Durchs Musik Machen zum Superhirn – Wie das Musizieren unser Gehirn beeinflusst

Menschen lieben Musik. Ob Klassik, Rap, harte Rocksounds oder entspannter Jazz – auf die verschiedensten Weisen machen Menschen schon seit Jahrtausenden Musik und drücken sich dadurch kreativ aus. Die Funde von Knochenflöten in der Donau werden teils auf bis zu 40.000 Jahre in der Vergangenheit datiert. Noch bis heute nimmt die Musik eine großen Platz in unserem Leben ein, was uns diverse Stories von Spotify-Rückblicken jedes Jahr aufs Neue vor Augen führen. Selbst beim Schreiben dieses Beitrags höre ich meine Playlists hoch und runter.


Die Musik prägt die menschliche Zivilisation ohne Frage seit jeher. So ist sie weitaus mehr als bloß Zeitvertreib und Vergnügen. Sie hilft uns, Emotionen zu regulieren und auszudrücken, bringt Menschen zusammen und trägt sogar kulturelle Werte weiter. Wenn Musik uns also derart beeinflusst, beeinflusst sie sicherlich auch unser Gehirn. In der Neurowissenschaft sind Musikerinnen und Musiker schon lange ein beliebter Gegenstand der Forschung. Diese möchte herausfinden, was das langjährige, intensive Musizieren für einen Einfluss auf das Gehirn hat. Dabei deutet bislang sehr viel auf eines hin: Musikerinnen und Musiker scheinen im Schnitt ein besseres Gedächtnis als Nicht-Musiker zu haben. Sind also alle Musiker Gedächtnisakrobaten?

Wie ist unser Gedächtnis aufgebaut?

Schauen wir uns erst einmal an, wie unser Gedächtnis überhaupt aufgebaut ist. Grob wird das Gedächtnis zunächst in Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis gegliedert.


Das Langzeitgedächtnis besteht aus dem expliziten und dem impliziten Gedächtnis und speichert Informationen, die wir langfristig – teils über unser ganzes Leben hinweg – erinnern. Das explizite Gedächtnis umfasst persönliche Erlebnisse (episodisches Gedächtnis) sowie Faktenwissen, Sprachkenntnisse usw. (semantisches Gedächtnis). Das implizite Gedächtnis unterdessen beinhaltet verschiedene Hard und Soft Skills, die wir uns im Laufe unseres Lebens aneignen. Dazu gehören etwa motorische Fähigkeiten wie das Fahrradfahren (prozedurales Gedächtnis).


Das Kurzzeitgedächtnis hat hingegen die Aufgabe, kleine Mengen von Informationen kurzfristig zu behalten. All das, was du gerade gelesen hast, befindet sich zum Beispiel in deinem Kurzzeitgedächtnis. Nur ein Teil davon wird vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis übertragen. Ähnlich, wenn auch etwas anders, ist hier der Begriff Arbeitsgedächtnis, wo Informationen ein wenig länger behalten werden. Das Arbeitsgedächtnis bildet die Schnittstelle zwischen unserer Wahrnehmung, dem Langzeitgedächtnis und schließlich unserem Verhalten.

Schemadarstellung zur Gliederung des Gedächtnisses
Schematische Darstellung: Wie ist unser Gedächtnis aufgebaut? Bildquelle: Antonia Ceric

Musikerinnen und Musiker haben ein besseres Kurzzeitgedächtnis

Eben diese verschiedenen Bereiche des Gedächtnisses und weitere kognitive Fähigkeiten wurden in zahlreichen Studien bei Musikerinnen und Musikern genauer betrachtet. Dabei kommen viele zu dem Ergebnis, dass Menschen, die intensives musikalisches Training hinter sich haben, tatsächlich in Aufgaben rund um das Gedächtnis besser abschneiden [7]. Musiker erkennen zum Beispiel besser, ob eine zuvor gehörte Melodie schneller oder langsamer, höher oder tiefer als zuvor gespielt wird. Auch erkennen sie besser, ob ihnen falsche oder schiefe Töne untergejubelt werden, die der Erinnerung nach anders sein müssten. Bis hierhin ist das alles noch keine große Überraschung. Spannend wird es allerdings, wenn sich diese Ergebnisse auf andere Bereiche übertragen, die nicht direkt etwas mit Musik zu tun haben.


