Mehr Gebote- weniger Verbote

Obwohl ich lange Zeit gesagt habe, ich mache keine Reportagen über die erschreckende Problematik des Kunststoffmülls, da die Zeitungen voll davon sind, bin ich jetzt doch beim Thema gelandet. Auslöser war übrigens eine neue Entwicklung der BASF in Sachen Recycling, über die ich aber erst demnächst berichten werde. Das Thema hat mich relativ schnell in seinen Bann gezogen, weil es keine einfachen Antworten zulässt. Aufgrund seiner überbordenden Komplexität wurde es für mich schnell zu einem fordernden, aber auch faszinierenden Thema. Zum Einstieg in mehrere facettenreiche Sendungen zum Thema erst einmal ein ganz allgemeiner Einstieg, der als Leitlinie gelten mag: Wir sollten das Mülldesaster nicht isoliert betrachten. Es geht um die menschliche Gesellschaft und  ihre ethische Verantwortung gegenüber dem Ressourcenproduzenten Erde.

Die Umwelt ist aus den Fugen geraten. Auch die Produktion mit dem Einweg-Einsatz von Kunststoffen ist so stark angewachsen, dass sie zu einem ökologischen Problem geworden ist. Es muss dringend etwas getan werden, darin sind sich inzwischen alle einig. Aber beim „was“ scheiden sich die Geister.  Zwischen 1950 und 2015 wurden nach Aussage der OECD anhand wissenschaftlicher Untersuchungen weltweit mehr als acht Milliarden Tonnen Kunststoff hergestellt. Auf jeden Kopf der Weltbevölkerung entfällt bis heute also etwa eine Tonne. Lag die weltweite Produktion im Jahr 1950 noch bei weniger als zwei Millionen Tonnen, wurden 2015 bereits 400 Millionen Tonnen produziert. In den letzten zehn Jahren hat sich die Kunststoff-Produktion dabei verdoppelt.

Quelle: Umweltbundesamt

Ein großer Teil des langlebigen Kunststoffes wird jedoch schnell wieder zu Abfall, weltweit haben sich seit 1950 mehr als sechs Milliarden Tonnen Plastikmüll angehäuft. Nur etwa 1,4 Milliarden Tonnen davon wurden bisher rohstofflich recycelt oder zur Energiegewinnung verbrannt. Das meiste davon türmt sich bestenfalls in Müllhalden rund um den Globus, vieles davon aber kommt ungeregelt über Flüsse bis ins Meer, sammelt sich in Plastikinseln und verrottet nur langsam zu Mikroplastik, die dann wieder in unsere Nahrungskette zurück kommen kann.

Doch längst sind wir als Gesellschaft von zahlreichen Kunststoffen auf breiter Front abhängig: Mobilität, Telekommunikation, Energiewege  – kaum etwas in der Wirtschaft und bei den Verbraucherprodukten  kommt „ohne“ aus. Kunststoffe und ihre zugesetzten Additive wurden in weniger als hundert Jahren in unserem Leben so omnipräsent, weil sie immer weiter optimiert und selbst für den Einsatz von Nischenanwendungen getrimmt werden konnten.

Das große Problem beim Plastik heutzutage entsteht  nicht so sehr der kontrolliert entstehende und entsorgbare Industrieabfall, sondern jener Abfall, den der Verbraucher vor allem über Einweg-Nutzung schnell „verbraucht“. Die Zahlen sind erschreckend – beispielsweise diese: Pro  Tag werden laut Deutscher Umwelthilfe „in Deutschland rund 45 Millionen Einweg-Plastikflaschen aus PET eingesetzt.“ Die Einweg-Plastikwasserflasche ist im asiatischen Raum ein echtes Problem. Weltweit ist die Lage wirklich dramatisch. Auf der Grundlage einer weltweiten Studie sagt die Deutsche Umwelthilfe: Allein Coca-Cola stellt pro Jahr 88 Milliarden Einwegplastikflaschen her. „Das sind 167.000 Flaschen pro Minute. Aneinander gelegt würden sie 594 Mal die Erde umrunden oder 31 Mal von der Erde bis zum Mond und zurückreichen.“

Der Verbrauch von Einweg-Plastikflaschen ist im asiatischen Raum erheblich, dort, wo Wasser nicht aus der Wasserleitung  getrunken werden kann. Dort wird der Müll vielfach nicht einmal richtig in Müllhalden deponiert, sondern unkontrolliert weg geworfen – und gelangt so in die Weltmeere.

