen Ressourcen im Boden, nämlich entsprechend etwa 15 000 Gt Kohlendioxid, die bei Verbrennung freigesetzt würden. Wenn diese fossilen Ressourcen aufgrund des Klimaschutzes nicht mehr genutzt werden dürften, dann würden sie zwangsläufig entwertet. Die Besitzer von Kohle, Öl und Gas würden faktisch enteignet. Die Enzyklika betont in diesem Zusammenhang das Prinzip der Sozialpflichtigkeit des Privateigentums (93-95, 156-158). Es besagt, dass das Privateigentum z.B. an fossilen Ressourcen nur dann ethisch gerechtfertigt ist, wenn es dem Gemeinwohl dient. Die Entwertung der Vermögenswerte stellt somit keine widerrechtliche Enteignung dar, sondern ist legitim, weil sie dem Gemeinwohl dient, nämlich der Reduzierung der Risiken und Folgen des Klimawandels.
Foto_3_zu_4_Carbon_Pricing_großAbbildung 1: Die Global Commons und das Grundproblem der Klimapolitik: es sind noch reichlich fossile Ressourcen im Boden, aber es steht nur ein beschränkter Deponieraum der Atmosphäre zur Verfügung. Daten: Atmosphäre: IPCC AR5 Synthesebericht, Table 2.2.; Ressourcen: IPCC Sonderbericht zu den Erneuerbaren Energien, Figure 1.7. Quelle: Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC).

Welche Bedeutung die Aussage hat, das Klimaproblem als „Global Commons“ Problem zu formulieren, wird daran deutlich, dass im Bericht des Weltklimarates IPCC der Arbeitsgruppe III der Terminus noch in eine Fußnote verbannt wurde. Einige Staaten fürchteten rechtliche und verteilungspolitische Konsequenzen. Denn wenn die Atmosphäre als globales Gemeingut anerkannt wäre, würde sich sogleich die Frage stellen, wer die Rechte an der Atmosphäre besitzt und wer sie verschmutzen darf. Die Enzyklika ist hier eindeutig:

Die Umwelt ist ein kollektives Gut, ein Erbe der gesamten Menschheit und eine Verantwortung für alle. (95)

Mit dem Eigentum geht somit auch eine Verantwortung einher, die den Grundsätzen der Gerechtigkeit Rechnung tragen muss. Das derzeit herrschende Recht des Stärkeren, die Atmosphäre durch die Ablagerung von Kohlenstoff nach Belieben zu (über)nutzen, wird somit de-legitimiert.

Schlussfolgerungen für die Klimakonferenz in Paris

Von der Enzyklika ist zwar nur ein indirekter, dafür wahrscheinlich aber besonders weitreichender Effekt auf die Klimakonferenz zu erwarten. Die Enzyklika kommt rechtzeitig, um einen positiven Einfluss auf die Verhandlungen in Paris zu haben. Darüber hinaus ist das Dokument aber zeitloser und betont vielmehr die großen und fundamentalen Fragen der ineinander greifenden Probleme zwischen Klimawandel, Armut und Ungleichheit. Ihre Beantwortung wird global immer drängender. Auch adressiert die Enzyklika nicht die Staaten, sondern spricht in diesem Kontext von einer „weltweiten Ökologiebewegung“ (166). Für den Papst ist klar: ohne den Druck der Bevölkerung wird es keinen Fortschritt in diesen Fragen geben (181).

Mit dieser Einschätzung beschreibt die Enzyklika ein Phänomen, das global bereits eingesetzt hat. Denn während die Nationen der G7 zwar die Dekarbonisierung beschließen, aber ansonsten keine gemeinsamen, konkreten Politik-Maßnahmen ergreifen, gibt es derzeit gerade abseits der internationalen Klimaverhandlungen viele positive Anzeichen für Bewegung im Klimakarussell: eine neue Studie der Vereinten Nationen zeigt, dass alleine durch Maßnahmen von Städten und anderen nicht-staatlichen Akteuren ein substantieller Beitrag zur Emissionsminderung geleistet werden kann; der norwegische Staatsfonds steigt aus dem Kohlegeschäft aus und sendet ein Signal aus für eine globale Divestment-Strategie; und sechs große Ölfirmen tun sich zusammen und betteln förmlich um ein weltweites Preissystem für Emissionen.

Einzelne Aktionen für sich erreichen zwar nur wenig. Aber in der Summe können diese unterschiedlichen Akteure etwas bewirken. So könnten sie durchaus den Abschluss eines internationalen Klimaabkommens erleichtern, das die Grundlage für eine gemeinschaftliche Bewirtschaftung der globalen Gemeingüter legen kann.

Denn dass die Bewirtschaftung von Gemeingütern erfolgreich gelingen kann, ist auf lokaler Ebene bereits bewiesen: Elinor Ostrom hat gezeigt, dass Gemeinden über die Einführung von institutionellen Regeln sehr wohl in der Lage sind, Gemeinschaftsgüter so zu bewirtschaften, dass nicht zwangsläufig eine Übernutzung stattfindet. Ostrom bekam dafür 2009 sogar den Nobelpreis für Ökonomie zuerkannt. Es ist nun an der Zeit zu zeigen, dass auch die Bewirtschaftung der globalen Commons gemeinschaftlich möglich ist.

Vielleicht ist das die entscheidende Botschaft der Enzyklika: Die gerechte Bewirtschaftung der globalen Gemeingüter ist eine der wichtigsten Aufgaben des 21. Jahrhunderts. Sie kann nur gemeinsam gelingen, wenn eine Vielzahl von Akteuren sich auf verschiedenen Ebenen von global, über regional, bis lokal erfolgreich vernetzt. Vor diesem Hintergrund bin ich auch als Atheistin überzeugt: Der Himmel gehört uns allen.

 

Dr. Brigitte Knopf ist Generalsekretärin des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Sie ist Physikerin und Expertin für europäische Energie- und Klimapolitik und ist Autorin in dem Buch “Global aber gerecht – Klimawandel bekämpfen, Entwicklung ermöglichen”. Sie twittert als @BrigitteKnopf

 

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Die Enzyklika in 8 Sprachen, u.a. Deutsch

Essay von Klimaforscher und PIK-Direktor John Schellnhuber, präsentiert auf der Vatikan-Pressekonferenz gestern

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

51 Kommentare

  1. Danke für die klare Darstellung der wesentlichen Inhalte der Enzyklika. Gerade auch mir als Stadtplaner spricht dies aus dem Herzen (auch als Atheist), der sich bei der Abwägung der öffentlichen und privaten Belange bei planerischen Entscheiden immer wieder mit der Priorisierung privater Belange herumschlagen muss…
    Die Enzyklika spicht insoweit tatsächlich ein globales Problem auf allen räumlichen und institutionellen Ebenen an.

  2. Das wird jetzt aber eine harte Zeit für Fundamentalisten und ihren Glauben an die Unfehlbarkeit der päpstlichen Enzykliken, s. bspw. die immer noch heftigen Gefechte gegen Schwangerschaftsverhütung ober Abtreibung in katholisch geprägten Ländern.

    Anderseits müsste ja jetzt eigentlich der oft beschworene “Ruck” durchs Land gehen, angestoßen insbesondere von der christlich-populistischen Sammlungsbewegung in Bayern, deren Chef Seehofer ja durchaus als wendefreudig und durchsetzungsfähig gilt.

    Aber im Ernst, ich wünsche Ihrer zusammenfassenden Interpretation eine weite Verbreitung nicht nur bei den katholischen “Laien” sondern auch bei den Gläubigen verwandter Religionen, für die eine wissenschaftliche Argumentation oft nicht verständlich ist und die sich lieber auf die Interpretation durch ihre jeweiligen Oberhirten verlassen.

    • Päpstliche Enzykliken gelten nicht als unfehlbar.
      Aus Wikiped. Art. Enzyklika:
      ” Ihnen kommt typischerweise eine disziplinäre Lehrautorität zu, ohne dass sie die päpstliche Unfehlbarkeit in Anspruch nehmen. Daraus ergibt sich, dass sie Lehrmeinungen der Päpste wiedergeben, die im geschichtlichen Kontext der jeweiligen religiösen und gesellschaftlichen Situation zu verstehen sind.”

  3. Zitat:
    …”Und Rick Santorum, ebenfalls Präsidentschaftskandidat der Republikaner, hat dem Papst sogar abgesprochen, dass er sich überhaupt zu den wissenschaftlichen Fragen des Klimawandels äußern darf”

    Das sehe ich genau so!

    Es wird zusehends eine Glaubensfrage und das war noch nie hilfreich.

    Wie war das noch mit Galilei? Hat ihn nicht die gleiche Kirche gezwungen, von seiner Behauptung:
    die Erde dreht sich um die Sonne…abzuschwören?

    Erst am 2. November 1992 wurde Galileo Galilei von der römisch-katholischen Kirche formal rehabilitiert. Tolle Instanz, aber hallo.

    Was nun vom Papst bzgl. Klima kommt, ist nichts weiter als eine 1:1 Kopie der IPCC Zusammenfassung. Vielleicht sollte man diese umbenennen in….für Entscheidungsträger und religiöse Führer…?