Auch in Aufgaben zur Sprachwahrnehmung scheinen Musikerinnen und Musiker einige Vorteile zu haben, etwa bei der Sprachverarbeitung. Oft erkennen sie die Prosodie besser, sprich die Sprachmelodie, Akzentuierung, Rhythmus oder Lautstärke des Gesprochenen, was viel über die Intention der Sprecherin oder des Sprechers sagt und somit einen wichtigen Teil der Kommunikation ausmacht. Ebenso sind Musikerinnen und Musiker häufig besser darin, Gesprochenes aus Lärmgeräuschen herauszufiltern und zu verstehen.

Vor allem auditive Stimuli verarbeiten Musikerinnen und Musiker besser

Musikerinnen und Musiker sind also zum einen besser im Verarbeiten auditiver Stimuli, haben aber auch Vorteile, wenn es um die Aufgaben des Kurzzeit- und Langzeitgedächtnisses geht. Die Gruppe schnitten über diverse Studien hinweg besser ab im Wiedergeben von Zahlen- und Buchstabenfolgen, in visuellen und räumlichen Gedächtnisaufgaben, aber vor allem beim Erinnern auditiver Reize. Während die Ergebnisse zum Langzeitgedächtnis nicht ganz eindeutig waren, zeichnen die Studien zum Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis ein klareres Bild: hier scheinen Musizierende einige Vorteile gegenüber Nichtmusizierenden zu haben, vor allem wenn es um das Hören geht. Das kann nun eine groß angelegte Kooperationsstudie verschiedener Labore bestätigen, die jeweils über 650 Musizierende und Nicht-Musizierende in Sachen Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis auf die Probe gestellt hat [1]. Erneut zeigt sich dieser Effekt vor allem bei auditiven Reizen, musikalisches Training könnte also eine bessere Verarbeitung dieser Reize im Hirn fördern.

Musizieren trainiert Lernfähigkeiten

Ebenso wird vermutet, dass Instrumentalunterricht die aktiven und kontrollierten Lernfähigkeiten verbessert, was sich auch auf Gedächtnisaufgaben außerhalb der Musik auswirkt. Aktive Lernstrategien sind all jene, bei denen Wissen nicht einfach passiv aufgenommen wird, wie beim klassischen Frontalunterricht, sondern die Lernenden etwa durch Schreiben, Diskutieren und Wiedergeben aktiv mit dem Lernstoff interagieren. Dazu zählt zum Beispiel das „Chunking“, wobei das zu Merkende in kleine Päckchen unterteilt wird.

Möchte ich mir eine lange Zahlenreihe merken, würde ich diese nach der Chunking-Methode in kürzere Zahlenpäckchen unterteilen. Und schon bräuchte ich etwas weniger mentale Kapazität, um mir diese kleinere Anzahl an „Chunks“ zu merken. Je besser man im Chunking ist, desto größer sind die einzelnen Chunks, die behalten werden. Dadurch schaffen einige Menschen es, sich ellenlange Zahlenfolgen zu merken. Doch auch unbewusst nutzt unser Hirn die Gruppierung einzelner Elemente größerer Informationsmengen, um sich etwas zu merken. Eben diese Fähigkeit wird durch das Musizieren trainiert, da hierbei effektivere Chunking-Strategien erlernt werden können. Die Kapazität des Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnisses wird somit erhöht.