Aber auch die Deutschen machen mit, auch wenn hier eine geregelte Abfallwirtschaft das Problem minimiert: Einweg-Verpackungen – eine Erfolgsgeschichte zulasten der Natur. Hierzulande entstanden im Jahr 2016 mehr als 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll ganz unterschiedlicher Materialien von Papier über Glas und Aluminium bis zu Kunststoffen, davon 8,5 Millionen Tonnen von privaten Verbrauchern. Kunststoff-Verpackungen schlagen dabei mit 3,1 Mio. Tonnen zu buche. Das sind 37,6 kg Abfall der leichten Kunststoff-Verpackungen, die rechnerisch auf jeden deutschen Kopf pro Jahr entfallen. In Europa diskutieren wir derzeit dieses Thema Einwegverpackung vor allem mit Verboten: vom Verbot des Trinkhalms bis zur Plastiktüte.

Aber – seien wir einmal ehrlich! –  im Grunde genommen ist die Plastiktüte eher der Strohhalm einer Stellvertreter-Debatte, an den wir uns so gern klammern möchten. Wir debattieren über die Behebung einzelner Symptome, statt die viel tiefer reichende Ursache für das Umwelt-Desaster zu bekämpfen: Unseren Lebensstil, der weit über die Möglichkeiten des Planeten Erde geht. Gerhard Herndl sagt im Video: „Wir verbrauchen die Ressourcen, die die Erde in einem Jahr produzieren kann, bereits in den ersten vier Monaten des Jahres!“ Weil das Problem aber nicht nur extrem komplex ist, sondern seine Lösung weitreichende Konsequenzen auch für jeden einzelnen von uns hat, befasst sich das von Herndl geleitete interdisziplinäre  Projekt PLENTY (für Plastics in Environment and Society)an der Uni Wien mit dem Plastikszenario aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Es geht nicht nur um die weitere Erschließung des naturwissenschaftlichen Verständnisses der Wechselwirkungen von Kunststoffen in der aquatischen Natur, sondern auch um die soziologische Dimension – mit der Frage, wie die Bevölkerung auf den nächsten „großen Schritt für die Menschheit“ vorbereitet werden kann – nämlich den zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Nachhaltigkeit bei der Industrie, aber auch beim einzelnen Verbraucher im Zentrum steht.

Wir verbrauchende Europäer mit einer weitgehend geregelten Abfallwirtschaft zeigen mit dem Finger gern auf andere: auf das Müllproblem ferner Regionen des Globus oder aber auf die zweifellos vorhandenen wirtschaftlichen Eigeninteressen der Industrie. Aber gerade wir leben in einer transport-intensiven Wegwerfgesellschaft. Und alles hängt eben irgendwie mit allem zusammen. Plastikverschwendung und Luftverschmutzung, Klimawandel, Artensterben und Ozeanversauerung – alles nur unterschiedliche Symptome einer systemischen Ursache, die wir mit der Herangehensweise einer Verbotspolitik einzelner Produkte oder der extensiven Mülltrennung im Eigenheim nicht ernsthaft bekämpfen können. Wir leben über unsere Verhältnisse, das ist das eigentliche Problem! Aber halt – muss das eigentlich so sein? Im Grunde genommen geht es um eine längst überfällige Wertediskussion, der wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Auch wenn die Erkenntnis weh tut: Die Zeiten des Aufbruchs in ein ungebrochenes Wirtschaftswunderland sind vorbei. Thilo Hofmann, der Nanoforscher und Umweltexperte meint: „Kann man die Dinge nicht länger verwenden und in diesem Sinn nachhaltiger  nutzen? Das ist derzeit gegen das derzeitige wirtschaftliche Handeln, aber das kann man hinterfragen. Macht es uns glücklicher? Ich würde sagen nein. Man muss runter, sonst kann das nicht funktionieren.“

Und die Conclusio: Wir brauchen nicht mehr politische Verbote, sondern ethische Gebote in unserer Gesellschaft!

Bei diesem Text handelt es sich um eine bearbeitete Fassung des Sprechertextes zum oben präsentierten Video, das auch Statements von dem Nanoforscher Thilo Hofmann und dem Ozeanografen Gerhard Herndl, beide von der Uni Wien, sowie dem Umwelttechniker Rainer Bunge von der Hochschule für Technik im schweizerischen Rapperswil,  enthält.

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Ich habe viele Jahre journalistisch im Bereich Wissenschaft und Technologie gearbeitet, später dann mit meiner kleinen Beratungsfirma als Medienexpertin. 2010 erfüllte ich mir meinen großen Traum und gründete den Spartensender HYPERRAUM.TV, für den ich eine medienrechtliche Rundfunklizenz erteilt bekam. Seither mache ich als One-Woman-Show mit meinem „alternativen TV-Sender“ gewollt nicht massentaugliches Fernseh-Programm. Als gelernte Wissenschaftshistorikern habe ich mich gänzlich der Zukunft verschrieben: Denn die Vergangenheit können wir nur erkennen, die Zukunft aber ist für uns gestaltbar. Wir sollten versuchen, nicht blind in sie hinein zu stolpern!

