Denken Männer doch mit dem Hoden?
Männern wird zuweilen nachgesagt, dass sie mit ihren Geschlechtsteilen denken – und tatsächlich gibt es zwischen dem Hoden und dem Gehirn mehr Übereinstimmungen, als man auf den ersten Blick glauben mag!
Hirn und Hoden weisen nicht nur auf den verschiedensten Organisationsebenen – von molekular bis funktionell – überraschende Gemeinsamkeiten auf. Es gibt zudem eine positive Korrelation zwischen der Spermienqualität und der Intelligenz eines Mannes …
Mann oder Maus?
Als Forscher anhand genetischer Datenbanken die Ähnlichkeiten verschiedener Körpergewebe untersuchten, stellten sie erstaunt fest, dass die größten Übereinstimmungen zwischen Hirn und Hoden beobachtbar waren.1
Diese Beobachtung ist nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Mäusen zu finden und könnte auf einem gemeinsamen evolutionären Mechanismus verweisen.
Von den ungefähr 15000 Proteinen, welche jeweils in Hirn und Hoden des Menschen exprimiert werden, sind fast 13500 (also ~90%) identisch (s. Abbildung unten). Die Ähnlichkeiten beschränken sich dabei nicht auf allgemein benötigte Proteine, wie etwa für die Bildung der Zellmembran, sondern beinhalten auch gewebespezifische Proteine. Für die Spermienbildung verantwortliche Gene sind nicht nur im Hoden, sondern auch im Gehirn aktiviert. Andersherum werden Gene charakteristisch für die neuronale Entwicklung und Bildung chemischer Synapsen ebenfalls im Hoden exprimiert.
Wie sind diese Gemeinsamkeiten zu erklären?
Die Übereinstimmungen in den Genexpressionen lassen sich zum Teil durch ähnliche Aufgaben und gleichartigen Strukturen verstehen.
Beispielsweise sind beide Organe durch spezielle Blut-Gewebe-Schranken vom normalen Blutkreislauf abgegrenzt. Aufgrund ihrer spezifischen Funktionen müssen sie in besonderem Maß vor Giftstoffen und Krankheitserregern geschützt werden. Die Blut-Hirn- bzw. die Blut-Hoden-Schranken dienen zudem für eine optimale Sauerstoff- und Energieversorgung. Beide Körperteile weisen nicht nur einen enorm hohen Verbrauch2 auf, sondern reagieren auch extrem empfindlich auf eine eventuelle Unterversorgung.
Während die Schranken den unkontrollierten Zugang zu den Organen verhindern sollen, müssen sie gleichzeitig gewährleisten, dass Gehirn und Hoden ihre jeweiligen Hormone in die Blutbahn abgeben können. Im Hirn geschieht dies vor allem an der Hypophyse, wo Hormone wie Oxytocin oder Prolaktin ausgeschüttet werden. Vom Hoden werden vor allem Sexualhormone wie Testosteron freigesetzt.
Nervenzellen und Spermien
Doch nicht nur Gehirn und Hoden weisen genetische Übereinstimmungen und strukturelle Ähnlichkeiten auf. Auch die unterschiedlichen Zelltypen, aus denen die beiden Gewebe aufgebaut sind, besitzen Gemeinsamkeiten.
Nervenzellen im Gehirn und Spermien im Hoden sind die eigenschaftsdefinierenden Zellen der beiden Organen. Beide Zelltypen haben sich so stark spezialisiert, dass sie ohne die Unterstützung ihrer zugehörigen Hilfszellen nicht mehr überlebensfähig wären. Gliazellen im Gehirn (v. a. Astrozyten) und Sertoli-Zellen im Hoden dienen nicht nur zur Energiebereitstellung, sondern verhindern auch Schäden aufgrund zellulären Stresses. Neurone bzw. Spermien haben diese Aufgaben de facto ausgelagert, um sich auf ihre spezifischen Zwecke zu konzentrieren.
Legt man es drauf an, können die Funktionen der beiden Zelltypen als Informationsverarbeitung und -weiterleitung abstrahiert werden. Neurone fokussieren sich dabei auf die Gegenwart, während Spermien für die Informationsweitergabe von einer zur nächsten Generation zuständig sind.
Beide Zellarten integrieren dabei komplexe Signale aus ihrer Umgebung und passen daraufhin ihren Output an. Bei den Neuronen ist dies offensichtlich. Doch auch Spermien werden durch eine Vielzahl an exogenen3 Signalen nach der Ejakulation aktiviert und unterliegen daraufhin komplexen strukturellen Veränderungen, bevor sie am Ende in der Lage sind, die Eizelle zu befruchten. Diese Anpassungen an die Umweltbedingungen werden durch ein großes Repertoire an Rezeptoren und Signalkaskaden ermöglicht, welche neuronalen Ursprungs sind.
