Adventskalender: Das erste Türchen
BLOG: Hochbegabung

Es wird Weihnachten – die Lebkuchenberge in den Supermärkten lassen keinen Zweifel zu. Deshalb gibt es hier den Adventskalender der besonderen Art: ganz ohne Schokolade, aber dafür mit Nahrung für den Geist! Von heute bis Heiligabend gibt es jeden Tag ein Zitat zu Begabung – mal lustig, mal kontrovers, aber doch immer mit einem Körnchen Wahrheit. Ich möchte Sie damit zum Nachdenken anregen – und natürlich auch zur Diskussion einladen!
Das erste Türchen öffnet sich … (knarz …)
When I was four years old they tried to test my IQ, they showed me this picture of three oranges and a pear. They asked me which one is different and does not belong, they taught me different was wrong.” (Ani Difranco)
(Übersetzung: Als ich vier Jahre alt wahr, versuchte man, meinen IQ zu testen. Sie zeigten mir so ein Bild mit drei Orangen und einer Birne. Sie fragten mich, welches anders sei und nicht dazugehöre; sie brachten mir bei, dass anders sein falsch sei.)
Was mir an dem Zitat so gefällt, ist, dass es die Paradoxie des Begabtseins so schön auf den Punkt bringt. Das Gefühl, aufgrund seiner kognitiven Fähigkeiten anders zu sein, und die damit einher gehenden sozialen Folgen sind oft der Anlass dafür, sich überhaupt einer Intelligenzdiagnostik zu unterziehen; und selbst da muss man noch die Erfahrung machen, dass Anderssein nicht erwünscht ist …
Anderssein ist nie erwünscht (ausser …
man gehört (trotzdem) dazu. Jedes Anderssein kann einem von einer Gruppe von Menschen trennen, denn Gruppen bilden sich meist über Abgrenzungen und diese können recht willkürlich sein. Wer sein Anderssein hintanstellt beweist gerade, dass er etwas für die Gruppenzusammengehörigkeit zu opfern bereits ist. Doch dieses Hintanstellen der Andersartigkeit kann auch recht einsam machen.
Take it easy
Ein Albino oder Ein Schwarzer können in einem feindlichen Umfeld nicht aus ihrer Haut.
Es kann aber doch nicht so schwer sein sich bei Bedarf dumm zu stellen? Ich bin mir ganz sicher dass man das lernen kann. Lamentieren nützt jedenfalls nichts.
Intelligenzdiagnostik
Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein tatsächlich außerordentlich intelligenter Mensch es sich gefallen ließe, sich einer solchen “Diagnostik” (von vermutlich weniger intelligenten Menschen als der Proband selbst erdacht) “zu unterziehen”. Eher wahrscheinlich, daß Eltern, aus welchen Gründen auch immer, ihr Kind diesem zweifelhaften Verfahren unterziehen.
Begabtsein ist keine Paradoxie. Das Paradoxon entsteht erst durch das eitle Bemühen der Mediocren, Intelligenz dort zu sehen, wo die ihre längst nicht mehr hinreicht.