    • Glücklicherweise haben weder Sie noch ein Herr Santorum auch nur die kleinste Berechtigung iregendjemandem (geschweige denn dem Representanten von 1,214 Milliarden Katholiken) die freie Meinungsäußrerung abzusprechen.

    • Einerseits hat der Papst mehreren Quellen zu folge einen Master in Chemie, was ihn zu einem Wissenschaftler macht. Andererseits erwartet auch niemand, dass der Papst eigene relevante Forschungsergebnisse zum Klimawandel publiziert. Er nimmt in der Hinsicht lediglich einen großen wissenschaftlichen Konsens zur Kenntnis. Natürlich ist es bedenklich, wenn Wissenschaft zum Dogma erhoben wird, dann verliert sie ihren eigenen Anspruch. (Das ist hier aber nicht der Fall, frei nach dem Wissenschaftler Simon Lamb in seinem Film Thin Ice, können wir eher “Science at its best” beobachten.)
      Aber gerade die zum größten Teil ideologisch begründeten Attacken gegen die Evolutionstheorie und die Theorie der globalen Erwärmung (Ich verwende “Theorie” hier im wissenschaftlichen Sprachkontext und nicht als Synonym für Hypothese.), haben die Theorie gefestigt. Es gibt immer weitere Forschung und bisher ist nach meinem Kenntnisstand kein schlüssiger Gegenbeweis erbracht, der gegen die Globale Erwärmung spricht. Lange Rede, kurzer Sinn: Warum sollte sich der Papst nicht auf den IPCC-Bericht berufen?

      Rick Santorums Argument auf ihn selbst angewendet: Ist er als Jurist und Politiker überhaupt befähigt qualifizierte Äußerungen zum Thema Klimawandel abzugeben? Sollte er das nicht Wissenschaftlern überlassen? Sollten sich nicht eher Kirchenrechtler mit der Frage beschäftigen, was der Papst darf und was nicht?

    • Die tragische Geschichte von Galilei zeigt, wie dumm und sinnlos es ist, die Resultate empirischer Naturwissenschaft zu verleugnen und zu verdrängen, wenn sie nicht zur eigenen Weltanschauung passen. Freuen wir uns, dass die katholische Kirche da heute weiter ist und nicht mehr Wissenschaft verleugnet sondern sich vielmehr damit auseinandersetzt, welche moralisch-ethischen Konsequenzen sich aus unserer Kenntnis der physischen Welt ergeben.
      A propos Galilei und Spannungsfeld Glaube-Wissenschaft: zu meinen Lieblingsbüchern aller Zeiten gehört Arthur Koestler’s The Sleepwalkers. Dringende Empfehlung!

      • Wobei bei genauerem Hinschauen auch die Galilei-Geschichte und der Streit um die “Resultate empirischer Naturwissenschaft” nochmal differenzierter ausschauen, als es das populäre Wissen weiß…

        Seine Hochachtung vor den empirischen Wissenschaften, aber auch das Bewußtsein um ihre Grenzen hat Franziskus auf jeden Fall schon in seiner letzten Enzyklika Evangelii gaudium angelegt:
        https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/papst-franziskus-wissenschaft-vernunft-glauben/

        Zitat:

        “242. Auch der Dialog zwischen Wissenschaft und Glaube ist Teil des evangelisierenden Handelns, das den Frieden fördert. Der Szientismus und der Positivismus weigern sich, » neben den Erkenntnisformen der positiven Wissenschaften andere Weisen der Erkenntnis als gültig zuzulassen «. Die Kirche schlägt einen anderen Weg vor, der eine Synthese verlangt zwischen einem verantwortlichen Gebrauch der besonderen Methoden der empirischen Wissenschaften und den anderen Lehren wie der Philosophie, der Theologie und dem Glauben selbst, der den Menschen bis zum Mysterium erhebt, das die Natur und die menschliche Intelligenz übersteigt. Der Glaube hat keine Angst vor der Vernunft; im Gegenteil, er sucht sie und vertraut ihr, denn » das Licht der Vernunft und das des Glaubens kommen beide von Gott« und können daher einander nicht widersprechen. Die Evangelisierung achtet auf die wissenschaftlichen Fortschritte, um sie mit dem Licht des Glaubens und des Naturrechts zu erleuchten, damit sie immer die Zentralität und den höchsten Wert des Menschen in allen Phasen seines Lebens respektieren. Die gesamte Gesellschaft kann bereichert werden dank diesem Dialog, der dem Denken neue Horizonte öffnet und die Möglichkeiten der Vernunft erweitert. Auch das ist ein Weg der Harmonie und der Befriedung.

        243. Die Kirche verlangt nicht, den bewundernswerten Fortschritt der Wissenschaften anzuhalten. Im Gegenteil, sie freut sich und findet sogar Gefallen daran, da sie die enorme Leistungsfähigkeit erkennt, die Gott dem menschlichen Geist verliehen hat. Wenn die Wissenschaften in akademischer Ernsthaftigkeit im Bereich ihres spezifischen Gegenstands verbleiben und so im Zuge ihres Fortschritts eine bestimmte Schlussfolgerung deutlich machen, die von der Vernunft nicht verneint werden kann, widerspricht der Glaube diesem Ergebnis nicht. Die Glaubenden können ebenso wenig beanspruchen, dass eine ihnen angenehme wissenschaftliche Meinung, die nicht einmal ausreichend bewiesen ist, das Gewicht eines Glaubensdogmas gewinnt. Bei manchen Gelegenheiten gehen aber einige Wissenschaftler über den formalen Gegenstand ihrer Disziplin hinaus und übernehmen sich mit Behauptungen oder Schlussfolgerungen, die den eigentlich wissenschaftlichen Bereich überschreiten. In einem solchen Fall ist es nicht die Vernunft, die da vorgeschlagen wird, sondern eine bestimmte Ideologie, die einem echten, friedlichen und fruchtbaren Dialog den Weg versperrt.”

        Man mag Franziskus also manches vorwerfen – dass er sich mit dem Verhältnis von Glauben und Wissenschaft nicht tief und ernsthaft beschäftigt habe, kann nur behaupten, wer selbst nicht nachgelesen hat… 😉

        • Da ein guter Freund gläubig und belesen ist, wusste ich schon vorher um die tiefen und ernsthaften Beiträge der (auch vorherigen) Päpste. Dennoch erscheint mir “Bei manchen Gelegenheiten gehen aber einige Wissenschaftler über den formalen Gegenstand ihrer Disziplin hinaus und übernehmen sich mit Behauptungen oder Schlussfolgerungen, die den eigentlich wissenschaftlichen Bereich überschreiten.” als durchsichtiger Versuch, eine logisch falsche Verteidigungslinie zu ziehen. Es gibt nämlich durchaus in der Wissenschaftstheorie die Ansicht, die Wissenschaft beschäftige sich mit allem, was Einfluss auf unsere Welt hat. Wenn Gott Einfluss auf die Welt hätte, fiele also mindestens sein Einfluss legitimerweise in die Sphäre der Wissenschaft. Wenn die Wissenschaft einen solchen Einfluss ausschließen könnte, was dann? Genau hier aber scheinen viele Menschen (inkl. mir) im Umkehrschluss sich zu nähern: Da man sehr viel und zunehmend mehr ohne Gott erklären kann, übt er vermutlich keinerlei Einfluss aus.
          Dazu kommt noch der Phasenraum möglicher Götter: Gott ist falls existent wohl eher Programmierer und wir Simulation, und/oder seine Denkweise wäre ungewiss und nicht “gütig”.
          P.S. Bezüglich der Positionsnahme des Papstes bin ich sehr zwiegespalten, da ich seiner Kirche recht skeptisch gegenüber stehe. “Hortet Reichtum, brainwashed Menschen mit Unsinn und verbietet Kondome.” stelle ich mir nicht als Auftrag eines gütigen Gottes vor. Wobei es diesen nicht gibt, so lösen sich alle Widersprüche auf.

    • und:

      “”Darüber hinaus ist das Dokument aber zeitloser und betont vielmehr die großen und fundamentalen Fragen der ineinander greifenden Probleme zwischen Klimawandel, Armut und Ungleichheit.””

      Kriege, Gräuel, Flüchtlinge usw, alles verursacht durch fanatische Religionen, fanatische Menschen, schlechte Politiker, Geld, Gier, Hass und andere menschliche Fehler und Konflikte.

      Wenn mir heute jemand sagt, das aktuelle, meteorologische Klima OPTIMUM, wäre dafür verantwortlich, dann sage ich zurück, du kannst ja glauben was du willst, aber ich weiß, dass dieser Glaube mit der Realität zu Kriege steht.

      • >nur noch antiquarisch erhältlich sein.
        In der Wormser Bibliothek ist es problemlos auf Deutsch ausleihbar.

    • Meines Erachtens hat sich der Papst doch gar nicht “zu den wissenschaftlichen Fragen des Klimawandels” gäussert, sondern vielmehr generell zu den sich daraus ergebenden Konsequenzen, wobei er sich auf unabweisbare wissenschaftl. Einsichten stützt, wie es jeder unvoreingenommene Mensch tun sollte.