Beide Zelltypen aktivieren am Ende über chemische Signale andere Zellen. Neurone wirken auf weitere Neurone (oder Drüsen) und Spermien im Idealfall auf die Eizelle. Dafür werden chemische Botenstoffe aus intrazellulären Speichern freigesetzt und nach außen abgegeben. Die zelluläre Maschinerie, die dafür verantwortlich ist, weist enorm große Ähnlichkeiten auf.
Haben klügere Männer bessere Spermien?
Eine Studie basierend auf Daten der Vietnam Experience Study (eine Untersuchung des gesundheitlichen Zustands von Vietnam-Veteranen) fand eine positive Korrelation zwischen dem sogenannten ‘Allgemeinen Faktor der Intelligenz’ (g-Faktor) und der Spermienqualität. Der g-Faktor wird aus den Ergebnissen verschiedener Intelligenztests berechnet und soll eine grundlegende Intelligenzanlage darstellen. Zur Beurteilung der Spermaprobe wurde die Spermienkonzentration, die Gesamtzahl der Spermien pro Ejakulation und die Beweglichkeit der Samenzellen herangezogen.
Bekannte Beziehungen, dass beispielsweise Intelligenz mit einem besseren gesundheitlichen Allgemeinzustand einhergehen, konnten diese Korrelation nicht erklären.4
Die Korrelation ist zwar insgesamt nur als schwach zu bewerten5, bietet jedoch interessante Ausgangspunkte für weitere Untersuchungen.
Eine mögliche Erklärung sind die oben angesprochenen genetischen Ähnlichkeiten zwischen Gehirn und Hoden. Wenn bestimmte Gene in beiden Organen eine Funktion innehaben, wirken sich Mutationen natürlich auch auf beide Körperteile aus.
Hinzu kommt, dass sich X-chromosomale Erbgutveränderungen bei Männern besonders stark auswirken, da diese nur eine Kopie von diesem Chromosom besitzen. Könnte bei einer Frau das andere X-Chromosom “einspringen”, ist das beim Mann nicht möglich.
Dies wird darüber hinaus auch als Ursache dafür angesehen, dass kognitive Einschränkungen bei Männern bis zu 30 % öfter auftreten als bei Frauen.
Hat dieses Phänomen zur Artbildung beim Menschen beigetragen?
In der Biologie wird eine Art als eine sich untereinander fortpflanzende Population definiert, die von koexistierenden anderen Gruppen reproduktiv isoliert ist. Der Mensch hat zweifelsohne durch seine mentalen Fähigkeiten ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im Tierreich.
Doch zur Artbildung gehört gleichermaßen eine Abgrenzung in der Fortpflanzung. Sind die genetischen Veränderungen für die mentalen Fähigkeiten mit den Modifikationen in reproduktiven Organen korreliert, lassen sich komplexe Anpassungen am leichtesten umsetzten.
Und tatsächlich: Die neu entstandenen Gene, welche uns von unseren evolutionär-engsten Verwandten, den Schimpansen abgrenzen, besitzen die höchsten Expressionsraten in Gehirn und Hoden.
Infertilität bei Männern korreliert mit weiteren Erkrankungen
Andersherum lässt sich ebenfalls eine Korrelation zwischen Infertilität und anderen, auch neurologischen Krankheiten finden. Mithilfe dänischer Bevölkerungsdatenbanken wurde der Zusammenhang von männlichen Zeugungsproblemen und Multipler Sklerose untersucht. Anhand dieser Daten konnte gezeigt werden, dass Männer mit diagnostizierter Sterilität eine höhere relative Chance (Odds Ratio) besitzen, an MS zu erkranken. Dies wird mit einer bekannten Verbindung zwischen der Multiplen Sklerose und den Geschlechtshormonen in Zusammenhang gebracht.
Es lassen sich jedoch auch unmittelbare Effekte nachweisen. Spezielle Mutationen, welche bestimmte neurologische Erkrankungen verursachen, können direkt die hormonelle Hirn-Hoden-Kommunikation oder das Hodengewebe schädigen. Ein Beispiel hierfür ist die Huntington-Erkrankung.
