Kognitive Verzerrungen: Die Denkfallen unseres Gehirns

Fehleranfälliges Denken
Wir treffen täglich Tausende von Entscheidungen und fällen Urteile – oft ohne uns bewusst darüber zu sein. Menschen greifen dabei auf spezifische Strategien der Informationsverarbeitung zurück, die man als Heuristiken bezeichnet, also einfache Regeln, die im Alltag äußerst nützlich sind und uns ermöglichen, schnell und effizient zu handeln [1]. Dies ist besonders in komplexen oder unsicheren Situationen entscheidend, da wir oft nicht die Zeit haben, sämtliche Informationen gründlich zu analysieren und zu integrieren [2]. Doch Heuristiken können zu vorhersehbaren, systematischen Denk- und Wahrnehmungsfehlern führen, die als kognitive Verzerrungen oder kognitive Fehler (engl. cognitive biases) bezeichnet werden.
Kognitive Verzerrungen sind Fehler im Denken, die unsere Entscheidungsfindung, Urteilsbildung und generelle Wahrnehmung beeinflussen und zu falschen Annahmen führen können. Sie entstehen durch vereinfachte Denkmuster, die zwar im Alltag hilfreich sind, aber die Realität nicht immer präzise widerspiegeln. Aber wieso macht das Gehirn das? Die Aufgabe des Gehirns ist nicht, die Welt in ihrer vollen Komplexität darzustellen, sondern sie so zu interpretieren, dass es unser Überleben sichert und unser Handeln im Alltag erleichtert. Kognitive Verzerrungen sind also keine Zufälle – sie sind eine Anpassung des Gehirns, um den Informationsaufwand zu reduzieren und schnelle, effektive Entscheidungen zu treffen.
Stellt euch vor, dass ihr kürzlich von mehreren Flugzeugabstürzen in den Nachrichten gehört habt. Man könnte dann dazu neigen, das Fliegen als gefährlicher wahrzunehmen, als es tatsächlich ist, obwohl Flugzeuge statistisch gesehen sicherer sind als viele andere Verkehrsmittel [8]. Das ist ein Beispiel für den sogenannten Verfügbarkeits-Fehler (Availability Bias), der unsere Neigung beschreibt, Ereignisse oder Informationen für wahrscheinlicher zu halten, wenn sie uns leicht und schnell in den Sinn kommen.
Tatsächlich sind fast alle Menschen täglich davon betroffen. Verzerrungen dieser Art laufen oft unbewusst ab, weshalb sich viele Menschen ihrer eigenen Verzerrungen nicht einmal bewusst sind. Sie sind ein super Beispiel dafür, wie clever und gleichzeitig fehleranfällig unser Denken ist. Ihr glaubt mir nicht? Dann macht gerne mal den Selbsttest.
Das Gehirn macht also Fehler. Aber wieso? Ist unser Gehirn nicht eigentlich eine Hochleistungsmaschine, die sich lieber keine Fehler erlauben sollte? Was genau ist da los im Gehirn?
Denken in zwei Systemen: Intuition vs. Analyse
Prof. Dr. Daniel Kahnemann, Psychologe und Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 2002, beschrieb System 1 und 2 als Funktionsweise unseres Gehirns in der Urteilsbildung und Entscheidungsfindung. Das System 1 ist das schnelle, intuitive System, welches ohne große Anstrengung Informationen aufnimmt, mit gespeicherten Erfahrungen und Denkmustern kombiniert und zu einer raschen Entscheidung kommt. Das ist genau das System, wo die meisten kognitiven Verzerrungen auftreten, da keine sorgfältige Informationsverarbeitung und -analyse passiert.
