Fette sind gut gegen Diabetes

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Ein Blick in die Einkaufsregale im Supermarkt zeigt den Trend zu „omega-3“-angereichtern Lebensmitteln: Brot, Margarine, Öle und Milchprodukte. Seit April 2013 bietet eine deutsche Supermarktkette auch entsprechend angereicherte Würste an.

Im Gegensatz zu vielen anderen Fetten die in der Nahrung enthalten sind, gelten Omega-3-Fettsäuren als gesundheitsfördernd. Der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren ist mit einem positiven Verlauf von zahlreichen Erkrankungen verbunden, wie zum Beispiel Diabetes. 

Täglicher Konsum von Seehundöl und Lachs verringert das Risiko an Diabetes zu erkranken

Erste Beweise, dass Omega-3-Fettsäuren eine wichtige Rolle in der Prävention von Diabetes spielen, stammen von epidemiologischen Beobachtungen unter Yup’ik Eskimos und Athabaskan Indianer Alaskas: In diesen Bevölkerungsgruppen wurden Menschen mit täglichem Seehundöl- und Lachskonsum (beides reich an Omega-3-Fettsäuren) mit Menschen verglichen, die einen unregelmäßigen Verzehr dieser Produkte pflegten [1]. Das Ergebnis der Studie: Täglicher Konsum von Seehundöl und Lachs verringert das Risiko an Diabetes zu erkranken.

Omega-3-Fettsäuren hemmen die Aktivierung des Inflammasomes

Lange Zeit war jedoch unklar, worauf die positive Wirkung von Omega-3-Fettsäuren beruht. Forscher aus China und der Schweiz sind nun eben diesem Wirkmechanismus auf die Spur gekommen [2]: Omega-3-Fettsäuren hemmen die Aktivierung des Inflammasomes.

Das Inflammasome ist ein in Makrophagen (die „Fresszellen“ des Immunsystems) enthaltener Proteinkomplex, der bei einem „Gefahrensignal“ zusammengesetzt wird. Ein zusammengesetztes Inflammasome ist Bestandteil einer komplexen Kettenreaktion, die im Falle von Diabetes folgendermaßen aussieht:

1.) Fettgewebe, in dem sich überschüssige Fettsäuren von „schlechten“ Fetten ansammeln, produziert Gefahrensignale, ähnlich denen bei Entzündungen, und aktiviert die Zusammensetzung des Inflammasome in Makrophagen. Über diese Zellen reagiert das Immunsystems daher nicht nur auf Viren oder Bakterien, sondern auch auf Fette in unserem Körper.

2.) Das Inflammasome wiederum veranlasst Makrophagen sogenannte Zytokine, wie zum Beispiel das IL-1b, auszuschütten. Zytokine sind Stoffe, die Immunzellen zum Kommunizieren untereinander und mit Körperzellen verwenden.

3.) Wenn Körperzellen das Zytokine IL-1b detektieren, vermindert sich ihre Reaktion auf das Hormon Insulin. Vor allem Zellen der Muskulatur, der Leber und des Fettgewebes reagieren nun weniger empfindlich gegenüber Insulin.

4.) Insulin signalisiert Körperzellen, Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Ist jedoch die Sensibilität gegenüber Insulin reduziert (aufgrund von IL-1b), nehmen Körperzellen dementsprechend weniger Glukose auf; der Zuckerspiegel im Blut steigt.

5.) Ein langfristig hoher Blutzuckerspiegel kann zu Diabetis-Type2 führen (nicht zu verwechseln mit Diabetis-Type1, bei dem die Insulin-Sensitivität normal ist aber zu wenig Insulin produziert wird).

Das chinesisch-schweizer Forscherteam konnte in stark übergewichtigen Mäusen mit Diabetes-Type2 zeigen, dass Gaben von Omega-3-Fettsäuren die Unempfindlichkeit gegenüber Insulin hemmt, in dem es eine der Einheiten (die Caspase-1) des Inflammesomes hemmt. Aufgrund dieser Hemmung kann die oben beschriebene Kettenreaktion abgeschwächt werden, da nun geringere Mengen Zytokin (IL-1b) produziert werden; die Körperzellen behalten ihre Sensibilität gegenüber Insulin. Glukose kann somit von den Körperzellen aufgenommen und der Blutzuckerspiegel reguliert werden.   