Fazit
Natürlich denken Männer nicht mit dem Hoden, aber die Übereinstimmungen zwischen den beiden Geweben sind nicht zu leugnen. Ähnliche Anpassungen gibt es übrigens auch mit der Plazenta, allerdings sind dort die Dinge noch weniger erforscht. Es bleibt also spannend!
Eine allerletzte Schlussbemerkung vielleicht noch. Korrelationen zwischen Intelligenz und Samenqualität wurden auch schon einmal während des Dritten Reiches probiert herzustellen. Dabei ist einfach nichts Sinnvolles herausgekommen. Die oben erwähnte Studie hat verschiedene ethnische Herkünfte mit einbezogen.
1: Nicht jede Zelle im Körper benötigt jedes Gen (und die daraus entstehenden Proteine). Manche Gene/Proteine, wie beispielsweise für den Aufbau des Zellkerns werden in praktisch jeder Zelle benutzt. Andere Proteine, welche eine ganz spezielle Aufgabe erfüllen, werden aber nur in den Zellen produziert, in welchen sie wirklich gebraucht werden. Zellen in der Netzhaut des Auges benutzten spezielle die Fotorezeptorproteine zum Erkennen von Licht. Dünndarmzellen brauchen diese Proteine jedoch nicht.
Das jeweilige Anforderungsprofil einer Zelle spiegelt sich in den hergestellten Proteinen wider. Dieser “Fingerabdruck” wird auch Expressionsmuster genannt. Eine Zelle exprimiert ein bestimmtes Gen, wenn sie das entsprechende Protein herstellt. ↩
2: Obwohl das Gehirn nur ~2% des Körpergewichts ausmacht, ist jedoch für fast 20% des Energieverbrauchs zuständig. ↩
3: Exogene Signale sind Signale, die nicht von der Zelle selbst, sondern von ihrer Umgebung kommen.selbst, sondern von ihrer Umgebung kommen.↩
4: Intelligenz ist im Allgemeinen mit einem höheren sozio-ökonomischen Status und dadurch mit einem besseren Zugang zu medizinischen Wissen und Versorgung korreliert. ↩
5: Korrelation bei einer Stichprobengröße von 425 Männern: mit r ~ 0,14-0,19 (je nach untersuchten Merkmal) mit p ≤ 0,005. ↩
Literatur
Eine vollständige Liste der verwendeten Literatur ist hier zu finden.
Die Hirn-Hoden Koppelung scheint mir auch evolutionär interessant. Wenn tatsächlich die Spermienqualität bei Männern mit höherer allgemeiner Intelligenz grösser ist und das schon seit vielen Generationen, könnte das die Chancen von intelligenteren männlichen Exemplaren sich fortzupflanzen erhöhen/erhöht haben, womit die menschliche Evolution dann in Richtung höherer Intelligenz der Nachfahren voreingestellt gewesen wäre.
Die generelle Annahme bezüglich Evolution, genetischem Wandel ist ja die, dass allein die aktuellen Umweltbedingungen entscheiden, welche Individuen selektiert werden, also mehr Nachkommen haben. Doch vielleicht gibt es ja generationenübergreifende evolutionäre Trends und ein solcher Trend könnte mit der Koppelung Fruchtbarkeit/Intelligenz beim Menschen tatsächlich bestehen bezugsweise bestanden haben (heute wohl nicht mehr, weil Intelligentere heute weniger Kinder haben).
Den evolutionären Aspekt der Kopplung finde ich auch enorm spannend!
Falls diese Kopplung tatsächlich bestehen sollte, wäre es sich ein weiterer Aspekt in der menschlichen Entwicklung, welcher zu einer gesteigerten Intelligenz geführt hat. Die zeitlichen Rahmen sollten hier jedoch deutlich größer sein, als das es sich in ein paar Generationen widerspiegelt.
Ich denke, dass Intelligenz durchaus auch eine (zeitlich) lokale Anpassung an die aktuellen Umweltbedingungen sein kann. Insbesondere war und ist es uns ja möglich, durch “intelligentes” Handeln unsere Umweltbedingungen auch an uns anzupassen, – dass das vielleicht auch nach hinten losgehen kann, sehen wir gerade durch den Klimawandel.
Anregendes, um nicht sagen zu wollen: erregendes Thema.
Zwei Einwände:
Jede Körperzelle vereint meiner Meinung nach Verangenheit (Erbgut der Vorfahren; man könnte auch sagen: vergangenes Leben) mit Gegenwart und Zukunft (Aufrechterhaltung der Lebensfunktion jetzt und in Zukunft). Den Zellen ein Konzept von z.B. der Zukunft zuzuschreiben, wäre schon ein sehr starker Anthropomorphismus. (Und das Gehirn ist jedenfalls in seinem bewusst denkenden Teil, wie jeder Meditationsschüler weiß, mehr mit Vergangenheit und Zukunft beschäftigt als mit der Gegenwart. Leider.)
