„You had me at hello“ – der erste Eindruck zählt
Oft reichen schon wenige Silben oder nur ein kurzer Blick, bis wir unser Hirn schon einen ersten Eindruck zu unserem Gegenüber generiert hat. Nicht umsonst heißt es „Der erste Eindruck zählt“, ob wir privat die neue Partnerin der besten Freundin kennenlernen oder uns für ein Vorstellungsgespräch für den Traumjob schick machen. Zwar ist es eine ganz andere Frage, inwieweit dieser erste Eindruck letztlich zutrifft – fließen doch viele Vorurteile und voreilige Schlüsse mit ein – so ist er doch ein beeindruckendes und ebenso bedeutendes Unterfangen unseres Gehirns. In Sekundenbruchteilen werden unzählige Informationen nicht nur wahrgenommen und verarbeitet, sondern auch zu einer ersten Bewertung des Gegenübers und der zugehörigen Situation zusammengefügt, was uns Anhaltspunkte für unser weiteres Handeln in der sozialen Interaktion gibt. Dazu gehören etwa Informationen zu Gesicht, Mimik, Stimme und anderen äußerlichen Faktoren, die den berüchtigten ersten Eindruck generieren.
Die enorme Geschwindigkeit neuronaler Informationsverarbeitung besonders in solchen sozialen Situationen ist kein Zufall. Tatsächlich ist sie sogar von evolutionärer Notwendigkeit, da es seit jeher enorm wichtig in der Interaktion mit anderen schnellstmöglich das Gefahrenpotential einschätzen zu können und dementsprechend zu handeln. Gerade heutzutage kennen wir andererseits aber auch den Fall, dass der erste Eindruck sich als äußerst unzutreffend herausstellt. Umso wichtiger ist es zu wissen, wie dieser entsteht. Genau darum soll es im heutigen Beitrag gehen. Wir werden uns anschauen, wie wir anhand vom Äußeren und der Mimik einen ersten Eindruck formen, welche Einschätzungen wir schon nach einem einzigen „Hallo“ treffen, warum der erste Eindruck so relevant ist und wie wir ihn überprüfen und gegebenenfalls ändern können.
Ein Blick sagt mehr als tausend Worte
Nur 100 Millisekunden genügen bereits, um anhand eines Gesichts den ersten Eindruck einer Person zu formen – ein Eindruck, der erstaunlicherweise von vielen Menschen geteilt wird [16, 17]. Das Gesicht ist eines der ersten Dinge, die wir an einer Person bemerken und genauer betrachten. Wenn du mehr über die Wahrnehmung von Gesichtern erfahren möchtest, schau dir zum Beispiel diesen Beitrag an.
Doch durch Gesichter identifizieren wir nicht nur andere, vor allem lesen wir die Mimik und ziehen daraus Informationen über Stimmungslage, Intention, sogar Charakter. Dies gibt uns wichtige Aufschlüsse darüber, welches Sozialverhalten angebracht ist oder auch wie wir uns durch die soziale Interaktion navigieren können.
Fast 50 Muskeln sind an der Mimik beteiligt, einer nonverbalen Art der Kommunikation, die in großen Teilen kulturübergreifend verstanden wird [3]. Die Koordination dieser Bewegungen stellt eine hochkomplexe Aufgabe für unser Hirn dar, nicht allein aufgrund der feinmotorischen Steuerung, sondern auch, da mit dem motorischen Kortex verschiedenste andere Netzwerkbereiche unseres Hirns – vom Hören und Sehen über Emotionen und Interozeption, also die Wahrnehmung des eigenen Körpers, sowie höhere kognitive Prozesse – zusammenarbeiten müssen. All diese Informationen werden schließlich gebündelt in nonverbaler Kommunikation durch unsere Mimik nach außen getragen. Nur einen Teil dieser Bewegungen steuern wir bewusst, viele davon geschehen automatisch. Sogenannte Mikroexpressionen bezeichnen Gesichtsausdrücke, die in nur wenigen Sekundenbruchteilen stattfinden und – da unbewusst – kaum zu unterdrücken oder zu verfälschen sind. So werden durch Mikroexpressionen auch unterdrückte Komponenten der emotionalen Reaktion auf eine Situation ausgedrückt. Die Wahrnehmung von Mikroexpressionen kann sogar geübt werden [13, 14].
