Schluss mit Bulimie-Lernen – wie lernst du richtig?

Pünktlich zum nahenden Start des Wintersemesters gibt es heute die wissenschaftliche Antwort auf die Frage: Wie geht Lernen?

Die Bristol-Stool-Chart klassifiziert die Konsistenz des Stuhlgangs von Typ 1 (einzelne harte Ballen) bis Typ 7 (flüssig ohne feste Bestandteile). Optimal sind Stuhlkonsistenzen von Typ 3 oder 4.

Du fragst dich, was diese Einleitung mit dem Thema Lernen zu tun hat? Nun, sie beschreibt typisches Faktenwissen, wie es einem in Schule oder Studium oftmals begegnet. Auf das erste Lesen folgt dann das Auswendiglernen. Doch wie gehst du dafür am besten vor?

Kurzer Exkurs: Wie funktioniert Lernen neurophysiologisch? 

Grundlage dafür, dass wir überhaupt lernen können, ist die sogenannte neuronale Plastizität. Damit ist gemeint, dass unser neuronales Netzwerk im Gehirn sich laufend verändern kann. Einige Inhalte gehen mit der Zeit verloren, neue Inhalte kommen fast täglich hinzu. Bei jedem aktiven Lernvorgang benutzen wir bereits bestehende Synapsen. Durch diese Nutzung wird die synaptische Verbindung automatisch verstärkt, man nennt den Prozess auch “Langzeitpotenzierung”. Wer noch einmal nachlesen möchte, wie das neuronale Netzwerk und Synapsen genau funktionieren, gelangt hierüber zum Beitrag “Wie funktioniert eigentlich das Gehirn?”

Lerntypen – ein Mythos?

Ein befreundeter Kommilitone von mir scherzt manchmal, dass ich gar nicht wisse, wie ein Hörsaal von innen aussieht. Und zugegeben, bei äußerst vielen Vorlesungen war ich im Laufe meines Studiums tatsächlich nicht. Aber ich hatte ja einen guten Grund dafür: Ich bin kein auditiver Lerntyp, Lernen durch Zuhören funktioniert bei mir also nicht. Stattdessen sollte ich meine Zeit doch lieber nutzen, um einen Text zu lesen. Oder?

Der Begriff Lerntyp (englisch learning style oder learning pattern) umfasst in Wahrheit sehr viele verschiedene Konzepte. Das macht es aus wissenschaftlicher Sicht schwierig, gute Übersichtsarbeiten zu dem Thema zu finden, da oftmals sehr unterschiedliche Theorien gleichzeitig untersucht und bewertet werden.

Letztlich haben die Modelle gemeinsam, dass der individuelle Lerntyp im Laufe des Lebens stabil bleibt und dass jemand effizienter lernt, wenn die Lehrmethode zum persönlichen Lerntyp passt. Visuelle Lerntypen sollten demnach unabhängig vom zu lernenden Inhalt Bilder, Videos, Grafiken erhalten. Auditiven Lerntypen sollte der Lerninhalt primär vorgesprochen werden.

Fehlende Evidenz für Lerntheorien?

Eine wissenschaftliche Grundlage für diese Theorie fehlt jedoch bzw. ist höchst widersprüchlich. In Vergleichsstudien konnten “visuelle” Lerntypen ebenso gut lernen, wenn sie auditive Inhalte erhielten als wenn sie visuellen Input erhielten. Viel entscheidender scheint zu sein, dass die gewählte Lehrmethode zum Inhalt passt. Wissen über Grafiken sollte also eher visuell dargeboten werden und Wissen über Sprache auditiv. Für einen selbst scheint es insgesamt deutlich sinnvoller, verschiedene Lernstile zu kombinieren, als sich durch das Festlegen auf eine Lernart einzuschränken. 

Bei der Recherche für diesen Beitrag musste ich also feststellen, dass mein “entspricht nicht meinem Lerntyp” wohl nur eine faule Ausrede war, nicht in die Vorlesungen zu gehen. Manchmal tut Wissenschaft eben weh. 

Wie heißt nochmal die Skala für die Stuhlkonsistenzen?

Wie viele Typen umfasst sie?

Und welche Typen sind optimal?