Die (ohnehin nur geringe) Korrelation zwischen Intelligenz und Spermienqualität könnte auch schlicht durch die allgemeine Gesundheit bedingt sein.
Hmm, ich glaube, dass ich hier falsch verstanden wurde. Ich glaube auch, dass Zellen aufgrund phylo- und ontogenetischer Entwicklungen bestimmte implizite Konzepte besitzen. Das Konzept möchte ich nur in Spezialfällen auf die Zukunft ausweiten, welche im Artikel nicht zu tragen kommen. Könnten Sie mir einmal sagen, wo das Zukunftskonzept im Artikel zu finden ist. Dann könnte ich die entsprechende Textstelle ggf. in ihrer Formulierung schärfen.
Die Faktoren Rauchen, Alkohol und BMI, welche insgesamt durchaus einen Rückschluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand geben können, haben keinen (signifikaten) Einfluss auf das Testergebnis gehabt. Auch dass die Probanden in die US Army aufgenommen wurden, spricht für einen Ausschluss größerer gesundheitlicher Probleme.
Die Tage der Abstinenz vor der Spermienprobenabgabe wirkt sich auf die Gesamtzahl der Spermien im Ejakulat aus, was die Studienergebnisse verzerren könnte.
Wie auch schon in einem anderen Kommentar erwähnt, könnte durchaus auch der (allgemeine) Gesundheitszustand und die Intelligenz durch einen gemeinsamen Confounder begründet sein.
Herr Schwarz,
ein sexistischer Aufmacher. Hätten Sie das bei Frauen gemacht, dann wäre der Shitstorm sicher.
Hallo,
der Titel ist in der Tat provozierend. Ich hoffe jedoch, dass Sie sich dadurch nicht angegriffen gefühlt haben – falls doch, bitte entschuldigen sie das.
Vielmehr wollte ich das entsprechende Stereotyp als Aufhänger für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung benutzen. Ich hoffe, der restliche Artikel konnte Sie davon überzeugen.
Das gleiche hat man mit dem Darm vor Jahren auch versucht: Oberflächenstruktur und neuronale Verbindungen.
Grundsätzlich stellt sich doch die Frage,wie Organellen morphologische und eigenschaftlich Zusammenwirken.
Es gibt Theorien, welche ähnlich zum allgemeinen Faktor der Intelligenz (g-Faktor) einen allgemeinen Faktor der Fitness postulieren (f-Faktor). Jeder Mensch hat eine gewisse Anzahl an kleinen Mutationen in sich, welche an sich nicht schlimm sind. Zusammengenommen können sie sich jedoch grundlegend auf viele Gewebe und Eigenschaften einwirken. Zum Beispiel Intelligenz und/oder Fortpflanzung etc.
Dieser Theorie zu Folge gibt es also noch eine verstecke Variable, welche die Korrelation zwischen Intelligenz und Fortpflanzung – ggf. auch Oberflächenstrukturen im Darm – erklärt.
Betrachtet man sich die Scheidungsraten, jede dritte Ehe wird geschieden, so kann man das Dilemma erahnen, denn die Männer , testosteron geprägt, lassen sich bei der Partnerwahl wahrscheinlich immer zu sehr von ihrem Unterteil leiten. Aber das war ja schon immer so -ist doch der Sexualtrieb das einzige was der Mensch nicht lernen muss sondern was ihm die Evolution “geschenkt” hat bzw . womit er -je nach Sichtweise- auch bestraft ist. Bessere Spermien sind wohl die der resilenten Spezies, ob das mit Intelligenz zu tu hat wage ich zu bezweifeln, denn Resilente, also Stressimmune, können auch deswegen immun sein weil sie diese Welt mehr von den Hoden aus “denken”.
Sie verlagern das ‘denken’ in Zellen.
Das ist grundsätzlich ein interessanter Gedanke.
Ich habe kürzlich eine Dokumentation über den Blop gesehen. Es scheint nicht entfernt.
Insofern dürfte auch der wissenschaftliche Aspekt zwischen Ei und Nukleus nicht soweit liegen.
Hmm, ehrlich gesagt, wollte ich das Denken nicht in die Zellen verlagern. Die Überschrift war als Aufhänger, nicht als wirkliche Aussage gedacht – zumal da auch auf den Hoden als Organ Bezug genommen wurde.