Unser Hirn im Wandel

Unser Hirn ist kein statisches System, das gewissen Grenzen unterliegt. Es ist nicht wie unser Handyspeicher plötzlich voll und kann kein neues Wissen mehr behalten, bevor wir etwas anderes löschen. Vielmehr ist es ein dynamisches Netzwerk von Neuronen, welches sich in ständiger Anpassung befindet und kontinuierlich wächst und sich verändert. Viel genutzte Verbindungen werden gestärkt, selten genutzte gekappt. Diese Fähigkeit, sich ständig zu verändern und entsprechend den äußeren Gegebenheiten zu optimieren, nennen wir Neuroplastizität. Eine hohe Neuroplastizität ermöglicht also schnelles Lernen und bildet die Grundlage für ein gut funktionierendes Gedächtnis.

Musik machen fordert und fördert unser Hirn

Verschiedene Studien gehen von einem Zusammenhang musikalischen Trainings mit erhöhten kognitiven Fähigkeiten und verbesserter Neuroplastizität aus [3]. Ein Instrument zu spielen ist ein anspruchsvolles kognitives Unterfangen. Eine Vielzahl von Sinneswahrnehmungen – taktile, auditive und visuelle Reize – müssen mit dem motorischen System und weiteren höheren kognitiven Prozessen koordiniert werden. Ich sehe vor mir die Noten, muss entschlüsseln, was diese bedeuten und dies wiederum in die Bewegung zum Beispiel der Finger auf den Gitarrensaiten übersetzen. Hinzu kommt die auditive Wahrnehmung der anderen Instrumente, mit denen ich im besten Fall das, was ich spiele, auch noch koordinieren muss. Das Gehirn vollbringt also Höchstleistungen! Viel Übung in diesem Bereich scheint das Potential der Neuroplastizität unseres Hirns zu steigern und das auch über musikalische Aufgaben hinaus. Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass Musikstunden den IQ leicht erhöhen könnten [8].

Musik schüttet Glückshormone aus

Zusätzlich könnte außerdem das Belohnungssystem, das durch Musik und musikalisches Training aktiviert wird, einen positiven Einfluss auf die Neuroplastizität des Hirns haben [6].
Viele Musikerinnen und Musiker werden bestätigen können, dass sich kaum etwas so belohnend anfühlt, wie das Erfolgserlebnis nach stundenlangem Üben diese eine, schwierige Passage endlich gemeistert zu haben. Doch nicht nur beim Spielen, auch schon beim Hören bestimmter musikalischer Passagen konnte in Studien eine erhöhte Ausschüttung von Dopamin – auch bekannt als das „Glückshormon“ – beobachtet werden. Dopamin spielt eine der entscheidenden Rollen in der Modulation neuronaler Plastizität und beeinflusst somit maßgeblich unser Gedächtnis. Darüber hinaus ist nicht zu unterschätzen, welche Auswirkungen die sozialen Effekte des gemeinsamen Musizierens und Hörens von Musik haben könnten, denn soziales Wohlbefinden hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Hirnplastizität. Und bekanntlich bringt Musik Menschen zusammen [3].

Musik und das Altern

Wie wir alle wissen, wird das Lernen umso älter wir werden, etwas schwieriger. Die Hirnplastizität und somit die Fähigkeit schnell neue Verknüpfungen zu bilden und neue Dinge zu erfassen nehmen ab. Der Kopf wird langsamer. Der altersbedingten Abnahme kognitiver Fähigkeiten kann allerdings entgegengewirkt werden. Verschiedene Faktoren sind hier von Bedeutung. Neben allgemeiner körperlicher und geistiger Aktivität, sowie sozialer Interaktion, kann auch speziell musikalisches Training die Hirnplastizität bis ins hohe Alter fördern.


Je nachdem, in welchem Alter eine Person begonnen hat, ein Instrument zu spielen, können unterschiedlich starke Effekte beobachtet werden. Vor allem bei Menschen, die schon in jungen Jahren ein Instrument erlernten, sind große langfristige Veränderungen festzustellen [5]. Sie zeigen etwa verbesserte Fähigkeiten, visuelle sowie auditive Reize mit motorischen Handlungen zu koordinieren – sprich Hören, Sehen und Bewegen in Einklang zu bringen. Ebenso finden sich anatomische Veränderungen im Gehirn, was wiederum das Potenzial der Neuroplastizität fördert. Spannend sind hierbei auch ganz spezifische Anpassungen, wie zum Beispiel die bessere Repräsentation der Finger der linken Hand bei Saitenspielern. Auf Streichinstrumenten werden nämlich klassischerweise die Töne mit der linken Hand auf den Saiten gegriffen. Von den Fingern der linken Hand wird daher eine hohe Feinmotorik abverlangt, was sich im Hirn bemerkbar macht und sogar in Hirn-Scans sichtbar wird [2].

