Emotionale Intelligenz und wo sie herkommt

(Un)Glücksfall für die Wissenschaft

Es ist der 13. September 1848. Phineas Gage, ein Vorarbeiter einer nordamerikanischen Eisenbahngesellschaft arbeitet zusammen mit seinen Arbeitskollegen, so wie an jedem anderen Tag auch. Es ist eine schwere und nicht ganz ungefährliche Arbeit. Die Männer müssen tiefe Löcher ins Gestein bohren, diese mit Schießpulver und Sand stopfen, um die Felsen zu sprengen.
An diesem Tag jedoch vergisst Phineas mit Sand nachzufüllen und stampft das Schießpulver fest. Ein kleiner Funken reicht und in der nächsten Sekunde schießt sich die Eisenstange durch seine Wange und seinen Hinterkopf durch.
Erstaunlicherweise steht er nach wenigen Minuten wieder auf den Beinen, trotz riesigem Loch im Schädel und einem verlorenen Auge, kann sprechen und gehen.
Jedoch war er nicht mehr der selbe Mensch wie zuvor. Er sei impulsiv, unfähig zu planen und zu entscheiden, launisch und respektlos, so seine Kollegen und Vorgesetzten 1.
Das Unglück was Phineas widerfahren ist, war aufschlussreich für die Wissenschaft. Es war der Ausgangspunkt für die Suche nach der Steuerung von sozialem und emotionalem Verhalten im Gehirn.

Soziales Verhalten im Frontalhirn

Phineas Gage wurde bei dem Unfall ein Teil seines Frontalhirns lädiert. Lebensnotwendige Hirnfunktionen wie Atmung und Blutdruck werden vom Hypothalamus gesteuert, der bei diesem Unglück nicht beschädigt wurde. 2
Das Frontalhirn ist Teil des Großhirns. Hier sitzen die Funktionen für die Motorik und ist unter anderem zuständig für Überwachung und Analyse des Verhaltens. 3,4
Im orbitofrontalen Kortex finden neurophysiologische Prozesse statt, die emotionale Prozesse und Persönlichkeit regulieren. Der dorsolaterale präfrontale Kortex ist für Problemlösung, Planung und Denken zuständig. 5
Nicht umsonst wird dieser Teil des Gehirns auch das „Organ der Zivilisation“ genannt.
Bei Erkrankungen des Frontalhirns, wie etwa Tumoren oder Infarkten, sind Psyche und Persönlichkeit betroffen. 3
Phineas Gage war nicht mehr in der Lage angemessen mit seinem Umfeld zu interagieren. Anders formuliert, er war sozial nicht mehr kompetent und eckte mit seiner gewohnten gesellschaftlichen Umgebung an.

Was ist soziale und emotionale Intelligenz?

Emotional intelligente Menschen sind, so die Wissenschaftler Mayer, Salovey und Caruso, sich selbst und ihrer Umwelt bewusst. Mayer, Salovey und Caruso haben einen Test entwickelt, um emotionale Intelligenz zu messen. Der Test berücksichtigt die Wahrnehmung und das Verstehen von Emotionen, in Gesichtern, Geschichten und Musik. Außerdem fließt der Umgang mit Emotionen und wie man sie nutzen könnte, um adaptives und kreatives Denken zu ermöglichen, mit in die Bewertung ein.
In späteren Studien zeigte sich, dass Menschen mit hohem Testwert zu emotionaler Intelligenz (EQ), qualitativ höhere Interaktionen mit Freunden haben. Durch ihre Sensibilität haben sie ein gutes Gefühl dafür, wie man mit einem trauernden Freund umgeht, oder einen Arbeitskollegen motivieren kann.6
Soziale Intelligenz, teilweise inbegriffen als Komponente emotionaler Kompetenz, erlaubt soziale Situationen zu verstehen und entsprechend zu verhalten und zu kommunizieren. Sie fördert Beziehungen zu knüpfen und zu halten. 6,7 Menschen mit hoher sozialer Intelligenz, erstmals von Edward Thorndike in den 1920ern beschrieben, verstehen soziale Situationen wie „Seefahrer das Wetter“ oder begabte Fußballspieler die Verteidigung während des Spiels.6

Warum brauchen wir emotionale und soziale Intelligenz?