Ansonsten glaube ich, dass man zwischen dem stark auf den Menschen bezogenen Begriff “denken” und der Integration von Umweltsignalen unterscheiden muss.
Auch wenn sowohl Spermium als auch Nervenzelle multiple Signale integrieren und einen Output generieren, würde man hier im Allgemeinen ja nicht von “denken” sprechen. Meiner Meinung nach passiert “denken” erst auf Netzwerkebene.
Falls ich mich im Text dazu irgendwo zu ungenau ausdrückt habe, könnten Sie mir bitte einmal die Textstelle nennen, dass ich die ggf. nachbessern kann?
@Golzower
Nicht einverstanden.
Sex benötigt immer mindestens zwei und die Partnerwahl wird meistens vom weiblichen Geschlecht getroffen.
Bereits in den 80’ern stellte man fest,dass das Spermium nach drei Tagen ‘schlecht’ wird und raus muss,während die Fruchtbarkeitsphase der Frau,libidiöse Phase, auf ca. 3 Tage beschränkt ist.
Scheint mir eher ein Voll-Summem-Spiel zu sein.
@Schwarz
Ok.
Scheint naheliegend.
Wie wird der Flynn-Faktor zum Mikrobiom gesehen?
Gibt es da auch eine Korrelation?
Das Mikriobiom ist momentan degenerativ.
Als assoziativ denkender Mensch hatte ich mir nach ihrem Kommentar die gleiche Frage gestellt. Ehrlich gesagt, weiß ich dazu nichts. Aber ich werde mal die Augen und Ohren offenhalten.
@Schwarz: Zukunft
Danke für die Antwort. Ich bezog mich auf diese Textstelle:
Es ist natürlich eine philosophische Frage, inwiefern man hier Konzepte in die Zellen verlagert; du sprichst ja aber gerade selbst von “impliziten Konzepten”. Aber die nächsten Generationen entstehen ja, wenn überhaupt, dann erst in der Zukunft.
Vielen Dank für die Antwort!
Das Zielpublikum dieses Blogs sind junge Personen ohne besondere Vorkenntnisse, weswegen diese Formulierung vor allem bildlich verstanden werden sollte.
Das Spermium dient der genetischen Informationsweitergabe von einer zur nächsten Generation. Und Neurone eher der “unmittelbaren” Informationsverarbeitung.
Der Textabschnitt soll also vor allem in Bezug auf die Funktion verstanden werden, ohne ausdrücken zu wollen, dass die Zellen wissen, was ihre Funktion ist.
Implizite Konzepte, die ich persönlich einer Zelle zuschreiben würde, sind evolutionär geprägte Prior über bestimmte (konstante) Umweltbedingungen, welche sich auch in biochemischen oder anatomischen Strukturen wiederfinden. Ein Beispiel wären die circadianen Rhythmen der ‘inneren’ Uhr. Hier haben wir eine Abbildung unserer Umweltbedingungen in genetische bzw. metabolische Netzwerke.
Nur um das mal weiterzuspinnen … Möchte man es, könnte man in die Reduktion des Chromosomensatzes während der Spermienbildung vermutlich auch eine Annahme über die Zukunft hineininterpretieren. Ich sehe es aber genauso, dass man einer lokal selektierten Anpassung retrospektiv keine Zielrichtung attribuieren sollte.
Nun gut, das ist nun für den “XY-homo sapiens sapiens” bekannt.
Die Gemeinsamkeiten beider Zellgruppen ist ja erstaunlich, allerdings aus Gemeinsamkeiten ( Koinzidenz? ) auch auf Abhängigkeiten ( Kausalität? ) zu schließen – nun, ich denke, da sollten wir vorsichtig sein, zumal XX-homo sapiens sapiens auch ein Gehirn mit allen seinen Eigenschaften haben, aber eine Plazenta haben sie nur während der Schwangerschaft … … …
Und wie ist das bei Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos, was lässt sich da an Übereinstimmung zwischen Hoden- und Hirngewebe feststellen?
Die Abbildung zeigt die gemeinsam exprimierten Proteine der beiden Organe Gehirn und Hoden. Vergleicht man die Expressionsmuster von Neuronen und Spermien, haben diese zwar auch eine große Überlappung, aber größere “eigene” Anteile. Insbesondere die Neurone weisen durch die Vielzahl an spezialisierten Rezeptoren einen hohen Anteil spezifischer Proteine auf.
Die höhere gemeinsame Übereinstimmung auf Organebene ist meiner Meinung nach durch Übereinstimmungen der Hilfszellen zu erklären und allgemeine Proteine zum Organaufbau wie die extrazelluläre Matrix.