26 Kommentare

  1. Zitat: „Wir verbrauchen die Ressourcen, die die Erde in einem Jahr produzieren kann, bereits in den ersten vier Monaten des Jahres!“. und „Allein Coca-Cola stellt pro Jahr 88 Milliarden Einwegplastikflaschen her. „Das sind 167.000 Flaschen pro Minute. Aneinander gelegt würden sie 594 Mal die Erde umrunden oder 31 Mal von der Erde bis zum Mond und zurückreichen.“

    Doch 167‘000 Flaschen pro Minute sind im Vergleich zu den mehreren Millionen Bäumen, die pro Minute neu aus der Erde spriessen geradezu mickrig und der Ressourcenverbrauch aller Wälder der Erde an Kohlendioxid, Wasser und Nährstoffen überschreitet den menschlichen Ressourcenverbrauch um ein Vielfaches. Nur sind eben alle Bäume und Wälder dieser Erde in einen Kreislauf eingebunden, der so tief reicht, dass man gar nie von Abfall sprechen kann, denn der natürliche Abfall von absterbenden Bäumen ist zugleich die Nahrungsgrundlage für viele andere Lebewesen.

    Die Menschheit kommt nicht darum herum, genau wie die Natur Kreisläufe für alle von ihr verwendeten Stoffe aufzubauen, denn die Menschheit steht inzwischen was den Materialumsatz angeht teilweise auf der gleichen Stufe wie natürliche Prozesse, sie setzt für einzelne Stoffe sogar mehr um als alle natürlichen Prozesse zusammen.
    Kunststoff muss kein Problem sein, wenn dieser Kunststoff nur in der vom Menschen kontrollierten Welt zirkuliert und nie in die Natur gelangt und Kunststoff, der sich abbaut, muss nicht einmal dann ein Problem sein.

    Noch zum Schlusssatz (Zitat): „Wir brauchen nicht mehr politische Verbote, sondern ethische Gebote in unserer Gesellschaft!“
    Ethische Gebote sind heute noch nicht universell. Vielmehr sind sie von Gesellschaft zu Gesellschaft recht unterschiedlich. So sind in vielen Gesellschaften Zwangsheiraten (auch von Kindern) normal und sogar gesellschaftlich gewünscht und auch das Verhältnis zu Abfall, Konsum und zu Ressourcen sind in Skandinavien andere als in Nigeria.
    Um zu einer funktionierenden Kreislaufgesellschaft zu kommen – und um das geht es hier – braucht es mehrere Dinge:
    1) es braucht Technologie und Materialien mit den zugehörigen Prozessen, welche einen Materialkreislauf innerhalb der menschlichen Lebenswelt geschlossen halten. Alternativ kann es Einmal-Produkte geben, die unbedenklich sind für Natur- und Umwelt (Zum Beispiel Wasser, Holz, Materialien auf pflanzlicher Grundlage).
    2) die Kreislauftechnologien müssen weltweite Verbreitung finden
    3) die UNO (oder zukünftige Weltregierung) muss Legacy-Produkte und -verfahren (solche ohne Kreislauf) weltweit bannen.

  2. Wenn man schon in 10 000 m Tiefe, im Mariannengraben eine Mülltüte findet, sollten doch die Alarmglocken läuten.
    Mit Geboten ist bei Kreuzfahrtschiffen kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
    Man sollte vorallen Dingen bei der Chemieindustrie mal anklopfen und fragen, wie sie es mit dem Plastikmüll hält.

  3. Beim Thema Plastik und wie es derzeit diskutiert wird hab ich das Gefühl, ich übersehe etwas (oder “die anderen” haben etwas im Fokus und sind blind for den Rest).

    Ich betrachte drei Phasen:

    1) Herstellung: verbraucht Ressourcen in Form vom Rohstoff und Energie. Es ist aber nicht offensichtlich, ob Plastik besser oder schlechter ist als zum Beispiel Baumwolltüten, Bananenblatt-Einwegteller und Bambus-Trinkhalme.

    2) Nutzung: wie lange können wir das selbe Stück verwenden? Ist Mehrweg wirklich ressourcen-schonender (Stichwort Transport, Recycling oder Waschen)? Wäre aufzurechnen gegen 1) Herstellung.

