Multiple Sklerose

Viele Menschen haben durch “Corona” vermutlich das erste Mal die Begriffe Inzidenz, Prävalenz oder exponentielles Wachstum kennengelernt. Der unten abgebildete Graph könnte also nur eine weitere Veranschaulichung von Covid-19-Infektionen sein. Ist es aber nicht! Abgebildet ist die Häufigkeit von Multiplen Sklerose (MS)-Erkrankungen in Abhängigkeit des Breitengrads. Und Deutschland liegt mitten drin! Tatsächlich hängt das Auftreten der MS sehr stark mit dem Breitengrad zusammen. So haben wir in Deutschland ein ungefähr 30-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko im Vergleich zu Menschen, welche nahe des Äquators leben.

Zusammenhang Prävalenz und Breitengrad bei der Multiplen Sklerose (MS)
Geschätzte Inzidenz der Multiplen Sklerose in Abhängigkeit des Breitengrades, Daten basierend auf: Simpson et al., 2019.

Doch was ist die Multiple Sklerose überhaupt?

Die Multiple Sklerose, auch Encephalomyelitis disseminata genannt, ist eine der am häufigsten auftretenden Erkrankungen des zentralen Nervensystems, also des Gehirns und des Rückenmarks. Aus bisher unbekannten Gründen wird das Immunsystem dazu veranlasst, sich gegen den eigenen Körper zu richten und bestimmte Hilfszellen der Neurone – die Oligodendrozyten – anzugreifen. Daher wird die MS auch zu den Autoimmunerkrankungen gezählt. Durch die Aktivierung des Immunsystems gegen Teile des Gehirns entstehen entzündliche Prozesse, welche zu einer Vielzahl an unterschiedlichen Symptomen führen können. Typisch sind insbesondere Seh-, Empfindungs- und Bewegungsstörungen sowie chronische Erschöpfung.

Aber der Reihe nach:

Erste Berichte über die Multiple Sklerose reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück. 1868 wurde die MS dann erstmalig vom französischen Arzt Jean-Martin Charcot als eigenständige Krankheit definiert. Er fasste die Symptome früherer Fallbeschreibungen zusammen und ergänzte diese um eigene Beobachtungen. Insbesondere beschrieb er anhand von Gehirnen verstorbener Patientinnen die dortigen krankheitsbedingten Veränderungen und setze diese erstmalig in Bezug zu den klinischen Symptomen.

Porträt Jean-Martin Charcot
Jean-Martin Charcot

Dies war insofern außergewöhnlich, da die meisten neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen zur damaligen Zeit einfach als Nervenkrankheiten zusammengefasst wurden, wodurch es nicht möglich war, spezifische Therapien für die jeweiligen Erkrankungen zu entwickeln.
Charcots Beschreibungen waren jedoch so detailliert, dass sie eine eigenständige Erforschung dieser “neuen” Krankheit ermöglichten. Und noch heute, mehr als 150 Jahre später, dienen die Läsionen, welche Charcot in den Gehirnen der Verstorbenen beobachtete, als eines der wichtigsten Kriterien, um eine MS zu diagnostizieren. Jedoch können durch moderne medizinische Bildgebungsverfahren diese Veränderungen schon bei lebenden PatientInnen festgestellt werden.

Symptome der Multiplen Sklerose

Seit der Zeit, in der Charcot die Krankheitszeichen der MS erstmalig definierte, wurden diese immer detaillierter beschrieben und klassifiziert. Zu den grundlegenden Symptomen zählen Störungen der Sinneswahrnehmung sowie der muskulären Steuerung, Schmerzen und chronische Erschöpfung. Insbesondere das visuelle System ist durch die Multiple Sklerose betroffen, woraus verschwommenes Sehen, Doppelsehen oder Defekte der Augenbewegung resultieren. Die Betroffenen beschreiben oftmals auch ein Kribbeln oder Brennen in den Armen und Beinen und sind von Tagesmüdigkeit und Kopfschmerzen geplagt. Eine genauere Auflistung der Symptome findest Du in der Abbildung.

Verlaufsformen der MS

Eins der bekanntesten Charakteristika der Multiplen Sklerose ist das Auftreten der Symptome in Schüben. Während dieser Zeit sind die Beschwerden besonders stark und erschweren das alltägliche Leben erheblich. Zwischen zwei Schüben ist es jedoch möglich, dass es zu einer vollständigen Rückbildung der Symptome, ja sogar zu einer Reparatur des zuvor zerstörten Gehirngewebes kommt (relapsing remitting).