Schnelle Bewertung von Gesichtern auf zwei Dimensionen
Kenntnis über den emotionalen Zustand der Gesprächspartnerin ist wichtig für eine gelungene soziale Interaktion. Neben Informationen zu Emotionen des Gegenübers, treffen wir in den ersten Momenten aber vor allem grundlegende Einschätzungen über den Charakter der Person. Was ist das für ein Mensch vor mir? Kann ich ihm vertrauen? Wie muss ich mit diesem Menschen umgehen? Passen wir zusammen – ob professionell oder auf anderer Ebene sei dahin gestellt. Oosterhof und Todorov von der Princeton Universität (2008) konnten in diesem Zusammenhang zwei Dimensionen identifizieren, auf denen wir schnelle Bewertungen von Personen vornehmen: Valenz und Dominanz [10].
Valenz bedeutet in der Psychologie so viel wie Wertigkeit, die positiv oder negativ ausgeprägt sein kann. Der Begriff fällt vor allem im Zusammenhang mit Emotionen und beschreibt ein Verhältnis von abgeneigter oder zugeneigter Haltung gegenüber Situationen, Gegenständen oder eben Personen. Im Falle der Bewertung des ersten Eindrucks umfasst die Dimension Valenz dementsprechend Persönlichkeitseigenschaften wie Sympathie und Vertrauenswürdigkeit. Die zweite Dimension bildet die wahrgenommene Dominanz der Person ab, sprich wie viel Macht und Kontrolle strahlt eine Person aus.
Verschiedene Gesichtsmerkmale mit anderen Eigenschaften assoziiert
Oosterhof und Todorov ließen hierfür zuerst eine kleinere Gruppe die Fotos von Amateurschauspielerinnen und -schauspielern mit neutralem Gesichtsausdruck frei beschreiben. Anhand dieser Beschreibungen konnten sie verschiedene Merkmalskategorien festmachen, innerhalb welcher eine größere Gruppe von über 300 Teilnehmenden dann abermals die Fotos bewerten sollte. Hier zeigte sich zum einen bereits, dass die Teilnehmenden im Schnitt die selben Gesichter auf den Skalen Valenz und Dominanz ähnlich einordneten. Zum anderen wurden weiterhin noch computergestützte Modelle mithilfe dieser Daten berechnet, um analysieren zu können, welche Gesichtsmerkmale eher mit welcher Bewertung assoziiert wurden, indem beispielsweise gewisse Features künstlich übertrieben generiert wurden.
So schienen Gesichter, die generell einen fröhlicheren Ausdruck (im neutralen Zustand) zeigen, als vertrauenswürdiger bewertet zu werden, als solche die einen grimmigeren oder wütenderen Blick aufweisen. Gerade die Vertrauenswürdigkeit scheint stark mit den wahrgenommenen Emotionen in Verbindung zu stehen, der emotionale Ausdruck signalisiere demnach nicht nur Emotionszustände, sondern halte auch zur Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit an. Ebenso wurden älter wirkende Gesichter als dominanter empfunden, während das klassische „Baby-Face“ weniger dominant erlebt wird.
Genaue Zusammenhänge weiterhin ungeklärt
Einschätzungen auf Grundlage der Gesichtswahrnehmung präsentieren sich über verschiedene Kulturen, Geschlechter und Individuen hinweg als relativ ähnlich [4]. In eben jenen Dimensionen zeigen sich jedoch auch Unterschiede in der Bewertung, was den Einfluss von erlerntem Sozialverhalten, Stereotypen und Vorurteilen stark unterstreicht. Allein durch evolutionäre Entwicklungen sind diese Muster nicht zu erklären, da diese solch äußere Einflüsse oftmals vernachlässigen. Gleichzeitig können äußere Einflüsse allein die unwahrscheinlich hohen Gemeinsamkeiten in Bewertungen des ersten Eindrucks allein noch nicht rechtfertigen [15].