Aktiv Wiedergeben

Man kann über unser Bildungssystem, Prüfungen und Benotungen lange diskutieren. Für langfristiges Lernen gibt es jedoch ein gutes Argument für Prüfungen: Gelernte Inhalte müssen in einer Prüfung frei und aktiv wiedergegeben werden (mit Ausnahme von Multiple-Choice-Tests). Dadurch werden die Wissensinhalte automatisch besser abgespeichert, als wenn sie nicht abgefragt werden. 

Diesen Effekt kannst du dir natürlich auch ganz ohne (oder schon vor der) Prüfung zunutze machen: Rufe Inhalte aktiv aus deinem Gedächtnis ab, statt sie zum wiederholten Male  durchzulesen oder anzuhören. Das geht zum Beispiel durch gegenseitiges Abfragen oder Lernen mit Karteikarten. Selbst wenn du nicht beim ersten Versuch die richtige Lösung weißt oder sogar frei raten musst, verbessert das im Anschluss das weitere Lernen. 

Fazit: Wiederholtes Lesen eines Textes oder Markieren von Textstellen sind zwar sehr beliebte Lernmethoden, sind aber beide rein passiv und zeigen in Studien nur einen schwachen Lerneffekt. 

Tests und Feedback

Prüfungen haben also durchaus einen Vorteil fürs Lernen. In verschiedenen Studien verbesserte wiederholtes Abfragen von Lerninhalten in Form von Tests das Langzeitwissen mehr als wiederholtes Lernen. Das dürfte einerseits an eben erklärtem aktiven Wiedergeben während des Tests liegen. 

Darüber hinaus scheint ein direktes Feedback, ob die gegebene Antwort richtig oder falsch war, einen zusätzlichen langfristigen Lerneffekt zu haben. Wenn im direkten Anschluss an eine Falschantwort dann auch noch erklärt wird, warum die gegebene Antwort falsch war, verbessert das die Merkfähigkeit noch einmal. Auch hier sind gegenseitiges Abfragen (mit direktem Feedback) sowie (digitale) Karteikartensysteme also wieder vorteilhaft. Und vielleicht macht es die nächste Prüfung ja angenehmer, wenn du es so siehst:
Nicht für, sondern durch die Prüfung lernen.

Spaced repetition learning

Der Psychologe und Gedächtnisforscher Hermann Ebbinghaus erstellte bereits vor mehr als 100 Jahren die Vergessenskurve. Sie veranschaulicht, dass gelerntes Wissen ohne zwischenzeitliches Wiederholen schon nach kurzer Zeit verloren geht und dauerhaft nur ein Bruchteil des Gelernten hängen bleibt.

Das passt zum Konzept der oben beschriebenen neuronalen Plastizität: Das Gehirn vergisst nicht genutztes Wissen. Der Schlüssel für langfristiges Merken lautet also schon bei Ebbinghaus: Wiederholen.

Als führendes Konzept profiliert sich zunehmend das spaced repetition learning – also das wiederholte Lernen in zeitlichen Abständen. Wie groß diese Abstände sein sollten und wie viele Wiederholungen insgesamt nötig sind, darin besteht noch etwas Unklarheit. Grob lässt sich aber schon sagen: Der optimale zeitliche Abstand bis zu Wiederholung des Lernstoffs hängt davon ab, wie lange der Lerninhalt gemerkt werden soll. Soll das Wissen nur bis zur Prüfung nächste Woche reichen, kann eine Wiederholung nach einem Tag sinnvoll sein. Wenn das Ziel hingegen ist, das Wissen langfristig abzuspeichern, dann sollten die Abstände zwischen den Wiederholungen über Wochen, Monate bis Jahre reichen.

Feste Intervalle vs. länger werdende Intervalle

So oder so scheint es sinnvoll, die erste Wiederholung nach dem erstmaligen Lernen frühzeitig durchzuführen, etwa am nächsten Tag. Außerdem führten größer werdende Abstände zwischen den einzelnen Wiederholungen zu signifikant besserem Erinnern von Fakten als Wiederholen in gleichbleibenden Intervallen. Wenn die erste Wiederholung also nach einem Tag stattfindet und das Wissen noch vorhanden ist, kann die nächste Wiederholung erst nach einigen Tagen erfolgen. So können die Abstände zwischen den Wiederholungen immer weiter ausgebaut werden.

