12 000 Wissenschaftler stellen sich hinter die streikenden Schüler

“Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt!”

Das ist die Kernaussage einer heute veröffentlichten Stellungnahme zu den Schülerprotesten für Klimaschutz, die von über 12 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterzeichnet worden ist. Schon unter den über 700 Erstunterzeichnern finden sich zahlreiche führende Klima-, Energie- und Umweltforscher. Zum Beispiel die Direktorin des Alfred-Wegener Instituts für Polar- und Meeresforschung, Antje Boetius. Die Direktoren des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, Jochem Marotzke und Martin Claußen. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie, Markus Reichstein. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie, Meinrat Andreae. Der Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, John Schellnhuber. Die Direktorin der Biologischen Anstalt Helgoland, Karen Wiltshire. Der Direktor des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik, Clemens Hoffmann. Der Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung, Ulrich Bathmann. Der Generaldirektor des Forschungsinstituts und des Naturmuseums Senckenberg, Volker Mosbrugger.

Und viele weitere Professoren wie Wolfgang Cramer, Ulrike Herzschuh, Georg Kaser, Claudia Kemfert, Reto Knutti, Mojib Latif, Claus Leggewie, Reinhold Leinfelder, Peter Lemke, Anders Levermann, Gerrit Lohmann, Ulrike Lohmann, Wolfgang Lucht, Hans-Otto Pörtner, Volker Quaschning, Ulf Riebesell, Christian Schönwiese, Thomas Stocker, Martin Visbeck, Heinz Wanner, Ernst Ulrich von Weizsäcker, usw. usf. (um einen rein subjektiv ausgewählten kleinen Querschnitt zu geben). Es sind auch eine Reihe Paläontologen und Paläoklimatologen darunter – dies nur für diejenigen, die fälschlich meinen, die natürlichen Klimaveränderungen der Erdgeschichte seien ein Grund zur Entwarnung (das Gegenteil stimmt).

[Update 15.3.: wir haben noch bis gestern Abend weiter gesammelt – ein paar Tage mehr und jetzt haben schon mehr als 23 000 Forscher unterschrieben!]

Die Liste der weiteren Unterzeichner – jenseits der Erstunterzeichner – habe ich noch gar nicht angeschaut, aber Johan Rockström, einer der beiden neuen Direktoren des Potsdam-Instituts, erzählte mir gerade, dass er auch darunter ist.

Vergleichbare Stellungnahmen hat es auch in anderen Ländern gegeben – Australien, Belgien, England, Finnland, Holland, Neuseeland, Tschechien, USA… Übrigens haben Wissenschaftler auch schon früher, unabhängig von den Schülern, sehr klar und eindringlich vor den Folgen der globalen Erwärmung und Umweltzerstörung gewarnt, etwa 2017 in der World Scientists’ Warning to Humanity: a second notice, die von mehr als 15,000 Wissenschaftlern aus 170 Ländern unterzeichnet worden ist.

Vorstellung der Stellungnahme in der Bundespressekonferenz heute Vormittag

Die Schüler treten dafür ein, dass die Erwachsenen das halten, was sie versprochen haben: das Pariser Klimaabkommen umzusetzen. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein und keinen Schülerstreik erfordern. In Paris haben 195 Staaten nach mehr als 20 Jahren Verhandlungen beschlossen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, sie unter 1,5 °C zu halten. Selbst Ölstaaten wie Saudi Arabien haben diese Notwendigkeit angesichts der großen Gefahr durch zu große Erwärmung akzeptiert.

Wenn jetzt so manche Politiker und Kommentatoren mit Abwehr auf die Schülerforderungen reagieren, zeigt das vor allem eines: diese Menschen sind nur dann für Klimaschutz, wenn der sich auf schöne Worte und straflos zu verfehlende Zukunftsziele beschränkt. Die konkrete, praktische Umsetzung fürchten sie wie der Teufel das Weihwasser. Doch diese Heuchelei lässt die junge Generation der Politik nicht mehr durchgehen. Zurecht, denn sie muss sonst den hohen Preis dafür bezahlen.

Im Folgenden dokumentieren wir den Text der deutschsprachigen Stellungnahme zu den Schülerstreiks. Das Original, die Liste der Unterzeichner, eine Liste wichtiger Fakten sowie Quellenangaben und Belege findet man auf der Webseite von Scientists For Future. Bis einschließlich Donnerstag werden noch weitere Unterzeichner gesucht!

Stellungnahme von Wissenschaftlerinnen & Wissenschaftlern
zu den Protesten für mehr Klimaschutz  –  #Scientists4Future

Die Anliegen der demonstrierenden
jungen Menschen sind berechtigt

Zurzeit demonstrieren regelmäßig viele junge Menschen für Klimaschutz und den Er­halt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Als Wissenschaftlerinnen und Wissen­schaftler erklären wir auf Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse: Diese Anliegen sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus.

Das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 verpflichtet die Staaten völker­rechtlich verbindlich, die globale Erwärmung deutlich unter 2 °C zu halten. Darüber hinaus haben alle Länder Anstrengungen versprochen, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.

Es kommt nun darauf an, die Netto-Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen schnell abzusenken und welt­weit spätestens zwischen 2040 und 2050 auf null zu reduzieren. Eine schnellere Absenkung erhöht hierbei die Wahrscheinlichkeit, 1,5 °C zu erreichen. Die Verbrennung von Kohle sollte bereits 2030 fast vollständig beendet sein, die Verbrennung von Erdöl und Erdgas gleichzeitig reduziert werden, bis alle fossilen Energieträger durch klima­neutrale Energiequellen ersetzt worden sind. Unter Berücksichtigung von globaler Kli­magerechtigkeit müsste in Europa dieser Wandel sogar noch deutlich schneller ablau­fen.

Auch wenn weiterhin Beteiligungs- und Diskussionsbedarf besteht: Jetzt muss gehan­delt werden. Beides schließt einander nicht aus. Es gibt bereits viele gesellschaftliche und technologische Innovationen, die Lebensqualität erhalten und menschliches Wohl­ergehen verbessern können, ohne unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören.

In allen deutschsprachigen Ländern werden beim Umbau der Bereiche Ener­gie, Ernährung, Landwirtschaft, Ressourcennutzung und Mobilität die notwen­dige Größenordnung und Geschwindigkeit nicht erreicht. Deutschland wird die selbstgesteckten Klimaschutzziele für 2020 verfehlen und auch die Er­reichung der Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie für 2030 ist hochgra­dig gefährdet. Zudem mangelt es weiterhin an einem wirksamen Klimaschutzgesetz. Öster­reich hat sich in seiner Klima- und Energiestrategie Ziele gesetzt, die dem Pariser Vertrag in keiner Weise gerecht werden und selbst dafür sind weder die erforderlichen Maßnahmen noch die finanziellen Mittel vorgesehen. Zugleich sind Bodenverbrauch und -versiegelung pro Person und Jahr in Österreich die höchsten in Europa. Die Schweiz hat ihre Treibhausgas-Emissionen seit 1990 nur geringfügig verringert; gleichzeitig stiegen die im Ausland verursachten Emissionen erheblich an. In der ersten parlamentarischen Debatte zur Totalrevision des CO2-Ge­setzes wurden die inländischen Reduktionsziele gestrichen und die Reduzierung der Schweizer Emissionen sollte durch Kompensation im Ausland erfolgen. Schließlich ist das Gesetz vorläufig gescheitert.

Die jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Ohne tiefgreifenden und konsequenten Wandel ist ihre Zukunft in Gefahr. Dieser Wandel bedeutet unter anderem: Wir führen mit neuem Mut und mit der notwendigen Geschwindigkeit erneuerbare Energiequellen ein. Wir setzen Energiesparmaßnahmen konsequent um. Und wir verändern unsere Ernäh­rungs-, Mobilitäts- und Konsummuster grundlegend.

Vor allem die Politik steht in der Verantwortung, zeitnah die notwendigen Rahmen­bedingungen zu schaffen. Insbesondere muss klimafreundliches und nachhaltiges Handeln einfach und kostengünstig werden, klimaschädigendes Handeln hingegen un­attraktiv und teuer (z. B. durch wirksame CO2-Preise, Einstellung von Sub­ven­tionen für klimaschädliche Handlungen und Produkte, Effizienzvorschriften und soziale Inno­vationen). Eine sozial ausgewogene Verteilung von Kosten und Nutzen des Wandels ist dabei unerlässlich.

Die enorme Mobilisierung der neuen Bewegungen („Fridays for Future“ in Deutschland und Österreich, „Klimastreik“ in der Schweiz) zeigt, dass die jungen Menschen die Situation verstanden haben. Ihre Forderung nach schnellem und konse­quentem Handeln können wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nur nach­drücklich unterstreichen.

Als Menschen, die mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind und denen die derzei­tigen Entwicklungen große Sorgen bereiten, sehen wir es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, auf die Folgen unzureichenden Handelns hinzuweisen.

Nur wenn wir rasch und konsequent handeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerte Zukunft für derzeit lebende und kommende Generationen gewinnen. Genau das möchten die jungen Menschen von „Fridays for Future/Klimastreik“ erreichen. Ihnen gebührt unsere Achtung und unsere volle Unterstützung.

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

58 Kommentare

  1. Erwachsene dürfen sich legal wie Kinder benehmen, wenn sie mit Trillerpfeifen auf Straßendemos für die Erhöhung ihrer Gehälter demonstrieren. Ihnen geht es um läppische vier oder fünf Prozent Gehaltserhöhung und alle bekommen deswegen arbeitsfrei . Wenn Kinder schulfrei wollen, weil es um ihre Zukunft auf diesen Planeten geht, werden sie von diesen Trillerpfeifen niedergemacht. Dass die Politik incl. Kanzlerin inzwischen das Anliegen der Kinder “ernst” nimmt, ist pure Heuchelei und diesem Wahlkampfjahr(Europawahl, Landtagswahlen ) geschuldet. Kinder hatten und haben in diesem Land keine Lobby…

  2. Die Zahl der in den genannten Ländern arbeitenden Wissenschaftler könnte so bei einer halben Million liegen. Demnach hätten 488 Tausend Wissenschaftler (darunter ich) nicht unterschrieben.

