Wie entsteht Sucht und warum nimmt sie zu?
Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass die USA im permanenten medizinischen Ausnahmezustand sind: jedes Jahr überrollt eine neue Welle von Drogentoten das Land, die jeweils stärker ist als die Welle des Vorjahres – und das seit nunmehr zwei Dekaden. Zuletzt wurde die Marke von 100.000 Toten pro Jahr erreicht, und zwischen 1999 und 2021 verloren insgesamt etwa 650.000 Menschen in den USA ihr Leben durch eine Überdosis mit Opioiden, sowohl verschreibungspflichtigen als auch illegalen. (1)
Doch auch in Deutschland steigt die Zahl der Drogentoten wieder an. 2022 war das vierte Jahr in Folge, in dem die Zahl der Toten höher lag als im Vorjahr (1276 Tote im Jahr 2017 vs. knapp 2000 Tote im Jahr 2022). (2) Großbritannien erreichte im Jahr 2021 seinen traurigen Höchststand an Drogenopfern, nachdem über zehn Jahre die Zahl um über 60% zunahm. Alleine die Landteile Schottland und Wales, die zusammen nicht einmal 7 Millionen Menschen zählen, hatten 2021 über 4500 Tote zu beklagen (zum Vergleich: Deutschland hat 84 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner). (3)
Woher kommt diese extreme, internationale Zunahme an Drogenopfern? Bevor wir uns potentielle Ursachen ansehen, lohnt ein Blick auf die neuronalen Mechanismen der Sucht.
Wie entsteht Sucht im Gehirn?
Entwickelt man eine Sucht, so handelt es sich neurowissenschaftlich um eine Funktionsstörung jener neuronalen Bahn, die man mesolimbischen Pfad nennt. Diese Bahn arbeitet mit dem Neurotransmitter Dopamin und verbindet das Ventrale Tegmentale Areal (VTA) des Mittelhirns (des höchstgelegenen Teils des Hirnstamms) mit dem Nucleus Accumbens. Diese Neuronengruppe ist wiederum ein Bindeglied zwischen präfrontalem Kortex und dem limbischen System und daher für Kognition, Emotion und Motivation mitverantwortlich.
Beim Stichwort Motivation wird auch klar, wie diese Hirnregionen mit Sucht zu tun haben könnten. Man kann sich den Mesolimbischen Pfad vereinfacht wie eine Kombination aus drei Zelltypen vorstellen: die zwei Zelltypen des VTA (ein aktivierender und hemmender Typ) beeinflussen die ihnen nachgeschaltete dritte Zellart des Nucleus Accumbens. Alle Drogen greifen nun auf eine von drei Weisen in diese Beziehung zwischen VTA und Accumbens ein. Erstens löst z.B. Nikotin direkt eine Aktivierung der VTA-Zellen aus, die den Accumbens direkt erregen. Zweitens stören z.B. Amphetamine, Kokain oder Ecstasy die Wiederaufnahme von Dopamin aus dem synaptischen Spalt. Das führt dazu, dass sich immer mehr Dopamin zwischen den Synapsen ansammelt, bis es die Rezeptoren der aktivierenden Zellen schlicht überschwemmt – und deshalb oft besonders ‚kickt‘. Drittens wirken Opioide, genau wie Cannabis, indem sie die hemmenden VTA-Neuronen hemmen. Diese Hemmung der Hemmung führt folglich auch zur Aktivierung im Ziel, dem Nucleus Accumbens, wodurch sich Glücksgefühle einstellen.