Die genaueren Mechanismen bleiben also weiterhin eine offene Forschungsfrage und bedürfen wohl komplexerer Erklärungsversuche, zumal die Frage nach den Mechanismen, die der Gesichtswahrnehmung selbst zugrunde liegen, ebenfalls noch immer diskutiert wird (siehe Blogbeitrag „Face Blindness“). Wie genau die Bewertung des ersten Eindrucks ist, bleibt ebenfalls fraglich. Neueste Studien zur Einschätzung der Kooperationsfähigkeit anhand von Gesichtern zeigen Limitationen in diesem Zusammenhang auf, deuten aber auch auf Stärken und Schwächen hin: So können wir womöglich treffsicherer die Kooperationsfähigkeit von Personen einschätzen, die unserem eigenen Verhalten ähneln [8].
Schon in Jerry Maguire heißt es “You had me at hello”
Am Ende der dramatischen Liebesgeschichte in dem Film Jerry Maguire gesteht Jerry endlich seine Liebe und möchte ihr Herz für sich gewinnen [5]. Nach einer emotionalen Rede um Sehnsucht, Schmerz und Vermissen entgegnet sie nur „You had me at hello“ – du hattest mich schon beim „Hallo“. Manchmal braucht es nicht viele Worte und doch schaffen wir es sehr viel mehr als nur das Gesagte zu transportieren. Dies geschieht etwa durch Prosodie, der Sprachmelodie und Klangfarbe, durch welche ein großer Teil der Bedeutung des Gesagten vermittelt wird. Bringt mein Gegenüber gerade Kritik an? Ist es sauer? Fröhlich? Besorgt? Diese untertönigen Aspekte der Sprache spielen eine wichtige Rolle in funktionierender sozialer Interaktion. Sie helfen uns zu entscheiden, wie wir uns in der Interaktion mit unserem Gegenüber verhalten sollen.
Die Macht des “Hallo”
Um diese Einschätzung zu treffen, reicht uns schon ein einziges Wort. Teils sind es sogar einzelne Silben, auf Basis derer über verschiedene Personen hinweg, ähnliche Bewertungen über Persönlichkeitseigenschaften der gehörten Person festzustellen sind. In einer Studie der Universität Glasgow von McAleer und Kollegen wurde eben dies mithilfe nur eines einzigen Wortes untersucht: „Hallo“ [9]. Hierfür wurden 64 Stimmproben des Wortes aufgenommen, welche anschließend von 320 Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach bestimmten Kriterien beurteilt wurden. Jeder der Teilnehmenden wurde zufällig einer von zehn Bewertungsskalen zugewiesen: Aggressivität, Attraktivität, Kompetenz, Selbstsicherheit, Dominanz, Femininität, Sympathie, Maskulinität, Wärme und Vertrauenswürdigkeit.
Auf einer Skala von 1 bis 9 galt es dann anhand der Stimme einzuschätzen, wie sehr die Person der zugeteilten Eigenschaft entspricht. Dadurch dass pro Raterin nur eine Eigenschaft abgefragt wurde, sollte vermieden werden, dass der Effekt einer Persönlichkeitseigenschaft sich auf die nächste Bewertung auswirkt. Wenn ich gerade eine besonders sympathische Stimme gehört habe, nehme ich gegebenenfalls die Aggressivität der nächsten zu beurteilenden Person als weniger stark wahr, als ich es sonst bewertet hätte.
Das Wort „Hallo“ wurde in der Studie ausgewählt, weil es ein gebräuchliches Wort mit einer hohen sozialen Bedeutung ist. Auch Studien in anderen Sprachen nutzten schon entsprechende Wörter, um etwa Einschätzungen zur Attraktivität zu untersuchen.
Rückkehr der zwei Dimensionen in der Wahrnehmung von Stimmen
McAleers Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass schon kurze sprachliche Äußerungen genügen, um eine Einschätzung über eine Person zu treffen, die mit der Einschätzung anderer übereinstimmt. Das sagt natürlich noch nichts darüber aus, ob diese Einschätzung sich als zutreffend herausstellen mag. Jedoch zeigt es auf, welche Auswirkung der erste Eindruck in sozialen Gruppen haben kann. Die Studie konnte zwei Dimensionen ausmachen, die dieses „soziale Stimmenspektrum“ bestimmen – Valenz und Dominanz. Eben jene Dimensionen, die wir schon von Gesichtern kennen.
