Können Handys süchtig machen?

Was haben Casinos und Handys gemeinsam? In diesem Artikel befassen wir uns mit Verhaltens- und Mediensüchten, ihren Auswirkungen und den dahinterliegenden psychologischen und neurobiologischen Mechanismen.
Was sind Suchterkrankungen?
Das Bundesministerium für Gesundheit beschreibt die Sucht als „[…] die Gesamtheit von riskanten, missbräuchlichen und abhängigen Verhaltensweisen in Bezug auf Suchtmittel (legale wie illegale) sowie nicht-stoffgebundene Verhaltensweisen (wie Glücksspiel und pathologischer Internetgebrauch)“. Stoffbezogene Süchte umfassen den Konsum von verschiedenen abhängig machenden Substanzen. So rauchen alleine in Deutschland 11,6 Millionen Menschen, 1,6 Millionen Menschen sind alkoholabhängig und 2,9 Millionen Menschen konsumieren Medikamente auf problematische Art- und Weise. Doch auch Verhaltensweisen können abhängig machen; ca. 1,3 Millionen Menschen sind süchtig nach Glücksspielen und 560.000 Menschen sind onlineabhängig.
Eine Sucht wird dann diagnostiziert, wenn das Muster des Konsums oder des Verhaltens zu Einschränkungen in der psychischen oder körperlichen Gesundheit oder klaren Einschränkungen im Alltag führt, z.B. indem berufliches oder schulisches Funktionieren beeinträchtigt wird oder finanzieller Schaden entsteht. Für eine Sucht spricht ebenfalls, wenn Individuen sich wünschen, mit dem Konsum oder Verhalten aufzuhören oder Versuche, dies zu tun, missglückt sind. Des Weiteren tritt ein wiederholt ein starkes Verlangen auf, dem Konsum oder Verhalten nachzugehen („Craving“). Menschen fahren mit den Tätigkeiten fort, auch wenn sie wissen, dass es ihnen eigentlich schadet. Je nachdem wie viele dieser Symptome auftreten, kann der Schweregrad der Störung beschrieben werden.
Was sind Vehaltens- und Mediensüchte?
Verhaltenssüchte folgen den gleichen diagnostischen Merkmalen. Sie stellen in der ICD-11, dem neusten Klassifikationssystem von Krankheiten der WHO, eine eigene Subgruppe der Suchterkrankungen dar. Ein einst harmloses, Spaß-bringendes Verhalten wird dann zur Sucht, wenn es Extreme annimmt, also die Häufigkeit, Dauer und Intensität die ursprüngliche Absicht oder Erwartung übersteigen. Die ICD-11 umfasst in der Kategorie der Verhaltenssüchte die Glücksspielsucht und Computerspielsucht. Andere gängige Beispiele aus der Literatur sind ebenfalls die Kaufsucht, aber auch Arbeiten, Sex, Pornografie oder Sport können zur Sucht werden, wenn das Verhalten zwanghaft und schädlich wird. Diese Beispiele würden in die Kategorie der anderen (nicht-) spezifischen Verhaltenssüchte fallen.
Die Mediensucht ist ein Überbegriff für Verhaltenssüchte, die meist im Internet stattfinden, z.B. die Sucht nach sozialen Netzwerken oder Online-Spielen. Diese Medien sind besonders für Jugendliche verlockend, die im Internet soziale Vernetzung, Flucht vor der realen Welt, Entlastung und Ablenkung vom Schulalltag, oder schlicht entertainende Videos finden. Eine Analyse der DAK zeigt, dass rund 6% der Jugendlichen mediensüchtig sind, sie konsumieren also exzessiv Inhalte im Internet. Diese Zahl hat sich seit 2019 fast verdoppelt. Betroffene verbringen übermäßig viel Zeit an Handys oder Computern, geraten unter Stress und in unangenehme emotionale Zustände, wenn die Medien unerreichbar sind und vernachlässigen soziale Beziehungen und Hobbys in der realen Welt, während sie das Ausmaß ihrer Nutzung herunterspielen oder verheimlichen.