Das im Titel zitierte Bulimie-Lernen – also das einmalige Hineinschaufeln von Faktenwissen, das in der nächsten Klausur einmal wieder ausgegeben wird – ist demnach nachgewiesenermaßen nicht schlau, wenn man Wissen langfristig abspeichern möchte. 

Und sonst noch?

Es gibt noch ein paar weitere Dinge, die das Lernen beeinflussen. Und obwohl die meisten das vermutlich bereits wissen, liste ich sie hier trotzdem noch einmal auf. Denn wissen bedeutet bekanntlich noch nicht umsetzen… 

  1. Schlaf: Während des Schlafes werden die tagsüber neu erlernten Inhalte im Gehirn umstrukturiert und Synapsen gefestigt. Deshalb: Lieber auf ausreichend Schlaf achten, statt bis tief in die Nacht zu lernen!
  2. Stress: Unter akutem Stress nimmt die Lernfähigkeit ab. Dieser Effekt konnte in diversen Studien nachgeahmt werden, in denen Probandinnen und Probanden unter Stress gesetzt wurden. Die Lang- und Kurzzeitplastizität der Synapsen leiden unter dem Einfluss des körpereigenen Stress-Botenstoffes Cortisol. 
  3. Ablenkung: Bei diesem Punkt muss ich mich auch an meine eigene Nase fassen.  Smartphones und andere Ablenkungen gehören nicht an den Lernplatz. Punkt. Wissen wir alle, tun es aber trotzdem. Höchste Zeit das zu ändern, deshalb jetzt:
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Weißt du am Ende des Artikels immer noch, nach welcher englischen Stadt die Stuhlkonsistenzen-Skala benannt ist? Wie viele Typen sie umfasst? Und welche Typen optimal sind? 🤓

Literatur:

  • https://career.ucsf.edu/sites/g/files/tkssra2771/f/Article%20UCSF%20SEJC%20January%202017.pdf
  • https://journals.lww.com/academicmedicine/Fulltext/2011/04000/What_Can_Medical_Education_Learn_From_the.8.aspx
  • Augustin M. How to learn effectively in medical school: test yourself, learn actively, and repeat in intervals. Yale J Biol Med. 2014;87(2):207-212. Published 2014 Jun 6.
  • Diekelmann S, Born J. The memory function of sleep. Nat Rev Neurosci. 2010;11(2):114-126. doi:10.1038/nrn2762
  • Carvalheiro J, Conceição VA, Mesquita A, Seara-Cardoso A. Acute stress impairs reward learning in men. Brain Cogn. 2021;147:105657. doi:10.1016/j.bandc.2020.105657
  • Dunlosky J, Rawson KA, Marsh EJ, Nathan MJ, Willingham DT. Improving Students’ Learning With Effective Learning Techniques: Promising Directions From Cognitive and Educational Psychology. Psychol Sci Public Interest. 2013;14(1):4-58. doi:10.1177/1529100612453266
  • Morris PE, Fritz CO, Jackson L, Nichol E, Roberts E. Strategies for learning proper names: ex-panding retrieval practice, meaning and imagery. Appl Cognit Psychol. 2005;19:779–798
  • Larsen DP, Butler AC, Roediger HI. Repeated testing improves long-term retention relative to re-peated study: a randomized controlled trial. Med Educ. 2009;43(12):1174–1181
  • Roediger HL, Karpicke JD. Test-enhanced learning. Psychol Sci. 2006;17(3):249–255
  • Schmidmaier R, Ebersbach R, Schiller M, Hege I, Holzer M, Fischer MR. Using electronic flashcards to promote learning in medical students: retesting versus restudying. Med Educ. 2011;45(11):1101–1110
  • Dobson JL. The effect of uniform versus expanding retrieval practice on the recall of physiology information. Adv Physiol Educ. 2012;36(1):6–12

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Veröffentlicht von

Martje Sältz studiert seit 2016 Humanmedizin am UKE in Hamburg und promoviert zum Einfluss der Ernährung auf die Halsgefäße. Medizin auf Italienisch lernte sie in ihrem Auslandssemester in Palermo kennen. Sie möchte wissenschaftliche Themen verständlich und spannend beschreiben und damit mehr Menschen für Gesundheit und ihren Körper begeistern.