Im Gegensatz dazu ist das System 2 das kognitiv energieaufwendigere, aber auch kontrollierte System, welches aktiviert wird, wenn wir ganz bewusst Entscheidungen treffen und rational nachdenken. Genauer gesagt, System 2 ist aktiv, wenn wir Informationen hinterfragen, nach Alternativen suchen, und Vor- und Nachteile abwägen. Es führt also zu einer meist wahrheitsgetreuen Informationsverarbeitung, aufgrund dessen kognitive Verzerrungen eher vermieden werden können. Falls ihr noch mehr erfahren wollt, schaut gerne dieses Interview von Prof. Dr. Kahnemann, in dem er die Tücken des intuitiven Denkens diskutiert.
System 1 dominiert bei alltäglichen, einfachen und gewohnten Aufgaben, während System 2 in komplexen und anspruchsvolleren Denkprozessen aktiviert wird. Deshalb gibt es mittlerweile nicht nur einige wenige, sondern über 180 offiziell beschriebene kognitive Verzerrungen! Davon zeigen einige Beispiele besonders deutlich, wie sehr uns die schnellen, intuitiven Prozesse in die Irre führen können.
Fünf Beispiele, wie unser Gehirn uns täuscht
1. Anker-Fehler (Anchoring Bias)
Der Anker-Effekt dürfte den meisten von uns bekannt sein – er ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie unser Gehirn Zahlen wie Magneten anzieht, obwohl diese oft keinerlei Relevanz für die tatsächliche Situation haben. Beim Ankereffekt geht es darum, dass etwas im Vergleich zu einem Referenzwert plötzlich ganz anders wahrgenommen wird [5].
Nehmen wir mal ein einfaches Supermarktbeispiel: Eine 500g Packung Erdbeeren kostet 8 Euro und wird auf dem Preisschild so beworben. Viele Kunden werden bei dem hohen Preis die Erdbeeren im Regal stehen lassen, da sie ihnen zu teuer sind. Doch nun kommt die Verzerrung: Wenn auf einem Schild plötzlich steht: „Regulär 10 Euro, heute nur 8 Euro im Sonderangebot“, erscheint der Preis plötzlich viel attraktiver. Der angeblich frühere Preis von 10 Euro dient unserem Gehirn als Anker, an dem wir uns festklammern und der unsere Wahrnehmung des „Schnäppchens“ verzerrt. Obwohl der Preis der Erdbeeren in beiden Fällen identisch bleibt, greifen plötzlich viel mehr Menschen zu. Der Ankereffekt ist in der Verkaufs- und Werbebranche ein beliebtes Werkzeug, um den Eindruck von einem besseren Deal zu erzeugen – und unser Gehirn fällt immer wieder darauf rein.
2. Bestätigungs-Fehler (Confirmation-Bias)
Menschen tendieren dazu, Informationen so zu suchen, zu interpretieren und zu bevorzugen, dass die persönlichen Überzeugungen bestätigt werden – es handelt sich um den Bestätigungsfehler, eine der häufigsten kognitiven Verzerrungen laut Forschung [6]. Gegenteilige Informationen werden meistens ignoriert, damit unsere eigene Überzeugung nicht an Kraft verliert. Zum Beispiel, wenn jemand überzeugt ist, dass bestimmte Diäten effektiv sind, wird er eher Erfolgsgeschichten dazu finden und Misserfolge ignorieren. Dieses Phänomen nennt man auch selektive Wahrnehmung. Besonders bei der schnellen Onlinesuche nach Informationen sind wir wahre Meister darin, nur die Informationen herauszufiltern, die unsere Meinung bestätigen.
Interessanterweise erinnern wir uns auch eher an Informationen, die ebenfalls unsere Meinung bestätigen, was man als selektive Erinnerung bezeichnet [2]. Ein Beispiel ist, wenn jemand denkt, dass „alle Männer schlecht im Multitasking sind“ und sich nur an Momente erinnert, in denen Männer beim Multitasking versagt haben. Dabei hat man nie konkrete Zahlen und Statistiken dazu gelesen und behauptet es nur aufgrund der verfälschten Erinnerung. Und übrigens: dass Männer wirklich schlechter im Multitasking sind, ist tatsächlich nur ein hartnäckiges Gerücht, denn Studien konnten bislang keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigen [7].