Musik machen schützt vor kognitiven Verlusten

Auch wenn das Musizieren seit den Kindheitsjahren den größten Effekt hat, kann es dennoch in jedem Alter die kognitiven Fähigkeiten fördern, ein Instrument zu spielen. Vieles deutet darauf hin, dass das Spielen eines Instruments mit dem späteren Einsetzen altersbedingter kognitiver Verluste zusammenhängt. Durch derartige Aktivitäten wird nämlich die sogenannte kognitive Reserve vergrößert, was vor den Verlusten schützen kann. Einige klinische Studien lassen sogar darauf schließen, dass Musiktherapie bei Demenz- und Parkinsonpatienten effektiver als herkömmliche Methoden sein kann, wie zum Beispiel Physiotherapie oder Sprechtraining ohne musikalische Komponente [4, 10]. Selbst das passive Hören von Musik half Personen nach einem Schlaganfall bei Gedächtnis und Stimmung [7].

Fazit

Musik ist für die meisten von uns ein ständiger Begleiter im Leben. Doch Musizieren macht nicht nur Spaß, sondern kann auch echtes Gehirnjogging bedeuten. Das Spielen von Instrumenten fördert durch verschiedene Faktoren unsere Gedächtnisleistung sowie die Verarbeitung auditiver Reize und somit die Sprachwahrnehmung. Neben dem Verbessern aktiver Lernstrategien durch intensives musikalisches Training unterstützen wir durch das Musizieren die Neuroplastizität des Hirns – also dessen Fähigkeit, sich ständig neu anzupassen, zu optimieren, neue neuronale Verknüpfungen zu schließen und Neues zu lernen. Dies hat auch positive Auswirkungen auf das Altern unseres Gehirns.


In der Regel vergleichen Studien langjährige Musikprofis mit absoluten Nicht-Musikern. Wie groß der feststellbare Effekt also bei den vielen Personen im Zwischenfeld dieser beider Kategorien sein wird, ist nicht ganz klar. Eines lässt sich aber mit Sicherheit sagen: Wir werden vielleicht nicht alle sofort zu Gedächtnisakrobaten, wenn wir anfangen ein Instrument zu spielen. Aber Musik zu machen, tut gut und bringt dir und deinen Mitmenschen in jedem Fall eine Menge Freude. Und das Hirn freut sich gleich mit!

Quellen

[1] Grassi, M., Talamini, F., Ferreri, L., Swaminathan, S., Tillmann, B., Caclin, A., … Wilbiks, J. (2023, in-principle acceptance). Do musicians have better short-term memory than nonmusicians? A multi-lab study. https://doi.org/10.17605/OSF.IO/69GZF

[2] Gaser, C., & Schlaug, G. (2003). Brain structures differ between musicians and nonmusicians. The Journal of neuroscience: the official journal of the Society for Neuroscience, 23(27), 9240–9245. https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.23-27-09240.2003

[3] Herholz, S. C., & Zatorre, R. J. (2012). Musical training as a framework for brain plasticity: behavior, function, and structure. Neuron, 76(3), 486-502.

[4] Pacchetti, C., Mancini, F., Aglieri, R., Fundaro`, C., Martignoni, E., and Nappi, G. (2000). Active music therapy in Parkinson’s disease: an integrative method for motor and emotional rehabilitation. Psychosom. Med. 62, 386–393.