Die Evolution kannte keine Opioide
In einer natürlichen Umgebung ist der mesolimbische Pfad auf natürliche Belohnungen eingestellt, wie Essen oder Trinken. Millionen Jahre der Evolution haben unsere Gehirne auf solche Belohnungen trainiert, sodass eine optimal portionierte, funktionale Menge Dopamin durch sie freigesetzt wird. Im Gegensatz dazu führen Cannabis, Opioide oder Kokain zu einer regelrechten Dopaminflut. Das Gehirn reagiert ähnlich wie Muskeln im Fitnessstudio, und baut mehr Rezeptoren ein, um das ganze Dopamin irgendwie zu verarbeiten. Toleranz entsteht, und größere Mengen der Substanz werden benötigt, um beim nächsten Mal denselben Effekt zu erzielen (das Gehirn in Gänze funktioniert nicht wie ein Muskel, in diesem einen Fall stimmt die Analogie aber einmal; auch im Fitnessstudio muss nächstes Mal ein schwereres Gewicht gehoben werden, damit der Muskel weiterwächst).
Was kann uns süchtig machen?
Im medizinischen Sinne bezieht sich die Definition von Sucht der WHO auf substanzgebundene Abhängigkeiten, z.B. Nikotin. Doch natürlich wissen wir alle, dass man auch von anderen Aktivitäten süchtig werden kann: Spielsucht betrifft ca. 100.000 Menschen in Deutschland, die Zahl der kaufsuchtgefährdeten wird auf 4 Millionen geschätzt, wie meine Kollegin recherchiert hat. (4) In der Regel werden solche substanzfreien Abhängigkeiten dann eher psychologisch klassifiziert. In so einem breiteren Rahmen kann man, theoretisch, von allem süchtig werden. Doch laut WHO müssen für eine klinische, substanzgebundene Sucht mindestens drei der folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Starkes Verlangen / Zwang die Substanz zu konsumieren (“Craving”)
- Verminderte Kontrolle über Substanzgebrauch
- Körperliches Entzugssyndrom, wenn die Substanz reduziert/abgesetzt wird
- Toleranzeffekte gegenüber den Substanzeffekten
- Einengung auf den Substanzgebrauch (Vernachlässigung anderer Interessen)
- Anhaltender Substanzgebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen
Versuchen Sie doch einmal, sich zwei Wochen ohne besonders zuckerhaltige Lebensmittel wie Süßigkeiten zu ernähren, und dann checken Sie diese Liste noch einmal.
Warum immer mehr Menschen an Sucht erkranken
Doch zurück zum Ausgangspunkt. Warum dieser rapide, internationale Anstieg von Drogentoten? Nun, zwei Erklärungen liegen intuitiv nahe. Einerseits könnte es sein, dass Drogen einfach leichter verfügbar geworden sind, vielleicht weil die staatliche Kontrolle zunehmend versagt. Das ist, in Anbetracht der Internationalität des Phänomens, eher unwahrscheinlich. Beziehungsweise ist es unwahrscheinlich, dass dieser Faktor so einen großen Effekt in so vielen und in so verschiedenen Ländern hat. Eine zweite intuitive Erklärung ist, dass die Verfügbarkeit mehr oder weniger gleichgeblieben ist, dass aber die Menschen, aus irgendwelchen Gründen, häufiger zu Drogen greifen. Diese Erklärung vertreten zwei Gesundheitsökonomen in einem aktuellen Buch, das den Titel „Tod aus Verzweiflung“ trägt. (5)
Die Autoren Anne Case und Angus Deaton (ein Wirtschaftsnobelpreisträger, auch wenn es streng genommen keinen Nobelpreis für Wirtschaft gibt) haben in ihrem Buch ihre eigenen Studien zum Thema für die USA zusammengetragen. Sie kommen dabei zu dem traurigen Schluss, dass es ein mehrfacher Strukturverlust ist, der die Menschen demütigt: der Verlust von beruflicher Identität durch Digitalisierung und Globalisierung, damit verbunden ein materieller Abstieg, damit einhergehend ein Abbau sozialer Beziehungen und eine Destabilisierung von Familien (Kinder muss man sich leisten können). Auch der Rückgang von Gewerkschaften und Religionen scheint eine Rolle zu spielen, in jedem Fall fehlt eine soziale Einbettung der Menschen.