Hauptsymptome der Multiplen Sklerose
Symptome der MS, (Anteil der Erstsymptome; zusätzlich spätere Symptomentwicklung im Verlauf der Krankheit);
Daten nach: Masur et al. 2013

Neben der schubförmigen existiert zudem eine Verlaufsvariante, welche mit einer konstanten Verschlechterung der Symptomatik einhergeht (primary progressive). Auch Mischvarianten treten auf (siehe Abbildung Verlauf der MS).
Im zeitlichen Verlauf kann sich die Krankheitsausprägung einer PatientIn außerdem verändern. Ein typisches Beispiel dafür ist der Übergang von einem schubförmigen zu einem progredienten Krankheitsverlauf (secondary progressive).

Verlaufsformen der Multiplen Sklerose (MS)
Unterschiedliche Verlaufsvarianten der Multiplen Sklerose

Für eine Therapieentscheidung wird heutzutage zusätzlich in eine aktuell aktive und nicht-aktive Krankheitsausprägung unterschieden. Bestimmt wird die Aktivität der MS anhand der Auftrittsrate klinischer Symptome sowie der Anzahl und Größe der entzündlichen Läsionen im Gehirn.

Therapie der MS

Grundsätzlich lässt sich die Therapie in drei Bereiche untergliedern, welche gegen unterschiedliche Aspekte der Krankheit gerichtet sind. In der Schubtherapie wird versucht, durch anti-entzündliche Medikamente eine schnelle Rückbildung der akuten Symptome zu erreichen.
Die verlaufsmodifizierende Therapie soll dagegen vor allem eine Reduktion der Schubfrequenz sowie eine Verzögerung der Krankheitsprogression erwirken. In dieser werden Medikamente eingesetzt, welche sich modulierend auf das Immunsystem auswirken. Im dritten Bereich, in der symptomatischen Therapie, wird versucht, durch spezifische Behandlungen einzelne Symptome zu verringern. Ein Beispiel hierfür ist Physiotherapie, um den motorischen Störungen entgegenzuwirken.

Lebenserwartung

Mithilfe dieser Behandlungen kann man der Krankheit zwar etwas entgegensetzen, diese jedoch nicht heilen. 25 Jahre nach der Diagnose ist ein Drittel der PatientInnen nicht mehr gehfähig und lediglich zehn Prozent weisen keine oder nur eine geringe Behinderung auf.
Die durchschnittliche Lebenserwartung ist bei MS-Patientinnen und Patienten um sechs bis sieben Jahre verringert.
Überdurchschnittlich häufige Todesursachen sind vor allem durch motorische Störungen sowie Lähmungen bedingte Lungenentzündungen. Zudem ist aufgrund einer erhöhten psychischen Belastung die Selbstmordrate unter Betroffenen gegenüber der Normalbevölkerung um das sieben- bis achtfache erhöht.

Die Tragik dieser Informationen soll jedoch nicht die therapeutischen Erfolge vergessen lassen, welche seit den 1990er Jahren, insbesondere durch die immunmodulatorischen Therapien, erzielt wurden. Während ursprünglich noch versucht wurde, die MS mit Quecksilberschmierkuren (!) zu behandeln, wurde am Anfang dieses Jahres eine Studie veröffentlicht, welche Hoffnung auf eine Impfung gegen die Multiple Sklerose weckt. Wie die Covid-19-Impfung von BioNTech und Moderna basiert auch dieser Erfolg auf einem mRNA-Impfstoff. Aber dazu mehr in einem späteren Artikel…

Doch was passiert denn nun genau im Körper?

Auch nach über anderthalb Jahrhunderten Forschung ist die Multiple Sklerose nicht komplett verstanden. Die MS wird als Autoimmunerkrankung angesehen, da das Immunsystem im Krankheitsprozess körpereigene Strukturen zerstört. Dabei richtet es sich gegen bestimmte “Hilfszellen” (Gliazellen) im Gehirn, die Oligodendrozyten.

Physiologie der Oligodendrozyten und Neuronen
Gesundes Neuron, dessen Nervenfaser von Oligodendrocyten umhüllt ist.

Diese bilden sogenannte Myelinscheiden, welche Nervenfasern schützend einbetten. Die Einbettung schützt die Nervenfasern nicht nur mechanisch, sondern kann diese vor allem auch elektrisch isolieren und so zu einer schnelleren Erregungsleitung beitragen.

