Münstersche Empfehlungen zur Begabtenförderung

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Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
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Einige Leserinnen und Leser dieses Blogs waren ja vielleicht sogar persönlich anwesend: Letzte Woche richtete das Internationale Centrum für Begabtenforschung den 5. Münstersche Bildungskongress aus – vier Tage voll interessanter Vorträge aus Forschung und Praxis und Gespräche mit vielen Menschen, die alle das Interesse an der Begabungsforschung und Begabtenförderung nach Münster gebracht hatte. Zum Abschluss der Veranstaltung übergaben das ICBF und die Karg-Stiftung die “Münsterschen Empfehlungen zur Förderung besonders begabter und leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler an den Vorsitzenden der KMK-Kommission “Qualitätssicherung in Schulen”.

Am 11. Juni hatte die Kultusministerkonferenz eine “Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler” beschlossen (hier im Original nachzulesen). Wenngleich der erste Blick auf den Titel suggeriert, die Strategie bezöge sich nur auf die Leistungsstarken, nicht jedoch auf diejenigen mit “nur” hohem Potenzial, so täuscht dies:

Diese Zielgruppe umfasst Schülerinnen und Schüler, die bereits sehr gute beobachtbare Leistungen erbringen, ebenso wie Schülerinnen und Schüler, deren Potenziale es zu erkennen und durch gezielte Anregung und Förderung zu entfalten gilt.

Im Zuge der Individualisierung des Unterrichts gemäß dem, was das einzelne Kind braucht, ist hohe Begabung eine von vielen Besonderheiten, die Lehrkräfte berücksichtigen müssen. Die Strategie thematisiert zahlreiche Möglichkeiten der Begabungsidentifikation und -förderung; die Münsterschen Empfehlungen konkretisieren, wie die Umsetzung aussehen könnte. Hierbei ist es zentral, ein begabungsfreundliches Klima zu schaffen – und “begabungsfreundlich” schließt das gesamte Spektrum von Begabungen in ihrer ganzen Vielfalt, die das echte Leben so mit sich bringt, mit ein.

Wer die Münsterschen Empfehlungen im Einzelnen nachlesen mag, findet diese hier verlinkt. Was denken Sie über die KMK-Strategie und die Empfehlungen?


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Dr. rer. nat. Tanja Gabriele Baudson ist Diplom-Psychologin und Literaturwissenschaftlerin. Seit Oktober 2017 vertritt sie die Professur für Entwicklungspsychologie an der Universität Luxemburg und ist als freie Wissenschaftlerin mit dem Institute for Globally Distributed Open Research and Education (IGDORE) assoziiert. Ihre Forschung befasst sich mit der Identifikation von Begabung und der Frage, warum das gar nicht so einfach ist. Vorurteile gegenüber Hochbegabten spielen hierbei eine besondere Rolle - nicht zuletzt deshalb, weil sie sich auf das Selbstbild Hochbegabter auswirken. Zu diesen Themen hat sie eine Reihe von Studien in internationalen Fachzeitschriften publiziert. Sie ist außerdem Entwicklerin zweier Intelligenztests. Als Initiatorin und Koordinatorin der deutschen „Marches for Science“ wurde sie vom Deutschen Hochschulverband als Hochschullehrerin des Jahres ausgezeichnet. Im April 2016 erhielt sie außerdem den SciLogs-Preis "Wissenschaftsblog des Jahres".

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