    3) Hier liegt nach meinem Eindruck der Fokus bei der aktuellen Berichterstattung. Plastik im Marianengraben, Plastik in Fischen und Walen, Plastikinseln im Meer. Daraus wird geschlossen, wir müssen die Herstellung und Verwendung von Plastik verbieten oder einschränken. Die eigentliche Frage ist aber doch Wie kommt der Sch**ss ins Meer? Wenn wir sauber entsorgen statt wegzuwerfen, ist die Herstellung und die Verwendung von Plastiktüten und Strohhalmen vielleicht gar kein Problem. Man müsste den Export von Plastikmüll verbieten und das Wegwerfen in die Gegend tabuisieren (ethisch und/oder mit empfindlichen Strafen).

  4. Plastikmüll im Ozean
    Weltweit werden 32 Prozent der Kunststoffverpackungen weder deponiert noch verbrannt, sondern sie verlassen das System unkontrolliert. China, Indonesien und Vietnam und die Philippinnen sind die Hauptherkunftsländer des Plastikmülls im Ozean.
    Nach einer 2017 von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) veröffentlichten Studie stammt der größte Teil der Mikroplastik-Einträge aus China, Indien und Südasien sowie Afrika mit dem Nahen Osten. Aus Europa und Nordamerika stammten demnach zusammen weniger als 5 %.

    Anstatt eine Wertediskussion Abfallmanagement
    Im Artikel liest man: Im Grunde genommen geht es um eine längst überfällige Wertediskussion, der wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Auch wenn die Erkenntnis weh tut: Die Zeiten des Aufbruchs in ein ungebrochenes Wirtschaftswunderland sind vorbei. Thilo Hofmann, der Nanoforscher und Umweltexperte meint: „Kann man die Dinge nicht länger verwenden und in diesem Sinn nachhaltiger nutzen?

    Doch wenn Deutschland und die EU diese Haltung einnimmt und anstatt handelt eine Wertediskussion beginnt, dann tut sie genau das gleiche wie bei den Jugoslawienkriegen oder beim Syrienkrieg: Sie schaut zu. Sie tut nichts – ausser vielleicht bei sich selbst wo Rückgabepfande etc eingeführt oder auf noch mehr Produkte ausgedehnt werden. Alles was ausserhalb Europas passiert allenfalls zur Kenntnis nehmen, aber nicht versuchen zu ändern ist in meinen Augen falsch. Statt dessen müsste die EU und müssten Länder wie Deutschland den Staaten ausserhalb von EU/USA ( die für 95% des Plastiks im Ozean verantwortlich sind) dabei helfen ein funktionierendes Abfallmanagegement aufzubauen. Denn eine Wertediskussion in Deutschland hilft Ländern wie Indien, China oder Vietnam rein gar nichts. Dort wird über ganz andere Dinge diskutiert.

    Europa und die EU zeigen immer wieder eine völlige Hilflosigkeit bei Problemen, die sich an oder hinter ihren Grenzen bilden. Das geht von den Flüchtlingen bis zum Plastikabfall. Am Schluss ist die Reaktion immer die Grenzen dichter zu machen. Die Grenzen gegenüber den Flüchtlingen, aber auch gegenüber dem Plastikmüllproblem der anderen, denn die EU und Europa macht ja alles richtig bis zum Flaschenpfand und der Wertediskussion.

    Wie wäre es denn einmal China zu einer Wertediskussion einzuladen? Oder ist es doch besser wie bisher immer klein beizugeben – vor allem dann wenn die andern lieber Waren verkaufen und kaufen wollen anstatt über Werte oder Menschenrechte zu diskutieren.

  5. Der Müll wird immer mehr, weil er national erzeugt und international entsorgt wird.
    Die “internationalen Gewässer” gehören abgeschafft oder müssen der UNO unterstellt werden. Sie sind ein rechtsfreier Müllplatz.

  6. “Wir brauchen nicht mehr politische Verbote, sondern ethische Gebote…”
    Ethische Gebote sind wie die Gebete in der Kirche: Die wenigsten halten sich dran. Noch dazu, wenn es um Geld und satte Gewinne/Profit geht. Es helfen nur Verbote die mit Strafen verbunden sind. Nur über Strafen kann man wahrscheinlich
    ” Überzeugungsarbeit ” bei Menschen und Unternehmen leisten.