Schon kurze akustische Signale scheinen für uns ein Marker für das Vermuten bestimmter Persönlichkeitseigenschaften zu sein. McAleer und Kollegen stellten etwa einen Einfluss der Harmonic-to-Noise-Ratio (HNR) auf wahrgenommene Valenz und Dominanz fest. Die HNR beschreibt das Verhältnis harmonischer Klänge zu Rauschen in der Stimme, sprich wie melodisch und klar eine Stimme ist. Eine höhere HNR, also eine Stimme mit weniger Rauschen, wird oft als sympathischer, freundlicher beurteilt. Bei McAleer war das Gegenteil der Fall – Stimmen mit niedrigerem HNR, also mehr Rauschen, wurden als sympathischer, vertrauenswürdiger eingeschätzt. Dies könnte möglicherweise damit zusammenhängen, dass mehr Rauschen in der Stimme ein Alterszeichen sein kann. Und ältere Stimmen könnten wieder als vertrauenswürdiger wahrgenommen werden. Diese unterschiedlichen Ergebnisse zeichnen komplexere Zusammenhänge zwischen akustischen Stimmmerkmalen, Bewertung der Person und dem Kontext ab.
Die Daten zeichnen außerdem ein unterschiedliches Bild zur persönlichen Einschätzung der Attraktivität der gehörten Person. Männliche Stimmen wurden im Schnitt als attraktiver wahrgenommen, wenn sie stärker mit Dominanz verknüpft wurden, während weibliche Stimmen den Befragten attraktiver erschienen, wenn diese warm und vertrauenswürdig klangen. Es lässt sich vermuten, dass auch Geschlechterstereotype in dieser Wahrnehmung eine Rolle spielen.
Der erste Eindruck wird schnell durch Vorurteile verfälscht
Attraktivität stellte ohnehin eine besondere Variable dar, da sie auch beeinflussen kann, wie andere Eigenschaften bewertet werden. Personen, die als attraktiver wahrgenommen werden, werden häufig im gleichen Zuge als vertrauenswürdiger oder kompetenter eingeschätzt. Umgangssprachlich kennen viele dieses Phänomen als das „Pretty Privilege“ – das Privileg der Schönen. Erneut trüben Stereotype unsere Wahrnehmung.
Jüngste Forschungen von Nadine Lavan und Kollegen vermuten außerdem eine zeitliche Hierarchie in der Wahrnehmung bestimmter Eigenschaften auf Basis von Stimmen. Physiologische Eigenschaften wie Alter, Gesundheitszustand, Geschlecht scheinen als erstes verarbeitet zu werden. Dann erst folgen Persönlichkeitseigenschaften und soziale Faktoren wie Dominanz, Vertrauenswürdigkeit oder Professionalität. Die zuerst wahrgenommenen Eigenschaften könnten dann wiederum Einfluss darauf nehmen, wie die später wahrgenommenen Eigenschaften bewertet werden [7].
Warum der erste Eindruck so wichtig für uns ist
Nicht umsonst sind wir so effektiv darin, uns schnell einen ersten Eindruck unseres Gegenübers zu machen. Gerade evolutionär betrachtet ist es von großer Bedeutung, das Gefahrenpotential in einer sozialen Interaktion schnell erkennen zu können und entsprechende Handlungsmuster einzuleiten. Ebenso wichtig für die menschliche Entwicklung ist kooperatives Verhalten, wofür wir ebenfalls schnellstmöglich eine Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit und der Kooperationsfähigkeit der anderen Person(en) benötigen. Der Mensch funktioniert nun einmal am besten in der Gruppe, welche wiederum von funktionierender sozialer Interaktion lebt.
Warnzentrale des Gehirns
Ein Bereich des Hirns, der oft mit dem Generieren erster Eindrücke und sozialer Situationen in Verbindung gebracht wird, ist die Amygdala. Die Amygdala stellt einen der evolutionär betrachtet älteren Teile unseres Gehirns dar und ist eine kleine, mandelförmige Struktur im inneren Bereich des Hirns, die in beiden Hirnhälften einmal zu finden ist. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Emotionsverarbeitung, insbesondere wenn es um Angst und Aggression geht. Sie ist gewissermaßen ein „Gefahrenradar“, der in bedrohlichen und potentiell gefährlichen Situationen aktiv ist und Angst- und Fluchtreaktionen beeinflusst. Ebenso ist sie in das emotionale Gedächtnis und eben die Verarbeitung emotionaler und sozialer Reize involviert. Verschiedenste Studien konnten bereits die Aktivierung der Amygdala aufzeigen, wenn etwa anhand von Gesichtern Personen eingeschätzt werden sollten [6, 12]. Personen, die an Hirnschäden und Beeinträchtigungen der Amygdala leiden, zeigten hingegen vermehrt Schwierigkeiten, Eigenschaften wie etwa Vertrauenswürdigkeit in gleicher Weise anhand von Gesichtern einzuschätzen [1, 2]
Bleibt der erste Eindruck für immer?