Dass Omega-3-Fettsäuren Entzündungen hemmen ist nicht nur für den täglichen Nahrungsmittelkonsum eine wertvolle Erkenntnis, sondern könnte ebenfalls wertvoll für die Entwicklung von Therapien sein. Zumindest liegen die Vorzüge auf der Hand: zum einen könnten Omega-3-Fettsäuren oral eingenommen werden, da sie vom Darm resorbiert werden, zum anderen sind sie geschmacklos – das Schlucken der „bitteren Pille“ würde somit ausbleiben.

 

Wer mehr wissen möchte:

Welche Lebensmittel enthalten Omega-3 Fettsäuren?

Omega-3 Fettsäuren sind vor allem in Fisch enthalten. Als bester Lieferant gilt der Lachs, gefolgt von Sardellen, Sardinen und Hering. Schalentiere enthalten weniger Omega-3 Fettsäuren.

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt auf ihrer Internetseite „Eine Portion Fettfisch (70g) sollte einmal pro Woche auf dem Speiseplan stehen“.

Ein weiterer Lieferant für Omega-3- Fettsäuren ist Gemüse, vor allem Paprika, Lauch, Sojabohnen oder auch Walnüsse und Leinsamen.

Lebensmittel können auch mit Omega-3-Fettsäuren angereichert werden. Allerdings ist dies kritisch zu sehen. Übertriebener Konsum von Omega-3-Fettsäuren kann gesundheitsschädlich sein. Daher empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Stellungnahme von 2009 für die Anreicherung von Lebensmitteln mit Omega-3-Fettsäuren die Festsetzung von Höchstmengen.

Welche Fette sind in Lebensmitteln enthalten?

Ungesättigte Fettsäuren, Trans-Fettsäuren und gesättigte Fettsäuren

Alle Fettsäuren sind Carbonsäuren, sie unterscheiden sich in ihrer Kohlenstoffkette: Länge, Konfiguration (gewinkelte Kette, gerade Kette), Anzahl der Doppelbindungen (Verbindungen zwischen den Kohlenstoffen).

Ungesättigte Fettsäuren werden unterschieden in einfach-ungesättigten und mehrfach-ungesättigten Fettsäuren (wie zum Beispiel die Omega-3-Fettsäuren). Einfach-ungesättigte Fettsäuren haben eine Doppelbindung in der Kohlenstoffkette, wohingegen mehrfach-ungesättigte Fettsäuren mehrere Doppelbindungen besitzen.

Einfach-ungesättigte Fettsäuren sind in rotem Fleisch, Oliven, Nüssen und Avocados enthalten. Mehrfach-ungesättigte Fettsäuren sind hauptsächlich ebenfalls in Nüssen zu finden, und vor allem in Samen, Fisch und Algen zu finden.

Gesättigte Fettsäuren haben eine gerade Konfiguration und keine Doppelbindungen. Sie  kommen hauptsächlich in tierischen Produkten wie Fleisch, Milchprodukten (Käse, Butter, …) und Eiern vor.

Trans-Fettsäuren entstehen bei der industriellen Fetthärtung und beim Erhitzen und Braten bei hohen Temperaturen (über 130°C). Bei der industriellen Fetthärtung werden ungesättigte Fettsäuren zu gesättigte Fettsäuren umgewandelt. Wenn man so will werden gewinkelte Fettsäuren zu gerade gebogen. Man spricht dann von einer „trans“-Konfiguration, daher der Name Trans-Fettsäuren. Der Verzehr von Fetten, die trans-Fettsäuren enthalten, gilt als Mitverursacher von Arteriosklerose und Herzinfarkt.

Was genau ist ein Inflammasome

Eine Inflammasom ist ein Proteinkomplex der aus drei Einheiten besteht, welche immer dann zum Inflammasome zusammengesetzt werden, wenn Makrophagen körperfremde Eindringlinge (z.B. Viren oder Bakterien) erkennen oder Gefahrensignale (z.B. durch zellulären Stress) empfangen. Bei den drei Einheiten handelt es sich um ein sensorisches Molekül, ein Adaptor Protein und ein Effektor Molekül (die Caspase 1). Das Sensorische Molekül empfängt das Signal zum Zusammensetzten, das Adaptor Molekül hält den Komplex zusammen und das Effektor Molekül setzt die Entzündungskaskade in Gang.