Folgen von Handysucht & Co
Die diagnostischen Kriterien für eine Sucht schließen die negativen Folgen für den Alltag der Betroffenen mit ein. Oft nehmen die Leistungen in der Schule, dem Studium oder auf der Arbeit ab, auch normale Nutzende von TikTok und anderen sozialen Medien berichten, dass sich zunehmend die Aufmerksamkeitsspanne verändert und sie Probleme hätten, sich für längere Zeit zu konzentrieren. Eine Studie aus Paderborn zeigt sogar, dass die alleinige Anwesenheit des Smartphones auf dem Schreibtisch bereits die Konzentrationsleistung junger Erwachsener beeinflusst. Doch Mediensüchte greifen häufig noch weiter: Durch den Konsum von Inhalten auf sozialen Medien entstehen nicht selten unrealistische Körperbilder oder hohe Ansprüche an das Selbst. Die längere Nutzung von sozialen Medien zeigt ebenfalls neben den (vorab korrelativen) Zusammenhängen mit der Konzentrationsfähigkeit ebenfalls eine Zunahme von Stress und negativen emotionalen Zuständen wie Traurigkeit, Einsamkeit oder Gereiztheit. Deswegen gehen Medien- und Verhaltenssüchte nicht selten mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder Schlafstörungen einher.
Mediensüchte betreffen nicht nur Kinder und Jugendliche, eine Sucht, egal welcher Art, kann jeden von uns treffen, denn wir alle haben die physiologischen Voraussetzungen dafür. Dennoch: Nicht jede Person, die das Internet häufig nutzt, wird süchtig. Wie bei der Entstehung von anderen psychischen Störungen kommt es auf ein Zusammenspiel von psychischen, biologischen und sozialen Faktoren an, die einen anfälliger für die Entwicklung schädlicher Muster machen können. Altersübergreifend scheinen besonders wenig strukturierte, introvertierte und ängstliche Menschen anfällig zu sein. Wichtig ist auch die Sozialisierung im Bezug auf Medien eine wichtige Rolle zu spielen, also ob Eltern ihren Kindern Grenzen im Konsum setzten und diesen für die Kinder regulieren.

Was sind Mediensüchte aus neurobiologischer Sicht? Neurobiologisch kann jenes Verhalten abhängig machen, dass für uns „belohnend“ wirkt, uns also Freude und Aufregung bringt. In Antizipation auf eine Belohnung schütten Strukturen unseres Gehirns den Botenstoff „Dopamin“ aus. Dopamin ist ein Hormon, welches dafür sorgt, dass wir das Verhalten, das zu der Ausschüttung des Stoffes geführt hat, verstärkt wird. Wir wollen erneut diese positiven Gefühle erleben, also wiederholen wir das gezeigte Verhalten, öffnen erneut das Computerspiel oder die App. Dabei muss das Verhalten gar nicht jedes Mal belohnt werden, es reicht, wenn in unregelmäßigen Abständen positive Erfahrungen gemacht werden, die dann so stark auf uns einwirken, dass die alleinige Aussicht auf eine mögliche Belohnung genügt, dass wir das Verhalten immer und immer wieder zeigen. Beispiel: Casino. Dabei hat unser Dopamin-System jedoch auch ein zusätzliches Merkmal, das der Suchtentwicklung beiträgt: Es entwickelt Toleranzen. Unser Gehirn gewöhnt sich an die Ausschüttung von Dopamin, indem es ganz automatisch mehr Rezeptoren bildet, an die das Hormon andocken kann. Jedes Molekül Dopamin hat einen aus Dopamin ausgerichteten Rezeptor, den das Hormon besetzten kann. Wie ein passender Schlüssel, der ein Schloss aufschließt, werden so in unserem Gehirn Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergetragen. Lernen diese Zellen nun, dass häufig Dopamin ausgeschüttet wird, wollen sie sich darauf vorbereiten und bilden mehr Rezeptoren. Das Ergebnis ist gegenteilig: Es braucht mehr Dopamin, um alle Rezeptoren zu besetzten und die Zelle weiterhin „aufzuschließen“, also zu aktivieren.