Im Job

Arbeitgebenden ist es zunehmend wichtig, dass ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer neben der fachlichen auch eine soziale Kompetenz mitbringen. Die Arbeitswelt muss dynamisch agieren und auf Kundenwünsche eingehen. Expertinnen und Experten müssen sich besser vernetzen und koordinieren, um Fachwissen ein- und umzusetzen.7 Nicht nur für Arbeitnehmende sind soziale Kompetenzen (Soft-Skills) wichtig, um erfolgreich im Job zu sein. Auch Arbeitgebende und Führungskräfte können damit ein angenehmeres Arbeitsklima schaffen.8

Als Kind

Wir alle lernen schon im Kindergarten und in der Schule, wie wir mit einander umgehen sollten. Dazu gehört Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen und dabei Hilfe anzubieten oder andere zu loben. Außerdem lernen wir eigene Emotionen zu kontrollieren in emotional stressigen Situationen (z.B. wenn das Spielzeug weggenommen wird) und soziale Regeln anzuerkennen oder sich durchzusetzen. Gespräche zu initiieren oder Freundschaften zu schließen ist dafür wichtig. Sich sozial kompetent zu verhalten, setzt Selbstwirksamkeit voraus. Unter Selbstwirksamkeit versteht man, dass man von sich selbst überzeugt ist, auch schwierige Herausforderung aus eigener Kraft zu meistern.9 Zweifel an eigenen sozialen Fähigkeiten führen zur Vermeidung sozialer Situationen oder unsicherem Verhalten.
Die Schule ist der Lebensmittelpunkt vieler Schülerinnen und Schüler und dort können Kinder lernen, sich sozial zu verhalten, Freunde zu finden und sich persönlich zu entwickeln.10 Alles Kompetenzen die jede und jeden auch im Erwachsenenalter begleiten.

“Wir sind soziale Wesen”

„Wir fühlen das Bedürfnis, uns mit anderen zu verbinden, mit einigen – wenn möglich – sogar in dauerhaften, engen Beziehungen“, stellt Persönlichkeitstheoretiker Alfred Adler fest.
Soziale Bindungen haben die Überlebenschancen unserer Vorfahren verbessert. So bleiben Kinder in Elternnähe und Eltern in Kindernähe. Unter Erwachsenen fördert es die Begegnung, um für Nachwuchs zu sorgen und diesen zu versorgen.
Durch Zusammenarbeit in der Gruppe lernten unsere Vorfahren, dass sechs oder zehn Hände ein Mammut besser erlegen können als nur zwei. Auf der Nahrungssuche gaben sie sich gegenseitig Schutz. Wer sich in Gruppen bewegte war erfolgreicher, auch genetisch. Die, die bedürftig nach Zugehörigkeit waren, setzten sich im Genpool durch und dominieren bis heute.
Nicht nur in der Prähistorie profitieren die Menschen von Bindungen. Menschen die sich gut in einer Beziehung aufgehoben fühlen, sind gesünder, haben ein geringeres Risiko psychisch zu erkranken und frühzeitig zu versterben, als solche die kein soziales Netz haben.6

Sozial kompetente künstliche Intelligenz

Kann KI auch sozial kompetent sein? Kinder und Jugendlicher lernen fast alle Soft-Skills die man später im Leben braucht und auch im späteren Leben lernt man nicht aus. Wenn Menschen so etwas lernen können, dann könnte eine Maschine so etwas doch auch, oder?
Machine Learning ist die Grundlage, auf der fast jede künstliche Intelligenz (KI) basiert. Künstliche neuronale Netzwerke können trainiert werden, um Muster zu erkennen und diese später auf riesige, echte Datenmengen anwenden. Fast Jede und Jeder von uns hat bereits Berührungspunkte mit KI, wie zum Beispiel mit dem Sprachassistenten „Siri“.11
Ein sozial intelligenter Computer, oder auch Social Emotional Artificial Intelligence (SEAI), sollte in der Lage sein, in Echtzeit Informationen in sozialen Situationen zu erkennen und dementsprechend „menschlich“ zu reagieren. Menschlich bedeutet in diesem Zusammenhang aus Situationen zu lernen, sich eine Meinung zu bilden und selbstständig Entscheidungen zu treffen.12 Dadurch soll ermöglicht werden, dass Mensch und Maschine produktiver zusammenarbeiten.
Forschende arbeiteten daran einen intelligenten Chatbot (eine KI, die direkt mit Menschen über einen Chat kommunizieren kann) zu konstruieren, dass die KI das Gefühl des Users einordnen und entsprechend reagieren kann. Der Chatbot könnte zukünftig neben gängigen Aufgaben wie Kundensupport, auch dabei helfen, Stress und Depressionen bei Benutzerinnen und Benutzern zu lindern. 14