Wenn wir die Zahlen für Deutschland betrachten, so zeigt sich im Einklang mit dieser gesundheitsökonomischen Erklärung, dass die Zahl der Drogentoten 2007 stark anstieg, dem Jahr der Finanzkrise, ähnlich in der Corona Zeit und noch stärker im letzten Jahr, als sich Inflation und Rezession zu entwickeln begannen. Es spricht also tatsächlich Vieles dafür, dass materieller und sozialer Abstieg etwas mit dem „Tod aus Verzweiflung“ zu tun haben. Auch wenn sie sehr wahrscheinlich nicht die einzigen Ursachen sind.
Gehirne lassen sich nicht ändern, die gesellschaftlichen Umstände schon
Einerseits sind Suchterkrankungen neurobiologisch bestens erforscht und sehr gut verstanden. Andererseits begünstigen die größeren, gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Zusammenhänge aktuell eine Zunahme des Drogenproblems in vielen Ländern. Gerade die USA zeigen somit auf, dass eine weltweite Spitzenmedizin eben nichts bringt, wenn die Gesamtsituation einer Person verheerend ist. Zum Glück sind die USA und Deutschland nicht vergleichbar, das soziale Netz ist hierzulande deutlich besser. In absoluten Zahlen sind die Abhängigkeiten zudem noch nicht besonders hoch. Dennoch müssen die Daten der Politik zu denken geben, denn auch die beste Suchtmedizin, Neurowissenschaft und Spitzenkliniken können hier wenig leisten: unsere Gehirne lassen sich nicht ändern, die Umstände schon, weshalb die Suchtkranken als Patienten und Patientinnen erkannt und nicht als Schuldige stigmatisiert werden sollten. Nur gibt es gegen Abhängigkeit aktuell kein Allround-Medikament. Eine gute Prävention bleibt deshalb vorerst die beste Therapie.
Falls Sie selbst Hilfe oder Rat zum Thema Sucht brauchen, bietet die Bundesregierung hier einen Überblick über alle Anlaufstellen: https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/service/beratungsangebote/
Quellen
(1) Centers for Disease Control and Prevention: https://www.cdc.gov/opioids/basics/epidemic.html (vom 8.8.23)
(2) Bundeskriminalamt, veröffentlicht von Statista Research Department: Anzahl der Drogentoten in Deutschland in den Jahren von 2000 bis 2022. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/403/umfrage/todesfaelle-durch-den-konsum-illegaler-drogen/ (vom 25.8.23)
(3) RedaktionsNetzwerk Deutschland: Zahl der Drogentoten in England und Wales erreicht neuen Höchststand https://www.rnd.de/panorama/zahl-der-drogentoten-in-england-und-wales-erreicht-neuen-hoechststand-H7KUH4EFX4ZVWHTXJUHV66GBUE.html (vom 3.8.21)
(4) https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/sucht-alle-macht-den-drogen/
(5) Case, A. & Deaton, A. (2022). Tod aus Verzweiflung. Kulmbach: Plassen Verlag.
Bildquellen:
Nennen wir das Kind doch beim Namen, es findet eine “Verelendung” der Massen statt. Die Digitalisierung führt nicht nur zu mehr Kontakten, sondern gleichzeitig zu einer menschlichen Vereinsamung, wenn aus den Kontakten aus dem Web nicht ein direkter menschlicher Kontakt wird.
In Rußland bekommen die Arbeitslosen ihren Vodka , bei uns bekämpfen die Frauen ihren Frust indem sie bei Amazon das zehnte Paar Schuhe bestellen.
Oder, etwas versteckter kann man über das web seiner Spielsucht fröhnen.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Mir scheint: Daten allein können bereits Hinweise auf die Ursachen etwa von Drogensucht geben. Etwa der Vergleich der Anzahl Suizide zur Anzahl der Drogentoten.
2021 gab es in den USA 50‘000 Suizide und gleichzeitig 107‘000 Drogentote während es im Jahr 2001 nur 35’000 Suizide in den USA gab. Suizide und Drogentote nahmen in den USA also gleichzeitig zu.