3. Rückschau-Fehler (Hindsight Bias)
Der Rückschaufehler beschreibt die Tendenz, vergangene Ereignisse nachträglich als vorhersehbarer zu bewerten, als sie es in Wirklichkeit waren. Ganz nach dem Motto „Ja das war mir eigentlich schon die ganze Zeit klar“, obwohl das eigentlich gar nicht stimmt. Dieser Effekt führt dazu, dass wir unsere eigenen Urteile und Entscheidungen in der Vergangenheit verzerren und überschätzen, verglichen dazu, wie die Ereignisse eigentlich waren.
Ein klassisches Beispiel für den Rückschaufehler ist, wenn jemand nach einer Wahl sagt: „Ich habe es gewusst, dass sie gewinnt.“ Dabei war der Ausgang alles andere als sicher. Ähnlich verhält es sich nach einer Klausur, wenn wir glauben, die Antworten hätten wir eigentlich gewusst, obwohl wir sie in der Klausur unbeantwortet ließen. Dieser Effekt sorgt dafür, dass wir vergangene Unsicherheiten vergessen und das Ergebnis rückblickend viel offensichtlicher erscheinen lassen [11].
4. Einfachheits-Fehler (Simplicity Bias)
Genauso sehr, wie wir Bestätigung mögen, schätzen wir es, wenn Dinge leicht verständlich sind. Der Einfachheits-Fehler beschreibt unsere Tendenz, schlichte Erklärungen oder Lösungen gegenüber komplexeren vorzuziehen – selbst dann, wenn sie unvollständig oder falsch sind. Menschen sind nun einmal gerne bequem. Beispielsweise ein Produktname, der einfach auszusprechen oder zu erinnern ist, könnte als qualitativ besser angesehen werden, selbst wenn das Produkt keine signifikanten Unterschiede zu anderen hat. Ein weiteres Beispiel: „Mein Handy geht nicht mehr an – es ist bestimmt kaputt.“ – Dabei könnte es auch am Akku, am Ladegerät oder an einem Softwareproblem liegen. Bei diesem Bias kommt das Phänomen der kognitiven Effizienz ins Spiel. Das Gehirn arbeitet gerne mit simplen Sachverhalten, die nicht zu viel Denkleistung beanspruchen. Die kognitive Effizienz erklärt auch unsere Neigung, Dinge und Menschen gerne zu kategorisieren, denn das ist besonders einfach. „Menschen sind entweder der kreative, oder der wissenschaftliche Typ!“. Das ist eine kognitiv effiziente Vereinfachung – sie klingt klar und ist gut zu merken, wird der Komplexität der realen Welt aber nicht gerecht.
5. Heiligenschein-Fehler (Halo-Effect)
Der erste Eindruck zählt! Auf diesem Prinzip beruht der Halo-Effekt, der besagt, dass wir Personen aufgrund unseres ersten Eindrucks kategorisieren. Mit anderen Worten, wenn wir eine positive oder negative Eigenschaft bei jemandem wahrnehmen, übertragen wir diese Einschätzung oft auf andere, nicht direkt beobachtbare Eigenschaften. Diese kognitive Voreingenommenheit kann in der realen Welt starke Auswirkungen haben. Beispielsweise gelten generell gutaussehende Menschen als intelligenter, lustiger und vertrauenswürdiger als weniger attraktive Menschen [8]. Produkte, die von attraktiven Menschen vermarktet werden, werden eher gekauft [9]. Und auch bei Jobinterviews werden Bewerber, die als attraktiv und sympathisch wahrgenommen werden, mit größerer Wahrscheinlichkeit auch als kompetent, intelligent und qualifiziert für die Stelle angesehen [10]. Der Halo-Effekt zeigt also, wie unser Gehirn dazu tendiert, in einfachen und oft übertriebenen Kategorien zu denken, was zu einer vereinfachten Wahrnehmung und falschen Urteilen führen kann.