Quellen

1.           Phineas Gage: Wie eine Eisenstange im Schädel Medizingeschichte schrieb – [GEO]. https://www.geo.de/wissen/23805-rtkl-neurowissenschaft-eine-stange-durchschlug-seinen-schaedel-warum-der-fall-von.
2.           Hypothalamus – DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Hypothalamus.
3.           Frontallappen – Aufbau, Funktion & Krankheiten | MedLexi.de. https://medlexi.de/Frontallappen.
4.           Frontallappen – DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Frontalhirn.
5.           Frontalhirnsyndrom – DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Frontalhirnsyndrom.
6.           Myers, D. G. Psychologie 3. Aufl age.
7.           Wofür braucht man soziale Kompetenz? – Zentrum für Soziale Kompetenz. https://soziale-kompetenz.uni-graz.at/de/das-zentrum/mission-aufgaben-angebote/wofuer-braucht-man-soziale-kompetenz/.
8.           Helmold, M. Emotionale Intelligenz und Leadershipkompetenzen. Leadership 61–67 (2022) doi:10.1007/978-3-658-36364-2_5.
9.           Selbstwirksamkeit . Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/1535/selbstwirksamkeit-selbstwirksamkeitserwartung.
10.        Jerusalem, M. & Klein-Heßling, J. Entwicklungstrends und Förderung in der Schule. doi:10.1026/0044-3409.210.4.164.
11.        Künstliche Intelligenz – Spektrum der Wissenschaft. https://www.spektrum.de/thema/kuenstliche-intelligenz/1301266.
12.        Cominelli, L., Mazzei, D. & de Rossi, D. E. SEAI: Social emotional artificial intelligence based on Damasio’s theory of mind. Frontiers Robotics AI 5, 6 (2018).
13.        Mensch-Maschine-Schnittstellen: Mit sozialer, emotionaler Intelligenz das Potenzial von KI ausschöpfen – computerwoche.de. https://www.computerwoche.de/a/mit-sozialer-emotionaler-intelligenz-das-potenzial-von-ki-ausschoepfen,3547388.
14.        Patel, F., Thakore, R., Nandwani, I. & Bharti, S. K. Combating depression in students using an intelligent ChatBot: A cognitive behavioral therapy. 2019 IEEE 16th India Council International Conference, INDICON 2019 – Symposium Proceedings (2019) doi:10.1109/INDICON47234.2019.9030346.




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Mein Name ist Ina Mayländer und studiere zurzeit Neurowissenschaften im Masterprogramm an der Universität zu Köln. Während meines Bachelorstudiums der Biowissenschaften in Heidelberg, habe ich meine Begeisterung für das Gehirn finden dürfen. Ich möchte das Geschehen in der Wissenschaft um das hoch komplexe Organ verständlich an interessierte Leser weitergeben.

12 Kommentare

  1. Zitat aus obigem Beitrag:

    Forschende arbeiteten daran einen intelligenten Chatbot (eine KI, die direkt mit Menschen über einen Chat kommunizieren kann) zu konstruieren, dass die KI das Gefühl des Users einordnen und entsprechend reagieren kann.

    Das dürfte nicht allzu schwierig sein, denn schon heute sind Sprachmodelle für viele Menschen/Benutzer scheinbar intelligent, eloquent und können Gesprächen erstaunlich gut folgen. Der Grund dafür sind die vielen Texte, die es bereits gibt und mit denen die Hochleistungs-Sprachmodelle gefüttert werden. Dazu gehört fast immer die gesamte englischsprachige Wikipedia, viele Bücher und unzählige Chats aus dem Internet. Heutige KI‘s auf der Basis von Deep Learning sind generell so „gut“ wie das Trainingsset gut ist.