Werden die Oligodendrozyten im Verlauf der Multiplen Sklerose zerstört, wird nicht nur die Erregungsleitung gestört – im schlimmsten Fall kann dies sogar zu einem Absterben der umhüllten Nervenzellen führen! Dieser Prozess wird Demyelinisierung genannt und ruft durch Schädigungen in den jeweiligen Gehirnbereichen die oben benannten Symptome hervor.

Von der Demyelinisierung besonders stark betroffene Stellen im Gehirn werden Herde genannt und können mittels Magnetresonanztomographie (MRT) nachgewiesen werden. Sie stellen das wichtigste diagnostische Kriterium für die Multiple Sklerose dar.

Veranschaulichung Pathomechanismus der Multiplen Sklerose (MS)
Oligodendrocyten, welche von T-Zellen angegriffen werden. Dies passiert durch eine irrtürmliche Aktivierung des Immunsystems gegen den eigenen Körper

Das zerstörte Gewebe kann sich bis zu einem gewissen Grad zwischen zwei Schüben wieder regenerieren und erneut Myelinscheiden aufbauen (Remyelinisierung). Dies ist jedoch nicht immer möglich, da die Regenerationsfähigkeit des Körpers erschöpft oder Zellen unwiderruflich zerstört sein können. In solchen Fällen bilden sich – vergleichbar mit der Wundheilung, wenn wir uns in den Finger geschnitten haben – Narben aus anderen Hilfszellen des Gehirns.

Diese sogenannten glialen Narben und die Demyelinisierungsherde waren genau die neuropathologischen Veränderungen, welche Charcot in den Gehirnen der verstorbenen PatientInnen fand und zur Beschreibung der MS nutzte.

frühe Zeichnung der Läsionen im Gehirn durch die MS
Zeichnung von Carswell der glialen Narben und Demyelinisierungsherde (1838)

Mögliche Ursachen

Obwohl es die verschiedensten Theorien gibt, ist die Ursache der Multiplen Sklerose, also der Auslöser für die autoimmune Aktivierung gegen das Nervensystem, bis heute unbekannt. Man nimmt an, dass es sich um ein Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren handelt. Obwohl eine familiäre Häufung der MS auftreten kann, spricht nichts dafür, dass ein einzelnes Gen ursächlich ist. Vielmehr fand man zahlreiche Gene, welche das Risiko jeweils ein klein bisschen erhöhen. Interessanterweise werden diese auch bei anderen Autoimmunkrankheiten verdächtigt, an der Entstehung beteiligt zu sein. Immer wieder werden zudem bestimmte Viren, wie zum Beispiel das Epstein-Barr-Virus, als ein möglicher Auslöser aufgeführt. Ein direkter Nachweis steht allerdings aus. Andere Krankheitserreger, wie beispielsweise lungenbefallende Chlamydien, werden zwar nicht als Ursache, aber als Einflussfaktor gesehen, eher einen progredienten Krankheitsverlauf auszulösen.
Viel untersuchte Umweltfaktoren sind außerdem die Sonnenexposition sowie die Vitamin-D-Versorgung. Da beide Faktoren sehr stark vom Breitengrad abhängen, werden diese gleich noch mal ausführlicher besprochen.

Häufigkeit und Geschlechterverhältnis

Die Multiple Sklerose zählt zu den häufigsten Krankheiten des zentralen Nervensystems und die Erkrankungsrate hat in den letzten Jahren sogar zugenommen. Aktuell wird mehr als jede zehnte Patientin oder Patient in neurologischen Kliniken deswegen dort behandelt. In Deutschland sind statistisch gesehen ungefähr 150 Personen pro 100.000 EinwohnerInnen betroffen. Die meisten Diagnosen werden um das 30. Lebensjahr herum gestellt, wobei auch hier eine Abhängigkeit vom Breitengrad vorliegt.

Ähnlich wie bei anderen Autoimmunerkrankungen sind Frauen ungefähr zwei- bis dreimal so häufig von MS betroffen wie Männer. Sie sind nicht nur häufiger, sondern auch früher betroffen als Männer, wobei Letztere zu einer schnelleren Verschlechterung der Symptome sowie schlimmeren Krankheitsausgängen neigen.

Geschlechterunterschiede der Multiplen Sklerose
Geschlechterunterschiede in den Ausprägungen der Multiplen Sklerose

Diese Unterschiede werden mit unterschiedlichen Einflüssen der geschlechtsspezifischen Hormone erklärt.
Interessanterweise spiegeln sich die Geschlechtsunterschiede auch bei Personen mit Geschlechtsidentifikationsstörungen wider. Sich als Frauen identifizierende Männer, deren Hormonhaushalt eher weiblich ist, weisen ebenfalls ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko auf.