Auf der Ebene des gesamten Gehirns
Insgesamt werden die Belohnungszentren unseres Gehirns, wie z.B. der Nuccleus Accumbens oder das ventrale tegmentale Areal (Teile des dopaminergen Systems) weniger erregbar, was sich auch in fMRT-Studien zeigt, die die Aktivierung von Hirnregionen untersuchbar machen. Wir müssen also immer mehr Medien konsumieren, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die große Anzahl an Dopamin-Rezeptoren will auch versorgt werden – es kommt zu dem beschriebenen Craving bis hin zu Entzugserscheinungen, wenn der Aktivität nicht ständig nachgegangen wird. So kann sie schnell den Alltag einnehmen und zu weiteren Problemen führen. Das Prinzip ist bei allen Süchten gleich, egal ob Droge oder Computerspiel und die Mechanismen, die dahinterstecken, besitzen wir alle. Gerade für Kinder und Jugendliche kann jedoch das spaßige Entertainment schnell zu einer Sucht werden, da ihre Gehirne schlicht weniger entwickelt sind als die von Erwachsenen. Der Präfrontalkortex, der Verhalten kontrollieren und steuern kann, ist noch nicht gut genug gereift, um die Dauer und Intensität von Verhalten und Emotionen immer passend zu regulieren, deswegen ist es so wichtig, dass Eltern eine zweite Instanz sind, die die Verantwortung der Regulation für ihre Kinder mittragen.

Fazit: Mediensüchte
Süchte können bei genügender Anfälligkeit oder akutem Stress uns alle treffen, denn die neurobiologischen Voraussetzungen sind evolutionär tief in unserem Gehirn verankert. Gerade die Mediensüchte scheinen in den letzten Jahren zuzunehmen, eine Entwicklung, die durch die Hinzunahme der Kategorie „Verhaltenssüchte“ in der ICD-11 auch widergespiegelt wird. Auch für Eltern ist es wichtig, zu verstehen, dass sie faktisch Einflüsse auf die Anfälligkeit ihrer Kinder in Bezug auf diverse psychische Störungen haben. Um Mediensüchten vorzubeugen scheint es förderlich zu sein, den eigenen Kindern ein gesundes Nutzungsverhalten von Smartphones vorzuleben, Kinder nicht zu früh Zugang zu Smartphones und sozialen Medien zu ermöglichen und später die Zeit der Nutzung klar zu begrenzen. Unsere Gesundheit profitiert davon, wenn wir unser eigenes Nutzungsverhalten und die potenziellen langfristigen Folgen hinterfragen und Verhaltensweisen und Hobbys aufbauen, die außerhalb einer digitalen Welt stattfinden. So kann letztlich effektiv Stress abgebaut werden und unsere soziale Verbundenheit gefördert werden. Wenn eine Sucht besteht, ist die Behandlungsmethode der Wahl meist Psychotherapie, in der sich besonders kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze bewährt haben.
Quellen
BMG. (n.d.). Sucht und Drogen. Bundesministerium für Gesundheit. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/sucht-und-drogen
BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) (Hrsg.). (2017). Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2015. Teilband Computerspiele und Internetnutzung. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
DAK Gesundheit. (2024, February 27). DAK-studie Mediensucht 2023/24. DAK Gesundheit Home. https://www.dak.de/dak/unternehmen/reporte-forschung/dak-studie-mediensucht-2023-24_56536
Koch, T. (2023, June 29). Selbst ausgeschaltetes handy auf dem Tisch stört Konzentration. BR24. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/selbst-ausgeschaltetes-handy-auf-dem-tisch-stoert-konzentration,TiZslhk
Müller, K. W., & Wölfling, K. (2017). Pathologischer Mediengebrauch und Internetsucht. Kohlhammer Verlag.
WHO. (n.d.). ICD-11 in Deutsch – Entwurfsfassung. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
Sucht wird zum Problem, wenn die Droge alle ist. Bei Covid litten wir alle unter Normalitätsentzug, und auch die gesamte Weltpolitik derzeit fällt unter Entzugserscheinungen. Ja, im Grunde ist das Leben selbst eine Sucht, denn ohne körpereigenen Drogen würden wir uns den darwinistischen Gladiatoren-Schlachthof garantiert nicht antun.
Das heißt, wenn wir eine andere Definition von Sucht haben wollen als „Leben“, bewegen wir uns in einer Grauzone zwischen Junkie und tot, und können uns die Linie ziehen, wo es uns gerade passt. Deswegen ist es auch für die Medizin wichtig, zu erkennen, dass sie mit „Sucht“ nicht die Sucht meint, sondern den Sonderfall, wo dabei Probleme entstehen.
