Produktivität im Kindergarten

BLOG: Hochbegabung

Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
Hochbegabung

Bedingt fällt dieser Beitrag in die reine Hochbegabungsthematik, aber für den Umgang im Sinne von Konzepten in der Begabten- und Begabungspädagogik findet sich sicherlich ein Zugang. Versetzen Sie sich bitte in die Lage einer Kindergartenmutter, deren Kindes Nachbarsgruppe jeden Tag enorme Mengen von „Produkten“ mit nach Hause bringt. Ihr eigenes Kind aber nicht.

Was ist denn da passiert? Neben der Tatsache, dass Sie sich im Vergleich mit Ihrer Schwester, deren Kinder über prall gefüllte Kindergarten-Mappen verfügt, schämen werden, ist es durchaus menschlich, nach dem Geschehen im Kindergarten zu fragen. Was machen die da eigentlich – außer Kaffeetrinken?

Nun mal im Ernst: Produktion ist nicht Konstruktion. Dass Kinder Mal- und Bastelarbeiten mit nach Hause bringen, heißt nicht, dass sie wirklich tiefgehend lernen. Sicherlich üben sie das Entwickeln von Fertigkeiten, die speziell im graphomotorischen Bereich auch der Schulvorbereitung dienen, doch letztlich lernen sie in vorgegebener und somit eingeengter Struktur. Bei Hochbegabten herrscht auch in der Elementarpädagogik der Anspruch vor, über Kurse oder spezielle Programme wie Experimentieren das Kind „zu entfalten“, doch sind auch diese Wege im pädagogischen Sinne eher eng. Selbstverständlich sollten sie stattfinden, damit Hochbegabte in diesen besonderen Lernsituationen Anreize finden und sich dann im Vergleich zum Regelbetrieb tatsächlich entwickeln. Komplexe Lernsituationen zu gestalten, in denen Hochbegabte gefordert werden, sachliche mit sozialen Bezügen zu verbinden, ist derzeit der plausible Trend der Pädagogik. Und für diesen integrativen Weg der Hochbegabtenförderung möchte ich hier plädieren.

In der Beratungspraxis ist selbstverständlich bekannt, dass gerade bei Hochbegabten, die sozial vereinsamt bzw. nicht integriert sind, dass solche Separationswege wie Kurse oder Spezialschulen sehr stabilisierend wirken können. Sie lernen, dass es „ähnliche Typen“ gibt, mit denen sie besser klar kommen können. Doch auch hier ist der entscheidende Punkt der soziale Bezug, und nicht übergeordnet der fachliche Anreiz.

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Veröffentlicht von

Götz Müller ist Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Leiter des Instituts für Kognitive Verhaltenstherapie (IKVT). Er arbeitet beratend und diagnostisch mit Familien hoch begabter Kinder und Jugendlicher. In der psychotherapeutischen Arbeit beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit dem Underachievement bei Hochbegabten, hier insbesondere bei Jugendlichen.

6 Kommentare

  1. Hochbegabung

    Was tun, wenn die Schule (Klassenlehrerin und Schulleitung) sich gegen alles stellt, was dem Kind förderlich wäre. (2. Klasse, Mädchen) Mit 5 3/4 Jahren eingeschult, keine Hilfestellung durch Lehrerin trotz zig zig zig Gesprächen. Klasse überspringen wird ebenfalls kategotisch abgelehnt. Kind ist getestet und Hochbegabung bestätigt.

  2. @ Frau Kellner

    Da anscheinend pädagogische Fragen nicht besprochen bzw. nicht mit Ihnen besprochen werden, hilft letztlich nur der Weg zu Dritten. Dies könnten die Kollegin/ der Kollege sein, die die Diagnostik gemacht haben, und die sich nun mündlich oder schriftlich an die Schule wenden müssten; weiter der Schulpsychologische Dienst, der an sich für solche Fragestellungen notwendig ist; und zuguterletzt – je nach dem, in welchem Bundesland Sie leben, auch alternative Schulen.