Und was genau hat die MS jetzt mit dem Breitengrad zu tun?

Ein Zusammenhang zwischen dem Breitengrad, in welchem die Menschen leben, und dem Auftreten der Multiplen Sklerose ist lang bekannt. Je entfernter man vom Äquator wohnt, desto öfter und früher treten MS-Erkrankungen in der Bevölkerung auf. Der Grund dieses Zusammenhangs ist bisher nicht genau geklärt. Man vermutet, dass dies etwas mit der Sonnenexposition zu tun hat, da mit steigender Entfernung zum Äquator die Menschen durchschnittlich immer weniger Sonnenlicht ausgesetzt sind. Die Sonne kann unser Immunsystem über ultraviolette (UV) Strahlung direkt oder über die davon abhängige Vitamin-D-Synthese indirekt beeinflussen.

Zwar lässt sich die UV-Exposition gut anhand des Breitengrads abschätzen, anhand von Wetterdaten konnte der Einfluss der UV-Strahlung jedoch auch auf vergleichbaren Breiten nachgewiesen werden. Eine (im Rahmen) höhere Sonnenlichtexposition war demnach in der Lage, die Schwere einer bestehenden Multiplen Sklerose zu verbessern.

Der Breitengrad, in welchem man ungefähr bis zum 15. Lebensjahr wohnt, bestimmt das lebenslange Risiko an einer MS zu erkranken – praktisch unabhängig von späteren Wohnorten.

Interessanterweise bestimmt der Breitengrad, in welchem man ungefähr bis zum 15. Lebensjahr wohnt, – relativ unabhängig von späteren Wohnorten – das lebenslange Risiko, an einer MS zu erkranken.
Denkbar ist, dass in dieser Zeit etwas passiert, was sich für den Rest des Lebens schützend auswirkt – oder genau andersherum, dass in dieser Phase der Grundstein für eine mögliche spätere Erkrankung gelegt wird. Natürlich könnte das Erkrankungsrisiko auch durch ein Zusammenspiel aus schützenden und fördernden Aspekten in diesem Zeitraum bedingt sein. Beispielsweise könnte eine bessere Vitamin-D-Versorgung durch mehr Sonnenlicht genau im richtigen Zeitpunkt das Immunsystem unterstützen, während bestimmte Krankheitserreger, welche vor allem in nördlicheren Breiten zu finden sind, als begünstigende Faktoren für eine spätere Entwicklung einer MS wirken könnten.

Eine interessante Hypothese, welche nicht nur bei der Entstehung der Multiplen Sklerose, sondern auch bei anderen Autoimmunerkrankungen immer wieder diskutiert wird, ist die sogenannte Hygienehypothese. Diese vermutet, dass manche Kinder durch ein Aufwachsen in sehr sauberen Umgebungen erst im jungen Erwachsenenalter mit bestimmten Krankheitserregern erstmalig in Kontakt kommen. Die darauffolgende Aktivierung des Immunsystems ist dann um ein Vielfaches stärker und kann sich im schlimmsten Fall gegen den eigenen Körper richten.

Das Risiko, an MS zu erkranken, steigt mit einem höheren Breitengrad allerdings nicht ins Unendliche. Nördlich ungefähr der Breite von Oslo, nimmt das Erkrankungsrisiko nicht mehr zu, sondern fällt sogar wieder ab. Man vermutet, dass dies an genetischen Faktoren liegt. So gehören beispielsweise die kanadischen Inuit zu einer ethnischen Gruppe, welche von sich aus ein geringes Risiko hat, an der Multiplen Sklerose zu erkranken.

Fazit

Auch über 150 Jahre nach ihrer Entdeckung bleibt die Multiple Sklerose eine Krankheit mit vielen offenen Fragen. Insbesondere auf der Suche nach der Ursache sind noch viele Fragen ungeklärt. Ist ein Virus die Ursache der Aktivierung des Immunsystems gegen den eigenen Körper oder ist es doch etwas ganz anderes? Werden wir jemals ein vollständiges Heilmittel finden? Ich hoffe sehr, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft Antworten auf diese Fragen finden.

Kurzinformationen zur MS

Die Multiple Sklerose ist diesjähriger Schwerpunkt des World Brain Days. Aus diesem Grund werden wir diese Woche noch weitere Artikel über die Erkrankung Multiple Sklerose veröffentlichen und Interviews mit Personen führen, die an der MS forschen oder Patientinnen oder Patienten betreuen.
Wir wünschen viele neue Erkenntnisse!