12 Kommentare

  1. Wie man lernt ?
    Das lernt ein Grundschullehrer zu allererst. Dafür gibt es die Lehrerausbildung.
    Und zuerst, es gibt tatsächlich visuellen Typen, die lernen über das Sehen und prägen sich auch die Bilder ein. Geschätzter Anteil 75 %
    Es gibt akustischen Typen, die lernen über das Hören und prägen sich auch das Gehörte ein Anteil 15 %
    Und dann gibt es die haptischen Typen, die müssen alles Anfassen um es sich zu merken. Anteil 10 %
    Die meisten Menschen sind Mischtypen, die haben von jeder Eigenschaft etwas.

    Ja, und das Wichtigste, es muss geklärt werden, was man unter Lernen versteht.
    Der “Aha-Effekt” ist ein abgeschlossener Lernprozess , den man nicht mehr vergisst. Dabei wird alles Vorwissen zusammengefasst in einem logischen Schluss. Lernen heißt hier , Teilwissen zusammenfügen.

    Lernen von Fremdsprachen geht wieder ganz anders. Hier braucht man alles, Erleben, Sehen, Hören, Schreiben am besten noch mit Emotionen verbunden.
    Ein Auslandsaufenthalt ist unabdingbar.

    Hier mache ich mal Schluss, damit kein overflow stattfindet.

  2. Dass Bristol mit der Stuhlkonsistenz-Skala verbunden ist, daran konnte ich mich vor allem darum erinnern, weil ich beim Lesen daran dachte mit was Bristol alles verbunden ist: mit Trip-Hop, Bansky, der renommierten Bristol-University und dem Bristol Polytech.
    Altes Wissen hilft also neues zu erinnern, weil man das neue dann beim schon Bekannten einordnen kann.

  3. Im Rahmen der sogenannten ´Nahtod-Erfahrung´(NTE) werden lebenslang Erlebnisse ab dem 5. Schwangerschaftsmonat dem bewussten Erinnern zugänglich – dabei ist deutlich die Reihenfolge erkennbar, wie sich die physikalischen Sinne beim Fötus entwicklen: Tastsinn/Hautkontakt > Hören > Sehsinn > Geburt(indirekt) > erste Sozialkontakte > …

    Dass man sich lebenslang an solche Erlebnisse erinnern kann, bedeutet dass die dafür notwendigen neuronalen Strukturen lebenslang unverändert(!) vorliegen müssen. D.h. die Idee der neuronalen Plastizität sollte hinterfragt werden.

    NTEs kann man als einfachen Erinnerungsvorgang erklären – bei dem man bewusst erleben kann, wie das Gehirn einen einzelnen Reiz systematisch und strukturiert verarbeitet. D.h. die Arbeitsweise des Gehirns wird dabei der bewussten Wahrnehmung zugänglich.
    Bei NTEs kann man auch erkennen, wie ALTE Erlebnisse beim Erinnern in NEUES Wissen umgewandelt werden. Damit kann man verstehen, wieso wir uns lebenslang als die gleiche identische Person erleben, obwohl wir uns doch dauernd verändern.
    D.h. ´Plastizität´ entsteht hierbei aus der Arbeitsweise des Gehirns – Fachbegriff: state dependent retrieval / zustandsabhängiges Erinnern

    Quelle:
    kostenlose PDF per Google-suche [Kinseher NDERF denken_nte]
    Buch ´Kinseher Richard: Pfusch, Betrug, Nahtod-Erfahrung´ im Handel

  4. Lernen ist mehr als Erinnern. Echtes Lernen führt zum Verstehen
    In diesem Artikel von Martje Sältz wird Lernen implizit als erfolgreiches Erinnern an ein Bündel von Fakten definiert. Wer sich am Schluss des Artikels an die die Typen der Stuhlkonsistenz und die britische Stadt erinnert, die der Typisierung den Namen gab, der hat erfolgreich gelernt, weil er das einmal erwähnte nicht vergessen hat. Als Technik um das Erinnerte/Gelernte aufzufrischen erwähnt sie Spaced repetition learning. Nun als angehende Medizinerin ist es naheliegend unter Lernen vor allem das Erinnern und Präsenthalten von sehr viele Fakten aus etwa der Anatomie (>200 Knochen, >600 Muskeln im menschl.Körper), der Pathophysiologie (> 30‘000 bekannte Krankheiten), der Pharmakologie (100‘000 zugelassene Medikamente) und einigem mehr zu verstehen.