Falls euch das Thema weiter interessiert, schaut gerne mal bei diesem Blogeintrag vorbei:
Weitere interessante Verzerrungen
Der selbstwertdienliche-Fehler (Self-Serving Bias) beschreibt, sich selbst für Erfolge zu loben, aber die Schuld für Misserfolge auf externe Ursachen zu schieben. Wenn man beispielsweise bei einem Projekt gut abschneidet, dann geht man meistens davon aus, dass es am eigenen Können und der selbsterarbeiteten guten Leistung lag. Wenn es jedoch schlecht läuft, schiebt man es eher auf die angeblich schwierigen Umstände oder auf Pech.
Der Framing-Fehler (Framing Effect) besagt, dass für die Entscheidungsfindung der Rahmen in einer Situation wichtig ist, also in welchem Kontext Informationen präsentiert werden. Zum Beispiel entscheiden sich Menschen eher für ein Produkt, wenn es als “90% fettfrei” anstatt “10% Fett” beschrieben wird, obwohl die Information dieselbe ist.
Auch bestimmt vielen bekannt ist der Versunkene-Kosten-Fehler (Sunk Cost Fallacy): Die Tendenz, weiterhin Ressourcen in ein Projekt oder eine Entscheidung zu investieren, nur weil bereits Ressourcen (wie Zeit, Geld oder Aufwand) darin investiert wurden, auch wenn das Projekt keine sinnvolle Fortsetzung verspricht.
Der Kompromiss-Fehler ist eine weitere Verzerrung. Er tritt auf, wenn man sich zum Beispiel zwischen der To-Go Kaffeebechergröße klein, mittel und groß entscheiden muss. Da wir meistens dazu tendieren, eine Variante zu wählen, die von anderen Extremvarianten nicht zu weit entfernt ist, entscheiden sich die meisten für die mittlere Kaffeebechergröße.
Und zum Schluss noch ein lustiger Effekt, den ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann: Der Ikea-Fehler, der besagt, dass man selbstgebauten Möbeln im Vergleich zu fertig gekauften mehr Wertschätzung zuspricht. Wer hat denn nicht schon mal stundenlang mit den schwedischen Holzmöbeln gekämpft und sich nach der harten Arbeit ganz besonders stolz gefühlt 😀 .
Ihr habt noch nicht genug? Wenn ihr euch für noch weitere kognitive Verzerrungen interessiert, dann schaut gerne hier vorbei.
Fazit
Kognitive Verzerrungen sind ein faszinierendes und weit verbreitetes Phänomen, das unser Denken und unsere Entscheidungen ständig beeinflusst – oft, ohne und dessen bewusst zu sein. Auf der einen Seite helfen sie, den Alltag effizient zu bewältigen und die enorme Menge an Informationen zu verarbeiten, die auf uns einprasseln, doch das geht oft mit dem Preis der Fehlschlüsse einher. Diese Denkfehler passieren uns allen und es ist etwas ganz Menschliches, doch je nach Kontext können sie zu Wahrnehmungsverzerrungen führen, die sowohl persönliche, als auch gesellschaftliche Auswirkungen haben können.
Obwohl die kognitiven Verzerrungen tief in unserem Denken verankert sind, gibt es Strategien, sie zu vermeiden. Generell ist die Devise: Nachdenken! Lasst nicht nur System 1, das schnelle und intuitive System, ans Steuer, sondern versucht, alle Informationen objektiv zu betrachten und nach System 1 auch System 2 anzuschalten (Zwei-Schritt-Denken). Wichtig sind dabei vor allem Achtsamkeit und Selbstreflexion: Wer bewusst darauf achtet, wie oft im Alltag vorschnelle Entscheidungen getroffen werden, kann solche Denkfehler mit der Zeit besser erkennen und vermeiden. Kritisches Denken hilft dabei, Informationen zu hinterfragen, anstatt sie einfach ungeprüft zu übernehmen. Das Bewusstsein ist der erste Schritt, um ihre Auswirkungen zu verringern und rationalere Entscheidungen zu treffen, die uns sowohl persönlich vor den Verkaufstricks der Marketingindustrie bewahren, als auch den sozialen Umgang miteinander fördern.