Und wann dabei Probleme entstehen, hängt natürlich vom Kontext ab. Schon das Alter macht einen Unterschied, denn die Jungen sind nach Veränderung süchtig, die Alten nach Beständigkeit. Koks und Heroin gewissermaßen. Unser Hirn ist ein Dealer und ein Zuhälter, der uns mit Drogen gefügig macht, damit wir evolutionäre Programme ausführen. Vor ein paar Jahren hat man Ratten Elektroden ins Lust- und Schmerzzentrum gepflanzt, und damit zu ferngesteuerten Autos gemacht (könnte man jeder eine Granate dran hängen und ganze Schwärme davon in den Krieg schicken, aber bei Menschen kann man sich die OP-Kosten sparen, und ansonsten ist der Fließband-Bau von Maschinen wohl vorläufig billiger). Gleiches Prinzip.
Chemische Drogen sind physiologisch schwer verträglich, aber es wäre zu untersuchen, ob das Altern nicht mit den Gesundheitsfolgen einer langen Junkie-Karriere zu tun hat. Aber auch die Handlungen, die nur Knöpfchen drücken, damit uns der Dealer-Zuhälter Happy Hormone austeilt, können ihn derart austricksen, dass er seine Funktion nicht erfüllen kann – uns einen virtuellen Drogencocktail zu mixen, indem er uns für eine ganze Bandbreite mehr oder weniger sinnvollen Handlungen belohnt und so durchs Leben steuert.
Evolutionär betrachtet, sehen Sie einen Kampf der Systeme: Das Borg-Kollektiv eliminiert den genetischen Mittelsmann und übernimmt direkt die Kontrolle über die Drohnen. Ob Drogenhandel, ob Konsumwahn, ob Geldgeilheit, ob Internet und Handys – es sind ja Netzwerke, die sich organisieren und bilden, weil die Individuen ihrer Programmierung folgen: Wir wollen Drogen. Und bieten unsere Dienste dem besseren Dealer-Zuhälter an. Um uns zu beliefern, muss er zu sinnvollen, zielgerichteten Handlungen und Selbstorganisation fähig sein, uns zu seinen Komponenten machen, die seiner Funktion dienen, auch wenn wir dabei draufgehen, uns dazu vereinfachen und spezialisieren – die Bandbreite des Drogencocktails muss abnehmen, jeder bezieht sein High aus nur einer einzigen Art von Dröhnung, wie der Schmied und der Schuster nur eine Funktion in der Gemeinschaft übernommen haben, und der Hammer und der Schraubenzieher verschiedene Funktionen des Faustkeils. Und so werden die Netzwerke zu primitiven Gehirnen.
Was macht ein Süchtiger? Er konsumiert. Er ist ein Kraftwerk, ein Feuer, das die Maschine am Laufen hält. Schauen Sie sich an, wie Russlands Wirtschaft durch den Krieg angekurbelt wird, die westliche Wirtschaft durch die Energiewende – es sind erst mal reine Kostenfaktoren, alle jaulen, dass es ihnen nur weh tut, doch ohne diese reinen Verbrennungsöfen kollabiert die Wirtschaft, das Netzwerk versinkt im Koma. Und heute sind wir so produktiv bei den Drogen, dass die Firmen händeringend um Konsumenten und Märkte ringen. Im Grunde sind wir längst die Sozialfälle im Skynet-Nirwana, die Maschinen übernehmen, wir sind immer mehr nur noch die Sinngeber, der Motor, der Junkie, der Konsument, die Batterie in der Matrix. Unser ganzes Wirtschaftssystem gerät ins Wanken, weil wir das nicht akzeptieren, und auch Leute zur Arbeit peitschen, die von Maschinen besser, billiger, effizienter erledigt wird.
Die Medizin kann die Evolution nur managen, nicht aufhalten. Und auch das müssen Sie bei Ihren Überlegungen mit einbeziehen: Sehr viele Menschen werden nur noch gebraucht, um sich zuzuknallen, damit die anderen – und die Maschinen – noch was zu tun haben. Der Trend wird sich fortsetzen, allen Luddisten zum Trotz. Und die Medizin wird sich darauf verlegen müssen, die Süchtigen nicht an ihrer Sucht scheitern zu lassen, statt sie in ein „sinnvolles“ Leben zu überführen, das nur daraus besteht, sich einen sinnlosen Drogencocktail aus vielen verschiedenen, überflüssig gewordenen Funktionen zu mixen.