  3. In Zürich sind am 24.3.2019 Regierungsratswahlen. Das sind die Minister oder Senatoren in der Regierung dort. In der Schweiz darf man jeden Namen eintragen, den man als Regierungsrat haben möchte. Warum gelingt es 12´000 Unterschriften von Wissenschaftlern zu finden, aber es gelingt nicht Reto Knutti von der ETH Zürich in den Regierungsrat zu wählen? Dafür benötigt man von ca. 1 Mio Stimmberechtigten in Zürich 120´000 Stimmen und seine Zustimmung natürlich. Ich habe ihn gefragt, aber schuldet mir noch eine Antwort, weil er es sich noch überlegen wollte. 12 Tage sind noch Zeit. Knutti for Regierungsrat! Das macht 25% von einem Tausendstel der weltweiten CO2-Emissionen, aber immerhin ein Anfang.

  4. Das ist wie beim “arabischen Frühling”, die können sich einen Wolf demonstrieren, eine Lösung die ganzheitlich bis zur Ursache aller Probleme unsere Vernunftbegabung zu Verantwortungsbewusstsein wandelt, die wird es nur geben, wenn Kommunikation ohne die Symptomatik des “demokratisch-freiheitlichen” Wettbewerb stattfindet – Enteignung / Verstaatlichung sollte nicht nur in Laberrunden ums Thema Wohnen und Miete vorkommen!!!

  5. Leider habe ich von der Unterschriften-Aktion keine Kenntnis gehabt – aber ich unterstütze die Aktionen der Schüler. Weiterhin habe ich gerade mit Freude gelesen, dass sich offensichtlich auch “the kids in America” den Demos anschließen. Und ihr Manifest ließt sich besser/logischer/vernünftiger als was ich in letzter Zeit von diversen Politikern vernehmen musste.
    Zukünftige Generationen brauchen auch in Zukunft etwas zu essen. Landwirtschaftlicher Anbau mag jedoch keine extremen Wetterereignisse. Und auf Malaria und Co kann ich in Europa gerne verzichten. Das politische System sollte reformiert werden, z.B. jedes Jahr könnte eine (zufällige) Auswahl von Uniprofessoren die Regierung bilden. Oder wir sollten mal die Frauen in der Welt regieren lassen – bei Männern wird es leider immer schnell aggressiv.

    Zum Schluss noch ein großes Dankeschön und Lob an Herrn Rahmstorf für den tollen Blog.

  6. 12.000 – Wahnsinn. Ich warte auf die 1000 Berichterstattungen und Sondersendungen dazu. Bei der Stellungnahme von 100 Lungenärzten waren es dutzende Berichte. Und bei den 12.000 handelt es sich dagegen sogar noch um den wissenschaftlichen Konsens und nicht um abstruse Minderheiten-Theorien.

    Das gibt Motivation, am kommenden Freitag auf die Straße zu gehen. Auch wenn ich kein Jugendlicher mehr bin.

  7. @MS Keil

    Sie können noch unterschreiben bis zum 14. 3., einfach auf den link oben im Text drücken: “Unterzeichner gesucht!”

    Ich habe es getan.

  8. Wir haben in Chemnitz eine Gruppe gegründet mit dem Namen : “Endspiel um die Zukunft – Bündnis Klimagerechtigkeit Chemnitz.
    Alle sind eingeladen, am 8.4.2019 ab 16:00 Uhr mit uns eine Menschenkette “Rote Linie” ueber 1850 Schritte (1,2 km) zwischen dem Hauptquartier von RWE in Sachsen und dem Eingang von” eins energie” (Braunkohlekraftwerk Chemnitz 2×100 MW, Wirkungsgrad je 20 und 25%) zu bilden.

  9. Vermutlich hat Sie niemand gefragt. Mich auch nicht, somit zähle auch ich zu den 488 Tausend die nicht unterschrieben haben, obwohl ich es getan hätte.

  10. @Forkert. Dennoch, es bleibt eine Stellungnahme einer Minorität, was per se nichts Schlechtes ist. Ich habe die Gelegenheit genutzt, bei dieser Gelegenheit das Manifest der Göttinger 18 wieder einmal nachzulesen. Im Jahre 1957 haben diese hochrangigen Atomwissenschaftler sich gegen die atomare Aufrüstung der Bundesrepublik gewandt, welche Adenauer und Strauß propagierten. Das Manifest war, wie wir wissen, ein Erfolg. Es ist schwer zu urteilen, worauf dieser Erfolg beruhte, jedenfalls nicht auf der Masse der Unterzeichnenden. Bei der Unterschriftenaktion der >12000 stört mich ein gewisse Blauäugigkeit. So kann ich den Satz “die Netto-Emissionen …. welt­weit spätestens zwischen 2040 und 2050 auf null zu reduzieren” einfach nicht ernst nehmen und schon gar nicht unerschreiben. Zum Beispiel wird derzeit eine gewaltige Gasindusrtrie aufgebaut, die auf viele Jahrzehnte ausgelegt ist und in anderen Bereichen schaut es ähnlich aus.

    • Dann nehmen Sie nicht ernst, was alle Staaten nach langen Jahren des Verhandelns in Paris beschlossen haben. Denn das ist nur erreichbar, wenn die Netto-Emissionen so rasch auf null reduziert werden. Das wussten alle, denn die IPCC-Berichte waren Grundlage der Verhandlungen, und deren Zusammenfassungen für Entscheidungsträger werden von Regierungsvertretern aller Staaten Satz für Satz im Konsens verabschiedet. Ein langwieriger Prozess (ich war dabei) aber so kann keine Regierung hinterher sagen, sie hätte das nicht gewusst.

  11. Na endlich entsteht ein direkter Kontakt zwischen Wissenschaft und Schule, hoffen wir das beste, dass das Jahrzehnte lange gegen die Wand beten und reden ein Ende findet. Wenn sich jetzt noch alle an dem Erhalt unseres Planeten interessierten Initiativen in einem außerparlamentarischen Bürgerinnen Senat vereinen, können wir auch nicht mehr in die parteipolitischen Fallen politischer Geschwätzigkeit sozialer und politischer Eitelkeiten tappen.

  12. In einigen Jahren werden Teile der heutigen Schüler für die Klimapolitik (und alles andere) verantwortlich sein. Bedauerlicherweise sind dann genau die ehemaligen Schüler, die wirklich etwas bewirken wollen (oder das zumindest behaupten), auch die, die zeitweise ein Fünftel ihrer Bildung verweigert haben. Bei aller Rechtmäßigkeit des Anliegens verstehe ich absolut nicht, warum auf diesen Aspekt nirgends eingegangen wird. Mit Verzicht auf Bildung rettet man das Klima nicht, im Gegenteil.

  13. Lieber Herr Mistelberger, ich bin 51 und habe noch nie in meinem Leben ein Auto besessen und privat habe ich einen Flugurlaub hinter mir.
    Darf ich die Grünen wählen?
    P.S. Am Geld scheitert es nicht, nur am Verantwortungsgefühl

  14. “Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt!”
    Das sind sie, denn eigentlich sind es auch die Anliegen und Ziele derjenigen, die das Pariser Abkommen unterzeichnet haben. Nur nehmen diese jungen Menschen das Anliegen als Auftrag und nicht nur als Absichtserklärung.

    Politik setzt eben meist nur das um, was im gegenwärtigen System als realisierbar gilt – ausser man befindet sich in einer Umsturzphase, einer Revolution. Um das Pariser Abkommen im abgemachten Zeitrahmen zu realisieren bräuchte es tatsächlich eine Umwälzung die mit vielem Bestehenden bricht. Dazu aber sind die Politiker (noch?) nicht bereit.

  15. #Adultsforyoungclimateactivists

    Bin da gewesen, aber zu doof, das Smartphone-Video auf Youtube zu bringen, um es hier zu verlinken. In Berlin und sogar mit Schild. Auf der einen Seite die Überschrift, nur auseinander und die Wörter untereinander. Auf der anderen Seite der Text:

    >> Greta Thunberg

    „Wir Kinder tun normalerweise nicht das, was Erwachsene uns sagen. Wir tun es ihnen nach. Und nachdem ihr auf meine Zukunft scheißt, scheiße ich auch darauf.“

    Wolf

    „Will nicht auf Eure Zukunft scheißen, bin aber kein Held und lebe auf Eure Kosten. Wenigstens habe ich angefangen seit schlappen 20 Jahren, weniger treibhausgasintensiv zu leben, bin hier und lasse nicht jeden von Exxon & Co mit abermilliarden Geldeinheiten befeuerten Leugner-Mist unwidersprochen stehen, den *Erwachsene* nachbeten in den *sozialen* Medien als Möchtegern-Galileos und Antigutmenschen – auf dass der Mensch jaaa nicht aufhören soll zu kokeln mit Erdöl und Kohle relativ hurtig. Mir geht der Stift und ich hoffe, dass man Euch es besser machen lässt und ich besser werde. Schäme mich für pestende Erwachsenen, die Euch feige dissen. Was ist die Jugend dem Alter schuldig? Nichts!“

    https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-03/klimastreik-greta-thunberg-aktivistin-hamburg-schulstreik?cid=23982360#cid-23982360

    Fortsetzung

    53 Jahre, Genträger der Adrenoleukodystrophie

    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2017-01/cannabis-rezept-medizin-krankenkasse-arzt-legal?cid=11223551#cid-11223551

    <<

    Soll nicht das letzte Mal gewesen sein.

  16. @ A. Schmidt
    Zitat:In einigen Jahren werden Teile der heutigen Schüler für die Klimapolitik (und alles andere) verantwortlich sein. Bedauerlicherweise sind dann genau die ehemaligen Schüler, die wirklich etwas bewirken wollen (oder das zumindest behaupten), auch die, die zeitweise ein Fünftel ihrer Bildung verweigert haben. Bei aller Rechtmäßigkeit des Anliegens verstehe ich absolut nicht, warum auf diesen Aspekt nirgends eingegangen wird. Mit Verzicht auf Bildung rettet man das Klima nicht, im Gegenteil.