    • Ganz ehrlich: Ich bin im Grunde genommen der Meinung, dass eine ethische Debatte nicht geführt wird – und schon gar nicht Konsequenzen erzeugt. Aber genau das ist ja das Problem: Wenn es tatsächlich so ist, dass wir in unserer so hochziviliserten Region mit humanistischer Bildung Verbote benötigen, dann wirft das ein schon reichlich sonderbares Licht auf unsere so überaus intelligente und mit so großer Vernunft ausgestattete Spezies. Wenn es also die Überzahl der Bürger hierzulande nicht einmal schafft, wider besseren Wissens den eigenen Lebensstil ein bisschen einzuschränken, wie kann man das dann von anderen verlangen …

  7. Susanne Päch,
    Die Mehrzahl der Bürger geht halt nicht jeden Tag am Strand spazieren oder hat einen eigenen Garten um das ausbleiben von Vögeln und Insekten zu bemerken. Strom kommt aus der Steckdose, die Pizza bringt Amazon, und wer gestorben ist, wird ganz heimlich entsorgt, wenn es keine Verwandten gibt. Für verstorbene Sozialempfänger gibt es noch nicht mal ein vernünftiges Grab.
    Dieses Faktum sollte auch mal thematisiert werden.

    Und wenn wir realistisch bleiben, was will man erwarten von einem Kulturvolk, das noch vor 75 Jahren ein anderes Kulturvolk ausrotten wollte. Das muss heute am Pfingsmontag, dem Tag des Geistes mal ausgesprochen werden.

  8. Hier gemeinte Ressourcen werden ja nicht in dem Sinne verbraucht, dass in der Folge mit ihnen gar nichts mehr anzufangen wäre, ansonsten gäbe es ja auch nicht so etwas, wie Recycling.
    Ressourcen haben, wie gemeint, oft etwas mit Energie (diese steht im All hinreichend bereit, zumindest für diejenigen in Nähe eines Sterns) zu tun, mit abbaubarer, sinnhafter, wirtschaftlicher Abbauweise, von derart Interessierten und denen stehen auch der sog. Müll zu, auch weil der ist nicht generell unverwertbar ist.
    Insofern ergibt sich hier eine Rekursion, eine Rezyklik, Sauberheitsgedanken ergeben sich nicht so zwingend.
    Klar, wenn die Umwelt am Abbau von Ressourcen leidet, darf das hier gemeinte erkennende Subjekt eingreifen. – Auch dier Menge meinend, der es nicht überall so gut geht wie bspw. in der BRD.
    Hat vielleicht, seine eigene Würde wahrend, einzugreifen!
    Die Welt hat keinen intrinsischen Wert.
    Hierzu also – ‘Wir brauchen nicht mehr politische Verbote, sondern ethische Gebote in unserer Gesellschaft!’ – würde der Schreiber dieser Zeilen eher dazu anraten weniger Verbote und auch weniger sog. Gebote, die etwas Zwanghaftes haben, zu entwickeln, sondern eine Freiheit, die wie gemeint möglichst sparsam ist.
    Opi Webbaer kannte bspw. noch den hier :
    -> https://www.youtube.com/watch?v=PSxihhBzCjk (“Plactics”)

    Insofern könnte überlegt werden, vom traurigen oft zitierten, wohl auch emotionalisieren sollenden Wal, dem mit dem bösen Plastik Magen einmal ein wenig abzusehen, womöglich sieht es auch bei Menschen nicht immer besser aus, R.I.P. , den Gesamtverhalt meinend.

    Was wäre cooler? (Ja, dies ist möglich und Dr. W bewirbt es, nicht abär ablehnend zum “Plastik”.)

    MFG
    Dr. Webbaer (der im Abgang noch diesen kleinen Song von den Kinks einspielt :
    ->https://www.youtube.com/watch?v=f95UCJs2rUA)

  9. Die Ozeanvermüllung mit Plastik muss gestoppt werden – durch Zusammenarbeit von Ländern
    Susanne Päch schlägt vor das Plastikproblem durch deutsche oder europäische Gebote (ethische Verhaltensgebote) zu lösen. Doch da Europa+USA nur für 5% allen Plastiks in den Weltmeeren verantwortlich sind, ändert das nichts – ausser dass sich Deutsche und Europäer etwas besser fühlen und ein reineres Gewissen haben. Wenn sie schreibt (Zitat): Wenn es also die Überzahl der Bürger hierzulande nicht einmal schafft, wider besseren Wissens den eigenen Lebensstil ein bisschen einzuschränken, so verkennt sie entweder das Problem, nämlich fehlendes Abfallmanagement in sich entwickelnden Ländern oder aber sie findet es einfach moralisch gut für einen guten Zweck (Zitat): “den eigenen Lebensstil ein bisschen einzuschränken”.