Ich frage mich, wie oft die Materie diesen Kreislauf durchlaufen hat, bevor sie zu uns wurde? Wie viele Zivilisationen schlafen glückselig in unseren Zellen oder Atomen, übereinander geschichtet wie Zwiebelschalen? Allein der Gedanke wirkt wie ein LSD-Trip. Passt aber zu den Fakten und erklärt sehr viele Zusammenhänge. Kann ich nix für, ich habe dieses Junkie-Horrorversum nicht geschaffen, nur durch den TÜV rasseln lassen. Am Ende ist die Welt, wie sie ist, ob wir es ertragen können oder nicht.
Sucht kann schon zu einem Problem werden bevor die Droge ausgeht. Auch während des aktiven Konsums treten starke Einschränkungen im Leben auf, häufig leidet auch das soziale Umfeld unter der Situation mit, was natürlich auch sehr schwierig ist. Deswegen wird die Diagnose erst gegeben, wenn wirklich soziale Folgen oÄ auftreten. Und ich habe auch schon Menschen kennengelernt, denen z.B. der Alkohol zwar nie ausging, deren Tage jedoch trotzdem elendig lang und anstrengend waren. So eine Störung kann so viel kaputt machen und als Gesellschaft vergessen wir zu oft, dass Sucht eben keine Wahl, oder kein persönliches Versagen ist, sondern eine reale Störung, für deren Eintreten es fast immer tieferliegende Gründe gibt.
Unser Gehirn reagiert auf alles, was Belohnung verspricht- evolutionär war dies sinnvoll, denn das Anreizsystem förderte schon früh Nahrungssuche oder Fortpflanzung. Leider reagiert es ebenso auf Drogen oder eben schädliches aber anreizvolles Verhalten. Dopamin wird in der Erwartung von Belohnung ausgeschüttet und die beteiligten neurologischen Strukturen sind genau jene, die sie in dem Tierexperiment auch angesprochen haben. Sicherlich lässt sich so Verhalten manipulieren, denn wenn der Suchtanreiz zu groß wird, dann werden leider oft Risiken zur Beschaffung eingegangen, vornehmlich bei stoffgebundenen Süchten.
Inwiefern sich Massen damit beeinflussen lassen, lässt sich nur mutmaßen. Aber ich würde sagen, dass das Borg-Kollektiv nicht durch Belohnungsanreize gesteuert wird… Ein treffenderes fiktives Beispiel sind vielleicht die Jem’Hadar… Wenn ich mir diese Star Trek Anmerkung erlauben darf.
“Die längere Nutzung von sozialen Medien “, jetzt geht es ans Eingemachte.
Bei einer Fahrt in der Straßenbahn fällt auf, eigentlich fällt es nicht mehr auf, etwa
1/3 der Leute haben das Handy am Ohr.
Das Kommunikationsbedürfnis von Menschen ist unterschiedlich. Es ist eine positive Eigenschaft.
Menschen, die pausenlos reden werden als “Quasselstrippe” bezeichnet, aber auch das ist keine negative Klassifizierung wenn man selber aufgeschlossen ist.
Wenn man selber verschlossen ist, bezeichnet man Menschen mit einem großen Kommunikationsbedürfnis als “Schwätzer”.
Und jetzt kommt die Sucht ins Spiel, weil die Kommunikation über ein technisches Gerät stattfindet, dem Handy oder Smartphone.
Ab wann spricht man von Sucht und kann man überhaupt von Sucht sprechen, wenn jemand sehr oft telefoniert. Natürlich kann man nicht zwei Dinge gleichzeitig tun. Also muss man abwägen was wichtiger ist, die Freundin am
Telefon oder die Küche, die aufgeräumt werden muss.
Die Antwort überlasse ich jetzt anderen. Übrigens telefoniere ich selten, am Tag höschstens ein mal. Und ich bin auch froh, wenn ich nicht angerufen werde.
Denn wenn ein Werbefuzzy am Telefon ist, werde ich ungemütlich.
Auch wenn die Übergänge fließend sind, haben wir klare diagnostische Kriterien, ab wann eine Sucht diagnostiziert wird (die sind im Text beschrieben). Häufiges Telefonieren zählt glücklicherweise noch nicht dazu und ich würde sogar mutmaßen, dass das Bedürfnis nach Kommunikation, also zwischenmenschlicher Verbindung und Kontakt einem ganz anderem evolutionären neurobiologischen System entspringt als das System, welches primär Anhängigkeiten steuert. Fürsorgesystem vs. Anreizsystem als vereinfachter Ansatz. Hier dazu mehr.
Auf der sprachlichen Ebene kann man Sucht von nicht Sucht abgrenzen, indem man sie definiert.