  3. @ Keller

    Als ehemalige Lehrerin habe ich noch folgenden Tipp:
    Es gibt bei den zuständigen übergeordneten Schulbehörden bestimmte Personen, welche für “Behinderungen” zuständig sind. Ja, Sie lesen hier richtig. Behinderungen fallen unter schulische Sonderbestimmungen …..und Hochbegabung ist eine Abweichung der Normalität, eine “Behinderung” im positiven Sinne, weshalb auch hier diese Abteilung der richtige Ansprechpartner sein dürfte. (Dies ist zumindest in NRW so).
    Ich empfehle Ihnen folgende Schritte:
    1. Die Diagnostik an die Schule schicken und per Brief zu einer Stellungnahme auffordern, wie die Schule gemäß den schulrechtlichen Bestimmungen das Kind fördern möchte. Setzen Sie dazu eine Frist.
    Die Antwort der Schule ist eine Form von “Verwaltungsakt”, gegen welchen man dann bei der übergeordneten Behörde “Widerspruch” einlegen kann.
    Aus meiner Erfahrung sind in manchen Bundesländern schulrechtliche Bestimmungen bei Lehrern und Schulleitern weitgehend unbekannt….. ;-(

    2. Sollte keine Antwort kommen oder die Mitteilung man könne das Kind nicht fördern, schicken Sie eine Beschwerde an das zuständige Schulamt unter Beilegung des bisherigen Schriftverkehrs.

    Wenden Sie sich mit einer allgemeinen Anfrage ruhig auch an das für Ihr Bundesland zuständige Schulministerium und fragen Sie an, welche Förderungen ihr Bundesland für nachgewiesen hochbegabte Kinder anbietet…..bin gespannt, was in Ihrem Fall passiert…

  4. @ Frau Keller

    Erstaunlich das mit Hochbegabung in unserer leistungsorientierten Gesellschaft viele Lehrer nicht klarkommen. Ich glaube nicht das die “Probleme” mit der Zeit weniger werden. Alternativen, wie z.B. eine Montessori Schule (ist Jahrgangsübergreifend)
    sind durchaus eine Überlegung wert. Als erste Anlaufstelle wäre die “Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V.” zu empfehlen.
    Viel Erfolg!

  5. @Frau Keller

    Hochbegabt getestet heißt in der deutschen Gesellschaft einfach nur ein IQ von über 120. Aber das haben meiner Meinung nach sehr viele. Ich würde fast sagen fast alle, die in der Grundschule in fast allen Fächern sehr gut sind, nur die wenigsten Eltern kommen darauf, diese Kinder auf Hochbegabung zu testen. Natürlich gibt es auch die sogenannten Underachiever, vielleicht gehört ihr Kind auch dort dazu. Eine Klasse zu überspringen bringt bei wirklich Hochbegabten auch oft nur wenig, da es auch dort dann schnell langweilig wird. Aber mittlerweile gibt es fast überall sogenannte Hochbegabtenzüge an Gymnasien, vielleicht wäre das auch etwas sinnvolles.

  6. Hochbegabung im Elementarbereich

    Das ist ja alles wunderschön und wunderbar! Aber was ist, wenn in den Kindergärten Recht auf Bildung von Buchungszeit anhängig ist???? Es ist leider Alltag. Wir dürfen es auch gerade erfahren was das bedeutet ein Hoch intelligenten und Hochbegabten Kind zu haben. Wir kämpfen gerade, dass unsere Kind eine (überhaupt mal)Förderung, eine angemessene Förderung bekommt, was auch in der Kita machbar wäre. Aber das hieße Arbeiten zu müssen!Graue Gehirnzellen ankurbeln müssen-für die Erzieherinnen.!!! Armes Deutschland! Wieso wird so ein Geschenk weggeworfen??? Da muss sich noch einiges tun in der Bildungspolitik!!! Und bis dahin müssen Eltern das Bildungsförderung-und forderung ihren Kinder übernehmen. Es ist nur noch traurig.

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