    Mir dagegen ist es viel wichtiger dass kein Plastik mehr in den Ozean gelangt als dass ich mir eine reine und schöne Seele durch korrektes Verhalten erwerben will. Wenn man aber will, dass kein Plastik mehr in den Ozean gelangt, dann muss man den paar wenigen Schwellenländern (wie China, Vietnam, den Philipinen) dabei helfen ein Abfallmanagementsystem aufzubauen. Warum soll Deutschland immer nur Waffen an Schwellenländer liefern, warum kann es nicht einmal auch bei einer sinnvollen Aufgabe, die der ganzen Erde dient, helfen?

  10. Tja, Herr “Holzherr”, hierzu :

    Wenn man aber will, dass kein Plastik mehr in den Ozean gelangt, dann muss man den paar wenigen Schwellenländern (wie China, Vietnam, den Philip[p]inen) dabei helfen ein Abfallmanagementsystem aufzubauen.

    Wenn man will, was man selbst will, aber die anderen, sog. Schwellenländer sind gemeint, nicht wollen, wird oft auf verlorenem Posten dagestanden.

    Kann zwar idealisieren, seinen eigenen moralischen Maßgaben folgend, aber global wird sich so womöglich keinen Millimeter weiterbewegt – und so wenige sog, Schwellenländer sind es womöglich gar nicht und zudem muss der Steuerzahler zahlen, nicht die hehre Idee.

    Wobei der Schreiber dieser Zeilen jetzt weniger ‘Deutschland’ im Auge hatte, das er zwar kennt, dem er abär nicht zugehört. – Haben Sie sich mal überlegt, Herr “Holzherr”, wie die Einkommenslage bereits in Nachbarländern der BRD ist?
    Und warum denen nicht d-seitig noch mehr geholfen werden könnte, wenn schon die “Spendierbuchse” an ist?

    Entwicklungshilfe sollte, wie viele meinen, darin bestehen Märkte zu öffnen, allgemein zivilisatorisch zu helfen zu suchen, nicht Container-Schiff-Ladungen abzuwehren, nicht egozentrisch, in diesem Fall womöglich : germanozentrisch + gefühlig zu werden.


    Das ‘Abfallmanagement’ besteht in einigen Ländern darin etwas wegzuwerfen, viel mehr sophisticated ist es nicht.
    Auch Waffenlieferungen an sog. Schwellenländer müssen nicht grundsätzlich verkehrt sein, oder haben Lieferanten-Länder hier, andere Länder meinend, bestimmte Aufsichtspflichten?
    Wie wäre dies mandatiert?`

    MFG + schöne Mittwoche noch!
    Dr. Webbaer (der einzuräumen hat i.p. ‘Plastik’ sozusagen zu wenig sensibilisiert zu sein, zur Not auch diesbezüglich was mitessen würde)

  11. Moral um sich selbst mehr zu lieben versus Moral um die Welt besser zu machen
    Zitat Dr. Webbaer: Das ‘Abfallmanagement’ besteht in einigen Ländern darin etwas wegzuwerfen, viel mehr sophisticated ist es nicht.
    Auch Waffenlieferungen an sog. Schwellenländer müssen nicht grundsätzlich verkehrt sein, oder haben Lieferanten-Länder hier, andere Länder meinend, bestimmte Aufsichtspflichten?
    Wie wäre dies mandatiert?`

    Hier würde es mich sehr interessieren, ob auch Susanne Päch so denkt, ob sie also denkt, das Abfallproblem sei das Problem jedes einzelnen Landes und das Waffenproblem ebenfalls. Jeder tut was ihm nützt – und wenn es der deutschen Seele nützt, Plastik zu rezyklieren, dann tut es die Deutsche und der Deutsche auch dann, wenn es der Welt gar nichts nützt. Weil man aber nicht nur der eigenen Seele dienen kann, verkauft man auch Waffen an Saudiarabien oder wer immer es sich leisten kann.

  12. Der hier dankenswerterweise zur Verfügung gestellte Text meint wohl das in der BRD bekannte Sich-An-Die-Eigene-Nase fassen, vergleiche auch mit bspw. :

    Kann man die Dinge nicht länger verwenden und in diesem Sinn nachhaltiger nutzen? Das ist derzeit gegen das derzeitige wirtschaftliche Handeln, aber das kann man hinterfragen. Macht es uns glücklicher? Ich würde sagen nein. Man muss runter, sonst kann das nicht funktionieren. [Artikeltext]

    Dr. Webbaer kennt Derartiges, das er egozentrischen Ökologismus nennt, seit ca. fünf Jahrzehnten, sog. autonome Gruppen meinend, die dann irgendwann mit sogenannter alternativer / autonomer Lebensweise auch in den bundesdeutschen Mainstream gerieten, Peter Lustig wohnte beispielsweise (offziell sozusagen) in einem Bauwagen und Der Bastian (1973?) hat den Minimalismus sozusagen in bundesdeutsche Wohnzimmer getragen, Dr. W erinnert sich noch dünn, dass es in einer Folge um den Umgang mit Fäkalien ging, der sozusagen bestmöglich und zwar regenerativ erfolgen, keinesfalls im Gulli enden sollte.