Meine These nun: Wenn zugleich die Anzahl der Suizide und die Anzahl der Drogentoten steigen, dann könnte beides ähnliche oder gleiche Ursachen haben.
In Deutschland sieht die Situation tatsächlich anders aus. Im Jahr 2019 betrug die Suizidrate in Deutschland 8.3 Suizide auf 100‘000 Einwohner während es in den USA im gleichen Jahr 14.5 Suizide auf 100‘000 Einwohner gab. Viel mehr Selbstmorde heutzutage also in den USA wenn man mit Deutschland vergleicht. Noch überraschender aber ist, dass die Suizidrate in Deutschland über die letzten 40 Jahre stark abgenommen hat. Gemäss Statista gab es in Deutschland 1980 18’450 Suizide, während es im Jahr 2021 nur noch 9215 waren. Es scheint, dass es den Deutschen psychisch heute viel besser geht als vor 40 Jahren. Genau umgekehrt zu den USA.
Interessant finde ich auch, dass man so etwas durch Umfragen/Interviews nicht herausfinden kann. Ich bin überzeugt, hätte man 1980 und 2020 Umfragen zur Suizidalität oder zum Unglücklichsein in Deutschland gemacht, dann würde man zum Schluss kommen, die Suizidalität habe zugenommen. Dabei hat nur das Jammern zugenommen, nicht die Suizidalität.
Martin Holzherr
Bei der Suizidrate zu beginnen ist sinnvoll, weil sie Auskunft gibt über die “seelische Gesundheit” eines Kulturkreises.
In Europa liegt sie bei Malta bei 6,3 , in Italien und Spanien knapp über 7.
Das sind Länder mit einer katholisch geprägten Bevölkerung !
Der Einfluss von Religion ist hier statistisch sichtbar !
Merke: Die Religion befriedigt die Sehnsucht nach Frieden.. Und sie wird befriedigt. Die Sehnsucht nach Frieden wird befriedigt. Innerer Friede.
Sucht zum Zweiten.
Sucht entsteht hauptsächlich durch Gewöhnung. Wenn also ein Mensch einen geregelten Tagesablauf hat, dann ist das auch eine Form von Sucht, die befriedigend wirken kann aber auch als belastend. Um aus dieser Form von Sucht auszusteigen braucht es einen “Kick” der stärker ist als die Gewohnheit.
Der Kick kann die Zigarette sein, nach einer stressigen Arbeit, kann ein Schnaps sein, wenn man sich geärgert hat, kann ein Bungee Sprung sein um auf ganz neue Gedanken zu kommen.
Und dieser Ausbruch kann wiederum süchtig machen. Man vertauscht also eine Sucht gegen eine anderer noch stärkere.
Das mal als Anregung, Denken kann auch süchtig machen !
Bei der Erklärung, wie die Toleranzentwicklung im Gehirn entsteht, könnte man noch berücksichtigen, dass es nicht bei allen konsumierenden Personen zur Toleranz kommt. Es gibt durchaus Langzeitkonsumenten von Opiaten und Opioiden (z.B. Heroin), die die Dosis nicht erhöhen müssen. (In der Praxis ist das nicht ganz leicht, weil die Reinheit der Produkte aufgrund der fehlenden Qualitätskontrolle schwankt.)
Ich dachte, den Suchtbegriff hätte man inzwischen aufgegeben, weil man ihn nicht gut definieren konnte. Das ICD-11 kombiniert nach meinem Verständnis die beiden Aspekte (1) Kontrollverlust und (2) Funktionseinschränkung, die sich auch auf problematische Verhaltensweisen ohne Substanz (Glücksspiel, Gaming) übertragen lassen. Meine Interpretation kann man in Section 2.2 meines neuen Buchs nachlesen.
Dass in den USA so viel mehr Menschen an Opioiden (bzw. deren Kombination mit anderen Substanzen) sterben, liegt natürlich auch an der dortigen sozialen Situation/Perspektivenlosigkeit; gerade mit Blick auf die Grafik muss man aber konstatieren, dass die Situation erst nach der verschärften Regulierung richtig eskalierte: Seitdem die Menschen – v.a. die mit einer schweren Abhängigkeit – die Schmerzmittel nicht mehr vom Arzt bekommen, müssen sie auf gefährliche Straßenprodukte umsteigen.
