Diskussionen – Diskussionen überall
BLOG: Heidelberg Laureate Forum

Der zweite Tag des Forums nähert sich dem Ende. Ich muss sagen, meine Begeisterung für dieses Event steigt kontinuierlich. Neben einer großartigen Organisation von Seiten der HLF Stiftung, sind es vor allem die kleinen Dinge, die faszinieren. Nicht, dass man mich falsch versteht – natürlich sind die Laureaten und die Young Researcher die wichtigsten Komponenten dieser Veranstaltung, aber viele von ihnen kann man auch auf anderen großen Konferenzen oder Workshops treffen. Und genau das ist der Punkt: auf anderen GROßEN Veranstaltungen.
Hier auf dem HLF ist zunächst mal alles etwas kleiner. Das hat den Effekt, dass man „ganz nah“ an den Laureaten dran ist, während der Pausen ungezwungen mit ihnen ins Gespräch kommen kann, und sogar beim Mittagessen in der Mensa neben ihnen sitzen kann.
Ja, mittags gehen wir in die Mensa. Nun wurde die Heidelberger Mensa zwar als beste Mensa Deutschlands ausgezeichnet, aber trotzdem schien die Idee zunächst zumindest ungewöhnlich. Das Konzept ging aber auf: überall bildeten sich kleine Gruppen von Laureaten und Nachwuchswissenschaftlern und diskutierten angeregt. Dazu ist zu sagen, dass die Laureaten nebst ihrer Begleitung auch eine eigene „Laureaten Lounge“ als Rückzugsmöglichkeit haben, wo sie auch essen könnten. Wenn man das fortgeschrittene Alter einiger der Damen und Herren bedenkt, sicherlich eine gute Idee.
Ein weiterer höchst interessanter Effekt dieser Atmosphäre ist, dass zu jeder Gelegenheit Diskussionen geführt werden – durchaus auch kontrovers. Beispielsweise merkte Fred Brooks nach einer Präsentation von Dabbala Reddy über die Erfinder des Computers an, dass Howard Aiken eigentlich auch zu den Erfindern des Computers gezählt werden sollte, weil er – Aiken – auch einen Prototypen besaß, der programmierbar war. Reddy hatte während seines Vortrags behauptet, dass Aiken nicht zu den wahren Pionieren gehören würde, weil seine Maschine damals eben nicht programmiert werden konnte.
So geht das eigentlich den ganzen Tag – und es ist wunderbar! Auch in den Pausen hört es nicht auf. So hatte ich zwischendurch die Gelegenheit, Juris Hartmanis und Richard Stearns zu ihrer Meinung nach dem „next big thing“ zu fragen (Beitrag folgt). Nach längerer Diskussion holten sie den gerade vorbeilaufenden Silvio Micali ins Gespräch. Das Gespräch entwickelte sich so lebhaft, dass es erst vom Beginn des nächsten Vortrages unterbrochen wurde.
Bei all dem lernt man vor allem zweierlei. Erstens: man kann mit den großartigsten Denkern unserer Zeit ganz normale Gespräche führen. Und zweitens: Edward Feigenbaum hatte absolut recht, als er gestern auf einer Panel-Diskussion sagte: „Einige Dinge kann man einfach nicht aus Büchern lernen. Gehen sie immer zu den besten Leuten die sie finden können, und lernen sie von diesen.“
Tim Conrad schrieb (24 September 2013):
> Edward Feigenbaum hatte absolut recht, als er […] sagte:
> „[…] Gehen [S]ie immer zu den besten Leuten die [S]ie finden können, und lernen [S]ie von diesen.“
Daher die Feigenbaum-Peter-Valuierung:
Fähigkeiten werden insofern erstrebt, als sie ihren Besitzern erlauben, denjenigen auszuweichen, die sie erstreben.
Wie genau ist das umgrenzt, das mit den Großartigsten?
MFG
Dr. W
@Dr. Webbaer: stimmt – das haette ich etwas anders formulieren sollen. Gemeint ist das im Sinne von: die Laureaten gehören zu einem Kreis von Leuten, die phantastische Dinge im Bereich der Mathematik bzw. Informatik vollbracht haben. Damit gehören sie für mich (und sicherlich viele andere) zu den großartigsten Denkern unserer Zeit. Aber das ist eine subjektive Einschätzung, und jede/r hat dazu bestimmt sine/ihre eigene Meinung bzw. Definition.