    Meiner Ansicht nach vergießen Sie hier “Krokodilstränen.
    Die Ausfallstunden wegen Lehrermangel oder Lehrerkrankheit sind wahrscheinlich zahlreicher als die durch die Demonstrationen.
    Außerdem ist dem größten Teil der Jugendlichen wohl bewußt, daß sie irgendwie den
    versäumten Lernstoff wieder aufholen müssen.

    • Übrigens verweigert natürlich kein Schüler ein Fünftel seiner Bildung. In Potsdam etwa verpasste mein Sohn gestern einen von drei Unterrichtsblöcken, um um 12 Uhr bei der Demo dabei zu sein – der verpasst Schulstoff ist leicht nachgearbeitet. Außerdem wird hier nur einmal im Monat gestreikt. Die Sorge, dass die Schüler viel an Bildung verpassen ist m.E. völlig übertrieben – falls sie überhaupt ehrlich gemeint ist.

  17. Herr Rahmstorf, ich habe Sie auf der Klimademo heute in Potsdam reden hören. Ich finde es sehr gut, dass Sie nicht nur im Blog, sondern auch auf der Straße die Jugend so tatkräftig unterstützen!

  18. Ich war heute in Chemnitz dabei. Die Fantasie, Kreativität und die Organisation der jungen Leute war bewundernswert. Es koennten schon mehrere Tausend gewesen sein, der Zug um unsere Innenstadt war ziemlich lang. Beeindruckend war die “Belagerung” des Hauptquartiers unseres Braunkohlenstromers “eins energie”. So eine Jugenddemo hat Chemnitz lange nicht gesehen. Es drückte sich aber auch der SPD-Sprecher für Energie der Landtagsfraktion da rum, der dafür bekannt ist, den ausgewiesenen Fachmann für Braunkohlesachen Dr. LIPPOLD im Landtag regelmäßig für sein Engagement für den Kohleausstieg gedisst zu haben. In Sachsen steht die SPD fest zur Braunkohle. Geredet hatte auch eine junge Frau von den Jusos. Als ich mich mit ihr im Demonstrationszug unterhielt, stellte sich heraus, dass sie aus Schleswig-Holstein kam. Dort wuerde die SPD die Sache anders sehen.
    Uebrigens haben Trockenheit und Sturm nun zwei Strassenbaeume vor meiner Haustür zur Strecke gebracht. (Spitzahorne, ca. 50-70 cm Stammdurchmesser). Die städtischen Wälder sind nun gesperrt. Es ist eine Strafe von 1000 bis 10.000 Euro für das Betreten ausgelobt.
    Wie es aussieht, verlieren wir in Sachsen binnen 2 Jahren 10% der Bäume. Der Borkenkäfer kann sich nun über weitere fette Beute freuen. Scheint wohl auf Wachholder und Eibe herauszulaufen, die das Desaster noch ein paar Jahre mitmachen. Mal sehen, wann dann die zunehmenden Tornados die BKW samt Übertragungsstrecken zur Strecke bringen. Abgeschaltet wird sowieso. Wahrscheinlich machts Mutter Natur ohne dann noch gross zu fragen. Kaum anzunehmen, dass es in einer +3 Grad-Welt noch Grosskraftwerke gibt!

  19. Herr Rahmstorf, das Pariser Klimabkommen nehme ich durchaus ernst. Ich verfolge, wie es umgesetzt wird. Eine Bewährungsprobe war Kattowitz, was ist da herausgekommen? Kein Mensch redet mehr davon. Auch von Kyoto wird kaum noch gesprochen. Vor 22 Jahren sollte doch der “langwierige Prozess” in Gang kommen. Den Erfolg können Sie an den Daten von Mauna Loa ablesen. Auch 2019 wird sich nicht viel ändern. Man kann voraussagen, dass der CO2-Antei der Atmosphäre um 2 bis 3 ppm steigen wird, und 2020, the same procedure as every year. Nach Lage der Dinge, es werden weltweit mehr fossil betriebene Kraftwerke gebaut als stillgelegt, kann sich das auch kaum ändern. Viele hoffen auf die regenerativen Energien. Da geht auch Einiges, wenn auch die Haupträger Bioenergie, Wasserkraft ökologisch bedenklich sind und auf zunehmenden Widerstand stoßen. Die großen Hoffnungsträger Wind und Sonne führen ein kümmerliches Dasein. Weltweit tragen beide zusammen kaum mehr als 1 Prozent zur Energieversorgung bei. Was also dann? Den Vorwurf muss man den protestierenden Schülern machen. Sie sind rasch dabei, die Stilllegung von Kohlekraftwerken zu fordern, schweigen aber höflich darüber, wie man diese ersetzen soll.

  20. @Eberhard Freitag
    Ihrer Aussage, dass die Beschlüsse der Klimaschutzkonferenzen nicht weit genug gehen und nicht ausreichend umgesetzt werden, stimme ich zu.

    Doch welche Konsequenz ziehen Sie daraus: Mehr anstrengen und mehr Druck machen, oder es ist doch alles zwecklos?

    Den Schülern vorzuwerfen, sie würden nicht sagen, wie man die Kohlekraftwerke ersetzen soll, halte ich für absurd, denn die Forderungen von Demonstrationen sind zwangsläufig in Parolen zusammengefasst.
    Doch es gibt genügend Studien, die die Möglichkeiten aufzeigen, unsere Strom- und später auch Energieversorgung auf nahezu 100 % Erneuerbare Energie umzustellen.

    Schade, dass Sie, Herr Freitag, hier Falschbehauptungen über das “kümmerliche Dasein” von Photovoltaik und Windkraft aufstellen, anstatt sich um die Statistiken zu bemühen!
    Beispielsweise das Jahr 2016: Nach verschiedenen Quellen wurden netto zugebaut: Atom 7,4 GW, Kohlekraft 49 GW, PV 75 GW, Windkraft 55 GW. Die Zubauzahlen für 2017: Atomkraft 0,3 GW, Kohlekraft 32 GW, PV 99 GW und Windkraft 53 GW. Quellen: IAEA, GWEC, WWEA, RENEWABLES 2018 sowie Boom and Bust.

    Raimund Kamm

  21. Herr Kramm, bei Ihren Zahlen muss ich zunächst anmerken, dass Sie GW Kohlekraft und GW Photovoltaik nicht vergleichen dürfen. 46 GW Kohle bedeuten im Jahersdurchschnitt 5 mal mehr Strom als 75 GW Photovoltaik. So zeigen Ihre Zahlen zunächst einmal, dass sowohl 2016 als auch 2017 der größte Zuwachs durch die Kohle erfolgte. Wo liegt eigentliche meine Falschbehauptung? Dass Sonne und Wind derzeit kaum mehr als 1 Prozent zur Energieversorgung beitragen, ist eine Tatsache. Wichtig ist mir Ihre Äußerung “Doch es gibt genügend Studien, die die Möglichkeiten aufzeigen, unsere Strom- und später auch Energieversorgung auf nahezu 100 % Erneuerbare Energie umzustellen”. Sie haben recht. Manches Ökoinstitut hat uns das vorgerechnet, so wie uns auch vorgerechnet wurde, dass man die Welt mit Wüstenstrom verorgen kann. Was ist daraus geworden? Ich halte diese Berichte für gefährlich und kontraproduktiv. Erst einmal muss es uns klar werden, dass die Dekarbonisierung schwierig ist und Opfer fordert. Erst wenn man der Realität ins Auge sieht und keiner Fata Morgana nachhängt, wie es Hermann Scheer mal ausgedrückt hat, bekommt man eine Chance zum Handeln.

    • Immerhin hat Deutschland im vergangenen Jahr schon mehr als 40% seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien bezogen. (In meiner Jugend hieß es, höchstens 2 -3 % seien möglich.)
      Der kleine Prozentsatz im Weltmaßstab hat zwei Gründe. Erstens sind nur wenige Länder schon so weit mit der Energiewende – die meisten stehen ganz am Anfang, oder haben noch gar nicht angefangen.
      Zweitens vergleichen Sie Primärenergie. Herkömmliche thermische Kraftwerke (Atom-, Kohle-, Gas-, Öl) erzeugen erstmal Hitze (durch Verbrennen oder atomare Kettenreaktion) und daraus dann mit einer Turbine Strom. Dabei braucht man wegen der Umwandlungsverluste im Schnitt rund dreimal soviel Primärenergie wie als Strom herauskommt. D.h. wenn Sie 1 kWh Strom aus Wind oder Photovoltaik haben und eine aus einem Kohlekraftwerk, dann ist der Nutzenergieanteil der Erneuerbaren 50%, der Primärenergieanteil aber nur 25%, weil die Primärenergie bei Wind oder Sonne dann 1 kWh ist und bei dem Kohlekraftwerk 3 kWh, insgesamt 4 kWh, davon ein viertel Erneuerbare. Ähnlich sieht es mit Verbrennungsmotoren im Vergleich zu Elektromotoren aus. Wenn sie mit Strom fahren benötigen Sie nur noch ein Bruchteil der Primärenergie.

  22. @Eberhard Freitag
    “Den Vorwurf muss man den protestierenden Schülern machen. Sie sind rasch dabei, die Stilllegung von Kohlekraftwerken zu fordern, schweigen aber höflich darüber, wie man diese ersetzen soll.”

    Das ist ja wohl ein Witz, Jugendlichen die Versäumnisse der erwachsenen Leistungsträger in Industrie und Wirtschaft vorzuwerfen.