Man könnte sagen, dass die US-Behörden ihre Bürger*innen seitdem (v.a.) mexikanischen Drogenlaboren ausliefert.
Stefan Schleim
Ergänzend zu Ihrer Sicht der Drogenproblematik die Aussage von Donald Trump:
“Sucht ist nicht unsere Zukunft”, sagte Trump. “Wir werden eine drogenfreie Generation erziehen.” 90 Prozent des Heroins in den USA kämen über die südliche Grenze zu Mexiko. “Am Ende werden auch die Demokraten einer Mauer zustimmen, um die verdammten Drogen fernzuhalten”, sagte Trump in New Hampshire”.
Ohne Kommentar.
zu Neumann
“Vereinsamung”
Beinahe jeder Dritte ist in dieser Gesellschaft ein Single. Letzteres führt irgendwann zur Vereinsamung und zur Ausprägung einer egoistischen Gesellschaft . Menschen sind von der Evolution als kollektive Wesen gemacht ,das Gehirn bzw. die Gehirnteile sind darauf aufgebaut. Vereinsamung schafft innere Konflikte in der Psyche und der Wert von Gemeinsamkeit (Geborgenheit) wird den materiellen Werten als Ersatzbefriedigung geopfert. Glücksgefühle werden dann gekauft weil diese Gesellschaft so struktuiert ist aber die daraus folgende Leere im Herz( Psyche) kann nicht neutralisiert werden weil man es verlernt hat über seinen egoistischen Schatten zu springen. Sucht ist Befriedigung von Bedürfnissen, von innerer Leere : Einsamkeit, Vereinsamung sollen mit der Sucht nach materiellen Gütern kompensiert werden, was die Werbung suggeriert und was schiefgeht denn die psychische Kälte dieser Gesellschaft kann dadurch nicht ausgeglichen werden.
Das Suchtpotenzial von Tabak, Heroin, Kokain, Alkohol ist um ein vieles grösser als etwa das Suchtpotenzial von Zucker/Süssigkeiten. Und es gibt viele Menschen, die überhaupt nicht auf Zucker stehen (dazu gehöre auch ich) oder für die Alkohol keine Gefahr darstellt während andere schon nach wenigen Konsumationen nicht mehr von einem bestimmten Stoff loskommen.
Es gibt tatsächlich grosse individuelle Unterschiede in der Suchtgefährdung und diese hängen einerseits von einer angeborenen Prädisposition und andererseits von der psychischen Situation ab, in der sich jemand befindet. Ein weiterer Faktor könnte die individuell unterschiedliche Wirkung einer Substanz sein. Wer sich alkoholisiert besser fühlt, neigt wohl eher zum Alkoholismus als jemand, den der Alkohol kalt lässt.
Nicht wenige Drogenkonsumenten sind polytoxikoman. Früher etwa waren Raucher auch häufig Trinker und heute sind Konsumenten von psychotropen Medikamenten wie Sedativa, Tranquilizer und Psychostimulantien auch oft Konsumenten von weiteren Drogen. Drogenkonsum kann zum Lebensstil werden und eingeworfen wird dann fast alles, was zu haben ist.
Drogen gab es in der Menschheitsgeschichte schon immer. In der westlichen Kultur gab es aber lange Zeit fast nur Alkohol. Und bereits dieses eine Genuss- und Suchtmittel machte mehrere Prozente der Bevölkerung entweder abhängig oder aber zu von zu vielem Konsum Geschädigte. Heute aber ist die Anzahl verfügbarer Drogen fast unübersehbar. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Person X einer der vielen Substanzen, die verfügbar sind, zum Opfer fällt. Die Frage für mich ist, was die Gesellschaft tun kann um das Risiko einer Abhängigkeit zu reduzieren. Wenn man aber bedenkt, dass auch andere zivilisatorische Probleme, wie die weitverbreitete Fettsucht, nicht gelöst werden, sehe ich schwarz.