Vergleichbare Ergebnisse erzielte eine Analyse der exprimierten Proteine in Mausgeweben, was auf einen evolutionären Mechanismus schließen lassen könnte. Nicht genomweit, aber bezogen auf einzelne Gene/Proteine, welche spezifisch für Hoden und Gehirn sind, gibt es auch Untersuchungen von der Ratte, welche in die gleiche Richtung weisen.
Weitere Studien sind mir aktuell nicht bekannt, aber im Allgemeinen sind Studien an Primaten seltener.
Im Text wurde nicht auf Kausalitäten geschlossen, sondern von interessanten Korrelationen berichtet. Und auch die Abhängigkeit aufgrund gemeinsamer Gene tatsächlich bestehen würde, spricht ja nichts dagegen, dass Frauen diese Gene genauso benutzen.
Auf dem Y-Chromosom sind 72 Gene, von welchen wir wissen, dass diese auch als Proteine exprimiert werden. Diese sind vor allem für die geschlechtliche Differenzierung zuständig, sodass darüber kein Unterschied im Gehirn zwischen Männern und Frauen getroffen werden kann.
Nun, sowohl die Keimzellen wie auch die Gehirnzellen sind Teil des Überlebensmechanichtsnutzes, der eine für das Jetzt und das Individuum, der andere im “Blick” auf die Zukunft und die Art.
Mich stört nur die textlich enge Korrelation von “Gehirn” und “Hoden” etwas, ohne dass auf das Pendant dazu bei XX-homo saiens sapiens, die Plazenta kann es ja nicht allein sein, oder?
Ich verstehe Ihre Frage leider nicht. Könnten Sie die noch einmal anders formulieren?
Halb ernst, halb ironisch:
Sowohl XY ( Männer ) wie XX ( Frauen ) haben ( jeweils ) ein Gehirn, womit sie denken.
XY haben auch Hoden, womit sie der Fragestellung des Artikels potentiell “denken” könnten.
XX haben keine Hoden, haben auch nur in der Schwangerschaft eine Plazenta – womit könnten denn nicht-schwangere XX sonst noch denken?
Wie bereits in anderen Kommentaren geschrieben, ist die Fragestellung in der Überschrift ein Bezug auf alte Stereotype ohne direkten Aussagewert.
Der Artikel zeigt strukturelle und biochemische Korrelationen zwischen dem Gehirn und Hoden auf, ohne eine Aussage darüber zu treffen, dass Männer tatsächlich mit dem Hoden denken.
Ich verstehe nicht ganz, wie sie von dem Satz, dass sowohl Männer und Frauen ein Gehirn besitzen, mit welchem sie denken, auf die Frage kommen, womit Frauen (sonst noch) denken?
Die Anpassungen in der Plazenta sind vermutlich auch als Adaptionsmechanismen in der Artbildung zu sehen.
Nett, informativ, danke!
—
Männer denken sozusagen auch mit dem Bauch, biochemisch sozusagen, die Verdauungsorgane meinend, könnte sein, oder?
Sog. Bauchentscheidungen, die allgemein als die Intuition meinend verstanden werden, könnten so auch biochemisch (teilweise) erklärbar sein?
Denken Männer auch mit (vielleicht auch stark ausgebildeter) Muskulatur?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Webbaer
Danke.
—
Es gibt weder Anzeichen dafür, dass Männer mit dem Bauch (Hoden oder der Muskulatur) denken, noch das Korrelate in den exprimierten Proteinen als biochemische Erklärungen dafür verstanden werden können!
Konzepte wie embodied cognition gehen zwar davon aus, dass wir ein Körper zum Denken benötigen, verlagern das Denken jedoch nicht in den Körper.
Danke, Herr Friedrich Schwarz,
der Schreiber dieser Zeilen dankt vor allem auch für Denkanregungen und für die Bereitstellung von Wissensständen, auch für den (für ihn) netten Begriff ’embodied cognition’, vergleiche :
Sie mögen derartige Idee anscheinend nicht so-o, Herr Schwarz, danke für Ihre Einschätzung, der Schreiber dieser Zeilen, der sich hier abär so noch nicht viele Gedanken gemacht hat, springt sozusagen positiv auf diese Idee an.
Denn lebenserfahrungsgemäß scheint es ihm so zu sein, dass der Körper beim Denken, auch die Leibhaftigkeit beim Vortrag, wichtich (mittelniederdeutsch) ist.
(Besondere Gegenrede ist nicht beabsichtigt.)