    Die meisten Sprachmodelle sind vortrainiert und können über eine Feinabstimmung an bestimmte Aufgabenstellungen angepasst werden. Einen emotional kompetenten Chatbot könnte man deshalb wohl allein schon über eine Feinabstimmung eines existierenden Sprachmodells wie etwa BERT oder GPT-3 realisieren. Man muss sich aber bewusst sein, dass ein dermassen vortrainiertes und feinabgestimmtes Sprachmodell mit emotionalen Kompetenzen, die Empathie letztlich nur vortäuscht. Ein solcher Chatbot hat einfach gelernt sich ähnlich wie ein Psychologe zu verhalten, falls er für die Feinabstimmung unzählige aufgezeichnete Gespräche von Psychologen verfüttert bekommt. Es bedeutet auch, dass ein solcher Chatbot nicht in der Lage ist mit unerwarteten Situationen umzugehen. Sollte etwa ein Gesprächsteilnehmer plötzlich mit Suizid drohen, wäre der Chatbot, falls ihm das Training in diesem Bereich fehlt, aufgeschmissen und er könnte dann alles mögliche sagen – unter anderem auch etwas völlig falsches.

    Fazit: Es ist naheliegend, ein speziell trainiertes Sprachmodel zu verwenden um einen empathischen Chatbot zu realisieren. Allerdings wird ein solcher Chatbot sehr wahrscheinlich immer wieder versagen, wenn er es mit ihm unbekannten Situationen/Gesprächen zu tun hat.

    • Danke für Ihren Kommentar.
      Es ist denkbar, dass ein Chatbot in unbekannten Situationen keine passenden Antwort geben kann.
      Jedoch ist es das Ziel von KI irgendwann gelerntes neu anzupassen und entsprechend zu reagieren.

  2. Echt versus Simuliert
    Bereits Hunde zeigen mit bekümmerten Menschen Mitgefühl – jedenfalls reagieren sie so. Schimpansen klopfen eventuell einem bekümmerten Menschen sogar auf den Rücken um ihn zu stärken.
    Allerdings wissen wir nicht ob diese Tiere das gleiche oder etwas ähnliches empfinden wie Menschen. Und sogar bei sich empathisch gebenden Menschen sind wir nicht wirklich sicher, ob sie mitempfinden oder nur so tun.

    Etwas wissen wir aber mit Sicherheit: Wenn heutige KI-Programme empathisch, mitfühlend reagieren – etwas was entsprechend trainierte Sprachmodelle durchaus können – dann basiert das allein auf einem Reiz-Reaktionsschema, ähnlich wie der Pawlowsche Hund, der auf ein Signal hin Speichelfluss zeigt, weil er weiss, dass das Signal immer ertönt, wenn das Futter kommt.

    Die Frage ist hier, ob die Simulation von Mitgefühl genügt, ja ob wir von heutigen KI-Systemen überhaupt mehr erwarten dürfen als die Simulation von Gefühlen oder ob ein mitfühlendes KI-System tatsächlich ein inneres Modell besitzen sollte, das Gefühle verarbeitet und vielleicht sogar erzeugt. Es könnte nämlich durchaus sein, dass simulierte Gefühle sogar besser ankommen als wirkliche Gefühle. Simulation gehört ja auch zum menschlichen Alltag. Schauspieler beispielsweise schlüpfen in eine Rolle, die unter Umständen gar nichts mit ihrem eigenen Leben zu tun hat. Und ein guter Schauspieler macht das oft besser als der wirklich Betroffene. Die Simulation kommt also besser, überzeugender herüber als das echte Gefühl.

  3. Wo die Gefühle herkommen,
    Jeder weiß, wenn man ein Date hat, dann zieht man sich gut an, und bringt ein Geschenk mit.

    Geschenke sind eine einfache Methode, Gefühle zu erzeugen. Sogar Vögel bringen bei der Balz Geschenke mit.

    Wenn man bei sich selbst Gefühle erzeugen will, dann beschenkt man sich selbst. Die junge Frau zieht ihr neuestes Kleid an, das noch niemand hat und schafft damit eine Grundlage für Selbstvertrauen.
    Der Mann fährt mit seinem Porsche vor und zeigt, wer er ist.