Das Problem, das es allerdings mit dem ersten Eindruck gibt: er trifft oft nicht zu. Personen können sich zwar einig über eine Einschätzung sein, das macht sie jedoch noch längst nicht richtig. Stereotype, Vorurteile, Prägungen und unsere fehlbare Wahrnehmung beeinflussen unsere Bewertung zu sehr und können diese verfälschen. Gerade im Zeitalter sozialer Medien und Dating-Apps sind wir ständig damit konfrontiert, Schlüsse auf den Charakter einer Person basierend auf Gesicht und Aussehen zu machen – ob wir wollen oder nicht. Gerade im Hinblick auf das große manipulative Potential sozialer Medien, birgt der schnelle erste Eindruck viele Gefahren.
Zwar sind wir sehr gut darin, schnell jenen dezidierten ersten Eindruck zu generieren, dem viele andere Menschen zustimmen würden. Dies besagt allerdings noch lange nicht, dass unser Eindruck auch stimmt. Umso wichtiger ist es, diesen Automatismus wieder und wieder zu hinterfragen [11]. Unser Hirn hat nicht umsonst gelernt schnelle Einschätzungen über soziale Interaktionen zu treffen, so hat dies auch Schutzfunktionen. Jedoch verleitet es uns auch dazu, uns von Vorurteilen und Stereotypen leiten zu lassen. Ausgestattet mit dem Wissen darüber, wie unsere erste Wahrnehmung anderer Menschen funktioniert, sind wir alle dazu eingeladen, diese Wahrnehmung zu reflektieren und offen zu bleiben dafür, was hinter dem Menschen und dem ersten Eindruck steckt.
Quellen
[1] Adolphs, R., Baron-Cohen, S., & Tranel, D. (2002). Impaired recognition of social emotions following amygdala damage. Journal of cognitive neuroscience, 14(8), 1264-1274.
[2] Adolphs, R., Tranel, D., & Damasio, A. R. (2002). The human amygdala in social judgment.
[3] Bress, K. S. & Cascio, C. J. (2024). Sensorimotor regulation of facial expression – an untouched frontier. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 162, 105684. https://doi.org/10.1016/j.neubiorev.2024.105684
[4] Brooks, J. A., Kim, L., Opara, M., Keltner, D., Fang, X., Monroy, M., Corona, R., Tzirakis, P., Baird, A., Metrick, J., Taddesse, N., Zegeye, K. & Cowen, A. S. (2024). Deep learning reveals what facial expressions mean to people in different cultures. iScience, 109175. https://doi.org/10.1016/j.isci.2024.109175
[5] Crowe, C. (1996). Jerry Maguire. TriStar Pictures.