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Webbaer
Tatsächlich bin ich ein großer Fan von embodied cognition. Ich wollte nur verdeutlichen, dass sogar die Konzepte, welche den Körper mit als Grundlage für Denken (Kognition) ansehen, diesen eher als Voraussetzung interpretieren und nicht die Denkprozesse in diesen verlagern!
Liebe Grüße
@Schwarz/Schleim
Das durchgehende Element zwischen Physis-Psyche,Organ,Zelle und Organelle scheint die jeweilige spezifische Informationsverarbeitung zu sein: intra- und interspezifisch.
Insofern ist es schon naheliegend,vomBlob und dessen Autonomie auf z.B. relative und relationale Autonomie z.b. der Herzmuskelzelle zu schließen.
Nach meiner Ansicht könnte das Konzept des embodied cognition deshalb schon als Netzwerk der jeweiligen vernetzten Informationszentralen verstanden werden.
Stellt sich die Frage,wie wir ‘denken’ jeweils definieren,auf den Ebenen?
ZU Schwarz
“embodied cognition” ist ein alter Hut und mal wieder etwas, was aus den Lehren Buddhas abgekupfert wurde bzw. womit sich solche “Forscher” schmücken.
Buddha nennt so etwas ACHTSAMKEIT und ,sollten sie diese Feinfühligkeit sich antrainieren , wird ihnen der Körper Geschichten erzählen die ihr Verstand nicht erkennt. Ansonsten, Mussi, danke für die sexuelle Aufklärung bezüglich er Partnerwahl. Wenn Frauen hier die Dominanz haben dann ist das wohl noch lange kein Qualitätsmerkmal sondern wohl eher der Instinkt- Und der ist bei Frauen wohl auch durch das “Es” eingefärbt, also ohne jeglichen Heiligenschein des Sexismus….
Denken Männer doch mit dem Hoden?
Wenn Sie ( “nur” ) auf strukturelle und biochemische Korrelationen zwischen dem Gehirn(-Gewebe) und ( dem ) Hoden(-Gewebe) hinweisen wollen, wäre eine andere Überschrift sicher besser gewesen.
@Golzower
Ja,wenn man erstmal verstanden hat,dass Mann lediglich Marionette des Weiblichen ist,dann wird vieles einfacher!
Wenn ich das nicht ganz falsch sehe,dann kalkulieren die fernöstlichen Traditionen NICHT mit irgendetwas übernatürlichen wie Gott und Götter. Buddha wird nicht umsonst “vergöttert”.
Entweder es gibt eine Welt oder es gibt eine Welt UND eine Überwelt.
Ich sehe nur EINE und erlebe nur eine Welt mit Phänomenen.
Es mag eine Verbindung zwischen Phantasie und Glaube und Realität geben,die dann als Wissen verstanden wird,als Wirklichkeit.
Schwierig gerade.
Karl Maier
embodied cognition, die zeigt sich auch beim Körpereingang und beim Körperausgang.
Herr Schwarz mag es drastisch.
Spontan fällt mir dazu der Witz ein:
Ein entfernter Verwandter übernachtet beim vornehmen Zweig der Familie – und im Badezimmer findet er bei “Gäste” zwei Waschlappen, einen mit “G”, einem mit “A” bestickt.
Nun, denkt er sich, “G” = Gesicht ist klar, aber mit der Vornehmheit ist es wohl doch nicht so weit her, bei “A” für …
Am nächsten Morgen fragt ihn die Hausfrau, ob er gut geschlafen und auch die zwei Waschlappen gefunden habe, “G” = Gesäß und “A” = Antlitz?
Zu Mussi
“Marionetten”
In der griechischen Komödie “Lysistrata” verweigern sich die Frauen den Männern da diese immer nur Krieg führen. Was keine Diplomatie je erreicht , erreicht dieser Entzugszwang wo gezeigt wird wer die eigentlichen “Herrscher” sind. Kaum auszudenken was heute passieren würde, wenn ähnliches geschieht bzw. wenn alle Bordelle schließen.
Wenn Gene für die Entwicklung chemischer Synapsen verantwortlich sein sollen dann müsste auf Grund dieser vorgeschriebenen “Verdrahtung” die Denk-und Handlungsweise der Nachkommenschaft bereits vorprogrammiert sein. Da das SEIN das Bewusstsein bestimmt, unsere Reizbewertungen also anders ausfallen als die unserer Vorfahren, werden auch unsere Synapsen anders “geschaltet”. Synapsen sind nur die Erscheinung und nicht die Ursache. Können Gene -neben den Trieben- vorbestimmen welche Reize das Individium als relevant ansieht ? Auch die Amygdala scheint Auswirkungen auf den Hoden(Testosteronbildung) zu haben. Da letztere wiederum für das Suchtverhalten verantwortlich ist, produziert eigentlich die Sucht das Testosteron( Siehe Lysistrata) .