    Der König setzt seine Krone auf, und schon wird er zum König.

    Beim Maskenball wird das „Gefühle erzeugen“ auf die Spitze getrieben, die Putzfrau wird für einen Abend zur Prinzessin, der Buchhändler verwandelt sich in einen Seeräuber und der kleine Max wird zum Lokomotivführer.
    l
    Selbstwertgefühle lassen sich durch Äußeres erzeugen.
    Und zu diesem Rollentausch gesellt sich wie durch Zauberhand, die emotionale Intelligenz.

    Also, ein Roboter, ausgestattet mit KI braucht ein äußeres Erscheinungsbild, dass die gespielten Gefühle unterstützt.
    Und es ist denkbar, dass eine menschliche Person diese gespielten Gefühle als „echte Anteilnahme“ versteht und dem Roboter menschliche Gefühle zuspricht.

    • Ich sehe dies anders.
      Gemäß Ihrer Schilderung ziehe ich den Schluß, daß Gefühle nur durch äußerliche Reize geschaffen werden. Dies kann, meiner Meinung nach, Gefühle in eine Richtung lenken oder gar verstärken, jedoch Selbstwertgefühle werden nicht im Äußeren erzeugt.
      Vielmehr liegt der Ursprung in uns selbst und wird durch Erziehung/Wertevermittlung und Förderung unseres Selbstbildes und Selbstwertes gestärkt.
      Meines Erachtens, greifen Menschen mit wenig ausgeprägtem Selbstbild auf die Erzeugung von Gefühlen durch Gegenstände vermehrt zurück, um das eigene Defizit zu kompensieren. Dieser Prozess kann auch weitestgehend unbewußt ablaufen. Je mehr er bewußt gesteuert wird, desto mehr liegen manipulative Absichten vor.

  4. Empathie und prosoziales Verhalten
    Zitat aus obigem Beitrag:

    Im orbitofrontalen Kortex finden neurophysiologische Prozesse statt, die emotionale Prozesse und Persönlichkeit regulieren. Der dorsolaterale präfrontale Kortex ist für Problemlösung, Planung und Denken zuständig.

    Schon im Frontalhirn sind also die Zentren für Empathie und für Problemlösung/Planung benachbart. Und für soziale und zugleich intelligente Wesen wie Menschen bedeutet Problemlösen und Planen tatsächlich fast immer, dass man nicht nur sich selbst, sondern auch andere in seine Pläne und Probleme miteinbezieht. Denn die wenigsten Dinge kann ein Mensch vollkommen allein tun. Sogar die Waffe, das Fell oder der Schmuck, den ein Steinzeitmensch sein eigen nannte, war möglicherweise nicht von ihm selbst gefertigt worden, sondern von einem Freund oder einfach von jemandem, der das besser konnte. Doch mit den Vorteilen der Zusammenarbeit kommt fast automatisch das Bedürfnis, ja die Notwendigkeit, andere zur Zusammenarbeit zu motivieren. Und was wäre besser dafür geeignet als selber auf die Bedürfnisse des anderen einzugehen. Und zwar nicht nur auf physische Bedürfnisse (wie sie beim gegenseitigen Lausen der Schimpansen zum Ausdruck kommen), sondern auch auf psychische Bedürfnisse, indem man mentale Zustände des andern erkennt und darauf reagiert. Durch dieses sich Einfühlen kommt es vorübergehend im Idealfall zu einer inneren Übereinstimmung, die gemeinsames Handeln erleichtert und die zwei Menschen oder gar eine ganze Gruppe zu einer verschworenen Gemeinschaft macht.

    Und tatsächlich sind die hier von mir vermuteten Beziehungen zwischen (Mit-)Gefühl und der Bereitschaft gemeinschaftlich zu Handeln nicht nur eine Spekulation von mir, sondern auch Thema wissenschaftlicher Forschung wie etwa dem Artikel The Role of Executive Functions in the Development of Empathy … zu entnehmen ist. Dort liest man in der Kurzzusammenfassung (Zitat):