Auch wenn’s anstrengender ist: Lasst System 2 öfter mitreden – damit ihr nicht nur weniger Denkfehler macht, sondern die Welt auch ein Stück bewusster, differenzierter und vielleicht sogar gerechter wahrnehmt.
Quellen
[1] P. M. Todd, ‘How much information do we need?’, Eur. J. Oper. Res., vol. 177, no. 3, pp. 1317–1332, Mar. 2007, doi: 10.1016/j.ejor.2005.04.005.
[2] V. Berthet, ‘The Impact of Cognitive Biases on Professionals’ Decision-Making: A Review of Four Occupational Areas’, Front. Psychol., vol. 12, Jan. 2022, doi: 10.3389/fpsyg.2021.802439.
[3] M. W. Moszoro, ‘Political Cognitive Biases Effects on Fund Managers’ Performance’, J. Behav. Finance, Jul. 2021, Accessed: Apr. 27, 2025. [Online]. Available: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/15427560.2020.1772259
[4] ‘The Role of Cognitive Biases in Financial Decision-Making | Next Generation Journal for The Young Researchers’. Accessed: Apr. 27, 2025. [Online]. Available: https://globalresearchandinnovationpublications.com/NGJFTYR/article/view/146
[5] A. Tversky and D. Kahneman, ‘Judgment under Uncertainty: Heuristics and Biases: Biases in judgments reveal some heuristics of thinking under uncertainty.’, Science, vol. 185, no. 4157, pp. 1124–1131, Sep. 1974, doi: 10.1126/science.185.4157.1124.
[6] U. Peters, ‘What Is the Function of Confirmation Bias?’, Erkenntnis, vol. 87, no. 3, pp. 1351–1376, Jun. 2022, doi: 10.1007/s10670-020-00252-1.
[7] ‘(PDF) EXPRESS: Gender Differences in Multitasking Experience and Performance’, ResearchGate, Jan. 2025, doi: 10.1177/1747021820960707.
[8] A. Gulati, M. Martínez-Garcia, D. Fernández, M. A. Lozano, B. Lepri, and N. Oliver, ‘What is beautiful is still good: the attractiveness halo effect in the era of beauty filters’, R. Soc. Open Sci., vol. 11, no. 11, p. 240882, Nov. 2024, doi: 10.1098/rsos.240882.
[9] ‘Visual persuasion with physically attractive models in ads: An examination of how the ad model influences product evaluations’. Accessed: May 10, 2025. [Online]. Available: https://swoba.hhs.se/hastba/abs/hastba2006_008.htm?utm_source=chatgpt.com
[10] B. J. Ruffle and Z. Shtudiner, ‘Are Good-Looking People More Employable?’, Manag. Sci., vol. 61, no. 8, pp. 1760–1776, Aug. 2015, doi: 10.1287/mnsc.2014.1927.
[11] ‘13 Types of Common Cognitive Biases That Might Be Impairing Your Judgment’, Verywell Mind. Accessed: Apr. 27, 2025. [Online]. Available: https://www.verywellmind.com/cognitive-biases-distort-thinking-2794763[12] G. Saposnik, D. Redelmeier, C. C. Ruff, and P. N. Tobler, ‘Cognitive biases associated with medical decisions: a systematic review’, BMC Med. Inform. Decis. Mak., vol. 16, no. 1, p. 138, Nov. 2016, doi: 10.1186/s12911-016-0377-1.
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Ich will nur darauf hinweisen, dass differenziert betrachtet das System 1 nicht per se “schlecht” ist. Es ist ein evolutionär unschätzbar wertvolles Werkzeug für schnelle, intuitive Einschätzungen im Alltag, das uns oft effizient handeln lässt. Die eigentliche Herausforderung, liegt darin, zu erkennen, wann dieses schnelle Denken uns in die Irre führt und wann der bewusste, energieaufwendige Einsatz von System 2 unerlässlich ist – eine Unterscheidung, die selbst schon eine kognitive Leistung darstellt.