@Golzwower:Reize
Es dürfte die Wechselwirkung zwischen Angeborenem und Erlerntem sein,sowohl auf der materiellen als auch der geistigen Ebene.
Es spricht viel dafür, dass wir uns von singulären/Ein-Grund Sicht- und Argumentationsweisen verabschieden.
Mussi, Golzower
Mit der Drei-Welten-Lehre lassen sich die Vereinfachungen vermeiden.
Es ist nicht nur so, dass die Männer den Frauen hinterherlaufen, umgekehrt ist das genau so.
Menschen als Marionetten zu bezeichnen verdrängt die menschliche Freiheit, die Freiheit des Willens.
Zu hwied
“Marionetten und menschliche Freiheit…”
Sie hätten meinen Kommentar besser lesen sollen. Nehmen sie die vielen Fälle sexueller Vergewaltigungen in der katholischen Kirche. Ist es menschliche Würde wenn so etwas geschieht oder ist es die Ohnmacht der Handelnden vor ihrem Trieb ? Die Freiheit des Willens besteht hier darin das diese Personen ihren “Willen” nach handeln. Letzterer ist Sklave ihres ES(Libido) So gesehen sind die Marionetten einer höheren Instanz: Ihres Unterbewusstseins, Und da hilft auch kein noch so fester Glaube .
Golzower
Sexueller Missbrauch ist weit verbreitet und kein Vorrecht der Klerikalen. Im vergleich zur Vergangenheit haben die Rechte der Frauen sich durchgesetzt.
Vielleicht können wir uns so einigen, der Mensch ist zu 50 % Tier, manche halt zu 51%.
@hwied
Die Drei-Welten sind mir zu nah an der Dreifaltigkeit.
Ich bin an den Wechselwirkungen/Komplementarität näher.
@Karl Maier:
ttps://www.scinexx.de/news/kosmos/wie-viel-information-steckt-in-materie/#
Schon alleine deshalb spielt auch Morphologie eine Rolle.
Insofern liegt @Schwarz nicht (ganz) falsch, aber auch nicht (ganz) richtig.
Aber es lohnt schon darüber nachzudenken, was eben denken ist. Informationen werden auf jeden Fall im Hoden verarbeitet, wie sonst auch im eben Körper.
Sehr interessant,
den eigentlichen Zusammenhang, den ich assoziiert hatte, habe ich allerdings nicht gefunden.
Ich gehe schon immer davon aus, dass visuelle sexuelle Reize direkten Einfluss auf die Orgasmusintensität haben.
Selbst kurzfristig habe ich das Gefühl, dass der Reiz sofort die Spermienproduktion ankurbelt, zu einer größeren Menge Ejakulat mit einer größeren „Schussweite“ und härteren Erektion führt. Da war für mich immer die Verbindung von Hirn und Hoden da, das das Gehirn die verarbeiteten Eindrücke direkt „in die Hose“ transportiert. Gut, das ist natürlich eine völlig unwissenschaftliche und persönliche Therorie. Aber ich kann schon von mir behaupten, dass das, was mit meinen Hoden passiert, direkte Auswirkungen auf mein Gehirn und umgekehrt hat.
Vielen Dank für den Kommentar.
Der Artikel bezieht sich vor allem auf molekulargenetische Gemeinsamkeiten des Hoden- und des Gehirngewebes.
Die von Ihnen angesprochene Verbindung bezieht sich vor allem auf visuelle Stimuli und deren physiologischen Auswirkungen. Die dadurch ausgelöste sexuelle Erregung kann zu den beschriebenen Effekten führen. Diese sind jedoch vor allem durch Organe außerhalb des Hodens vermittelt. Die Spermatogenese und endgültige Reifung dauern ungefähr 11 Wochen. Die von Ihnen beschriebenen Effekte müssen also anders begründet sein. Aufgrund der visuellen Stimuli produzieren vor allem die Prostata und die Samenbläschen mehr Flüssigkeit. Beide Drüsen erzeugen mehr als 95 % des Ejakulatvolumens.
Und noch eine Randnotiz: Im Experiment konnte man zeigen, dass die Effekte umso stärker sind, wenn neue sexuelle Stimuli visuell gezeigt werden.