Glossar mit wichtigsten Begriffen zum Artikel
Quellen

Sofern nicht anders angegeben beziehen sich die epidemiologische Daten auf Deutschland.
Link zur vollständingen Literaturübersicht.

Dieser Artikel ist in Kooperation mit der Deutschen Neurowissenschaften-Olympiade entstanden.

Die Deutsche Neurowissenschaften-Olympiade ist ein jährlicher Schülerwettberwerb, welcher SchülerInnen der Oberstufe für die Neurowissenschaften begeistern soll. Die Themenauswahl reicht dabei von Neurophysiologie über Neuroanatomie bis hin zu neurologischen Erkrankungen. Die GewinnerIn des Wettbewerbs vertritt Deutschland im Internationalen Brain Bee gegenüber VertreterInnen aus fast 50 anderen Ländern.

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Veröffentlicht von

Friedrich Schwarz studiert Humanmedizin und Angewandte Informatik mit Schwerpunkt Neuroinformatik. Aktuell fasziniert ihn die Theorie, dass Humor und Kreativität als Positivfaktoren in der sexuellen Selektion dazu beigetragen haben könnten, dass die menschliche Gehirngröße evolutionär zunahm. Mit dem Schreiben hier probiert er, seine Begeisterung über das Gehirn mit der Welt zu teilen – ob sie möchte oder nicht.

5 Kommentare

  1. Danke für die ausführliche, mehrere Aspekte der Krankheit berührende, detaillierte Information zur multiplen Sklerose – der in Mitteleuropa häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankung des Zentralnervensystems.

    Es scheint, dass einige in den letzten 20 Jahren entwickelte Immuntherapien die Langfristprognose von MS bereits deutlich verbessert haben. Noch bessere immunmodulierende Therapien verspricht man sich heute aufgrund positiver Erfahrungen mit Mausmodellen.

    Was uns die Geschichte der MS-Therapie lehrt:
    Nach vielen Jahrzehnten Untherapierbarkeit gibt es nun immer bessere Therapien und immer grössere Therapieerfolge.
    Das gilt auch für andere Gebiete der Medizin. Nach vielen Jahrzehnten von sehr beschränkten Erfolgen in der Behandlung von Krebs gibt es jetzt immer vielversprechendere Krebstherapien.

    Ein guter Leitspruch in der Medizin: We Will Never Give Up

  2. Interessant wäre zu wissen ob sich die Korrelation zum Breitengrad symmetrisch auf den beiden Erdhalbkugeln verhält, was eher für die Hypothese Einfluss der Sonneneinstrahlung sprechen würde oder sich so auf der Südhalbkugel nicht bestätigen lässt, dann wäre der Einfluss eines in den Industrieländern vorherrschenden Faktors wahrscheinlicher. Vielleicht würde auch eine kontinentaleaufgelöste Statistik ein differenzierters Bild ergeben. Ich befürchte aber, dass sowohl Quantität als auch Qualität dieser Statistiken global stark unterschiedlich verteilt ist und hier ggf. ein deutliches Hinderniss darstellen wird.

    • Eine gute Übersicht ist in dieser Meta-Analyse zu finden. Auch die Vorgängerstudie ist interessant – bzw. die Vergleiche zwischen den Ergebnissen.
      Grundsätzlich ist auch auf der Südhalbkugel eine positive Korrelation zwischen dem Breitengrad und der Prävalenz der Multiplen Sklerose zu finden. Die Werte sind, vermutlich durch genetische Faktoren, jedoch unterschiedlich zur Nordhalbkugel.
      Durch Südamerika und Australien ist die Datenlage auf der Südhalbkugel nicht so schlecht. Am geringsten sind Studien aus Afrika vorhanden.

    • @Jürgen Kunzmann: Meine Vermutung. Multiple Sklerose ist eine Autoimmunreaktion auf Myelin und diese Autoimmunreaktion bildet sich in Gegenden mit weniger Infektionen (in kühleren Gegenden) stärker aus. Das heisst: Für viele 15-Jährige aus den kälteren Gegenden ist Myelin dem Immunsystem unbekannt.

  3. Was mir gerade beim lesen über den mRNA Impfstoff gegen MS bei Mäusen aufgefallen ist: Die T-Zellen werden ja im Thymus selektiert. Der Thymus bildet sich mich Einsetzen der Pubertät zurück. Das würde ja zu den 15. Lebensjahr passen.

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