      Von dem, was GOP Kandidaten alles so ausposaunen, ist hingegen nichts unvoreingenommen, denn die sind schliesslich den tendenziösen Interessen jener verpflichte, die ihre Kandidatur finanzieren.

    • Wissenschaftliche Resultate sind nur für diejenigen eine “Glaubensfrage”, die die empirische Evidenz entweder nicht kennen oder nicht zu beurteilen in der Lage sind. Ein Grund für die Existenz dieses Blogs ist daher, dieser Unkenntnis abzuhelfen und die Evidenz zu erläutern. Direkt durch Wissenschaftler, die an dem Thema forschen.

      • was meinen sie Herr Professor?

        F = m * a, oder E = mc² usw usw.

        Jedenfalls grenzt die Behauptung, das Klimasystem wäre wissenschaftlich ausreichend verstanden, an Glaube.

        • Ausreichend wofür? Auf jeden Fall wissen wir (seit über 100 Jahren!) dass eine Erhöhung der CO2-Menge in der Atmosphäre, wie wir sie derzeit durch unsere fossilen Emissionen verursachen, zu einer globalen Erwärmung führt. Das folgt aus der simplen Wärmebilanz unseres Planeten, also dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik. Und diese Erwärmung läuft seit einem halben Jahrhundert so ab, wie sie im ersten Expertenbericht zum Thema an den US-Präsidenten schon 1965 vorhergesagt wurde.

        • Wenn ich mir zum Beispiel ansehe, was allein bei Wikipedia an Klima-Artikeln existiert …

          https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Klimawandel/Gliederung

          … kommt man um die Feststellung nicht herum, dass vom Klimasystem schon jede Menge verstanden worden ist (die zahlreichen Fachbücher und die weit über 100.000 Studien zum Thema nicht mal eingerechnet). Und die beruhen allesamt nicht auf Glauben, sondern auf faktenbasiertem Wissen.

    • Na ja, Rick Santorum ist auch -ebenso wie der Papst- ein Vertreter der Meinung, dass ein Gott das Universum geschaffen haben muss. Insofern müsste man ihm mindestens in gleichem Maße in Abrede stellen, sich zu wissenschaftlichen Fragen zu äußern.

  4. Bezugnehmend zu einem Zitat aus dem Schellnhuber-Essay:

    “Contrary to what some have claimed, it is not the mass of poor people that destroys the planet, but the consumption of the rich.”

    möchte ich auf das Video “DON’T PANIC — Hans Rosling showing the facts about population” hinweisen. Dort wrd ab 52:50 die Verteilung der Emissionen zwischen wenigen Reichen und vielen Armen sehr schön visualisiert.

    https://youtu.be/FACK2knC08E?t=51m58s

    (Auch allgemein möchte ich dieses Video empfehlen.)

  5. Die Enzyklika „Laudato Si“ passt zum Universalismus der katholischen Kirche und des Papstes, die oft alle Menschen ansprechen und für alle Menschen der Welt sprechen wollen – und nicht nur für die Gläubigen im engeren Sinn. Das dahinter stehende Weltbild kennt eine moralische Verantwortung für jeden einzelnen Menschen und die Menschheit insgesamt. Der Papst will sicher nicht Position für eine umstrittene wissenschaftliche Ansicht beziehen, sondern vielmehr verantwortliches Handeln einfordern basierend auf Erkenntnissen, die schon als gesichert gelten.
    Der kapitalismuskritsche Unterton der Enzyklika wiederum ist woh teilweise den Erfahrungen dieses Papstes als Argentinier und Lateinamerikaner geschuldet, teilweise aber auch der von Jesus vorgelebten Zuwendung den Armen und “Beladenen” dieser Welt gegenüber.
    Diese Enzyklika ist also eine Botschaft an alle Menschen dieser Erde, eine Aufforderung sich verantwortlich gegenüber den Lebensgrundlagen zu verhalten.

    Ganz anders verhält es sich mit den politischen Lagern in den USA, wo sich die Republikaner als Gegenpol gegen die Liberalen, die Demokraten positionieren und die unternehmerische Freiheit bedroht sehen durch Behauptungen wie die, der freien Wirtschaft müssten wegen dem Klimawandel Zügel angelegt werden. In den USA gibt es ein starkes Lagerdenken und -verhalten. Ein Republikaner gefährdet seine Stellung, wenn er aus diesem Lager ausbricht und beispielsweise den Klimwandel als anthropogenes Problem anerkennt. Denn damit bricht er mit dem republikanischen Konsens.

    Dass so etwas wie eine Enzyklika, ein Schreiben eines Religionsführers eine wichtige Rolle in einer globalen Frage wie dem Klimawandel hat, zeigt für mich auch einen problematischen Aspekt unserer heutigen Welt. Entgegen den Versicherungen wir lebten in einer Zeit der Globalisierung, gibt es kaum globale politischen Strukturen oder gar Akteure, die in globaler Verantwortung handeln. Letztlich hängt alles an den existierenden souveränen Nationen und selbst die UNO handelt nur im Auftrag dieser Nationen. Doch inzwischen gibt es wohl doch einige globale Probleme, die nur mehr schwer allein durch die Nationen angegangen werden können. Der Klimawandel und seine Konsequenzen ist eines dieser Probleme.

  6. Von Religion verstehe ich nicht viel, aber, Frau Z., der Klimawandel ist für rational denkende Menschen natürlich keine Glaubensfrage. Jedoch ist die in der Romantik verwurzelte antiwissenschaftliche Revolte gegen die Aufklärung bis heute auch eine Quelle für die Klimaskeptiker-Bewegung. Bei denen kommen dann folglich schon eher Glaubensfragen ins Spiel, der Ideologiebegriff würde jedoch besser zu diesem Phänomen passen.

    Zur Komplizierung der Diskussion (von Kompetenteren) möchte ich auf eine alte Unterscheidung von Erhard Eppler in seinem Buch „Ende oder Wende“ (von 1975! wirklich sehr visionär!) verweisen. Er unterscheidet „Wertkonservativismus“ (Wikipedia-Eintrag, bitte nachlesen) und „Strukturkonservativismus“. So kommen wir vielleicht vom rein Religiösen weg auf eine pragmatischere Ebene!

    Damit jetzt kein falscher Verdacht aufkommt: Ich bin personenbezogen alles andere als Erhard-Eppler-Fan (mit den diversen Übersteigerungen protestantischer Ethik auch bei Klimafragen kann ich nicht so viel anfangen), sondern Anhänger von Walter Eucken. Wer dessen „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“ richtig verstanden hat, der könnte klimabezogen durchaus auf den sinnvollen Gedanken kommen, künftig auch die Begriffe „wertliberal“ und „strukturliberal“ in die diversen Debatten einzuführen.

    Eucken hat sich übrigens, Herr Holzherr, intensiv mit dem sinnleeren Wort “Kapitalismus” auseinandergesetzt. Die Verwendung eines solchen Begriffs ist wohl auch eine Glaubensfrage.

    Bin ich jetzt zu weit vom Thema abgewichen?

    P.S.: Kleiner Anreiz zum googeln nach „Walter Eucken“ für Natur- und Geisteswissenschaftler: Er ist der Bruder von Arnold Eucken (Lehrer von Manfred Eigen) und Sohn eines Literaturnobelpreisträgers!

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  8. Oh mein Gott!

    jetzt ist es so weit, Klima wird Glaube. Soll ich mich jetzt fremd schämen?

    Unheimlich, was sg. “Klimaforscher” auf Webseiten so treiben…

    • „Nach meiner Überzeugung können Menschen zwar ohne Religion auskommen, aber nicht ohne innere Werte, nicht ohne Ethik. Ich sehe immer deutlicher, dass unser spirituelles Wohl nicht von der Religion abhängig ist, sondern der uns angeborenen menschlichen Natur entspringt, unserer natürlichen Veranlagung zu Güte, Mitgefühl und Fürsorge für andere. Unabhängig davon, ob wir einer Religion angehören oder nicht, haben wir alle eine elementare und menschliche ethische Urquelle in uns. Dieses gemeinsame ethische Fundament müssen wir hegen und pflegen. Wenn wir uns entschließen, die inneren Werte, die wir alle bei anderen schätzen, zu kultivieren, dann fangen wir an, spirituell zu leben.“ – Dalai Lama
      Quelle: http://www.sonnenseite.com/de/franz-alt/kommentare-interviews/dalai-lama-in-hoerzu-so-retten-wir-die-welt.html

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  10. Als Gründe werden vor allem die derzeitigen Produktionsmodelle und Konsumgewohnheiten identifiziert

    Das geht natürlich in die richtige Richtung. Allerdings haben wir es heute weder mit “Produktionsmodellen” zu tun, die im Supermarkt der historischen Möglichkeiten bereit liegen und einfach nur durch bessere Produktionsmodelle ersetzt werden bräuchten, noch sind schlechte Einkaufsgewohnheiten das Problem und es bestünde infolgedessen Hoffnung auf deren Abgewöhnung via päpstlicher Ermahnungen.