 

Quellen

[1] Adler et al., Lower prevalence of impaired glucose tolerance and diabetes associated with daily seal oil or salmon consumption among Alaska Natives. Diabetes Care, 1994

[2] Yan et al., Omega-3 Fatty Acids Prevent Inflammation and Metabolic Disorder through Inhibition of NLRP3 Inflammasome Activation. Immunity, 2013

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Veröffentlicht von

ImmunoLogisch Verena Brucklacher-Waldert ist promovierte Immunologin und arbeitet an einem Forschungsinstitut für biomedizinische Forschung in Cambridge, UK. Dort erforscht sie vor allem welche Faktoren zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen führen.

10 Kommentare

  1. Om .. Om .. Omega3

    Was eigentlich kann Omega3 nicht positiv beeinflussen?
    Im Wikipedia-Eintrag zu Omega-3-Fettsäuren werden folgende vorteilhafte Wirkungen aufgeführt:
    – Senkung kardiovaskulärer Risiken
    – Positive Wirkungen bei Schwangerschaft und Stillzeit
    – Antientzündlich mit weniger
    Autoimmunerkrankungen
    – 30% weniger Schlaganfälle
    – weniger Demenzen
    – antidepressiv
    – positive Wirkung auf ADHS-Patienten

    Es gibt soviele positive Wirkungen, dass der Wikipedia-Eintrag sogar einen Abschnitt “Kritische Klinische Studien” einführen musste, wo man liest
    – senkt Cholesterin nicht
    – keine immunmodulierende Wirkung
    – kein positive Effekt auf den Blutzucker
    – kein UV-Schutz

    Und dieser Blogbeitrag bringt nun noch eine Omega-3-Wirkung, die in der Wikipedia noch fehlt: Schutz vor Diabetes II

  2. @ Martin Holzherr

    Das ist richtig beobachtet: 1.) Omega-3 Fettsäuren scheinen sich hauptsächlich positive auf die Gesundheit auszuwirken und 2.) Ergebnisse von zahlreiche klinische Studien zur gesundheitsfördernden Wirkung von Omega-3 Fettsäuren sind kritisch zu bewerten.

    Gerade vor diesem Hintergrund ist die vorgestellte Forschungsarbeit interessant, sie zeigt nicht nur eine bestimmte Wirkung, sondern erklärt den zugrunde liegenden Wirkmechanismus.

    Dass Omega-3 Fettsäuren nicht nur gesundheitsfördernd sind zeigt zum Beispiel eine aktuelle Studie im Fachmagazin Journal of the National Cancer Institute (Brasky et al., JNCI 2013): Hohe Konzentration von Omega-3 Fettsäuren erhöhen das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken. Wie bereits im Artikel erwähnt empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung die Festsetzung von Höchstmengen an Omega-3-Fettsäuren in Lebensmittel.

  3. @V. Brucklacher: Heilen verstehen

    Eine Aussage über Omega-3-Fettsäuren wie “Sie senken Triglyceride” gilt nur für die durchschnittliche Wirkung in einer genügend grossen Studiengruppe. Es könnte also Menschen (Patienten) geben, für die das nicht zutrifft.
    Diese Art des statistischen Wirknachweis dominiert die Pharamzeutik heute noch obwohl es inzwischen bereits das Schlagwort von der personalisierten Medizin gibt, womit die Wirkstoffauswahl aufgrund eines genetischen Profils gemeint ist.
    Immerhin sind Omega-3-Fettsäure essenziell für die menschliche Ernährung, so dass im Gegensatz zu anderen “Medikamenten” nicht die Gefahr der grunsätzlichen Fehlverordnung besteht.