  23. Herr Rahmstorff, Sie haben recht, dass Sonne und Wind bei der Primärenergie schlecht abschneiden. Ich rechne aber lieber mit der Primärenergie aus zwei Gründen. Sie ist sauberer definiert und sie ist vergleichbar mit Daten aus früheren Zeiten. Ich gebe auch zu, dass meine “1 Prozent weltweit” etwas zu niedrig angesetzt sind. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass der Anteil der Solar- und Windenergie weltweit im niederen Prozentbereich liegt. Dass die Erneuerbaren bei der Stomerzeugung in Deutschland schon an die 40% erzeugen, ist beachtlich. Vergessen darf man aber nicht, dass die elektische Energie nur etwa 1/5 oder 1/6 unseres Energieberdarfs ausmacht. Zu den restlichen 4/5 oder 5/6 tragen Wind und Sonne nichts bei. Sehr wohl aber die Bioenergie. Wenn ich es recht sehe, ist bei dieser aber schon eine gewisse Sättigung eingekehrt. Daher wird es immer schwieriger voran zu kommen. Leider gibt es eine chronische Überschätzung des Anteils von Sonne und Wind. Hier setzt mein Vorwurf an, vor allem die Solarenergie wird zu sehr hochgejubelt. Sie können sich davon überzeugen, wenn Sie in Ihrem Bekanntenkreis die Frage stellen, wieviel die Solarenergie zur Energieerzeugunng beiträgt. Noch zu Hern Stefan, die jungen Leute stellen politische Forderungen. Damit müssen sie sich auch der Kritik stellen, wenn sie keine Wege nennen, wie diese umzusetzen sind. Ich gebe Ihnen aber recht, der Vorwurf trifft vor allem die, die uns Entwicklungsmöglichkeiten vorgaukeln, die bereits in wenigen Jahren widerlegt sein werden. Bitte, dies ist eine Prognose. Es wäre mir recht, ich würde mich irren.

  24. Was ist damit gemeint die Netto-Emissionen auf null zu reduzieren? Für mich klingt diese Aussage nach Populismus.

    Selbst wenn ich ausatme wird CO2 emittiert.

    Aber auch technologisch ist das doch nicht möglich. Bei der Herstellung eines Akkus für ein E-Auto werden fünf bis fünfzehn Tonnen CO2 freigesetzt. Auch bei der Herstellung von Windmühlen und Solarmodulen wird CO2 freigesetzt.
    Eine emissionsfreie Energiegewinnung gibt es nicht.

    Eine weitere Frage, die sich mit stellt, ist wie die Erneuerbaren die Grundlast stemmen können, wenn wir neben der Kernenergie nun auch aus der Kohle raus wollen. Hat der ehemalige Präsident des Ifo Instituts Prof Dr. Hans Werner Sinn nicht vorgeführt, dass selbst bei sehr optimistischen Rechnungen Pumpspeicherkraftwerke im oberen dreistelligen Bereich allein für Deutschland notwendig wären?
    Werden wir dann nicht, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, auch Energie aus Osteuropa importieren müssen, die dann unter Umständen mit Kohlekraftwerken erzeugt wurden, die schlechtere Filteranlagen als unsere Kraftwerke haben. Werden durch unseren Kohleausstieg nicht die CO2 Zertifkate für die Osteuropäer günstiger.

    Ich sehe zwar die Probleme des Klimawandels und finde, dass die AFD unwissenschaftliche Argumente bringt, aber meiner Meinung nach emotionalisiert man das Thema zu sehr, was letztlich zu Maßnahmen führt, welche die Situation nur verschlimmbessern.

  25. @Eberhard Freitag
    Ihre Anmerkungen zeigen durchaus, dass die Lösungen nicht trivial sind. Kein Land kann das alleine wuppen. Es gibt keine Blaupause, keinen Materplan. Wir brauchen eine globale Bereitschaft der Mehrheit der Entscheidungsmacht und einen Deal, der fair und gangbar ist für alle. Durch Information und Einsicht in die Fakten wächst auch die Bereitschaft zum Wandel. Niemand fordert ein “Zurück in die Steinzeit”, sondern im Gegenteil nur einmal ein ganz klein wenig aus der Komfortzone zu kommen. An der Technik werden wir sicherlich nicht scheitern. Bei ihrer Betrachtung sollte man daher vielleicht auch mehrere Dinge zusätzlich sehen:
    1. Auch Kohlekraftwerke laufen bei weitem nicht 8760 Stunden im Jahr unter Volllast, daher erhält man auch in Ihrer Rechnungsweise im Beispiel kein 5:1 Verhältnis gegenüber PV.
    2. Noch wichtiger: Sehen Sie die Trends! PV, Wind u.a. wachsen immer schneller, Kohle, Gas, Atom langsamer! Der Trend ist sehr deutlich. Schauen Sie dazu zeitliche Entwicklungen an, Weltwirtschaftswachstum, Absatzmengen, und insbesondere die Preise, wagen Sie einmal in die Zukunft zu extrapolieren. In wenigen Jahren ist PV mit ab jetzt nur noch geringfügig angenommener Verbilligung selbst im sonnenschwachen Deutschland so zwingend, dass die Banken offensiv an die Hauseigentümer treten mit Angeboten, die man im nüchternen Zustand einfach nicht mehr ablehnen kann, insbesondere wenn man gleichzeitig noch die Trends der Batteriepreisentwicklung im Auge hat (derzeit 1% im Monat billiger, Trend aufwärts)… Dann ist nämlich auch die Einspeisevergütung total egal. Die kritische Schwelle für Deutschland dürfte wohl Mitte 20er liegen. Die Kohle erledigt sich dann in den Folgejahren beinahe schon von alleine. Das Batterieauto ist absehbar in 5 Jahren für die meisten Nutzer schon ebenso ökonomisch zwingend. Es wird über das Portemonnaie gehen, nicht über das Gewissen.
    3. Erneuerbare wurden immer billiger, und der Trend hält immer noch an. Weltweit im Mittel ist PV bereits die billigste Energiequelle (ohne Subventionen dafür). Werden den Fossilen auch noch die massiven Subventionen gestrichen, werden diese umgekehrt teurer. Wird man Umweltverschmutzung nach dem Verursacherprinzip angemessen besteuern (und man kann die Einnahmen ja zu 100% wieder an die Bürger ausschütten), sind weder Atom- noch fossile Energieträger in den meisten Anwendungsfeldern wettbewerbsfähig, sogar heute schon nicht mehr. Was wird dann wohl passieren?
    Im Übrigen ist gerade auch das Potential der Biomasse, und zwar desjenigen Anteils, der nicht essbar ist und gleichzeitig nachhaltig zu ernten ist, um ein Vielfaches(!) steigerbar. Sie stellen das nicht richtig dar. Es wird global derzeit nur ein winziger Bruchteil der dauerhaft verfügbaren Flächen hierfür angefasst – landwirtschaftliche Abfälle (Rispen, Stengel, Wurzeln, Blätter, Gräser usw.), Splintholz und Äste, Gülle, Lebensmittelabfälle usw. Durch Fortschritte in der Trocknungstechnik sowie an besseren dezentralen BHKW für organische Feststoffe (in beiden Techniken ist heute noch reichlich Raum für Verbesserungen) lässt sich die wirtschaftlich erzielbare elektrische Energie pro kg Biorohmasse fast verdoppeln. Aus der global nachhaltig verfügbaren Masse ist dann sogar noch genügend übrig für synthetische Kraftstoffe (insbesondere für Fernflüge), Chemie und Prozesswärme (wenn gleichzeitig intelligente Einsparpotentiale genutzt werden, s. u.a. Sektorkopplung, Dämmung usw.) sowie konsequente Kompostbildung zur globalen verbesserung der Böden, und zwar theoretisch ohne überhaupt irgend eine P2X-Technik nutzen zu müssen. Wir haben also prinzipiell schon in ganz knapp ausreichendem Maße die “Langzeit-Batterien”, die wir so dringend brauchen für eine fossilfreie Welt. Dazu wird auch in einigen Jahren der Algenanbau super interessant: Besonders für den Anbau in den globalen Wüsten, küstennah, von Mikromeeresalgen, Cyano- und anderen Bakterien, die zu etwa 90% aus Wasser bestehen, wird eine innovative Trockentechnik einmal von unschätzbarem Nutzen sein. In einigen Jahrzehnten kann man so immerhin nicht nur wachsende Bedürfnisse an chemisch gebundener Energie sowie an organischen Nährstoffe (Nahrungsmittel, Düngung, Fischfarmen usw.) Mineralien, u.a. auch Phosphor, decken, sondern gleichzeitig als “Abfall” gewaltige Mengen Trinkwasser gewinnen und außerdem damit anfangen, Kohlenstoff relativ günstig wieder aus der Luft herauszuholen, um einen netto-Speicherertrag zu erzielen (was mit aktuell diskutierten Ideen vermutlich schwerer zu realisieren sein wird), da wir global womöglich etwas zu langsam sein werden, um klimakritische Kippunkte sicher zu unterschreiten – leider. Wenn wir nicht wissen können, wann endlich alle mitmachen, lohnt es sich jetzt schon umso mehr, um jedes 0,1°C weniger Erwärmung zu kämpfen.
    Und daher sollten sich die älteren mit der Jugend am Freitag solidarisieren, mitlaufen, dadurch weitere Menschen animieren, mehr und schnelleren Fortschritt zu wollen und dieses zu artikulieren. Und es ist ebenso wichtig, dass auch wissenschaftliche Autoritäten in Zukunft wieder und wieder klar Farbe bekennen. Ich wünsche mir dieses auch noch stärker von den Kirchen, Schriftstellern, den Medien, Bloggern, Wirtschaftseliten bis hinein sogar in konservative Zirkel.

  26. Ich war gestern wieder kurz in Poedelwitz. Da hatte ich eine unheimliche Begegnung der dritten Art. Ich wollte gerade bei Jens Hausner, dem Zugpferd der Verteidigung gegen die Braunkohleabbaggerung dieses “Hambacher Forstes” von Sachsen klingeln wollte, sehe ich doch so eine große schwarze Geländekiste am Ortseingang stehen. Die kam dann langsam näher. Man besichtigte anscheinend aus dem Automobil. Als die Kiste kam, streckte ich meinen Arm aus, zeigte mit dem Finger drauf und lachte die Leute aus, wie ich das als Fußgänger in der Stadt Chemnitz seit ca. 1,5 Jahren zu machen pflege. Man hielt an und ließ die Scheine herunterkurbeln. Es schaute mich der leibhaftige Herr Gemkow, der Justizminister Sachsens an. Daneben die Frau, dahinter die Kinder. Auf die Frage, was sei, sagte ich: “Ich lache die immer aus, die mit die Geländewagen.” Er sagte nur: “Ach so”. Einer der 100 “Hilfselektromotoren” kurbelte wieder hoch und man setzte die Besichtigung des Dorfes aus X7, Q7 oder weiß der Geier fort.
    Für mich erhebt sich die Frage, ob die Schülerdemo schon beim sächsischen Justizminister Wirkung gezeigt hat und nun die Muffe geht, weil man ja einerseits von den Tscheschen-Oligarchen erpresst wird, andererseits nun neben der AfD noch vor der Landtagswahl die Schüler am Hals hat. Arme CDU-Sachsen und nicht arme Greta!