    Doch Lernen bedeutet mehr und auch noch anderes als sich an Fakten zu erinnern. Ein Kind, das Fahrrad fahren gelernt hat, muss sich an keinerlei Fakten erinnern um zu beweisen, dass es Fahrrad fahren gelernt hat. Es genügt, wenn es nicht mehr umfällt und sicher in der Kurve und beim Bremsen ist. Ähnliches gilt für das physikalische Verständnis, wobei hier aber noch korrektes physikalisches Urteil und Schlussfolgern dazukommt. Kinder etwa können angeben, warum ein Stapel von aufeinandergestellten Bauklötzen umfällt und was es zu tun gilt um einen möglichst hohen Turm zu bauen. Sie entwickeln such ein räumliches Vorstellungsvermögen und wissen was sich hinter einem Baum verstecken kann und wie gross es höchstens sein kann um nicht entdeckt zu werden. Oder sie „wissen“ irgendwann, dass Gegenstände, die weiter weg sind kleiner erscheinen. Dahinter steckt aber mehr und etwas anderes als das Wissen und sich Erinnern an Fakten. Ähnliches gilt übrigens auch für Mediziner. Ein Chirurg etwa lernt das Operieren nicht allein über das Büffeln von Anatomie und das Studieren von Operationsberichten, sondern es ist auch ein praktischer Lernprozess ähnlich wie beim Lernen des Fahrradfahrens.

    Letztlich führt erfolgreiches Lernen zum Verstehen und verstehen bedeutet, dass man den Zusammenhang einer ganzen Welt von Dingen und Prozessen kennt und auch „spürt“ indem man ein Bewusstsein für diese Welt zu der die Dinge gehören aufbaut.

    Der arxiv-Artikel Stochastic Gradient Descent Captures How Children Learn About Physics berichtet über den Versuch kindliches Lernen der physikalischen Welt mittels Deep Learning nachzubilden. Dort liest man etwa über den kindlichen Lernfortschritt:

    Baillargeon (1996) hat gezeigt, dass Säuglinge, wenn sie älter werden, immer komplexere Regeln anwenden, um zu entscheiden, ob eine bestimmte Konfiguration von Blöcken stabil ist oder nicht (siehe auch (Baillargeon, 2002, 2004)). Mit 3 Monaten entscheiden Säuglinge auf der Grundlage einer einfachen Kontakt- oder keiner Kontaktregel. Nach dieser Regel gilt eine Blockkonfiguration als stabil, wenn sich die beiden Blöcke berühren. Nach etwa 5 Monaten verstehen Säuglinge, dass die Art des Kontakts wichtig ist. Jetzt werden nur Konfigurationen mit übereinander gestapelten Blöcken als stabil eingestuft. Nach 6,5 Monaten berücksichtigen sie zusätzlich die Überlappung, um die Stabilität einer Blockkonfiguration zu bestimmen. Schließlich sind sie nach 12,5 Monaten in der Lage, die Blockformen in ihr Urteilsvermögen einzubeziehen, wobei sie sich nicht nur auf die Kontaktmenge verlassen, sondern auch darauf, wie die Masse für jeden Block verteilt wird.

    Lernen bedeutet also auch sich ein implizites inneres Regelwerk aufzubauen und wohl auch so etwas wie ein Gespür dafür bekommen, wie die Dinge zusammenhängen.

    Fazit:Erworbenes Faktenwissen genügt selten um etwas zu beherrschen und es gibt Gebiete, wo die Fakten sogar eine untergeordnete Rolle spielen. Wer etwa in den Bergen klettert, dem nützt das Wissen über die Höhe der Felswände und das dort vorkommende Gestein wenig, wenn er über überhaupt keine Klettererfahrung verfügt. Aber Klettern lernen ist auch ein Lernprozess obwohl Fakten dort eine untergeordnete Rolle spielen.