    Verändert gehören die Produktionsbedingungen, die zumindest solange sie kapitalistische Produktionsbedingungen sind, immer auch Konkurrenzbedingungen für privateigentümlich motivierte Bereicherungsagenturen sind. Es gilt also fürs Erste Mechanismen zu finden, die den Hauch einer sozialen Steuerung der Produktion erlauben, die am Ende aber tatsächlich ein hinreichend großes Maß an gesamtgesellschaftlicher bzw. ökologischer Vernunft erlaubt. Einen
    Einstieg in eine solche Entwicklung würden z.B. nach sozio-ökologisch bestimmten Kriterien gestaffelte Verbrauchssteuern und Zölle ermöglichen. Allein eine ernsthafte gesellschaftliche Debatte darüber könnte helfen, den bloßen Wortschritten wirklichen Fortschritten in dieser Angelegenheit folgen zu lassen.

    Um dem Warensinn zu entkommen wären aber Bedingungen eines menschlichen Für- und Voneinanders zu etablieren, das auf Grundlage eines – am Ende weltgemeinschaftlichen – Ressourcen- bzw, Nachhaltigkeitsmanagements funktioniert.

    Siehe u.a. https://oekohumanismus.wordpress.com/2014/05/07/wachstum-oder-post-wachstum-ist-nicht-die-frage/

    • Der Papst trifft es ziemlich genau. Die gängigen Produktionsmodelle und Konsumgewohnheiten basieren auf einer kostengünstigen Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe. Insbesondere sind die Folgekosten der sich in der Athmosphäre ablagernden Verbrennungsprodukte nicht in den Kosten enthalten. Es geht also um eine Einigung der Protagonisten Europa, Russland, China, Indien, Brasilien, USA… das schleunigst zu ändern. Dazu braucht es multilaterale Abkommen und ein kluges einheitliches und kontrollierbares System, welches jedem Investitions und Konsumgut diese Kosten zuschlägt. Genau dann lohnt es sich sowohl für Konsumenten als auch für Produzenten CO2 neutral zu agieren und sich mit entsprechenden Ideen und Initiativen Konkurrenz zu machen und gerne auch zu “bereichern”.
      (Die gemeinschaftlichen “antikapitalistischen” Ansätze haben haben ja bisher nicht so richtig funktioniert, schon gar nicht nachhaltig. Das sollte sich eigentlich schon rumgesprochen haben)
      “Wären aber Bedingungen eines menschlichen Für- und Voneinanders zu etablieren, das auf Grundlage eines – am Ende weltgemeinschaftlichen – Ressourcen- bzw, Nachhaltigkeitsmanagements funktioniert.”
      Und darauf muss es am Ende hinauslaufen, da gebe ich Ihnen recht.

    • In der Tat sieht der Papst bei Konsumation und Produktion unter kapitalistischen Bedingungen einen Hauptgrund für die ökologische Krise. Doch damit liegt er bezüglich Treibhausgasproblem falsch.
      Wenn es um die Reduktion, ja sogar völlige Elimination der Treibhausgase bei Produktionsprozessen geht, so wird eine Änderung der Besitzverhältnisse bei der Produktion (kapitalitsisch versus kollektivistisch) keinen grossen Unterschied machen. Entscheidend ist vielmehr CO2- Emissionen den Status von Giftgasemissionen zu geben. Im Prinzip müsste etwas ähnliches erreicht werden wie beim Montreal-Protokoll welches die ozonschädigenden Gase (CFK) weitgehend aus dem Produktionsprozess verbannt hat. Solch ein Bann auf CO2 emittierende Prozesse gibt es heute wegen der Bedeutung von Verbrennungsprozessen und mit CO2-Emissionen verbundenen Fertigungsprozessen, nicht, am ehesten in diese Richtung geht noch die Bepreisung von CO2 (Steuer oder Emissionshandel). Global gesehen hat diese Bepreisung bis heute kaum eine Bedeutung: nur wenige Länder kennen einen CO2-Preis der über eine symbolische Höhe hinausgeht. Statt dessen werden heute vorwiegend die erneuerbaren Energien gefördert, was bis jetzt aber nur Auswirkungen bei wenigen Ländern hatte. Erneuerbare Energien allein genügen zudem nicht um alle CO2-Emissionen zu eliminieren, denn auch Zement und Stahl-bau sind mit CO2 Emissionen verbunden. Letztlich wird man irgendwann einen Preis auf CO2 Emissionen einführen müssen.

  11. Erschreckenderweise sind die Äusserungen von Bush³ und Santorum sogar gemäßigt – zumindest im Vergleich zu Fox News, Breitbart und anderen “konservativen” Medien und Think Tanks:

    ” Encyclical “Seems To Confirm” That Pope Francis Is A “Marxist.”
    “Directing Mankind To Worship The Antichrist ” And Is A “Danger To The World.”
    “Pope Is “Talking About A New World Order.””
    “Pope Wants A “Super Government” To Ensure “His Views Are Institutionalized.””

    Und wer denkt, da seien nur Amerikaner beteiligt:

    James Delingpole, UK : “Encyclical Includes Language You Would Expect From A “16-Year-Old Trotting Out … Formulaic Bilge And Accepted Faux-Wisdom.””
    und natürlich Lord Monckton, UK: “Marxists, Global Warming Extremists Control Vatican.”

    http://mediamatters.org/research/2015/06/18/conservative-media-vs-the-pope-the-worst-reacti/204037#Christianity|TibitXimer

  12. Sie sagen: “Dabei hat die Wissenschaft gezeigt, dass wir nur noch etwa 1 000 Gt Kohlendioxid in die Atmosphäre emittieren dürfen, wenn die 2 Grad Obergrenze nicht überschritten werden soll (siehe Abbildung 1)”

    Schauen Sie diesen Vortrag von Edenhofer in Zürich am 05.11.2014
    http://replay-progressive.ethz.ch/h264-medium.http/10.3930/ETHZ/AV-626adc6e-68fb-474a-8001-df22fc61ec8c/20141105_1710_HGF30_Klimarunde_2014_Edenhofer-dm.m4v

    Siehe dort das Zitat von Edenhofer ab Minute 17:20

    Das hatte Ottmar Edenhofer in Zürich am 05.11.2014 aber auf Nachfrage anders gesagt:

    Edenhofer hatte unserem Mitarbeiter am 05.11.2014 auf Nachfrage NACH seinem Vortrag in Zürich vor Zeugen bestätigt, dass sich die “1000 GT CO2” auf ein “Business-as-usual”-Scenario beziehen würden, und eben nicht auf das 2-Grad-Ziel-Szenario. Oben bei Minute 17:20 in seinem Vortrag in Zurich definiert Edenhofer die 1000 GT CO2 aber ebenfalls auf das 2-Grad-Ziel, und eben nicht auf das “business-as-usual”-Scenario.

    Denn diese “1000GT CO2” stehen aktuell im Widerspruch zu der Behauptung des PIK im November/Dezember 2009, wo der Deponieraum der Atmosphäre bei Einhaltung eines “2-Grad-Ziels” bei 750 GT CO2 bis zum Jahr 2050 definiert wurde. Nun, knapp 6 Jahren, später sind aus den 750 GT CO2 plötzlich schon 1000 GT CO2 geworden. Wie kann das sein, dass sich das Budget in den letzten 6 Jahren erhöht hat, anstatt verringert worden ist.

    Wie erklären Sie, Frau Knopf, diesen Widerspruch des Edenhofer und des PIK aus dem Jahr 2009 ??

    Herzliche Grüsse
    Paul Bossert
    http://www.klimamanifest.ch

    • Die Zahlen hängen vom betrachteten Zeitraum und der gewählten Wahrscheinlichkeit ab, unterhalb von 2 Grad zu bleiben. Die 1000 GtCO2 stammen aus dem aktuellen IPCC-Bericht mit über 1000 Szenarien (AR5 Synthesebericht Table 2.2. Spalte „Complex models, RCP scenarios only“) für <2°C mit einer 66% Wahrscheinlichkeit. Die Zahl von 750 GtCO2 stammen dagegen aus einem älteren Modellvergleich (Edenhofer et al. 2010) mit nur 5 Modellen, mit einem anspruchsvolleren Reduktionspfad und einer Wahrscheinlichkeit von 75% für <2°C und beziffert nur das Budget für den Zeitraum bis 2050.