  27. @Eberhard Freitag: “Auch 2019 wird sich nicht viel ändern. Man kann voraussagen, dass der CO2-Antei der Atmosphäre um 2 bis 3 ppm steigen wird, und 2020, the same procedure as every year.”

    Die Umstellung der Energiewirtschaft ist keine Sache von Jahren sondern von Jahrzehnten und einigen Generationen. Ich vermute, dass das insbesondere den Kindern bewusst ist, dass wir auf lange Sicht etwas für unsere Erde tun müssen. Es wäre fatalistisch wegen unbefriedigender Kurzzeitbeobachtungen alles hinzuwerfen.

  28. Herr Hader, so viel Zeit haben wir auch wieder nicht. Schauen Sie sich mal die Emissionspfade an, die der WGBU zur Einhaltung des 2 Grad Ziels so im Jahre 2010 vorgeschlagen hat http://tinyurl.com/yydgowj8. Schauen Sie sich dann die Entwicklung des CO2 Ausstosses seit dem Kyoto Protokoll an http://tinyurl.com/yxv7ynqp. Wenn es noch ein paar Jahre so weiter geht, besteht kaum eine realistische Chance, das 2 Grad Ziel einzuhalten. Also, ich bleibe dabei, es ist Alarmstufe 1. Dem gut gemeinten Beitrag von Herr Johannsen mache ich den Vorwurf, dass er verharmlost.

  29. @Eberhard Freitag:
    “die jungen Leute stellen politische Forderungen. Damit müssen sie sich auch der Kritik stellen, wenn sie keine Wege nennen, wie diese umzusetzen sind.”

    Die Antwort von Greta Thunberg:

    “If not even the scientists, politicians, media and the UN currently can speak up on what exactly needs to be done to ”solve” the climate crisis (in other words, dramatically lowering our emissions starting today) , then how could we, some schoolchildren, know? How can you leave that burden to us?
    (…) So please stop asking your children for the answers to your own mess.”

    https://www.facebook.com/732846497083173/posts/793441724356983?sfns=mo

  30. @Bernd Siemer
    “Selbst wenn ich ausatme wird CO2 emittiert.”

    Diese Aussage ist gut geeignet, um zu erklären, was netto bedeutet. Beim Ausatmen wird CO2 emittiert. Der Kohlenstoff den Sie ausatmen kommt aus der Nahrung, die Sie aufnehmen. Sie nehmen dabei natürlich nicht den gesamten Kohlenstoff auf, der Rest geht einen anderen. Den Kohlenstoff, den Sie essen haben vorher Pflanzen aus der Atmosphäre aufgenommen. Durch die Atmung wird also netto kein Kohlenstoff in die Atmosphäre abgegeben.
    Ähnlich kann das bei Bioenergie sein. Das CO2, das bei der Verbrennung abgegeben wird, wurde vorher durch die Pflanze aufgenommen.
    In beiden Fällen ist allerdings zu berücksichtigen, dass durch Anbau, Verarbeitung und Transport der Pflanzen Emissionen entstehen, wenn man eine Gesamtbilanz der Bioenergie oder Ernährung zieht.
    Um eine Gesamtbilanz von Null zu erreichen sind allerdings auch CO2-Senken notwendig, zum Beispiel Ökosysteme, die CO2 aufnehmen.

    Wenn man die Herstellungsbilanz von Akkus oder Solarmodulen betrachtet, ist ein wesentlicher Faktor, wodurch die Energie bereitgestellt wird, um diese herzustellen. Im Falle von Solarmodulen sparen diese Emissionen gegenüber Kohlekraftwerken, auch wenn diese mit Hilfe von deren Energie hergestellt wurden. Wenn der Anteil der emissionsarmen Kraftwerke dann zunimmt, reduziert sich die Belastung durch die Herstellung weiter.

    Ein Umbau des Energiesystems kann verschieden gelingen, wesentlich sind aber Speicher und Ausbau von Netzen (national und europäisch). Alternativen ohne großen Anteil erneuerbare wären Kernenergie und Kohle/Gas mit CCS. Auch diese Systeme sind technisch allerdings herausfordernd.

    Zum Handel mit Zertifikaten haben Sie recht. Solange der europäische Emissionshandel nicht daran angepasst wird, hätte der Kohleausstieg nur einen geringen Effekt. Er könnte einen geringen Effekt haben, wenn die Zertifikate insgesamt verfallen und der Gesamtaustoß unter den gesamten Zertifikaten liegt.
    Das Problem ist insgesamt, dass zu viele Zertifikate ausgegeben wurden, und die Zertifikate nicht auf besondere weitere Maßnahmen reagieren, wie zum Beispiel Verfall der Zertifikate. Der gesamte Umfang der Zertifikate laut Umweltbundesamt zu groß, um die EU-Klimaziele zu erreichen. Der Kohleausstieg sollte also mit Veränderungen am Emissionshandel einher gehen.

  31. Herr Freitag, für mich ist das Erreichen des 2 Grad-Ziels kein Dogma. Wenn wir es erreichen, ist es gut. Wenn es 2,5 Grad sein sollten, dann ist das immer noch besser als 4-5 Grad durch ein “weiter so”. Hauptsache ist, wir tun was und sparen uns damit erhebliche Anpassungskosten, die vor allem auf die ärmeren Länder zukommt.

  32. Wenn die Schüler vom Streik zurück sind findet man sie am Flughafen wieder. Aus dem Teletext der ARD von heute morgen:

    Fraport: Weniger Wachstum erwartet

    Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat dank guter Geschäfte und der Trennung vom Flughafen Hannover im Jahr 2018 einen kräftigen Gewinnsprung verbucht. Für 2019 erwartet Vorstandschef Stefan Schulte im Passagierverkehr jedoch deutlich weniger Wachstum als zuletzt. An Deutschlands größtem Flughafen soll die Zahl der Fluggäste nur um zwei bis drei Prozent zulegen, wie das Unternehmen mitteilte.

    2018 war ihre Zahl um fast acht Prozent auf 69,5 Millionen gestiegen, was für lange Schlangen und Probleme an den Sicherheitskontrollen sorgte.

    Früher flogen die Erwachsenen. Heute fliegt jeder, vom Säugling bis zur Ur-Oma. Die Kassiererin an der Supermarktkasse jammert einerseits über schlechte Bezahlung. Andererseits gönnt sie sich im Frühjahr die Kanaren, im Herbst Antalya.

  33. Eine neue “Dimension” im Schülerstreik: Greta Thunberg plädiert für den Einsatz der Kernkraft: https://www.welt.de/politik/deutschland/article190618117/Greta-Thunberg-aendert-Meinung-zur-Atomkraft-Vater-wendet-sich-an-Zeitung.html
    Sie folgt damit der Linie des IPCC, wie schon in dem Artikel steht. Dies ist in Deutschland nur nicht bekannt, die Presse hat dies (vermutlich bewußt) totgeschwiegen. Einer der bekanntesten Klimaforscher, James Hansen, fordert den Einsatz der Kernenergie schon lange.

  34. Wunderbar!

    Und wenn nur 1% derer, die dort unterschrieben haben, in ihrer Freizeit über verschiedene alternative Wege aus der Misere nachdenken würden, die auch die ideologischen Gründe für die Verweigerung der Konservativen nicht nur in den USA in Rechnung stellen und auch für diese Gruppen einen konkrete Vorteile bieten würden, dann wären wir einen großen Schritt weiter. Und weil das CO2 sich nicht an Ländergrenzen hält, braucht es auch Wege, in denen die Nationen mit wachsender Bevölkerung einen konkreten Vorteil erkennen könnten. Denn so, wie es heute aussieht, können die entwickelten Staaten nicht genug CO2 einsparen, um den Anstieg durch die sich entwickelnden und bevölkerungsmäßig wachsenden Länder zu kompensieren. Zumindest nicht ohne gefährliche gesellschaftliche Verwerfungen.

    Wenn es nicht gelingt, sich für politsch alternative Wege zum gleichen Ziel entscheiden zu können, dann wird das Menschheitsproblem eine Sache der Parteienmacht bleiben und schließlich versanden, denn die, die die Herrschaft haben wie auch die, die ihnen diese Herrschaft nehmen wollen, benutzen menschenfreundliche Ziele nur um ihrer Macht willen und nicht, um ein drängendes Problem aller zu lösen. Als mahnendes Beispiel mag die menschenfreundliche Idee des Sozialen, des Sozialismus dienen, in deren Namen im vergangenen Jahrhundert nicht gerade Gutes getan wurde.

  35. @Wolfgang Richter vom 21. März 2019: Echt jetzt? Mir ist das aber bekannt. Und zwar aus der Qualitätspresse. Lesen Sie die falschen Zeitungen? Oder vielleicht gar keine?

    Ich habe mich in diesem Blog bereits mehrfach als relativ offen für AKW-Argumente positioniert. In Deutschland ist diese Diskussion aber gelaufen, es wird keine neuen AKW geben. Oder meinen Sie, irgendeine Partei wäre so blöd, nicht nur die Anti-AKW-Bewegung zu reaktivieren, sondern auch noch die Wut-Rentner, Not-in-my-backyard-Aktivisten, fast alle verantwortungsabschiebenden Klimaskeptiker und viele der neurechten ehemaligen “Ho, Ho, Ho Chi Minh”-Schreier gegen sich aufzubringen?

    Wenn es keinen dramatischen Klimawandel gibt – und ist das nicht genau das, was Sie hier immer nachweisen wollen? – dann benötigen wir sowieso keine neuen AKW. Dann können wir auch mit Braunkohle weitermachen!