  5. Das Thema heißt “wie lernt man richtig”, ich vermute mal gemeint ist “optimales Lernen”.
    Herr Holzherr hat ja schon vorgelegt, dass es verschiedene Formen von Lernen gibt und dass, wenn dieser blog einen Sinn haben soll, man sich ein Thema aussucht und detailliert verschieden Lernmethodiken durchspielt.
    Jeder Schüler weiß das, er muss in 4 Tagen noch 80 Vokabeln lernen.
    Wie geht man vor? Jeden Tag 20 Vokabeln ? Jeden Tag 40 Vokabeln mit 2 Tagen zur Erholung. Das Lesestück lernen in dem die Vokabeln verwendet werden, also in einem Sinnzusammenhang ? Mit Freunden zusammen, die sich gegenseitig abhören, mit den Vokabeln Sätze bilden ………
    Sich selbst abhören per Tonaufnahme ????

    • @fauv(Zitat): „

      Jeder Schüler weiß das, er muss in 4 Tagen noch 80 Vokabeln lernen.„

      Genau das scheint mir auch das Thema zu sein, welches die Autorin des Beitrags Schluss mit Bulimie-Lernen – wie lernst du richtig? behandelt: das Lernen für den Schulerfolg, also die bestandene Prüfung. Martje Sältz wendet sich zwar gegen das Bulimie-Lernen, aber nicht gegen das „für die Prüfung/für die Schule lernen“. Dabei scheint mir offensichtlich, dass nur wenige Schüler in der Schule eine Sprache sprechen und verstehen lernen. In der Schule lernt man Vokabeln (beispielsweise französische Vokabeln) nicht aber eine Sprache wie etwa Französisch. Nun, vielleicht will/kann die Schule gar nicht eine Sprache vermitteln oder aber sie (die Schule) hat noch nicht gelernt wie man das macht.

    • Holzherr: “Echtes Lernen führt zum Verstehen”

      Ich habe gelernt, wie Fahrradfahren und Schwimmen, bzw. meine Synapsen geprägt, mit 10 Finger, ohne zu schauen, die Tastatur zu benutzen.🤗
      Je mehr Übung daran, desto schneller kann ich das – Funktionales Lernen ist nicht echt und führt, im Beharren auf den “Reinen Stumpfsinn” (der systemrational-gebildeten und somit symptomatisch-kreislaufenden Suppenkaspermentalität) des Materialismus, auch nicht zum Verstehen der wirklich-wahrhaftigen Bewusstheit / der zweifelsfrei-eindeutigen “Reinen Vernunft”. Wohl nie wurde dies deutlicher, als durch die wissenschaftlich-berechneten Erkenntnisse der Wahrscheinlichkeit (bis auf die noch unergründlichen Schwarzen Löcher) von uns und unserem Universum als holographisches Programm!?

  6. Es scheint verrückt, aber nach meiner AKE bräuchten wir GARNICHT LERNEN, denn ALLES ist schon da, WIR bräuchten uns nur anpassen, wenn wir das WIR/Mensch endlich ebenbildlich/gleichermaßen, und somit in Reaktivierung des geistigen Stillstandes, OHNE wettbewerbsbedingt-konfusionierende Symptomatik fusionierend organisieren würden – Derzeit ist das, angesichts der Krisen, genau die ULTIMATIVE Herausforderung an unsere vernunftbegabte Kommunikationsfähigkeit, doch wir spielen stur weiter die stumpf- wie blödsinnige Vorstellung von “Individualbewusstsein” in Schuld- und Sündenbocksuche, wie gewohnt zeitgeistlich-reformistisch instinktiv-bewusstseinsschwach und systembedingt-bewusstseinsbetäubt, seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung (“Vertreibung aus dem Paradies”).