[5] Penhune, V.B. (2011). Sensitive periods in human development: evidence from musical training. Cortex 47, 1126–1137

[6] Salimpoor, V.N., Benovoy, M., Larcher, K., Dagher, A., and Zatorre, R.J. (2011). Anatomically distinct dopamine release during anticipation and experience of peak emotion to music. Nat. Neurosci. 14, 257–262.

[7] Särkämö, T., Tervaniemi, M., Laitinen, S., Forsblom, A., Soinila, S., Mikkonen, M., Autti, T., Silvennoinen, H.M., Erkkilä, J., Laine, M., et al. (2008). Music listening enhances cognitive recovery and mood after middle cerebral artery stroke. Brain 131, 866–876.

[8] Schellenberg, E. G. (2004). Music lessons enhance IQ. Psychological Science, 15(8), 511-514

[9] Talamini, F., Altoè, G., Carretti, B., & Grassi, M. (2017). Musicians have better memory than nonmusicians: A meta-analysis. PLOS ONE, 12(10), e0186773.

[10] Van de Winckel, A., Feys, H., De Weerdt, W., and Dom, R. (2004). Cognitive and behavioural effects of music-based exercises in patients with dementia. Clin. Rehabil. 18, 253–260.

Titelbild: Bildquelle

Antonia Ceric

Veröffentlicht von

Ich heiße Antonia Ceric und studiere im Master Neurowissenschaften an der Uni Frankfurt. Während ich in meinem Psychologie-Bachelor die neuronalen und psychologischen Grundlagen der Wahrnehmung und unseres Gehirns kennenlernen durfte, konnte ich mich parallel im Kunststudium an der HfG Offenbach dem Bereich auch aus einer philosophischen Perspektive nähern. Durch meinen interdisziplinären Hintergrund interessieren mich besonders Grenzbereiche, wo die Neurowissenschaft auf andere – etwa geisteswissenschaftliche und kreative – Felder trifft oder das Verständnis unseres Hirns plötzlich im Alltäglichen überrascht.

5 Kommentare

  1. Ich würde mir mal neurologisch angucken, ob wir auch Malen zu Musik zählen können. Es unterscheiden sich ja nur die Sinnesorgane, durch die wir verschiedene Aspekte der Wellen, Rhythmen, Dissonanzen, Schwingungen, Ströme um uns herum wahrnehmen können, doch, technisch gesehen, gehören Schallwellen und Lichtwellen in die gleiche Kategorie, nur der Matsch, der da zuckt, um sie zu erzeugen, unterscheidet sich nach Konsistenz.

    Die Kunst hat bekanntlich die Wirkung, große Mengen von Menschen zu synchronisieren. Aus Teilchen, die in willkürlichen Zickzack-Mustern um die Zeitlinie herum zucken, wird eine große Menge, die einem Rockstar zujubelt, seine Emotionen und den Rhythmus in Gleichklang bringt. Musik gibt Arbeits- und Marschtempo vor, wir gehen ins Kino und ins Museum und reden dann darüber, Erzählstrukturen in Reden, Büchern und Filmen haben einen Rhythmus, der an den von Sex erinnert, nur dass da der Orgasmus Katharsis oder Pointe heißt. Und dass Mathematik und Musik einerseits, Mathematik und Physik andererseits verwandt sind, ist bekannt.

    Wenn Sie in 4D denken – sich die Welt als ein Bündel von EM-Wellen vorstellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit die Zeitlinie entlang bewegen, sodass all unsere Bewegung im Raum bloß zu Amplitude wird – synchronisiert Musik große Menschenmengen zu Laserstrahlen. Und weil der Mensch auch nur ein Wellenbündel ist, macht sie das Gleiche auch mit ihm selbst im Innern. Wer sich für die Rhythmen der Umgebung öffnet, wird zu ihrem Teil, durch Synchronisierung wird aus vielen Ichs ein Wir, dann ein Ich. Und all das läuft über Emotionen, die entweder harmonisch parallel laufen, oder Konflikte durch Ritualkämpfe austragen und Kraft daraus gewinnen.