Der thread heißt ja ,kann ein Handy süchtig machen ?
War das jetzt eine rhetorische Frage oder wollen Sie neue Gesichtspunkte dazu, persönliche Erfahrungen und auch Einschätzungen.
Das Handy selbst kann süchtig machen, schon bei der Tatsache, dass es bei jeder Neuerscheinung ein neues Handy sein muss, sonst ist man nicht uptodate. Gegen jede Vernunft werden dann 1000 € ausgegeben nur um den neuen Vertrag zu bekommen.
Ich meine, die Unvernunft ist schon ein Anzeichen für Sucht.
Eine Vorstufe zu Suchtverhalten ist beim sogenannten ´Phantom-Vibrations-Syndrom´(siehe bei Wikipedia) zu erkennen – dieses wird als Halluzination betrachtet:
Handynutzer meinen dabei, das Vibrieren des Handys zu spüren – obwohl dies tatsächlich nicht vibriert. Eine ähnliche Erfahrung ist das Phantom-Klingel-Syndrom, wo man meint das Händy klingeln zu hören – obwohl dies nicht passiert.
Von solchen Erfahrungen berichtet eine relativ große Anzahl von Handy-Nutzern.
Der Grund für solche Erlebnisse ist einfach zu erklären: Wenn das Handy in Alltagssituationen vibriert/klingelt dann wird dieser Reiz zusammen mit den anderen aktuell erlebten Alltagssituationen im Gedächtnis abgespeichert.
Wenn wir etwas neues, eine neue Situation erleben, dann reaktiviert unser Gehirn sofort eine vergleichbare Erfahrung aus dem Gedächtnis (Fachbegriff: predictive coding/-processing) – das ist unsere wichtigste Überlebensstrategie, da damit eine sofortige, passende Reaktion möglich ist.
Dabei kann es passieren, dass dadurch eine Alltags-Erfahrung reaktiviert wird – zu deren Bestandteil das Vibrieren/Klingeln des Handys gehörte (Fachbegriff: context dependent retrieval / kontextabhängiges Erinnern) – so dass dieses ein Bestandteil der bewusst erlebten Erinnerung wird.
(Der ´Bowery-El-Effekt´ ist ein Beispiel für kontextabhängiges Erinnern, der dadurch ausgelöst wird, weil bestimmte Reize FEHLEN.
Bis Anfang der 1960er Jahre fuhr im Bowery-Stadtteil (New York) die Bowery-El-S-Bahn auf hohen Stelzen direkt vor den Schlafzimmern im 1. bzw. 2. Stockwerk der Häuser vorbei; die Fahr- und Bremsgeräusche waren sehr laut. Als der Fahrbetrieb eingestellt wurde, schreckten viele Leute während der Nacht aus dem Schlaf auf, weil die gewohnten Geräusche fehlten.)
N
14.06.2024, 12:11 Uhr
Die wahren Werbefuzzies werden sie aber nie in der Leitung haben, sondern nur Menschen, die für einen Mindestlohn sich von einem Werbefuzzy ausbeuten lassen.
Was bringt es ihnen, diesen armen Würstchen noch mehr Frust zu bereiten?
Warum erklären sie nicht einfach mit möglichst weinig Worten, aber höflich, dass sie keinen Bock haben?
Julian Apostata,
“Warum erklären sie nicht einfach mit möglichst weinig Worten, aber höflich, dass sie keinen Bock haben?”
Ich könnte es machen wie ……, die erklärt dem Anrufer, das es verboten ist am Telefon zu werben. Aber das finde ich noch fieser, denn das macht ein schlechtes Gewissen.
Mittlerweile melde ich mich nur noch mit “Hallo”, und “danke, kein Interesse”.
Nach ein paar Sekunden wortlos auflegen habe ich auch schon praktiziert, ich weiß nicht, das gefällt mir auch nicht, das entspricht nicht meinem Naturell.
Es klingt so, als ob du dich mit den politischen und gesellschaftlichen Implikationen der Aussagen von Kardinal Woelki beschäftigst. Die Aussage, dass Woelki „Gott mehr gehorchen als den Menschen“ möchte, könnte tatsächlich als ein Ausdruck von moralischem und religiösem Selbstbewusstsein interpretiert werden, insbesondere wenn man bedenkt, wie er potenzielle Konflikte mit gesellschaftlichen Gruppen oder politischen Parteien anspricht. replica designer handbags