    “Gut Ding braucht Weile”, allerdings wird Mensch nach der atomaren Apokalypse wenig Zeit zur Anpassung haben, aber: Ohne leidvollem Stress, hat Mensch bisher auch noch keine schwachsinnige Reform durchgemacht, und vielleicht war der “Funken” zur wirklich-wahrhaftigen Veränderung bisher einfach nicht groß genug!? 💣🥴💥

  7. Martin Holzherr,
    ….die Schulen….
    Es gibt sie die Institute zum schnellen Erwerb einer Sprache.
    Beispiel Lausanne, ich war dort 3 Wochen und habe so viel gelernt wie in 2 Jahren einer Regelschule. Das wichtigste scheint mir , ist der Lehrer der die Sprache als Muttersprache beherrschen muss.
    Die eiserne Regel war, der Lehrer sprach nurFranzösisch.
    Man ist dann gezwungen in der Fremdsprache zu denken, und am Ende merkt man gar nicht mehr, in welcher Sprache man spricht.
    Die Schüler kamen aus ganz Europa und sprachen untereinander auch nur in Französisch.
    Man könnte in einem vereinten Europa einen Lehreraustausch machen, der Deutschlehrer in Deutschland wird als Deutschlehrer in Frankreich eingesetzt. Der Französichlehrer in Frankreich wird in Deuschland als Französischlehrer eingesetzt. Das wäre echte Synergie.
    Türkenkinder in Deutschland lernen Deutsch in 2 Jahren.
    Das bedeutet, unser Schulsystem ist unökonomisch, nach 8 Jahren Fremdsprachenunterricht lernt ein deutscher Gymnasiast Französisch nur bruchstückhaft. Das sollte man ändern .

    • @fauv(Zitat): „

      Es gibt sie die Institute zum schnellen Erwerb einer Sprache.
      Beispiel Lausanne, ich war dort 3 Wochen und habe so viel gelernt wie in 2 Jahren einer Regelschule. „
      ….

      Das bedeutet, unser Schulsystem ist unökonomisch, nach 8 Jahren Fremdsprachenunterricht lernt ein deutscher Gymnasiast Französisch nur bruchstückhaft.

      Das sollte man ändern .

      Zustimmung: Das sollte man in der Tat ändern. Und das aus mehreren Gründen:
      1) Lernen ohne Lernerfolg ist verschwendete Zeit. Zeit in der man etwas sinnvolleres hätte lernen/machen können
      2) Heutzutage kommen fast alle fast überall mit einer einzigen Fremdsprache zurecht: Englisch nämlich. Wenn schon, dann sollte man mehr in Englischkenntnisse investieren, denn ohne Englisch bekommt man in der Tat nicht sehr weit: man kann keine wissenschaftlichen Artikel lesen und ist auch im Internet (You-Tube, sogar Wikipedia) recht eingeschränkt.
      3) Misserfolge im Lernen – wie die Unfähigkeit sich nach mehreren Jahren Schulfranzösisch in französisch zu verständigen – führen oft zu einer generell negativen Haltung dem Lernen gegenüber. Man hat etwas gelernt: nämlich, dass Lernen sich nicht lohnt. Und das ist verheerend.

  8. Martin Holzherr,
    Englisch ist heutzutage einfach Pflicht. Französisch und Deutsch sollten es zumindest in der Schweiz auch sein. In Neuchatel konnten die Hotelangestellten kein Deutsch verstehen und das 20 km von der Sprachgrenze entfernt.
    Wir haben also teils Französisch und teils Englisch gesprochen.
    Gibt es noch Ressentiments der Suisse romande gegenüber den Bernern ?

  9. Zu welchem Lerntyp gehören eigentlich die Schüler, welche ständig vergessen, wie eine Balkenwaage funktioniert? Mit diesem Phänomen war ich nämlich früher öfter mal konfrontiert, als ich noch bei Freunden und Bekannten und deren Kinder als Nachhilfelehrer für Mathe (Mittelstufe) tätig war.

    Wenn man nämlich in der Algebra nach einer Variable auflöst (meist ist es x) braucht man eigentlich nur auf Eines zu achten. Die Waage muss im Gleichgewicht bleiben. Tut man links vom “=” etwas weg oder hinzu, muss man rechts davon genauso viel weg oder hinzu zun.

    Gibt man beispielsweise der linken Seite nur eine andere Gestalt (wobei sich deren Wert nicht ändert), zum Beispiel durch Kürzen oder Erweitern eines Bruches, so darf man auf der anderen Seite auch nur Sachen machen, die den Wert nicht ändern. Man kann aber auch gar nichts machen, wenn man will. Hauptsache die Waage bleibt im Gleichgewicht. Und das Spielchen betreibt man so lange, bis die gewünschte Variable isoliert ist.

    Also, was ist so unbegreiflich bei einer Balkenwaage?

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