  13. Liebe Frau Brigitte Knopf,
    auf Ihre Expertise bezüglich Monsunsystem werde ich bei Gelegenheit nochmal gerne zurückkommen doch mit diesem Kommentar möchte ich auf Ihren o.a. Artikel eingehen :. Guter Stil und gute Beschreibung aber politisch einseitig. Machtinteressen existieren auf beiden Seiten und nicht nur auf einer Seite – ich will dies am Beispiel von Papst Franziskus erläutern. Er ist ein sehr intelligenter Mensch, der auch naturwissenschaftliche Zusammenhänge verstehen kann und als Vertreter der lateinamerikanischen Befreiungstheologie für die Interessen der Armen eintritt. Andererseits ist Papst Franziskus aber auch (ein Bericht der Journalistin Petra Gerster wird Ihnen dies bestätigen) ein überzeugter Jesuit und die höchste Pflicht der Jesuiten ist es, die Macht der katholischen Kirche zu stärken. Ich möchte bei dieser Gelegenheit (nicht auf Sie bezogen, Frau Knopf) auch mit einer weiteren Unsitte in diesem Forum aufräumen, was den Lobbyismus betrifft. Lobby ist ein anderes Wort von Interessensgemeinschaft und somit ist auch jede politische Partei eine Lobby – dies ist ein neutraler und weder ein positiver noch ein negativer Begriff womit die in diesem Forum gebräuchliche Sitte, Lobby als Schimpfwort zu benutzen unzulässig und einseitig ist. Weiterhin ein Denkanstoss von mir an 3 grünen Kommentatoren bezüglich deren Reaktionen auf einen meiner Kommentare zum Artikel “Ein Klimavertarg im Enststehen”. Besagte Kommentatoren hatten sich aus meinem Kommentar lediglich meine Kritik an Bündnis 90/Die Grünen herausgepickt und sind mit keinem Wort auf das Hauptthema Biotreibstoff eingegangen.
    Dies ist höflich ausgedrückt extrem einseitig und psychologisch durch eine voreilige Gut – Böse bzw. Freund – Feind – Kategorisierung von Personen zu erklären, was ein Merkmal von Bündnis 90/ Die Grünen ist (dieses Merkmal ist ein Faktum bei einem Großteil der Mitglieder und Wähler(innen) dieser Partei und somit kein Vorurteil sondern ein Nachurteil meinerseits!). Besagten 3 Personen empfehle ich daher, zu versuchen, mir das Gegenteil zu beweisen. Dann kann ich diese Personen auch wieder respektiern !
    mit freundlichen Grüßen, Horst Denzer

    • Lieber Herr Denzer, in Deutschland (und eigentlich in allen westlichen Ländern) gibt es einen typischen Denkdualismus, der oft ein Gut-Böse-Raster in allen Abstufungen beinhaltet und i.d.R. zu einem ausgeprägten Lagerdenken (wie ich es bei Ihnen zum Beispiel exemplarisch feststelle) führt. Damit korrespondiert eine „harte“ Debattenkultur, wo kein Konsens gesucht wird. „Erregte Gewissheiten“ treffen aufeinander, und noch erregter geht man wieder auseinander. In Afrika zum Beispiel soll das anders sein, das dort weitverbreitete Suaheli-Wort „hakuna matata“ ist zumindest ein Hinweis in diese Richtung. Weiß jemand besser als ich Bescheid?

      Vielleicht liegt das bei uns an der Hegel-Tradition, oder an Platon, oder dem wissenschaftlichen Rationalismus generell, wobei letzterer uns ja immerhin auch einiges an Wohlstand und tiefen Einsichten beschert hat. Und wie Sie am Klimaskeptiker-Phänomen sehen, können sogar noch so gute objektive wissenschaftliche Argumente nicht durchdringen, wenn intensiv an etwas „geglaubt“ (im Sinne einer gewissen „Festverdrahtung“ im limbischen System des Gehirns) wird oder pekuniär motivierte Interessen hinter dem Standpunkt stehen. Wie man mit denen in einen “Dialog” treten soll ist mir völlig unerfindlich!

      Bei den Parteien sehe ich als Wechselwähler keine großen Unterschiede. Eine Partei negativ herauszuheben ist völlig daneben!

      Da Sie selbst es in diesem Forum gewohnt sind, ausschließlich vage Vermutungen ohne jede vertiefende Begründung zu äußern, muss hier sicherlich niemand von irgendwas „das Gegenteil beweisen“. Wie sollte sowas überhaupt möglich sein?

      Grüße
      Jürgen Bucher

      P.S. 1: Lobbies stellen immer die Interessen ihrer Mitglieder über jene der Allgemeinheit. Das muss in einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft kein großes Problem sein, kann aber eines sein, etwa wenn es keine adäquate “countervailing power” (Galbraith) gibt

      P.S. 2: Innerhalb der sog. „Neuen Politischen Ökonomie“ arbeiten Ökonomen seit langem (große Namen sind etwa Anthony Downs, Gary S. Becker, James Buchanan, Mancur Olson) auf höchstem Niveau an der Entwicklung einer „Theorie der Interessengruppen“. Schauen Sie nach, damit werden Sie hoffentlich eine längere Zeit sinnvoll beschäftigt sein!

      P.S. 3: Als Student (ist ewig her, ich bin jetzt u.a. Spezialist für Konzern-Rechnungswesen) fand ich die „Grundlagen der Politischen Ökonomie“ von Bernholz/Breyer als Einführung ganz gut gelungen

    • Was Ihre Einschätzung bezùglich eines immer noch dominanten Teils der deutschen Grùnen und einem Teil ihrer Wàhlerschaft betrifft, schliesse ich mich an. Allerdings nehme ich die Masse der sogenannten Klimaskeptiker als noch weitaus naiver und leichtglàubiger war. Jede noch so abenteuerliche These, welche irgendwie den Mensch aus seiner Verantwortung bezüglich eines Klimawandels entlàsst, wird begeistert aufgegriffen oder notfalls auch schnell wieder fallen gelassen. Woran man aber als überzeugter Klima”skeptiker” glauben MUSS, ist eine irgendwie geartete Interessensgemeinschaft (Lobby) von Gruppen, insbesondere von Wissenschaftler und Regierungen, welche davon profitieren könnten einen Klimawandel künstlich herbeizureden. Folgerichtig muss natürlich auch der Papst als interessengeleitet verdächtigt werden.

    • In schlechten Internetdiskussionen ist es Unsitte, dass Personen (Trolle?) immer wieder vom Thema abweichen, indem sie Reizworte oder Reizthemen in die Debatte werfen. Beim Schulaufsatz bewerten dies Lehrer als Themaverfehlung. Wenn Sie über Bioenergiestoffe diskutieren wollen, suchen Sie sich bitte ein entsprechendes Diskussionsforum. Wenn Sie eine „Stammtischdiskussion“ über eine Partei führen wollen, gibt es dafür sicherlich auch ein Internetforum.
      Zurück zum Thema: Es ist erfreulich, dass der Papst einerseits den 99,x % Konsens der Klimawissenschaftler zur Kenntnis nimmt und dies auch mit Themen wie Unterentwicklung und ungerechte Einkommens- und Vermögensverteilung verbindet und andrerseits hieraus ethische Urteile und Empfehlungen ableitet. Umweltschützer haben dies bereits in der Diskussion um Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit ab den 1970er Jahren getan. Verstärkt nach der Rio-Konferenz in den 1990er Jahren.
      Raimund Kamm

  14. Lieber Herr Jürgen Bucher,
    Ihr Kommentar ist gut geschrieben und Ihrer Empfehlung des Buches “Theorie der Interessensgruppen, in dem z.B. auch die Bürokratie erwähnt wird, kann ich mich nur anschließend. Trotzdem werde ich Sie im Folgenden noch ein wenig korrigieren. Sie liegen zwar bezüglich Konsensfindung in Ostafrika richtig aber ohne diese Tradition gäbe es zwischen den verfeindeten Volksgruppen dort einen Dauerkriegszustand und wie hart Konflikte auch heutzutage noch in Afrika ausgetragen werden, sieht man an Beispielen wie Ruanda und Biafra. Ich hätte an Ihrer Stelle Ostasien statt Afrika erwähnt. Das ostasiatische Bedürfnis auf Harmonie und Konsensfindung geht auf die Erfahrungen einer 500jährigen Kriegsperiode zwischen Fürstentümern nach Zerfall des chinesischen Zhou-Reiches zurück, die erst mit der Machtübernahme des 1. Kaisers endete. Die Lehren daraus (z.B. durch Konfuzius; Buddha) waren,
    dass Ich-Bezogenheit und Rechthaberei das Grundübel aller Konflikte ist. Auch Europa ist nicht so schlecht wie Sie denken. Ich erinnere an Sokrates (Dialektik); Aristoteles (Logik); Leibnitz;
    Descartes und Erasmus (Vernunft und Humanismus). Bezüglich Afrika möchte ich noch etwas
    zum Hauptthema Klima beitragen. Die Katastrophe der Sahelzone ist hauptsächlich durch das Nichtbeachten der Unzuverlässigkeit des westafrikanischen Monsuns entstanden. Man hatte im Vertrauen auf genügend Niederschlag wegen einiger regenreicher Jahre zuvor sich darauf verlassen, dass dies so weiter geht und zuviel Fläche in Ackerland umgewandelt. Dies war ein fataler Denkfehler. Ich denke, dass Frau Brigitte Knopf Ihnen dazu noch mehr erzählen kann. Noch eine Empfehlung meinerseits an Ihre grünen Freunde (auch wenn Sie Wechselwähler sind nimmt man Ihre Bevorzugung dieser Partei wahr) : erinnern Sie diese bitte an Sokrates und die Dialektik und das man Kriutik nicht als Verunglimpfung sondern als Bereicherung empfinden sollte !
    mit freundlichen Grüßen, Horst Denzer

    • Hallo Herr Denzer, das sind doch jetzt von Ihnen einige Informationen, über die es sich nachzudenken lohnt! So kann man zusammenkommen!

      “Grüne Freunde” habe ich allerdings kaum welche (eher: Strukturkonservative und sog. “Paläoliberale”), vielleicht aber eine grüne Denkweise. Dazu sehe ich allerdings – angesichts der vielfältigen ernsten Umweltprobleme – keine vernünftige Alternative.