    Der Nachweis von Wirkprinzipien wie hier erbracht für den Omega-3-Mechanismus, der die Insulinresistenz vermindert indem es Makrophagen-Inflammasome hemmt, ist sicher die Zukunft der Pharamazie und der Medizin überhaupt, eröffnet der Nachweis von Wirkprinzipien über das tiefere Verständnis doch ganz neue Ansätze.
    Jedenfalls gibt es ein in der Naturwissenschaft tief verankertes Kredo, dass “Verstehen” das eigentliche Ziel naturwissenschaftlicher Erkennntnis ist – und zwar ein möglichst grundsätzliches Verstehen. Richard Feynman ging sogar so weit, zu sagen: “What I cannot create, I do not understand” (On his blackboard at time of death in 1988)

    In der Medizin steht diesem Ansatz – Handeln aufgrund von Verständnis – jedoch die Komplexität von lebenden Systemen im Wege. Nicht nur dass es komplizierte Wirkketten gibt in Lebewesen, sondern es gibt auch viele sich gegenseitig beeinflussende Interaktionen. Das ist dann auch ein Grund dafür, dass eine einzige Stoffklasse, wie es die Omega-3-Fettsäuren sind, so viele verschiedenartige Wirkungen zu besitzen scheinen. Glück hat man natürlich, wenn die vielfältigen Wirkungen eines Stoffes letztlich auf einen einzigen Grund zurückzuführen sind. Bei den Omega-3-Fettsäuren ist sicher die Hemmung des Makrophagen-Inflammasoms ein Kandidat für die vielfältige Wirkung. Nur eröffnet sich dann die Frage warum das Makrophagen-Inflammasom überaupt gebremst werden muss. Ist es bei allen Tieren und Menschen gewissermassen überaktiv oder ist eine Überaktivierung des Inflammasom selbst ein pathologischer Zustand, der nur bei bestimmten Menschen in bestimmten Situationen vorkommt.

  4. fragwürdige Studie

    Eskimo und Alaska-Indianer essen traditionell sehr viel Fleisch und Fisch und kaum Obst/Gemüse. Eine extrem einseitige Diät.
    Dieser Gesichtspunkt taucht bei der Fixierung auf omega3 und dessen Wirkung auf Körperfunktionen überhaupt nicht auf.

  5. @KRichard : Studien sind oft fragwürdig!

    Viele Gesundheitsstudien wurden in nichtrepräsentativen Gruppen ausgeführt oder berücksichtigen wichtige Einflüsse nicht. Sie merken deshalb zurecht an: “Eskimo und Alaska-Indianer essen traditionell sehr viel Fleisch und Fisch und kaum Obst/Gemüse. Eine extrem einseitige Diät.”
    Eskimos könnten tatsächlich aus vielen Gründen seltener Diabetes Typ 2 entwickeln, nicht nur weil sie mehr Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen. Denkbar sind als Grund
    – geringere genetische Prädisposition
    – andere Body-Mass-Index-Verteilung (Diabetes 2 ist bei Übergewicht häufiger)
    … und vieles mehr.

    Eine seriöse Studie berücksichtigt solche Faktoren. Allerdings ist es gar nicht so einfach, eine Studie oder eine Sammlung von Studien seriös aufzubauen.

    Im Fall des Einflusses von Omega-3-Fettsäuren auf die Entwicklung von Diabetes gibt es aber wohl noch mehr Studien als nur die bei Eskimos und Indianern. Inzwischen hat sich um medizinische Studien eine ganze Wissenschaft ausgebildet, welche das Studiendesign und die Art der Studie (z.B. Kohortenstudien) umfasst.

  6. @KRichard : Diese Studie gut designed

    Die fragliche Omega-3/Diabetes-Studie scheint in Ordnung zu sein. Sie vergleicht nicht etwa Eskimos gegen Nicht-Eskimos, sondern Eskimos mit hohem Omega-3-Konsum gegen Eskiomos mit niedrigem Omega-3-Fettsäurenkonsum und kommt bei sonst gleichen Faktoren (Alter, Ehnizität, body mass index, und Geschlecht) zum Resultat, dass hoher Omega-3-Fettsäurenkonsum mit niedrigerer Diabetesprävalenz korreliert.

  7. @ Martin Holzherr

    Berechtigt ist die Frage „Warum das Makrophagen-Inflammasom überhaupt gebremst werden muss“. Das Inflammasom ist als Bestandteil des Immunsystems zum einen verantwortlich uns vor körperfremde Eindringlinge zu schützen und zum anderen auf körpereigene Gefahrensignale zu reagieren um Reparaturmechanismen in Gang zu setzten. In einem gesunden Organismus laufen diese Prozesse häufig unbemerkt ab (ohne merkliche Krankheitssymptome). Der Körper ist in der Lage die Aktivität und die Inaktiviät des Inflammasoms im Gleichgewicht zu halten. Bei der Diabetes Type2 allerdings ist das Inflammasome daueraktiv, da das Fettgewebe auf Grund des Übergewichts kontinuierlich Gefahrensignale aussendet. In diesem Fall wäre es natürlich besser, wenn das Inflammasom erst überhaupt nicht aktiv werden würde, anstatt des Ansatzes seine Aktivität mit Omega-3 Fettsäuren zu hemmen.