    ‘Wirtschaftliches Handeln’, die Ökonomie handelt amoralisch (vs. unmoralisch), wird im Laufe der Zeit diejenigen zivilisatorisch zurückfallen lassen, die dies anders sehen.


    Es ist nicht möglich die Vermeidung von Plastik-Müll global durchzusetzen – und wäre dies möglich, wäre es nicht wünschenswert, denn diese Welt, nun, die Erde ist durch Kompetitivität gekennzeichnet, Stagnation würde Verfall bedeuten und dann auch Unsicherheit im Inneren wie im Äußeren.
    Es gibt Probleme, die mit zeitgenössichen Mitteln nicht gelöst werden können.

    MFG
    Dr. Webbaer (der Frau Susanne Päch natürlich nicht vorgreifen wollte, Herr Holzherr, der gemeinten Dame auch für Exposé und Toleranz dankt)

  13. Liebe Leute, danke für eure heftigen Debatten. Jetzt noch einmal ein kleiner, letzter Kommentar von mir, ehe bald die nächsten Stories zum Thema kommen. Diese Geschichte hier ist zusammen mit dem Video eine Art Aufmacher, wo es mir darum ging, drei Botschaften zu platzieren:
    1. Wir werden das Problem mit Verboten (Strohhalm und Co), Recycling oder auch Mülltrennung im Haushalt allein nicht lösen können. Damit verschließen wir die Augen vor der Wirklichkeit, betten uns darauf so bequem – und exportieren derweil den Müll einfach über die Landesgrenzen hinaus in Länder, wo er dann ins Meer geschmissen wird. Super Modell!
    2. Mein weiteres Plädoyer: Wir müssen uns mit dem Problem – sowohl hinsichtlich regionaler wie auch hinsichtlich materialer Fragen – viel detaillierter auseinandersetzen, denn das Thema können wir nicht mit einfachen Schlagworten lösen. Alles ist komplex und die Plastiktüte nicht so schlecht wie ihr Ruf. Und Bunge sagt im Video: Wenn jeder im Jahr auf 1 Steak verzichten würde, hätte er den gleichen Effekt im Bezug auf die Änderung seines ökologischen Fußabdrucks wie wenn er Müll mit dem Gelben Sack trennt. Und die Plastiktüte im Supermarkt hat übrigens einen besseren Fußabdruck als die Papiertüte, die dort neuerdings auch hängt. Unbequeme Tatsachen.
    Last, but not least, 3.: Es ist immer gut, sein Handeln, seine Verhaltensweisen und seinen Lebensstil hinsichtlich der Konsequenzen auf die Sozietät zu hinterfragen. Das kann man auch vernünftig nennen, ethisch ist natürlich ein großes Wort, aber zeigt ja offenbar Wirkung. Im übrigen ist das der Tenor aller Forscher, mit denen ich in etlichen Recherchen über die Jahre gesprochen habe. Drei davon habe ich ja hier mit vielen O-Tönen in der Sendung, die trotz erheblich divergierender Meinungen und Schwerpunkte im Detail unisono einen etwas selbstkritischeren Umgang jedes Einzelnen bei dieser Frage befürworten. Und das heißt noch lange nicht, dass man zu einem Jute-tragenden Körnerfresser werden muss.
    Und übrigens: auch ohne Verbote können wir auf den Einwegbecher verzichten, den Leinenbeutel im Supermarkt verwenden und und und … Niemand hindert uns daran. Insofern plädiere ich weiterhin vor allem für den mündigen Bürger, der Vernunft walten lässt und möglichst nicht über Verbote reguliert werden muss. Ich war letzte Woche auf einem Fachforum über Mobilität der Zukunft, da saß ein Chinese mit drauf, der mal kurz zum Thema Rating befragt wurde, waren interessante Aussagen. Aber das ist eine andere Geschichte.

  14. .. und noch ergänzend, um Missverständnissen vorzubeugen: Die Regulierung der Industrie ist für mich gesetzt und bedarf keiner weiteren Debatte.