[6] Freeman, J.B., Schiller, D., Rule, N.O. and Ambady, N. (2010), The neural origins of superficial and individuated judgments about ingroup and outgroup members. Hum. Brain Mapp., 31: 150-159. https://doi.org/10.1002/hbm.20852
[7] Lavan, N., Rinke, P., & Scharinger, M. (2024). The time course of person perception from voices in the brain. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 121(26), e2318361121. https://doi.org/10.1073/pnas.2318361121
[8] Lohse, J., Sanchez-Pages, S. & Turiegano, E. (2024). The role of facial cues in signalling cooperativeness is limited and nuanced. Scientific Reports, 14(1). https://doi.org/10.1038/s41598-024-71685-9
[9] McAleer, P., Todorov, A. & Belin, P. (2014). How Do You Say ‘Hello’? Personality Impressions from Brief Novel Voices. PLoS ONE, 9(3), e90779. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0090779
[10] Oosterhof, N. N. & Todorov, A. (2008). The functional basis of face evaluation. Proceedings Of The National Academy Of Sciences, 105(32), 11087–11092. https://doi.org/10.1073/pnas.0805664105
[11] Rosa, A. O., Arango-Tobón, O. E. & Ingram, G. P. (2019). Swiping right: face perception in the age of Tinder. Heliyon, 5(12), e02949. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2019.e02949
[12] Rule, N. O., Freeman, J. B., Moran, J. M., Gabrieli, J. D. E., Adams, R. B. & Ambady, N. (2009). Voting behavior is reflected in amygdala response across cultures. Social Cognitive And Affective Neuroscience, 5(2–3), 349–355. https://doi.org/10.1093/scan/nsp046
[13] Shen, X., Wu, Q. & Fu, X. (2012). Effects of the duration of expressions on the recognition of microexpressions. Journal Of Zhejiang University SCIENCE B, 13(3), 221–230. https://doi.org/10.1631/jzus.b1100063
[14] Shen, X., Chen, W., Zhao, G. & Hu, P. (2019). Editorial: Recognizing Microexpression: An Interdisciplinary Perspective. Frontiers in Psychology, 10. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.01318
[15] Sutherland, C. A. M. & Young, A. W. (2022). Understanding trait impressions from faces. British Journal Of Psychology, 113(4), 1056–1078. https://doi.org/10.1111/bjop.12583
[16] Todorov A, Pakrashi M, Oosterhof NN (2009) Evaluating Faces on Trustworthiness after Minimal Time Exposure. Social Cognition 27: 813–833.
[17] Willis J, Todorov A (2006) First impressions: making up your mind after a 100-ms exposure to a face. Psychological Sciences 17: 592–598.
Wenn wir einen neuen Reiz (eine Situation, andere Menschen, … ) wahrnehmen, dann reaktivert unser Gehirn sofort dazu passende Erfahrungen aus dem Gedächtnis. Fachbegriff: predictive coding/processing.
Dies ist unsere allerwichtigste Überlebensstrategie – da mit diesem Wissen eine sofortige + schnellste Reaktion möglich ist.
Weil dabei aber Schnelligkeit wichtiger ist als Genauigkeit – kann die erste Reaktion unpassend oder sogar falsch sein; in Bezug auf die Bewertung anderer Menschen kann deshalb so leicht ein Vorurteil entstehen.
Wenn wir aber nicht sofort reagieren müssen, kann unsere erste Reaktion überdacht und bei Bedarf auch noch korrigiert werden!
Unser Gehirn nutzt also zwei unterschiedliche Strategien um einen neuen Reiz zu verarbeiten.
Dass man schwere Fehler vermeiden kann, wenn man sich nicht auf die erste Reaktion verlässt, ist bekannt: z.B. gibt es den guten Rat ´eine Nacht darüber schlafen´.
Man kann sehr einfach testen, wie gut man in der Beobachtung des Verhaltens anderer Menschen ist.
Dazu braucht man sich bloß ausländische Filme ansehen – wobei man speziell auf die Mundbewegung der Schauspieler beim Sprechen achten sollte.
Auch wenn diese Filme beim Übersetzen des Textes in die deutsche Sprache sehr gut sind – wird man doch immer wieder bemerken, dass Text und Mundbewegungen nicht übereinstimmen.
“Die Amygdala stellt einen der evolutionär betrachtet ältesten Teile unseres Gehirns dar und ist eine kleine, mandelförmige Struktur im inneren Bereich des Hirns, die in beiden Hirnhälften einmal zu finden ist.”
Sehr geehrte Frau Ceric:
Es gibt ältere Gehirnteile als das Limbische System, zu dem die Amygdala gehört.
Bitte korrigieren Sie obige Aussage.
Gruß
Burghard Schoene
Lieber Herr Schoene,
Tatsächlich gibt es ältere Teile des Hirns, dennoch gehört die Amygdala zu EINEM der älteren Teile – was hier gemeint ist. Ich habe die Formulierung noch etwas angepasst, sodass dies hoffentlich klarer wird.
Die Amygdala gehört zu Teilen zum Paleokortex, welcher den ältesten Teil der Großhirnrinde bezeichnet.