Offensichtlich ein Blind Spot der Autorin hier nicht das Fleisch-Paradoxon zu erwähnen: https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz#Fleisch-Paradoxon
Der Heiligenschein-Fehler hat auch eine selbst-verstärkende Rückkopplung.
Gutaussehende Menschen werden häufiger freundlich behandelt als weniger attraktive Menschen.
Dadurch fühlen sich die gutaussehenden Menschen öfter wohl, und dadurch verhalten sie sich auch selbst öfter freundlich.
—–
Der Einfachheits-Fehler hat einen wirksameren Verwandten in den Naturwissenschaften.
Seit Ockham versucht man möglichst einfache Formeln für möglichst große Bereiche der Natur zu finden.
Die Hoffnung dabei ist, dass es überhaupt eine einfache Beschreibung der Welt geben kann.
Zitat: Das ist ein Beispiel für den sogenannten Verfügbarkeits-Fehler (Availability Bias), der unsere Neigung beschreibt, Ereignisse oder Informationen für wahrscheinlicher zu halten, wenn sie uns leicht und schnell in den Sinn kommen.
Jeder Konsument von Nachrichten ist davon betroffen, denn Nachrichten (über Politik, die Welt) wurden ausgewählt und sind oft in keiner Weise repräsentativ. Deshalb etwa die verbreitete Meinung alles werde schlechter auf diesem Planeten, obwohl etwa Wohlstand, Lebenserwartung, Gesundheitszustand weltweit – mit nur wenigen Ausnahmen – zunehmen. Diese Weltbildverzerrung war das grosse Thema von Hans Rosling, einem schwedischen Mediziner und Statistiker. Selber habe ich übrigens bereits einige Konsequenzen daraus gezogen. So konsultiere ich jetzt sehr oft Statistiken, wenn mich eine Entwicklung interessiert und auch die Zeitungslektüre führt mich jetzt oft zu den Statistiken.
Kurzum: Selbst gut recherchierte und verifizierte Zeitungsmeldungen genügen nicht um sich ein objektives Weltbild zu machen, denn es wird immer ausgewählt und ob etwas repräsentativ ist, ist schwierig zu beurteilen.
@Holzherr: “… und ob etwas repräsentativ ist, ist schwierig zu beurteilen.”
Repräsentativ ist, für …, dass Mensch sich in illusionärer Hierarchie von Konfusion und Instinkt zu gleichermaßen Bewusstseinsschwäche lebt/vegetiert, was die Beurteilung … macht!? 👋😇
Zu “Heiligenschein-Fehler”
Halte ich für einen Irrtum denn besonders jüngere Menschen beurteilen so. Ältere, die von solchen Gesichtern in ihrem Leben oft genug irre geführt wurden, können hinter diese Fassade schauen und die Masken und falschen Gefühle sehen. Es scheint mit also keine Frage der Denkfalle sondern eine Frage der Lebenserfahrung zu sein .Das Gehirn ist hier lediglich das ausführene Organ was
sich durch Werte aus der Gesellschaft und der Umwelt blenden läßt, also die Vorurteile der Gesellchaft übernimmt .System 1 und System 2 sind logisch wenn wir verstehen dass wir alles kategorisieren, denn die “eigne Meinung” ist ja nichts weiter als dieses Schubladendenken.
Skeptiker, Luisa Sophie Engelke
“Der Halo-Effekt zeigt also, wie unser Gehirn dazu tendiert, in einfachen und oft übertriebenen Kategorien zu denken, was zu einer vereinfachten Wahrnehmung und falschen Urteilen führen kann.”
Zum Glück ist das so, einem geliebten Menschen gegenüber haben wir eine vereinfachte Wahrnehmung. Darauf beruht die Partnerwahl.
Und……wenn man eine Person positiv sieht, dann ist die Chance groß, dass sie uns nicht enttäuschen will und sich zum Positiven hin verändert.