    Kann mir jemand die Frage beantworten, wie viele AKW die AfD an welchen bundesdeutschen Standorten neu bauen möchte?

  36. Man sollte den protestierten Schülern und den Aktivisten, die diese Demos unterstützen, mal diese eine Seite aus der Prästentation des “Global Carbon Projekt“ zeigen.
    http://folk.uio.no/roberan/img/GCB2018/PNG/s11_2018_Projections.png

    Wenn man dann der Grafik noch folgende Zahlen entnimmt und auf einer 2. Seite grafisch darstellt:
    – EU28 allein: 3,5 Gt, Tendenz fallend – 3,5 Gt sind 9 % des Gesamtbudgets
    – USA + EU28: 5,4 + 3.5 = 8,9 Gt,, Tendenz leicht steigend – 8,9 Gt sind 24% des Gesambudgets
    – All others + China + India: 15,3 + 10,3 + 2,6 = 28,2 Gt um bis zu 6,3% gestiegen, gemeinsame Tendenz (stark) steigend – 28,2 Gt sind 76% des Gesamtbudgets.

    dann sollten die Demonstranten eigentlich ganz schnell begreifen, dass es keinen Sinn macht gegen die Klimapolitik Deutschlands oder des „Westens“ zu protestieren, sondern sich der Protest in erster Linie gegen China und Indien und dann auch gegen die vielen andern „lustig“ mehr und mehr CO2 emittierenden Länder wenden müsste. Die Schüler und Studenten müssten vor deren Botschaften auftreten und mit entsprechenden Plaketen das Handeln dieser Länder einfordern.
    Wie wohl auch der jüngste Schüler begreifen müsste, könnten die USA und die EU auch mit sofortiger Einstellung aller CO2-Emissionen kaum was beeinflussen, denn die andern Ländern, allen voran China, würden das in geschätzten 10 Jahren wieder „wettmachen“. Der Kraftwerksbau geht bekanntermassen dort zumindest in den nächsten 10 Jahren in gleicher Größenordnung weiter. Das könnte man in einer dritten Grafik gut darstellen.
    Warum nur demonstrieren die Schüler und Studenten gegen die westlichen Regierungen? Hat vielleicht wegen dieses fehlgerichteten Protests Kanzlerin Merkel kürzlich die Vermutung geäußert, dass Russland oder China hinter diesen Demos stecken?

    • Haben Sie eigentlich bemerkt, dass am letzten Freitag die Schüler in 128 Ländern protestiert haben, auch in China, Russland und Indian? Wie kommen Sie darauf, dass der Protest sich gegen die westlichen Regierungen richtet? Jeder sollte sich an die eigene Regierung wenden, damit diese ihren fairen Beitrag zur Umsetzung des Pariser Abkommens leistet. Solang wir hier die ohnehin ungenügenden Klimaziele verfehlen, auf welcher Basis könnten wir auf andere Länder mit dem Finger zeigen?

  37. Herr Richter, wie will man globale Probleme lösen, wenn man sich hinstellt und mit dem Finger auf die anderen zeigt und sagt, so, jetzt spart ihr mal bitte schön CO2 ein und wir machen so weiter wie bisher? Das kann nicht funktionieren. So wäre auch nie das Montreal-Abkommen zustande gekommen. Und wenn man schon China an den Pranger stellen will, dann stellt sich schon die Frage, was wir eigentlich als Konsument machen, wenn wir selbst chinesische Produkte kaufen, der u.a. mit umweltschädlichen Kohlestrom produziert wird. Da China zu einer Werkbank der Welt geworden ist, geht ein Teil der Emissionen auf unser Konto, die diese Produkte importieren (samt Transportaufwand). Der Protest der Kinder richtet sich an die Mächtigen der gesamten Welt.

  38. @Rahmstorf 22.März 2019@15:16
    Das habe ich schon bemerkt, die Schülerproteste am 15.3. in sehr vielen Ländern.
    Dennoch, wenn China, Indien und “restliche Länder” (ohne USA und EU) so weitermachen wie bisher und wie dort auch geplant ( https://t1p.de/288l ) , dann ist es völlig umsonst oder sogar absurd, dass EU-Länder und USA Maßnahmen zur weiteren CO2-Reduzierung machen – es wird von den andern Ländern doch total überrollt, der Anteil an den globalen CO2-Emissionen von EU-Ländern plus USA wird immer kleiner und kleiner, wird in 10 Jahren wohl unter 10% der globalen Emissionen liegen, in 20 Jahren noch weiter unten.
    So wie es aussieht ist nicht zu erwarten, dass China, Indien und die restlichen Länder in den nächsten 10 oder mehr Jahren etwas tun um ihre zunehmenden C02-Emissionen auch nur zu drosseln.
    Deshalb halte ich es für völlig blauäuig in EU und USA noch mehr Druck (von unten) auf die eigenen Regierungen auszuüben. Als Vorbild für China, Indien usw. wird der Westen niemals dienen – im Osten und sonstwo kocht man (immer schon!) sein eigenes Süppchen, völlig unbeeindruckt von dem was Deutschland und andere westliche Länder machen. In der Mehrzahl dieser Länder herrschen Diktatoren und Autokraten die sich “einen Dreck” um das scheren, was im Pariser Abkommen steht und was andere Länder machen.
    Wenn es nun schon sogar soweit gekommen ist, dass Greta Thunberg von einer Politikerin mit einer Prophetin aus der christlichen Religion verglichen wird, dann sieht man auch, wie weit das Ganze ins religiös-ideologische abdriftet oder dahin geschoben wird. Da ist es kein Wunder, dass immer mehr Politiker sich “positiv” hinter die Schülerproteste stellen – es wird ihnen keinerlei politische Bedeutung zugemessen.

    • Ihre These, dass Indien und China nichts tun, halte ich für unbegründet. Der Climate Action Tracker – eine weithin anerkannte non-profit Organisation, die nach objektiven Kriterien die Anstrengungen zum Klimaschutz der Länder beurteilt, sieht China zwar als ungenügend aber immer noch eine Stufe besser als die USA und auf dem gleichen Niveau wie Kanada. Indien wird sogar als 2-Grad-kompatibel eingestuft und damit besser als Europa. https://climateactiontracker.org/countries/

  39. Beim Verbrauch in China sollte man außerdem nicht vergessen, dass ein großer Teil deren Emissionen auf die Produktion von Waren, die auch wir konsumieren, zurückzuführen sind und die als graue Emissionen daher teilweise eigentlich uns zugerechnet werden müssten. Aber selbst ohne diese Berücksichtigung erzeugt ein durchschnittlicher Deutscher deutlich mehr CO2 als ein durchschnittlicher Chinese. Das Verhältnis zu Menschen aus den Entwicklungsländern ist noch deutlicher. Wir können jetzt also wohl kaum fordern, andere sollten zuerst ihre Emissionen senken, und das natürlich ohne unsere Mithilfe. Ausgerechnet aber China, das gemessen an seiner großen Bevölkerungszahl immer noch ein relativ armes Land ist, startet in der erneuererbaren Energietechnik seit einigen Jahren schon voll durch. Ich finde das beeindruckend, denn da können wir uns mittlerweile nicht mehr mit messen. Aber gerade die hoch technologisierten Länder und damit größten Emittenten müssen und könnten doch auch am meisten tun, denn sie sind, historisch wie auch aktuell wirkend, in höchstem Maße für die Bedrohungslage verantwortlich. Und darüber hinaus müssen sie den ärmeren, schwächeren Ländern massiv helfen. Denn etliche arme Länder können aus eigener Kraft nicht viel machen. Ich glaube nicht, dass es so schwer ist, diesen relativ einfachen Sachverhalt einzusehen.

  40. All diese Kinder und wahrscheinlich auch einige Klima “Experten wissen wahrscheinlich gar nichts über das Problem mit dem Ausbau der Strom Netzwerke. Wie viel an Windkraft oder PV die nächsten Dekaden heranwachsen kann, Stromproduzenten mit äußerst geringer Energiedichte und somit enormen Flächenverbrauch, ohne das System in Blackouts zu drängen.

    Auch die Politik muss sich an machbare Szenarien halten und nicht an illusorische Fantasien tausender Demonstranten, die von der Sache im Grunde noch gar nichts wissen können. Ich finde es schrecklich, wenn sich Wissenschafter hinter solche brüllenden Horden stellen.

    • Es waren Vertreter der Politik, die das Pariser Abkommen verhandelt und beschlossen haben, und der Bundestag hat es einstimmig verabschiedet. Diese Menschen wussten, was sie taten – schließlich war über zwanzig Jahre ausgiebig darüber diskutiert worden. Die Kinder müssen natürlich nicht alles wissen, aber dürfen sie denn nicht darauf pochen, dass unsere gewählten Volksvertreter umsetzen, was sie beschlossen haben?