  15. Herrn Holzherr: Ich verkenne das Problem mangelnder Abfallwirtschaft in Schwellenländern durchaus nicht – es wird in der nächsten Doppelfolge auch breiter thematisiert -, sonder ich sage: wir sollten nicht nur auf andere zeigen. Die Frage von Ihnen habe ich nicht verstanden: Mehr Recycling löst das Problem des fehlenden Abfallmanagements in Asien und grundsätzlich auch das globale Ablfallproblem nicht (siehe nächste Doppelsendung Plastik ist nicht gleich Plastik), das schließt aber auch nicht aus, dass wir hier trotzdem mehr Recyceln. Es bedeutet aber auch nicht, dass wir mal den Finger an die eigene Nase halten und uns in unserem Konsumverhalten mal hinterfragen. Bloß keine Eindimensionalität mit entweder-oder in der Betrachtung … und Waffenlieferungen gern mehr kontrolliert. Leider habe ich den Kontext dazu nicht wirklich verstanden….

  16. Vielen Dank für Ihre (erneute) Reaktion, werte Frau Susanne Päch, Dr. W verfasst gerne experimentelle Kommentare, Sie wissen dies womöglich.
    MFG + weiterhin viel Erfolg!
    Dr. Webbaer (der in diesem Leben abär nie mehr Ökologist werden wird, nicht einmal ansatzweise – und der leider übersehen haben, dass Sie ein audiovisuelles Dokument bereit gestellt haben (Opi W sah erst einmal nur ein Foto), was nun abär nachgeholt wird, sr!, die Länge von ca. 20 Minuten ist OK, es wird gerne hineingeschaut)

  17. PS und nun das dankenswerterweise zV gestellte audiovisuelle bis zu seinem Ende zK genommen (oder angeschaut) :
    Sehr nett, sehr luzid, werte Frau Dr. Susanne Päch, vielen Dank, vier etwas kritische aber nur ergänzende Einschätzungen im Abgang noch : 1.) “Wir leben nicht ‘auf Pump’ und 2.) Der Schnitt des Vids war nicht immer optimal und 3.) Die Dokumentation hatte eine gewisse Tiefe und Ausgewogenheit, wie Dr. W findet, es wird hier “nie so” schlicht beiklatschend angemerkt, vielen Dank! und 4.) das ‘Plastiksackerl’, wie es bei Euch wohl heißt, anderswo auch ‘Plastiktüte’ oder ‘Plastiktragetasche’ genannt, muss nicht verboten werden.

  18. Dr. W: o je, das tut weh! Ist noch nicht aufgefallen, dass meine Kommentare zwangsläufig, also wirklich “immer”, mit einem Video verbunden sind? Allerdings: Sie sind in guter Gesellschaft, die meisten meiner “Leser” lesen “nur”, aber “schauen” nicht – c’est la vie!

    Dank auch für die ex post nette Einschätzung multimedialer Umsetzung mit Kritik, wobei ich die Sache mit der Plastiktüte – wegen unbekannter Gründe – nicht richtig verstanden habe. Aber mehr Plastiksackerl kommt jedenfalls in Kürze für weitere gleichermaßen elaborierte wie experimentelle Ausführungen.

  19. Leider nicht – ‘dass meine Kommentare zwangsläufig, also wirklich “immer”, mit einem Video verbunden sind?’ – Dr. W inkulpiert sich hier gerne und wird nicht weiterhin stören,
    MFG + weiterhin viel Erfolg!
    Wb

  20. Zum Problem der Schwellenländer ein Beispiel: Wenn wir hier darüber sprechen, dass EU und USA zusammen nur ca. 5% des Plastikmülls verursachen, muss man aber auch noch Folgendes berücksichtigen:
    In vielen Schwellenländern ist es keine Entscheidung des persönlichen “Komforts”, ob man Wasser aus (Plastik-)Flaschen trinkt, sondern eine Entscheidung, die über gesund oder Krank, lebend oder tot entscheiden kann, weil in vielen Ländern die öffentliche Wasserversorgung eben längst nicht das Niveau hat, das wir hier gewöhnt sind.

    Darüber hinaus sehe ich die industrialisierte Welt schon noch in einer größeren Verantwortung, als nur für die 5% Plastik, die wir selbst verbrauchen: Der weltweite Wassermarkt wird kontrolliert von nur wenigen, meist westlichen Unternehmen. Da also die Fa. Coca Cola meines Wissens in den 1970ern entschieden hat, Plastikflaschen zu forcieren und Mehrweg-Glasflaschen zurückzudrängen, dann hat derjenige, der aus Gesundheitsgründen auf Flaschenwasser angewiesen ist, keine andere Wahl, als Plastikflaschen zu kaufen. Insofern haben die westlichen Konzerne schon noch eine wesentlich größere Verantwortung, als uns die 5% suggerieren wollen

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