    Betrachte man allerdings die vorgestellte Studie in einem weiteren Rahmen (und die Diabetes Type2 „nur“ als ein Model um das Inflammasom besser zu verstehen), dann ist die Erkenntnis über die hemmende Wirkung von Omega-3 Fettsäuren auf das Inflammasom wertvoll. Es trägt ein Puzzelteil (wenn auch vielleicht nur ein kleines) zur Komplettierung des Bildes „Inflammasom“ bei. Ein detailliertes Verständnis über das Netzwerk von Faktoren, welche die Aktivierung des Inflammasoms beeinflussen, könnte anderen Krankheiten (z.B. Autoimmunerkrankungen) nutzen.

  8. @V. Brucklacher-Waldert:Obesity=Illness?

    Der Körper behandelt also Übergewicht schon primär als Krankheit, wenn man folgender Aussage traut (Zitat):“da das Fettgewebe auf Grund des Übergewichts kontinuierlich Gefahrensignale aussendet.”
    Natürlich bewirkt Adipositas viele Folgekrankheiten. Doch dass das Fett allein schon eine Art Entzündungszustand anstösst, ist neu für mich. So gesehen sind also mehr als 1/3 aller US-Amerikaner krank.
    (Zitat Wikipedia)
    “In den USA haben nach Schätzungen des CDC 30 % der Einwohner einen BMI von über 30 kg/m² und gelten damit als adipös. … Aktuell sind laut einer Studie der Duke University aus dem Mai 2012 rund 36 % aller Amerikaner fettleibig. Die Wissenschaftler rechnen damit, dass sich die Zahl bis zum Jahr 2030 auf 42 % erhöht.”

  9. @ Martin Holzherr

    Der Körper reagiert auf zu viel eingelagertes Fett mit einer chronischen Entzündungsreaktion.
    Erste Hinweise, dass Entzündungsreaktionen und Übergewicht miteinander zusammenhängen, kam von Forschungergebnissen die zeigten, dass TNF-a (ein entzündungsförderndes Zytokin) übermässig stark im Fettgewebe produziert wird (Hotamisligil et al., Science 1993). Ein weiterer Indikator, dass große Mengen an Körperfett zu Entzündungen führen können, zeigt eine erhöhte Anzahl von Immunzellen (z.B. Makrophagen) im Fettgewebe (Weisberg et al., JCI 2003; Xu et al., JCI 2003).

    Warum aber führt Übergewicht zu einer Entzündungsreaktion? Der Grund dafür ist, dass Stoffwechsel- und Immunreaktionen miteinander verbunden sind: das Stoffwechselsystem und das Immunsystem teilen sich zahlreiche biochemische Signalwege (ein guter Fachartikel der das erklärt ist Hotamisligil, Nature 2006). Daher stehen immunologische und metabolische Reaktion in einem empfindlichen Gleichgewicht. Ist der Körper dauerhaft körperfremden Eindringlingen ausgesetzt, dann kann das zur Unterbrechung wichtiger Stoffwechselfunktionen führen (Dionne et al., Curr Biol 2006; Charlton et al., Hepatology 2006). Und umgekehrt, chronisch veränderte Stoffwechselprozesse (z.B. durch Übergewicht), können das Immunsystem beeinflussen (Wellen & Hotamisligil, JCI 2005).

    Das nicht jeder übergewichtige Mensch an Diabetes Typ2 erkrankt hängt – wie von ihnen schon richtig festgestellt – von der Komplexität unseres Organismus ab. Bei manchen Menschen funktionieren bestimmte Kompensationsmechanismen um das Gleichgewicht von Stoffwechsel- und Immunreaktionen auszugleichen besser als bei anderen. Außerdem spielen weitere Faktoren, wie die genetische Veranlagung,eine Rolle.

    Wie genau Stoffwechsel- und Immunreaktionen zusammenhängen ist momentan ein heißes Thema in der Forschung.

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