  41. @ Helmut L.
    Aber eine fossilfreie Lebensweise ist doch machbar, und zwar mit dem heutigen Stand der Technik, wer redet Ihnen bloß ein, dass sie unrealitstisch sei. Mit jedem Jahr, in welchem wir weiterpennen, wird es nur immer härter, das ohnehin Notwendige zu tun, da die Zeit schon jetzt brutal gegen uns arbeitet. Schließlich wären schlimmstenfalls in wenigen Jahrzehnten politisch wirkliche Disruptionen notwendig, die keiner wollen kann. Wenn das die Bürger mehrheitlich begreifen, dann können auch Politiker eher unpopuläre Maßnahmen ergreifen, ohne massenhaft abgewählt zu werden.
    Der Flächenverbrauch durch Erneuerbare Energie ist übrigens, anders als Sie suggerieren, eben nicht nennenswert hoch. Nehmen Sie Windkraft: Zwischen den Anlagen betreibt man natürlich problemlos bspw. Landwirtschaft; der reale Flächenverbrauch ist, eine Überschlagsrechnung reicht, trivialerweise nicht der Rede wert. Ein Teil kann außerdem Offshore aufgebaut werden. Photovoltaikanlagen (sowie Solarthermie) entstehen meistens auf Gebäudeflächen, die sonst ungenutzt bleiben. Sie werden schon in wenigen Jahren einen explosiven Zubau auf Deutschlands Dächern erleben, ganz freiwillig, ohne politische Anreize. Der Flächenverbrauch stellt somit noch nicht einmal in unserem dicht besiedelten und gleichzeitig so energiehungrigen Land eine limitierende Größe dar, wohl aber die Akzeptanz für eine entsprechende Verwendung der Flächen. Wir brauchen auch nicht die viel diskutierten HGÜ-Nord-Süd-Trassen, wenn alle Regionen ihren möglichen Beitrag leisten. Für die beste Speichermöglichkeit von Strom kann man heute noch verschiedene Szenarien diskutieren, sie ist aber zweifelsfrei im erforderlichen Umfang ohne infrastrukturelle Verrenkungen möglich. Die Gefahr von großen Blackouts ist in einem überwiegend dezentralen Versorgungssystem sogar geringer als heute. Der Umbau unserer Energieversorgung über alle Sektoren ist schwierig, doch ausgerechnet die Kinder müssen nicht auf jede Frage eine erschöpfende perfekte Lösung nachweisen können. Das kann man bei so einem komplexen Problem noch nicht einmal von einem Wissenschaftler wie Herrn Rahmstorf erwarten. Wir brauchen doch im Grunde in der Hauptsache eine Einsicht und Bereitschaft in der Bevölkerung, nach Jahrzehnten der Lethargie wieder einmal ernsthafte Änderungen für ein weltbedeutendes Projekt zu akzeptieren. In den Köpfen liegt derzeit noch das Limit, nicht in der Technologie, auf letztere können wir vertrauen, sogar darauf, dass sie billiger und noch besser wird. Die Schulkinder sind insofern ein Segen, weil sie uns viel eher emotional berühren können als Forscher mit ihren Fakten, wenngleich auch deren Beitrag und deren öffentliches Wirken in der Debatte ausgesprochen wichtig ist.

  42. @Marc Johannsen
    In der Sache bin ich bei Ihnen, ich halte eine Transformation der Energieerzeugung für geboten. Allerdings sehe ich die konkrete Umsetzung als deutlich schwieriger an als Sie: Wenn wir auf 100% Erneuerbare Energien allein für den heutigen Stromverbrauch wollen, kommen wir weder um viele weitere große Stromtrassen, noch um Speicher in im Vergleich zum derzeitigen Bestand wirklich großem Stil herum. Derzeit bei 40% EE funktioniert unser Stromsystem nur, weil wir Strom in Nachbarländer verkaufen bei Überproduktion und (zum Großteil fossilen) Strom aus Nachbarländern beziehen bei eigener Unterproduktion. Hätte die ganze EU den gleichen Pfad wie Deutschland eingeschlagen, läge der erneuerbare Anteil deutlich niedriger als 40%. Anders gesagt, die knapp 40% sind schöngerechnet, weil wir diese Energie nur zum Teil selbst verbrauchen. Dies da sie so konzentriert in bestimmten Zeiträumen gewonnen wird und derzeit nahezu gar nicht gespeichert werden kann. Und mit diesen “40%” haben wir derzeit nur wenige Prozent des Verkehrs elektrifiziert.

    Meines Erachtens ist diese Transformation mit heutiger Technologie nur unter sehr deutlich spürbaren zusätzlichen Kosten zu stemmen – und zwar, um konkret zu werden: Eine weitere Billionen Euro volkswirtschaftlicher Kosten reicht deutlich nicht. Und all die noch nötigen Trassen, Speicher und Windkrafträder erforderten noch sehr viel mehr Akzeptanz in der Bevölkerung als derzeit.

  43. @Wizzy vom 27. März 2019: In unserem hochkomplexen Stromsystem gibt es doch eine Vielzahl von Pfadabhängigkeiten. Die Industrie benötigt sichere, langfristige Planungsgrundlagen. Viele Projekte, wie etwa Stromtrassen und diverse Kraftwerke, sind bereits aufgegleist. Ein relativ kurzfristig realisierbarer Eingriff ist nur die Verlängerung der Laufzeiten vorhandener AKW, dann könnten wir einigermaßen problemlos aus der Braunkohle aussteigen. Das könnte ich mir so durchaus vorstellen!

    Ich bin relativ offen für AKW-Argumente, aber es gilt für mich auch der eherne Grundsatz: Wenn es irgendwie geht, dann ohne AKW! Für eine gute Diskussion sind vernünftige Informationen essentiell: Wie hätte sich der Strompreis ohne Erneuerbare entwickelt? Wie die Stromexporte? Entscheidungsrelevante Kosten sind immer Plankosten! Es wird aber bei den Erneuerbaren laufend mit durch vergangene Entscheidungen fixierten Beträgen (sog. „versunkene Kosten“) operiert. Hat wirklich jemand geglaubt, dass ein so tiefgreifender Umstieg auf neuartige Energieträger in zehn Jahren und ohne jede Kostenbelastung machbar ist? Wie kommen Sie auf „weitere Billionen Euro volkswirtschaftlicher Kosten“? Was kostet ein neues, relativ sicheres, weil mehrfach redundantes AKW über seinen ganzen Lebenszyklus hinweg berechnet?

    Wir sind aktuell in einem Umbruch: Bei den größeren erneuerbaren Anlagen gibt es gravierende Wirtschaftlichkeits-Erfolge zu vermelden: https://www.enbw.com/unternehmen/presse/pressemitteilungen/presse-detailseite_157185.html oder auch https://www.enbw.com/unternehmen/presse/pressemitteilungen/presse-detailseite_203328.html

    Diese Entwicklung geht bei den Erneuerbaren sehr dynamisch weiter, auch bei den Speichern wird das so der Fall sein. Bei eventuell zukünftigen AKW vermute ich, dass es nur eine sichere Dynamik gibt: Explodierende Bau-, Brennstoff und Entsorgungskosten!

  44. @Wizzy
    Sie haben vermutlich Recht, dass in Deutschland in den nächsten 20 Jahren deutlich mehr als 1Billionen EUR investiert werden müssen. Aber auch 2 Billionen wären absolut ok, selbst 3 Billionen. Man sollte dabei jedoch das riesige Potential an Preissenkungen beachten, was genaue Prognosen erschwert. Fossile Energieträger werden mittelfristig hingegen eher nicht billiger. Laut Statistischem Bundesamt wurden bspw. 2017 für gut 60 Miliarden EUR netto Energierträger importiert. Diese Importe werden dann immer kleiner. Instandhaltung und Modernisierung der bestehenden Energieinfratruktur gäbe es übrigens auch nicht gratis, von Umweltverschmutzungen jenseits der Treibhausgasproblematik ganz zu schweigen. Mit der Devise “Alles Strom” würde sich der inländische Bedarf an elektrischer Energie bis 2040 wahrscheinlich mit 1,3-1,4PWh mehr als verdoppeln, heute 600TWh, da dann auch Kraftfahrzeuge mit Strom betankt werden (in wenigen Jahren sind sie einfach deutlich billiger als Verbrenner) und viele Gebäude mit Wärmepumpen beheizt würden; durch beides wird die Energieeffizienz extrem stark gesteigert. Gerade im Verkehr und in der Wärme (auch Prozesswärme) sind weitere signifikante Effizienzsteigerungen möglich, es ist unglaublich wie verschwenderisch wir bis heute sind. Natürlich sind auch die elaboriertesten Prognosen stets mit Unsicherheiten behaftet. Bedenken Sie bitte auch, wie viel des eingesetzten Kapitals wohl im Inland bleibt und wie sehr es den heimischen Arbeitsmarkt mit sehr wertvollen und sinnvollen Tätigkeiten/die Wirtschaft befruchtet. Darüber hinaus bietet eine solche Entwicklung riesige Chancen gerade für eine Maschinbaunation wie Deutschland, in den nächsten Jahren Exporthits zu entwickeln.
    Von den HGÜ-Leitungen und Trassen wird deshalb so gerne in den Medien gesprochen, weil die Lobbyisten, die überwiegend unsere Politkiker “beraten”, von denjenigen Industrien bezahlt werden, die an einer dezentralen Energieversorgung nicht so viel Interesse haben. Deren Erfolg erkennen Sie auch an der fest angezogenen Handbremse, die vielen kleinen Schikanen, mit der die derzeitige Regierung agiert.
    Die benötigten Speicherkapazitäten können wir auf absehbare Zeit nur zu einem geringen Anteil mit Batterien abdecken, das ist klar. M.E. kann es innerhalb Europas mit Biomasse bewerkstelligt werden; wenn man in diesem Bereich alles richtig macht, ist da noch gewaltig Luft nach oben für nachhaltige Lösungen, und hier ist interdisziplinäres Know-How gefragt. Aber auch P2G wäre eine denkbare Ergänzung – unser bestehendes Gasnetz fasst derzeit gut el. 150TWh (bei angenommenen 60% el. Wirkungsgrad eines GuD-Kraftwerkes), das würde auch für einen ungünstigen Jahresgang (bspw. relativ wenig Wind im Winter) vermutlich reichen.
    Die Akzeptanz für weitaus ambitioniertere Maßnahmen wird schlimmstenfalls entweder erst dann steigen, wenn erste irreversible globale Schäden schon fühlbare Realität oder unabwendbar geworden sind, Stichwort Kipppunkte, oder wenn genügend Menschen es jetzt erlernen, indem sie wieder und wieder brutalst informiert werden, dass wir derzeit viel zu langsam sind – von Wissenschaftlern, Medien, ambitionierten Politikern, Künstlern, Kabarettisten, Autoren und Bloggern und ja, auch durch den Nachwuchs. Ich werde nächsten Freitag in Hamburg oder altern. Norderstedt mitlaufen, nicht laut, aber so gut sichtbar, dass vielleicht auch der eine oder andere ältere Mensch bemerkt, dass auch er gemeint ist und dass da nicht etwa irgendeine banale Krawallparty der Jugend läuft. Niemand, der sich anschließt, muss genau wissen, was denn exakt zu tun wäre. Es reicht zu wissen, dass es so wie derzeit nicht weitergehen darf. Denn je mehr erkennbar dasselbe wollen, desto eher wird auch gemeinsam ein Weg erfolgreich gegangen. Vertrauen Sie doch auf die Kraft der Selbstorganisation, die Sie sehr schön beispielhaft im Wirken der Schüler sehen können. Nehmen Sie sich wenigstens einmal frei und gehen mit.