Fazit: Heute sterben mehr Menschen durch Drogensucht, Suizid und Fettsucht als je zuvor in der Menschheitsgeschichte. Dabei geht es uns Menschen so gut wie noch nie. Das schwierigste Unterfangen scheint es zu sein, Menschen vor sich selber zu schützen.
> Zum Glück sind die USA und Deutschland nicht vergleichbar, das soziale Netz ist hierzulande deutlich besser. In absoluten Zahlen sind die Abhängigkeiten zudem noch nicht besonders hoch.
Und in relativen Zahlen? Bei Absolutzahlen so unterschiedlich großer Populationen rundet die Aussagekraft auf Null. 🙁
@Holzherr
> Gemäss Statista gab es in Deutschland 1980 18’450 Suizide, während es im Jahr 2021 nur noch 9215 waren.
Und bezogen auf die Bevölkerung?
War 1980 nur BRD oder BRD+DDR?
@Noch‘n Wort bezüglich Statista‘s Suizidstatistik: Leider kann ich zu den Details der Statistik nichts sagen, da ich kein registrierter Benutzer von Statista bin und somit keinen Zugang zu den Hintergrunddaten habe. Allerdings bedeutet ja die starke Abnahme der Suizidzahlen seit 1980, dass es diese Abnahme tatsächlich gegeben hat, ja dass sie eventuell sogar noch viel grösser ist, als es zuerst scheint. Denn wenn 1980 nur die BRD in die Statistik einfloss, 2020 aber BRD+DDR, dann war die in die Statistik eingegangene Bevölkerung 2020 ja grösser als 1980. Bei einer grösseren Bevölkerung würde man aber mehr Fälle erwarten. Doch es waren ja weniger Fälle im Jahr 2020 als 1980, deutlich weniger.
Zustimmung.
Mich juckt nur die Präsentation ohne notwendigen Kontext (wie auch im OP). Und aus der Lektüre Ihrer Beiträge fühle ich mich berechtigt, bei Ihnen eine höhere Messlatte anzulegen als bei , oder . 🙂
Noch’n Wort
Die Dunkelziffer bei Suiziden ist hoch. Viele Personen haben eine Lebensversicherung. Die zahlt bei einem Suizid nicht.
Also wird der Suizid von den Erben verschleiert.
Und dann gibt es die Fälle vom erweiterten Selbstmord, das Fahren auf der Gegenfahrbahn. Ist das jetzt ein Unfall oder ein Suicid.
Und wenn sich einer totsäuft ?
Martin Holzherr,
Die Fettsucht kommt von dem Hormonfleisch in den USA. Gelobt sei der Veganer !
Zu Holzherr:
Betreffs der Suizide habe ich gestern gelesen dass diese in den Ländern Sachsen, Sachsen- Anhalt stark zu genommen haben, also bei Werten von 16,3-17,5 .Sie liegen damit noch weit über den Werten die sie für die USA angegeben haben.
(Über 10 000 Suizide allein in diesen beiden Ländern )Die Probleme der USA sind also sehr wahrscheinlich auch schon hiesige Probleme, zwar etwas verändert. Diese genannten Bundesländer haben nach 1990 , nachdem die Wirtschaft dort einen Kollaps erlebte, sehr viele Jugendliche verloren die abwanderten. Fahren sie mal durch solche Regionen wie Altmark, Ostsachsen oder Ostharz wo ganze Straßenzüge nur noch aus leerstehenden Häusern bestehen. Die Menschen werden also von Perspektivlosigkeit und Zukunftsängsten bestimmt . Da die Politik offenbar keine Alternativen anbietet bzw. nur jahrelange Versprechungen und Phrasen , herrscht Resignation und da ist der Weg zur Droge nicht weit. Die globalen Probleme die die Suizidraten in den USA wohl beeinflussen, spüren sie auch hier und sichere Existenzen werden immer seltener.