    Es wurde zuvor gezeigt, dass Exekutivfunktionen mit empathischen Einstellungen und prosozialen Verhaltensweisen korrelieren. Menschen mit höheren Führungsfunktionen als Ganzes können ihre Emotionen besser regulieren und die wahrgenommene Not während der einfühlsamen Prozesse reduzieren. …
    Es wurde festgestellt, dass Affektive Empathie positiv mit den Kompetenzen der emotionalen und verhaltensbedingten Regulierung korreliert. Darüber hinaus wurden Aggressivität und oppositionelle trotzige Probleme positiv mit den Kompetenzen der emotionalen und verhaltensbezogenen Regulierung von Führungskräften in Verbindung gebracht. Auf der anderen Seite wurden regelbrechende Verhaltensweisen und Verhaltensprobleme negativ mit Affektiver Empathie und mit Verhaltensfähigkeiten in Verbindung gebracht. Unsere Studie bietet einen zusätzlichen Beitrag zu einem besseren Verständnis der komplexen Beziehung zwischen empathischer Kompetenz und Exekutivfunktionen und zeigt, dass Exekutivfunktionen und empathische Einstellungen miteinander interagieren, um aggressive Verhaltensweisen zu regulieren.

    Der Mensch als Handelnder: Ich sehe den Menschen zunehmend als ein Wesen, dass sich durch sein Handeln definiert und wenn man vom Vernunftwesen Mensch spricht, dann kann das nur bedeuten, dass man einem Wesen spricht, das vernünftig handelt. Auch Sprechen ist eine Handlung und wird zurecht als Sprechakt bezeichnet. Und (Mit-)Gefühle spielen beim Handeln ebenfalls eine wichtige Rolle. Denn ohne das richtige Gefühl, fehlt der Handlung der soziale Sinn und fehlt ihr die Motivation.

  5. Forschende arbeiteten daran einen intelligenten Chatbot (eine KI, die direkt mit Menschen über einen Chat kommunizieren kann) zu konstruieren, dass die KI das Gefühl des Users einordnen und entsprechend reagieren kann. Der Chatbot könnte zukünftig neben gängigen Aufgaben wie Kundensupport, auch dabei helfen, Stress und Depressionen bei Benutzerinnen und Benutzern zu lindern. [Artikeltext]

    Der Schreiber dieser Zeilen will hier erst einmal definitorisch werden, den IT-Bereich meinend, und zwar wie folgt webverweisend :

    -> https://de.wikipedia.org/wiki/IT-Support (unterschiedliche “Level” meinend)


    Die Intelligenz ist vor ca. 100 Jahren erfunden worden und sie misst, wie einige meinen, vglw. gut, sie meint die Verständigkeit, die Klugheit, die Abgefeimtheit (ja, auch diese) und die Bildung, die Fähigkeit sich sprachlich angemessen auszudrücken und ist – in jedem Fall – auch ein Zeugnis oder ein Test kultureller (Aus-)Bildung.
    So dass sie von “Anderskulturigen” nicht umsonst, wie Dr. Webbaer findet, angegriffen werden kann.
    An sich sind sog. IQ-Tests interessant, weil sie auch die Erblichkeit sog. Intelligenz meinen und insofern, gerade auch bei Zwillingsstudien, wenn die (eineiigen) Zwillinge frühzeitig getrennt worden sind, besonderen wissenschaftlichen Einblick gewähren.


    “EQ” ist “ein Fall für sich”.

    Ein Fall für Geisteswissenschaftler, die gerne auch Maßstäbe für derartiges Bemessen beibringen dürfen.
    Sicherlich ist bspw. Dr. Webbaer sozusagen super-empathisch, abär auch beizeiten sozusagen grell.
    Auch : so empathisch.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  6. Wenn die Computer Herzen hätten, wären sie kaum in der Lage, so gut zu rechnen. Denn Gefühle stellen Rechnungen in Frage. (Kurt Demmler)

  7. Emotionale Intelligenz und Hochsensibilität gehen Hand in Hand. Vielleicht ist emotionale Intelligenz nur der “Vorgänger”Begriff/Erklärung zu HSP. Die Studien zu HSP sind ja noch relativ jung, die Merkmale aber sehr ähnlich.

  8. Danke für den Kommentar.
    Auf jedem Fall können Menschen soziales Verhalten erlernen. Dazu gehört unter anderem sich in Gruppen zu integrieren oder Witz und Humor zu verstehen.

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