  45. Wieviele dieser 12.000 bzw. wohl über 23.000 Wissenschaftler sind Klimaforscher? Liege ich falsch mit der Annahme, dass es global deutlich weniger als 10.000 Klimaforscher gibt?
    Es geht mir nicht darum diese Unterschriftenliste zu diskreditieren, nur darum zu erfahren, in welchen Bereichen der Wissenschaft diese große Anzahl von Unterzeichner arbeiten.

    • Unter den 700 Erstunterzeichnern sind vor allem Klima-, Umwelt- und Energieforscher. Danach wurde die Liste für alle Wissenschaftler zur Unterschrift geöffnet. Vorläufiger Endstand nach Überprüfung und Streichung fraglicher Unterschriften und einer Reihe von Trollen:
      GESAMT 26801
      Deutschl. 21676
      Schweiz 2773
      Österreich 2221, sonst. Regionen 131.
      71 % haben wiss. Publikationen verfasst, 63 % Prof./Dr./Ph.D.
      (Ergebnis nach Prüfung, kl. Korrekturen dennoch möglich!)

  46. @Mark Johannssen

    Es wird global derzeit nur ein winziger Bruchteil der dauerhaft verfügbaren Flächen hierfür angefasst – landwirtschaftliche Abfälle (Rispen, Stengel, Wurzeln, Blätter, Gräser usw.), Splintholz und Äste, Gülle, Lebensmittelabfälle usw

    Bitte daran denken, das global Biomasse so weit wie möglich als Brennstoff ersetzt wird.

    Die Biomasse, die sie anführen, setzt man sinnvoller zur Neuanpflanzung oder Wiederaufforstung ein. Das ist die erweiterte Zai-Methode aus Westafrika. Umeinen Wasserspeicher hinzufügen, eignen sich Orangenschalen. Eine damals 16 Jährige Schülerin in Südafrika hat ein interssantes Aufbereitungverfahren entwickelt. Ergebnis ist ein Material, das Wassr des 300 fache seines Gewichts speichern kann. Auch in unseren Breiten ist es sinnvoller, die Biomasse auf dem Acker zu lassen.

    Der Wirkungsgrad der natürlichen Photosynthese ist viel zu gering, um Biomasse als EE auszubauen.

  47. Der Rechtsgelehrte Prof. Felix Ekardt äußert in einem eigens erstellten Rechtsgutachten Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Sanktionen wegen “Fernbleibens vom Unterricht” im Rahmen der “Fridays4Future”-Demos.

  48. @ Lutz Albright
    Der Wirkungsgrad, Sie meinen vermutlich den solaren, ist eben bei weitem nicht alles. Das sieht man kaum irgendwo so gut wie gerade bei der Biomasse, weil die verfügbaren Flächen einfgach überwältigend riesig sind – weit jenseits dessen, was mit Fotovoltaik zubaubar wäre – und dadurch wird eine reichliche Überkompensierung des Wirkunsggrades im Zusammenpiel mit der günstigen Beschaffung möglich. Bis auf einen echt marginalen Unterschied entspricht die globale kalorische(!) Bildungsrate der Biomase der Zersetzungsrate durch Klein- und Mikroorganismen. Mindestens in Europa, Nordamerika, dem größten Teil Asiens, einem großen Teil Südamerikas sowie Australiens, also in einem nicht unbeträchtlichen Teil der Erde, und darauf beziehe ich mich einmal jetzt, brauchen wie erntbare Biomasse nicht einfach zu verheizen, denn wir können sie stattdessen vertromen und die Abwärme co-nutzen. Nehmen Sie einmal zur Illustration Deutschland mit einer Fläche von 358t qkm = 358 Milliarden qm. 2016 wurden 183t qkm landwirtschaftlich genutzt. Man nehme einmal 180t qkm = 180 Milliarden qm mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Wenn Sie einmal maschinelle Erntevorgänge beobachten, dann sehen Sie genau, dass nicht etwa nur die Frucht entnommen wird, die wir oder Tiere essen – die Felder sind nach der Ernte kahl! Das müsste nicht sein, aber so wirtschaften wir jedenfalls. Nehmen wir nun einmal an, dass bei uns pro qm in etwa 1kg Trockenmasse anfällt, in sonnenreicheren und insbesondere wärmeren Regionen sind es sehr viel mehr, insbesondere bei C4-Pflanzen. Bei Miscanthus, einer Energiepflanze, die auch auf heimischen Böden, die zur Nahrungsproduktion nicht taugen, wie bspw. nach dem Kiesabbau, gut wachsen, sind es heimisch etwa 2kg, nichts davon zur Nahrung geeignet, bei Kartoffeln gut 1kg Trockenmasse Nahrung, relativ wenig Nebenprodukt. Pro kg können wir für Nicht-Ölpflanzen einen Brennwert von etwa 5kWh/kg Trockenmasse rechnen. Wir nehmen jetzt einmal durchschnittlich die Hälfte der Ernte als Nebenprodukt an, welches nicht zum Verzehr taugt, auch nicht für Tiere oder für diese nicht benötigt wird. Dann ernten wir bei 180 tqkm 90 Milliarden kg energetische Trockenmasse. Wenn wir diese nun einer Methangärung unterziehen, ggf. mit vorangehender Silage zur Säuerung, dann verbleiben von der eingesetzten Biomasse kalorisch nochmals knapp die Hälfte übrig als Gärrückstand (man kann auch die Erntereste komplett oder den Gärrückstand trocknen und in speziellen Kraftwerken verbrennen, was aber für den größten Anteil der Biomasse nicht wirtschaftlich ist, weil die Trocknung – zumindest noch – zu aufwendig ist). Bleiben wir also daher beim Biomethan. Die Gärung an sich verbraucht nur etwa 3% der chemisch gebundenen Energie. Wir erhalten dann also 45 Milliarden kg x 5kWh/kg = 225 TWh Brennwert in Form von Biogas (ganz nebenbei noch technisches CO2, Michael Sterner wird sich darüber freuen, wenn solches knapp wird). Bei 60% el. Wirkungsgrad bedeutet dieses 135 TWh Strom. Das ist konservativ gerechnet, denn Gülle, Holzabfälle und Nahrungsabfälle, die bisher kaum verstromt werden, sind noch nicht drin. Gülle landet leider auf unseren Feldern als organischer Dünger. Dieser ist aber in solcher Menge nicht gut für die Böden, weil die Inhaltsstoffe zu schnell verfügbar und mobilisierbar sind. Gärrückstand ist besser und dann wirklich mehr als reichlich vorhanden, wenn man die Biomasse ausbaut. Da wir doppelt so dicht besiedelt sind wie der EU-Schnitt und weniger als der EU-Flächenschnitt pro Fläche ernten können, sowie aufgrund des Umstandes, dass in einigen EU-Ländern kaum geheizt werden muss, und damit der Gebäudewärmesektor dort deutlich geringer ausfällt, könnten wir auch problemlos noch deutlich mehr als die Eigenproduktion aus der EU-importieren. Wenn man genauer rechnet und auch fortwirtschaftliche Abfälle (Splintholz und Äste) nicht nur thermisch verwertet und Nahrungsabfälle konsequent verstromt, dann sind inkl. EU- Importe in jedem Falle stressfree deutlich über 300 TWh el., wahrscheinlich 400TWh el. erhältlich, über 250TWh th. Und das geht eben genau nicht zu Lasten der Bodenqualität, sondern erleichtert im Gegenteil sogar eine netto-Aufnahme an Kohlenstoff und ermöglicht damit auch mehr Leben in den Böden, was wiederum die Ernten verbessert, da wir ja die nicht energetisch verwerteten Anteile gleichzeitig zu guten organischen Dünger veredeln und erst in dieser Form wieder auf die Felder bringen. Mit den energetisch verwerteten Anteilen kann man sowohl einen Teil in synthetische Treibstoffe, soweit sie noch längerfristig für spezielle Verkehrbereiche notwendig bleiben, wandeln, einen Teil für chemische Erzeugnisse, und einen Teil zum Füllen von Lücken, insbesondere der saisonalen Winterlücke, im Strom- und Wärmebedarf im Jahresgang, decken, die durch die Summe Wind/Sonne ohne massive Überkapazitäten nicht ohne Großspeicher gedeckt werden kann. Dadurch können durch relative Verkleinerung der beiden anderen wichtigen EE die sommerlichen Überproduktionen insgesamt kleiner ausfallen, und wir müssen so auch erheblich weniger P2G-Anlagen oder andere Langzeitspeicher bewirtschaften. Wenn man dazu noch sommerlichen Überschussstrom in ländlichen kommunalen Großwasserspeichern wie in Dänemark ansatzweise im Einsatz per Wärmepumpe thermisch speichert, haben wir den biomasse-komplementären zweiten Semispeicher und brauchen darüber hinaus wahrscheinlich keine weitere saisonale Großspeichertechnik. Hier zeigt sich das große Potential der Biomase als Semispeicher in Kombination mit KWK, welches derzeit mit etwa 45TWh(el.)/a in Deutschland noch gar nicht genutzt wird, während alle über Speicher grübeln und die Biomasse quasi als Grundlast verschleudern (s. bspw. in energy-charts.de des Fraunhofer ISE).
    45TWh Batteriespeicher würden derzeit fast 10 Billionen EUR kosten!
    In unterentwickelten Regionen mit Wassermangel, Sie haben das angesprochen, sind Bodenbewirtschaftungskonzepte aus Zentraleuropa und anderen Teilen der Welt nicht übertragbar. Aber zur Bewältigung unserer heimischen Energiewende in einem dicht besiedelten und gleichzeitig höchst energiehungrigen Land muss uns das auch nicht in erster Linie interessieren.