      Für Argumente in Richtung einer Entwicklung zur ökosozialen Marktwirtschaft kann ich nur immer wieder empfehlen, Walter Euckens Schriften zu lesen. “Selbst das Klima eines Landes kann durch menschliches Eingreifen verändert werden”, hat er schon 1952 (!) in den „Grundsätzen der Wirtschaftspolitik“ besorgt geschrieben. Und als „konstituierendes Prinzip einer Wettbewerbsordnung“ liefert er gleich noch den zentralen moralischen Grundansatz zur potentiellen Lösung solcher Probleme: „Wer den Nutzen hat, muß auch den Schaden tragen.“

      Ganz im Gegensatz zum Papst plädiere ich klimapolitisch für einen weltweiten Emissionshandel. Die kostengünstigste (aber vermutlich: drastische) Verteuerung fossiler Brennstoffe muss das große Ziel sein! Der Mensch als solcher wird sich nicht ändern lassen!

      Ökonomie und Ökonomik haben sich in den Jahren nach Eucken wunderbar weiterentwickelt (Transaktionskostentheorie zur Erklärung von Wirtschaftssystemen, Neue Institutionenökonomik, Coase-Theorem, public choice, Ressourcenökonomik, Spieltheorie und vieles mehr). Beim Papst und seinen Beratern ist davon leider nicht viel angekommen!

      Grüße
      J.B.

  15. […]
    Völlig unverantwortlich von Papst Franziskus ist die Nichterwähnung
    der fatalen Folgen der globalen Überbevölkerung, die auch ein wesentlicher Grund (wenn auch nicht die einzige Ursache) der jetzigen gewaltigen sozialen Probleme darstellt. Ohne eine
    Reduzierung der Erdbevölkerung durch Geburtenkontrolle wird selbst, wenn man alle sozialen Forderungen des Papstes erfüllen würde, die momentane globale soziale Katastrophe nicht zu beheben sein. Dies zeigt sich jetzt schon an der globalen Phosphatkrise. Phosphatmangel wird in Zukunft eine ausreichende Versorgung mit Mineraldünger nicht mehr ermöglichen. Dies bedeutet, dass die Erträge pro Hektar drastisch zurückgehen werden, so dass bereits für die jetzige Weltbevölkerung selbst bei gerechterer Verteilung eine ausreichende Versorgung mit
    Lebensmitteln nicht mehr sicher gestellt werden kann. Ein weiterer Grund dafür, dass die jetzigen Erträge pro Hektar nicht aufrecht erhalten werden können ist die Tatsache, dass vielerorts mikrobielle Umsetzungen von Ammoniumverbindungen im Mineraldünger zu salpetriger Säure den pH-Wert des Ackerbodens so weit erniedrigt haben, dass Aluminiumionen freigesetzt wurden, die zu einem Absterben der Pflanzenwurzeln führten. Der geniale Justus von Liebig hatte mit seiner Erfindung des Mineraldüngers im 19. Jahrhundert die damaligen Hungersnöte verringert
    aber nun muss man erkennen, dass die Natur und Rohstoffmangel die Grenzen des Wachstums auch in Hinblick auf Weltbevölkerung begrenzen !

    mit freundlichen Grüßen, Horst Denzer

  16. Hallo Herr Bucher,
    auch Ihr Kommentar vom 30. Juni 2015 mit den interessanten Begriffen aus der Welt der Ökonomie gefällt mir sehr gut. Als Chemiker gehe ich nun gerne auf das von Ihnen darin erwähnte Thema fossile Brennstoffe ein. Das Dilemma besteht in der Versorgung mit ausreichenden Mengen an geeignetemTreibstoff zum Antrieb von Schiffen, Fahr- und Flugzeugen, für die es aus technischen Gründen nur Wasserstoff als sinnvolle aber teure Alternative zu Erdöl und Erdgasprodukten gibt. Der viel gepriesene Elektroantrieb ist auch keine wirkliche Alternative, da der dafür benötigte elektrische Strom meistens auch durch Verbrennung von Kraftstoffen erzeugt werden muß – es wird somit kein CO2 eingespart.
    Um Ihnen eine Vorstellung zu geben : von den jährlich etwa 4 Milliarden Tonnen gefördertem Erdöl werden etwa 2 Milliarden Tonnen zu Kraftstoffen (Benzin, Diesel, Kerosin etc.) verarbeitet. Wasserstoff, der im Gegensatz zu fossilen und Biokraftstoffen kein CO2 sondern Wasser
    als Verbrennungsprodukt erzeugt, ist sowohl elektrisch (Brennstoffzelle)
    als auch in Kunststofftanks (800 bar !) bei Verbrennungsmotoren eine gute Alternative und Hyundai, Toyota, Mercedes u. a. hatten schon vor Jahrzehnten schnelle Autos mit guter Reichweite mit Wasserstoffantrieb entwickelt. Das Problem ist, dass z.B. eine 100 km-Fahrt mit Wasserstoffantrieb mindestens 6mal so teuer ist wie mit Benzin. Ob eine derartige Erhöhung der Transportkosten für eine Volkswirtschaft tragbar ist, können Sie als Ökonom besser beurteilen als ich. Darüber hinaus muss man noch erwähnen, dass die zur Zeit preiswerteste Erzeugung von Wasserstoff nicht die Elektrolyse von Wasser sondern die Umsetzung von Erdgas mit Wasserdampf ist, wobei gleichzeitig auch CO2 erzeugt wird. Ich sprach vom Dilemma, denn die
    Förderung von Erdöl und Erdgas wird immer teurer (Bohrungen von über 3000 m Tiefe und gewaltiger Wasserverbrauch – für die Förderung der jährlichen 4 Milliarden Tonnen Erdöl benötigen Sie 12 Milliarden Tonnen Wasser (jetzt trinken Sie erst einmal ein Glas Rotwein zum Verdauen dieser Information – ich spreche hier nicht vom Fracking sondern der heutzutage üblichen Erdölförderung) und riskanter – vor allem wenn es um Förderungen im Nordpolarmeer geht – sollte es dort wie z.B. im Golf von Mexiko zu einem massenhaften Austritt von Erdöl im Polarwinter kommen, können Sie für mehrere Wochen die Ergreifung von Maßnahmen zum Stoppen diese Erdölaustritts vergessen. Dies wäre ein wirklicher Super-Gau (jetzt trinken Sie noch einmal ein 2. Glas Rotwein zum Verdauen dieser Information !) Dilemma ist klar – jetzt müssen Ökonomen wie Sie ran an den Speck und rechnen, ob eine Volkswirtschaft sich den von mir skizzierten gewaltigen Anstieg der Transportkosten bei Umstellung auf Wasserstoffantrieb leisten kann oder nicht.
    mit freundlichen Grüßen, Horst Denzer

  17. “Der Himmel gehört uns allen” ist schon recht anmaßend, egal ob man den Himmel in den Religionen (gehört Gott) oder den Himmelsbegriff in der Astronomie (sichtbarer Teil aller Himmelskörper des Universums) meint. Der heilige Franziskus, auf den sich der jetztige Papst bezieht, hätte Ihnen wahrscheinlich Ähnliches erzählt. Ich habe nun einige Anmerkungen an einen von mir sehr geschätzten Papst der Wissenschaft, Professor Stefan Rahmstorf, der zu Recht der CO2-Papst genannt wird (nicht ironisch gemeint !). Es gibt von Menschen produzierte gasförmige Stoffe in der Atmosphärte, die das 30000fache Treibhauspotential wie CO2 haben (denken Sie z.B. an Stickstofftrifluorid, dass zum Reinigen von LCD Fernsehern und Solarpanels verwendet wird) und über Jahrhunderte nicht abbaubar sind. Warum immer auf das arme CO2 herumhacken und nicht die anderen Treibhausgase erwähnen – das ist einer meiner 2 Kritikpunkte an Sie, mein Freund (wenn ich Sie so nennen darf ?). Der 2. Kritikpunkt betrifft die globalen Durchschnittstemperaturen – Signalrauschen heißt die ehrliche Antwort darauf und Mathematiker zur Entwicklung geeigneter Algorithmen sind das Objekt der Begierde. Dies bedeutet, es wird aus dem Kaffeesatz gelesen. Meine beiden Kritikpunkte ändern nichts daran, dass ich Sie als Wissenschaftler und Klimaexperte sehr schätze und natürlich auch die charmante Autorin o.a. Artikels, der ich nur zu etwas mehr Demut gegenüber der Natur (als Atheistin) oder Gott (als Theistin) verhelfen will !

    • Die Antwort ist einfach: der IPCC-Bericht zeigt alle relevanten Treibhausgase, deren Zunahme seit Beginn der Industrialisierung, und welcher Strahlungsantrieb (also Erwärmungswirkung auf das Klima) dadurch verursacht wird. CO2 ist schlichtweg das größte Problem – auch wenn andere Gase pro Molekül eine größere Wirkung haben – die sind dann aber in viel kleineren Mengen vorhanden. Selbstverständlich berücksichtigen die Klimaverhandlungen der UNO alle relevanten Treibhausgase, umgerechnet üblicherweise in CO2-Äquivalente um eine objektive Vergleichsbasis zu haben.

