Nachlese zum 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie: Thema Hochbegabung

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Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
Hochbegabung

Es ist nun schon ein paar Tage her seit dem 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, der vom 18.–22.9. in Leipzig stattfand – hier war mit Umzug und neuem Job an der TU Dortmund allerdings einiges los, sodass ich erst jetzt zum Schreiben komme 😉 Da sich die geschätzte Leserschaft ja vor allem für das Thema Hochbegabung und Intelligenz interessiert, folgt nun eine kleine Nachlese.

Insgesamt gab es bei dieser Konferenz sagenhafte 2800 Einzelbeiträge – das heißt in der Regel Vorträge und Poster. Beiträge werden meist thematisch zusammengefasst – entweder vom Organisationskomitee oder von den einreichenden Personen selbst. Im zweiten Fall überlegen die Organisatoren und Organisatorinnen anhand der eingereichten Kurzzusammenfassungen (“Abstracts”), welche Beiträge gut zusammenpassen. Im zweiten Fall nennt man das Ganze ein Symposium bzw. eine Arbeitsgruppe. Will man ein solches organisieren, überlegt man sich, welches Thema interessant wäre und wer dazu möglicherweise etwas Kluges sagen könnte. Wenn alles gut läuft, sagen diese Personen dann auch zu. Häufig wird neben den Personen, die ihre Forschungsergebnisse präsentieren, auch noch ein Diskutant bzw. eine Diskutantin eingeladen, der die Forschungsergebnisse in der Gesamtschau bespricht und oft auch gute Ideen hat, wie man Befunde alternativ interpretieren kann bzw. welche methodischen Zugänge sich sonst noch anböten.

Bei einem solchen Symposium, organisiert von den Kollegen Bergold und Wirthwein, war ich als Referentin dazugeladen worden – hierbei ging es um die psychosoziale Entwicklung Hochbegabter, und diese Gruppe bündelte gleich schon vier Vorträge zum Thema Hochbegabung. Von insgesamt … [jetzt kommen Sie: Was glauben Sie? Ich spanne Sie mal nicht weiter auf die Folter] genau sechs. (Zur Erinnerung: Es waren 2800 Beiträge!) Etwas besser sieht es beim Thema Intelligenz aus. Hier gab es immerhin 42 Vorträge und Poster, darunter natürlich viele Methodenfragen, aber immerhin. Insgesamt gab es vier Arbeitsgruppen, die sich mit dem Thema befassten; in diesen waren 20 der 42 Beiträge gebündelt. Emotionale Intelligenz war übrigens noch schwächer vertreten als die Hochbegabung: Hier zählte ich genau zwei Beiträge (die nicht in die Zählung zu “Intelligenz” eingingen).

Fazit: Der Themenbereich Hochbegabung und Intelligenz machte lediglich 1,7 % der Beiträge dieser Tagung aus. Da geht noch was, würde ich sagen! 🙂

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Dr. rer. nat. Tanja Gabriele Baudson ist Diplom-Psychologin und Literaturwissenschaftlerin. Seit Oktober 2017 vertritt sie die Professur für Entwicklungspsychologie an der Universität Luxemburg und ist als freie Wissenschaftlerin mit dem Institute for Globally Distributed Open Research and Education (IGDORE) assoziiert. Ihre Forschung befasst sich mit der Identifikation von Begabung und der Frage, warum das gar nicht so einfach ist. Vorurteile gegenüber Hochbegabten spielen hierbei eine besondere Rolle - nicht zuletzt deshalb, weil sie sich auf das Selbstbild Hochbegabter auswirken. Zu diesen Themen hat sie eine Reihe von Studien in internationalen Fachzeitschriften publiziert. Sie ist außerdem Entwicklerin zweier Intelligenztests. Als Initiatorin und Koordinatorin der deutschen „Marches for Science“ wurde sie vom Deutschen Hochschulverband als Hochschullehrerin des Jahres ausgezeichnet. Im April 2016 erhielt sie außerdem den SciLogs-Preis "Wissenschaftsblog des Jahres".

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