    Die Welt ist wie eine Zeichnung oder eine Tonleiter – auf der elementarsten Ebene sehr, sehr einfach gestrickt und geradezu langweilig. Erst wenn es kompliziert wird, wird’s sehr schnell interessant. Und dennoch sieht man diese elementarste Ebene immer und überall in allem, was passiert.

    • Hallo,

      Vielen Dank für diesen spannenden Kommentar. Tatsächlich haben auch andere Formen der Kunst die verschiedensten Auswirkungen auf unser Hirn, so auch die bildenen Künste.
      Nicht umsonst gibt es neben Musiktherapie und kunsttherapeutische Ansätze, die sich allerdings von einander sowohl in Form als teils auch Anwendungsbereichen sehr unterscheiden. Es lohnt sich hier noch weiter Forschung zu betreiben, da die Möglichkeiten mit Sicherheit noch nicht ausgeschöpft sind.
      Musik und bildende Künste haben sicherlich einige gemeinsame Bereiche, wenn es um die Wahrnehmung im Hirn geht. So können beide die Bereiche Gedächtnis, Emotion aber auch Motorik und Feinmotorik ansprechen.

      Dennoch bleiben die Verarbeitung visueller und auditiver Reize zwei verschiedene Wahrnehmungsmechanismen. Zwar ist alles über Neuronen verschaltet, dennoch können diese sehr differenziert und spezialisiert auf bestimmte Reize sein. Der auditive und der visuelle Kortex sind zwei verschiedene Bereiche in unserem Hirn.
      Trotz physikalischer Ähnlichkeiten bleiben auditive und visuelle Reize für das Gehirn also zwei unterschiedlich aufgenommene und zu verarbeitende Kategorien.

  2. Ein Blick in die Welt der Schule.
    “Der Bildungsplan (in Hessen ) 2016 geht von einer “tägliche[n] aktive[n] Musikpflege” und einer “Musikalisierung des Schulalltags” und Unterrichtsprozesses in den Grundschulen aus.

    Und das war auch schon vor 50 Jahren so. Wenn die Grundschullehrerin z.B. Flöte spielen konnte, dann mussten die Schüler sich eine Blockflöte kaufen.

    Praktisch, und das soll nicht verschwiegen werden, sind eben nicht alle Schüler musisch begabt. Wenn die Begabung fehlt, dann wird es schlimm.
    Unsere zwei Nachbarsmädchen mussten Geigenunterricht” ertragen.”
    Und wenn man eine Geige falsch spielt, dass weiß man, dann kann es unerträglich werden.

    Also, Musikunterricht als Allheilmittel, nein, Kinder haben auch noch andere Begabungen , auch die Liebe zum Kochen und Backen ist nicht zu verachten.

    • Hallo und danke für Ihre Anmerkungen! Die Thematik des Beitrags kann tatsächlich auch für die Pädagogik interessant sein.
      Von einem “Allheilmittel” sollte hier aber keineswegs die Rede sein. Es ging lediglich darum die gut erforschten Auswirkungen speziell von Musik auf unser Hirn zu beleuchten. Dabei geht es auch nicht darum, eine Begabung zu haben oder nicht – sowohl Musik machen als auch Musik hören hat einen Einfluss auf unser Hirn. Wie das pädagogisch genutzt werden kann, ist natürlich noch einmal eine andere Diskussion wert.

      • Antonia Ceric,
        “sowohl Musik machen als auch Musik hören hat einen Einfluss auf unser Hirn.”
        Und…..wir haben gar keinen Einfluss mehr, welche Musik gerade gespielt wird.
        Und man sollte zwischen einem positiven Einfluss und einem negativen Einfluss unterscheiden.
        also , sogar Kühe reagieren auf Musik. Das ist nachgewiesen an der erhöhten Milchproduktion bei der richtigen Musik.
        Bei uns verbessert die passende Musik die Stimmung und demente Alte erinnern sich an die Musik der Jugendzeit.
        So gesehen haben Sie Recht und sie forschen auch an der richtigen Stelle.

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