    • Enrico Fermi wurde in einer Spiegel-Story einmal als „Atom-Papst“ bezeichnet, ich finde das gemäßigtere „Vater“ – nämlich „der Plutoniumbombe“ und „des ersten Reaktors“ – passender. Wenn schon solche Attribute, dann sollte es vom so Überhöhten auch einige schöne Anekdoten geben:

      Fermi warf, um die Wirkung zu schätzen, Papierschnipsel in die Druckwelle der ersten Atombombe „Trinity“ . Als er im Sterben lag, zählte er die Infusionstropfen und nahm mit einer Stoppuhr komplizierte Abschätzungen vor.

      Auch Wolfgang Pauli wurde religiös überhöht, als „Geißel Gottes.“ Über diverse Kollegen mokierte er sich gern „So jung und schon so unbekannt“, seine vernichtendste Kritik war aber der Kommentar: „Das ist nicht nur nicht richtig, es ist noch nicht einmal falsch“.

      Kohlendioxid wurde von Jan Baptista van Helmont („gaz sylvestre“) als eigenständige chemische Substanz erkannt, Joseph Black hat als erster Kohlendioxid experimentell erzeugt. Die Bestandteile Sauer- und Kohlenstoff hat wohl der große Antoine Lavoisier als erster ermittelt (ich bin mir aber leider nicht ganz sicher). Kohlendioxid-Papst? Ja, durchaus ein Kandidat. Bevor er unter die Guillotine kam, hat Lavoisier sich noch ausbedungen, sein letztes Experiment zu Ende führen zu dürfen.

      Da es vor allem ums Klima geht: John Tyndall hat (angeregt von Forschungen Fouriers) aus einem Reagenzglas alle Luftverunreinigungen entfernt, bis nur noch Sauerstoff und Stickstoff übrig waren, dann hat er infrarotes Licht durchgeschickt – und sich gewundert, dass die Temperatur konstant blieb. Dann hat er Methan, Wasserdampf und Kohlendioxid wieder sukzessive hinzugefügt und so die wärmende Wirkung der Treibhausgase entdeckt. Tyndall ist der eigentliche Entdecker des Treibhauseffekts, zumindest wenn man auf der Ebene von Naturgesetzen nach Kausalmechanismen sucht. Die heutige Klimatologie ist „Erforschung des Komplexen“ (Prigogine), da geht es um größere Präzision bei Vorhersagen bzw. um viele, viele Details.

      Anekdoten, Verrücktheiten? Na ja, Tyndall hätte beinahe das Matterhorn erstbestiegen, er wird im Film „Der Berg ruft“ (mit Luis Trenker) erwähnt und ein Vorgipfel des Matterhorn, der „Pic Tyndall“, ist nach ihm benannt.

      Tyndall wollte sein langes Gesicht kürzer wirken lassen und so hat er sich eine sog. „Newgate-Franse“ (ist dem Londoner Schafott nachempfunden) als Bart zugelegt – und alles nur noch schlimmer gemacht. Er hatte ein Magenproblem und konnte unglaublich reizbar und grantig sein, andererseits war er auch ein überragender Debattenredner. Er musste um seine wissenschaftliche Karriere lange kämpfen (ich glaube, er hat in Deutschland bei Bunsen gearbeitet) und wurde doch noch zu einem der bedeutendsten Physiker des 19. Jahrhunderts.

      Er ist mein Favorit, ich bewundere diesen Mann. Wenn schon, dann gebührt nur John Tyndall der Titel des „Kohlendioxid-Papstes“!

  18. Die Enyzklika ‘Laudatio si ‘ ist keine Klimaenyzkklika im engeren Sinne,sondern ein Umwelt und Sozial-Enzyklika aus einer Haltung der Sorge für das gemeinsame Haus.

    Doch wahrgenommen wird sie als Klimaenzyklika und auch der Papst selbst grenzt die verschiedenen Umweltanliegen nicht gegeneinander ab.

    Damit verhält sich der Papst wie viele Zeitgenossen seines Alters: Er subsumiert die ganze Umweltbewegung der letzten 40 Jahre mit Büchern wie Silent Spring, Population Bomb, Limits to Growth und die Klimabemühungen seit Rio 1992 unter dem neuen Aufhänger Klimaproblem.

    Wenn die Autorin dieses Beitrags in der obigen Abbildung 1 das Ressourcenproblem anhand der Kohlenwasserstoffressourcen Kohle, Öl und Erdgas darstellt, dann nimmt sie genau die Konkretisierung vor, die in der Enzyklika weitgehend fehlt Zwar wird in der Enyzklika von Treibhausgasen, von Kohle, Öl und Erdgas und ihrer Verbrennung gesprochen, doch man liest nrgends was man in der Abbildung 1 findet, dass nämlich von den 15’000 Gigatonnen fossiliertem CO2 nur 1000 Tonnen in die Atmoshphäre gelangen dürfen um mit grosser Wahrscheinlichkeit unter 2°C Erwärmung zu bleiben. Die Enzyklika gibt zwar die IPCC-Erkenntnisse bezüglich Kohlenstoffkreislauf richtig wieder und erwähnt auch detailliert die negativen Folgen der Erderwärmung (Meeresspiegelanstieg etc), doch sie bleibt sehr vage, wenn es um das nötige Ausmass der Reduktion des Kohlenwasserstoffverbrauchs geht. Dass noch in diesem Jahrhundert völlig auf Kohlenwassestoffe verzichtet werden müsse, liest man beispielsweise nirgends.

    Die Autoren der Enyzklika unterschätzen wohl die Grösse der Aufgagbe, den Klimawandel zu stoppen, dies eben auch darum, weil sie oft nicht das Klimaproblem im engeren Sinne im Blick haben sondern das Umweltproblem an und für sich, was sich in der häufigen Verwendung des Wortes ökologisch, widerspiegelt.

  19. Hallo Herr Denzer, unterschätzen Sie mal meine naturwissenschaftlichen Kenntnisse nicht. Ich habe gerade für eine Uni-Zeitung ein kleines Portrait von Johannes Hans Daniel Jensen (der Name ist Ihnen natürlich bekannt?) geschrieben, da sollte man als Autor schon auch ein bisschen den Durchblick haben, warum 20,20-Calcium „doppelt magisch“ ist (Sie wissen das natürlich sofort?).

    Im Rohstoffbereich kenne ich mich vor allem in der Wertschöpfungskette Eisenerztagebau (Serra dos Carajas) – Verhüttung (Dillinger) – Stahlerzeugung (ThyssenKrupp, Brammen, Coils) – Autoindustrie (Daimler) und im Kakaoanbau bzw. Schokoladenmarketing aus. Jeremy Leggett habe ich im Original gelesen. Ressourcenökonomik (Stichwort: Hotelling-Regel) ist eine diffizile Diskussion, vor allem weil zukünftige technische Möglichkeiten und menschliche Verhaltensweisen per se schwer prognostizierbar und in gute Modelle umsetzbar sind.

    Mir geht es, was zum Beispiel die absurde und desaströse deutsche Blechlawine angeht (lassen wir den Güterverkehr mal weg) um eine Internalisierung erheblicher externer Effekte nach dem Verursacherprinzip. Steigende Preise signalisieren neue Knappheiten, angemessene und bessere Verhaltensweisen und Technologien werden sich marktwirtschaftlich effizient herausbilden.

    Um nur mal ein Beispiel zu nennen: Ich kenne mehrere ältere Leute, die sich vom aktuellen Automobilismus – Inanspruchnahme knappen Stadtraums, Lärm, Phänomen der sog. „cheap cities“ (mit weiteren negativen Sekundärfolgen), Raserei in Wohngebieten, Gestank, latente Bedrängung von Fußgängern und Radfahrern etc. – geradezu terrorisiert fühlen und in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt sind (denken Sie in einem engen Zusammenhang auch einmal an die erheblichen Wertverluste von diversen Immobilien durch die groteske Übermotorisierung).

    Ich bin nicht der Ansicht, dass der Ottomotor unbedingt vollständig durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden muss. Warum denken Sie nicht an ganz andere Optionen? Erheblich weniger gefahrene Personenkilometer, weniger und kleinere Automobile, verringerte Geschwindigkeiten, optimierte Benzinmotoren, Car Sharing, mehr Verkehr auf ÖPNV, Bahn, Fahrrad usw. verlagern? Ihre Sonntagsbrötchen können Sie übrigens auch zu Fuß holen!

    Die optimale Aufteilung sollten wir dem Verursacherprinzip und dem Preismechanismus überlassen! Jeder kann machen, was er will, aber er soll für die von ihm verursachten Schäden konsequent aufkommen!

    Ich hatte vor 18 Jahren mein letztes eigenes Auto. Dass meine Lebensqualität (ich bin jetzt bei der Nutzenkomponente angekommen) durch diese Entscheidung derart drastisch steigen würde, habe ich damals nicht für möglich gehalten. Bei vielen Menschen würde das genauso sein. Ja, ja, ich gebe es zu, ich bin in diesem Jahr schon 250 Kilometer mit einem fremden Auto gefahren!

    Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich mir meine individuelle Freiheit von diversen Auto-Zwängen kaputtmachen lasse. Aber ich habe auch keine Lust mehr, unverbesserlichen Autofahrern ihre Status-Kiste mitzufinanzieren.

    Ein weltweiter Emissionshandel würde vor allem zukünftigen Generationen zu gute kommen (das ist moralisch unzweifelhaft geboten!), unsere heutige Lebensqualität würde dadurch zwar nur mittelbar, aber erheblich und sofort gesteigert!

  20. @ Jürgen Bucher :
    Sie kennen das Schalenmodell dre Atome und wissen, wann Atomkerne stabil sind und loben sich
    auch noch dafür ! Dies ist das Wissen eines Chemiestudenten im 1. Semester und somit kein Grund zum Angeben ! Sie behaupten, Experte in der Stahlindustie zu sein, einem Hauptemittenten des CO2 auf Grund dsr gewaltigen Energiebedarfs in der Eisen- und Stahlerzeugung. Wenn dies wirklich der Fall sein sollte, müssen Sie folgendes erkären können : 1855 waren Alfred Krupp und Jacob Mayer auf der Pariser Weltausstellung. Jacob Mayer hatte 3 Kirchenglocken aus Stahl vorgestellt. Alfred Krupp behauptete in aller Öffentlichkeit, dass der Guss von Stahlglocken unmöglich sei und bezeichnete Jacob Mayer als Scharlatan. Wie hatte Jacob Mayer nun die Öffentlichkeit überzeugen können, dass es sich tatsächlich um Stahlglocken und nicht um Eisenglocken handelte. Wenn Sie diese Frage beantworten können (kann jeder Ingenieur in der Stahlindustrie, dürfen Sie sich als Expderten bezeichnen – ansonsten nicht. Nun noch eine Frage an Sie bezüglich CO2-Zertifikate : Wieso hatte man nach der berühmten Umweltkonferenz von Kyoto einigen Staaten erlaubt, noch mehr CO2 zu emittieren als zum Stichjahr, wo es doch um den Schutz des Klimas gehen sollte – dies ist aus umweltpolitischen Gründen doch wiedersprüchlich ?

    • Ich bin Diplom-Volkswirt und kenne mich leider in Physik und Chemie nur auf einer bestimmten Abstraktionsebene aus (ich kenne Leute, die jetzt sagen würden: „Physik-Folklore“), ich bin weit davon entfernt davon, das Schalenmodell der Atomkerne so zu verstehen, wie es ein Physik-Student, der sich damit zu beschäftigen hat, verstehen muss (nämlich mit viel mehr Präzision durch Mathematik).

      Meine aktuellen Grenzen in diesen Fächern kenne ich sehr gut! Ich freue mich, wenn ich in ein paar Jahren ein Physik- und Chemie-Studium beginnen kann. Bei den Physikern und Chemikern, die ich von früher her kenne, finde ich es allerdings wiederum bedauerlich, dass es kaum ein Interesse „in die Breite“ der Fächer und in Methodologie gibt!

      Bei Wikipedia können Sie das mit den „Kompetenzstufen“ nachlesen, als „Experte in der Stahlindustrie“ habe ich mich nie bezeichnet. Wenn schon, dann bin ich es vielleicht in den Fächern „Konzern-Rechnungswesen“ und „Controlling“ – was aber eben auch mit sich bringt, dass ich mit den Jahresabschlüssen (auch: der Nachhaltigkeitsberichterstattung) von Unternehmen, deren Aktionär ich bin (schlimm?), einiges anfangen kann.

      Es nützt niemand etwas, wenn wir uns eine irreale Zukunft zusammenträumen. Gehen Sie mal über google auf „Zukunft beginnt mit Stahl.“

      P.S.: Der Artikel über Hans Jensen wurde von mir für die Zielgruppe Geisteswissenschaftler geschrieben. Wer sich dafür interessiert: Über kultur-joker.de auf „Dies und das – Unsere Printmedien in der Übersicht“ gehen, dann auf „UNIversalis-Zeitung“ (Seite 12/13, über konstruktive Kritik freue ich mich sehr!)

  21. Also die Diskussion um den Klimawandel als solchen ist ja immer wieder hochinteressant, ich sehe da sogar einen gewissen Unterhaltungswert. Allerdings schreitet der Klimawandel offenbar schneller voran, als jede Diskussion. So ist das halt in der Natur, die Natur diskutiert nicht 😎

    ” 17.7.2014 – Hottest June Puts 2015 On Track For Hottest Year On Record By Far
    http://thinkprogress.org/climate/2015/07/17/3681260/june-2015-hottest-year-record/

    “ 21.7.2014 – Weltweiter Hitzerekord Der Juni schlägt gleich zwei Rekorde

    Der Juni war weltweit der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und es ist nicht der einzige Temperaturrekord, wie US-Meterologen der US-Regierung berichten. Auch wenn mittlerweile ein Rekord den nächsten jagt: Das Ausmaß des Anstiegs überrascht die Forscher.

    Diesen Juni wurden gleich zwei Hitzerekorde gebrochen. Der Monat war zum einen mit durchschnittlich 16,33 Grad Celsius (61,48 Grad Fahrenheit) der heißeste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 136 Jahren, wie die amerikanische Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA mitteilte.

    Auch Halbjahr schließt mit Rekord ab

    Gleichzeitig schloss der Juni das erste Halbjahr so warm ab, dass auch dieses mit 14,35 Grad Celsius (57,83 Grad Fahrenheit) den Wärmerekord für diese Zeitspanne brach. Die Temperatur war laut NOAA-Berechnungen im vergangenen Monat um 0,12 Grad Celsius (0,22 Grad Fahrenheit) wärmer als im Juni 2014, dem bisherigen Rekord-Juni.

    Normalerweise werden Temperaturspitzenwerte um ein oder zwei Hundertstel gebrochen, wie die NOAA-Klimaforscherin Jessica Blunden sagte – und nicht gleich um fast ein Viertel Grad. Auch der Halbjahresrekord von 2010 wurde mit einem Sechstel Grad Fahrenheit deutlicher als gewöhnlich übertroffen.

    Rekorde würden mittlerweile fast monatlich eingestellt, sagte Blunden. Der Juni sei der vierte Monat des Jahres 2015 gewesen, der einen Bestwert übertroffen habe. “Es gibt beinahe keine Möglichkeit, dass 2015 nicht das wärmste Jahr in den Akten wird“, so die Forscherin…”

    http://www.tagesschau.de/ausland/hitzerekord-international-101.html

  22. Wie funktioniert eigentlich unser politisch-ökonomisches System, das die erste und wichtigste Ursache jener Misere ist, in der wir uns (und mehr noch etwaige Nachkommen) befinden? Dieses System funktioniert nach einem ganz simplen und höchst ungesunden Prinzip, welches George Orwell seinerzeit mit folgendem Terminus benannte:

    Doublethink (Doppeldenk).

    Möge jeder für sich selbst ausrechnen, wohin dieses Prinzip führen wird. Zur Veranschaulichung jener Doppeldenk-Strategie möge man einmal folgenden Artikel zur Kenntnis nehmen:

    8.7.2015 – Exxon knew of climate change in 1981, email says – but it funded deniers for 27 more years

    http://www.theguardian.com/environment/2015/jul/08/exxon-climate-change-1981-climate-denier-funding

    Und nun dies:

    “ ExxonMobil participates in major European CO2 environmental project

    An extensive new research program into the long-term potential for carbon capture and storage (CCS) technology to help reduce global greenhouse gas emissions was launched today by a consortium of leading energy industry companies, research organizations and the European Union.

    https://www.exxonmobil.com/Norway-English/PA/news_releases_CO2REMOVE_021106.aspx

    Es wird eisern an jener Doppeldenk-Strategie festgehalten, schliesslich geht es um den STATUS QUO, es geht um äusserst gewichtige Pfründe, es geht um das gesamte verdammte System und so wird bis zum bitteren Ende Business as Usual betrieben, um jeden, absolut jeden Preis. Man möchte den Kuchen gerne essen und gleichzeitig behalten, somit ist der Erstickungstod unvermeidlich:

    Managing Arctic resources

    The Arctic represents the world’s largest remaining region of undiscovered conventional oil and gas resources

    Developing these resources presents technological, environmental and social challenges. ExxonMobil has a strong portfolio of assets and opportunities in a range of Arctic environments, some of which we have held for 30 years or more. The company’s efforts in the Arctic begin by gaining a scientific understanding of the environment.

    http://corporate.exxonmobil.com/en/environment/environmental-performance/managing-arctic-resources/managing-arctic-resources

    Bon voyage 😎

  23. Der Strom der Flüchtlinge aus dem Süden in Richtung Norden reisst nicht ab, im Gegenteil, was wir derzeit sehen ist erst der zarte Anfang. Wenn der Klimawandel erstmal richtig zuschlägt, dann werden es weltweit sehr bald zig- und hunderte Millionen sein:

    “ 31.7.2015 – Calais migrant chaos is a taste of what a warmer world may bring

    The disruption at the Channel Tunnel between the UK and France is one of many migration crises which a warmer world will worsen…

    https://www.newscientist.com/article/dn27989-calais-migrant-chaos-is-a-taste-of-what-a-warmer-world-may-bring/