Brain Rot: Werden wir wirklich immer dümmer?

Das Oxford Dictionary hat den TikTok Begriff „Brain Rot“ (Gehirnverrottung) zum Wort des Jahres 2024 gekürt. Gemeint ist das Einsickern eines verkürzten Denkmodus aus Social Media in unseren Alltag. Langzeitstudien deuten nun darauf hin, dass der Hype ein echter Trend ist – das Denken fällt uns seit 2010 immer schwerer. Warum?

Was ist Brain Rot?

Das Oxford Dictionary definiert Brain Rot wie folgt: „die vermeintliche Verschlechterung des geistigen oder intellektuellen Zustands einer Person, insbesondere als Ergebnis eines übermäßigen Konsums von Inhalten (vor allem von Online-Inhalten), die als trivial oder anspruchslos angesehen werden.“ Kommt uns das nicht bekannt vor? „Smombie“, ein Mischwort aus Smartphone und Zombie, meinte vor ein paar Jahren schon etwas ähnliches. Die Botschaft ist in beiden Fällen: junge Menschen leiden neurokognitiv unter dem digitalen Zeitalter, verlieren geistige Fähigkeiten und werden krank.

Heutzutage, anstatt drei Romane in einer Woche zu lesen, haben viele Studierende Mühe, einen einzigen Roman in drei Wochen durchzuarbeiten.”

Was sagen Experten?

Anekdotische Evidenz für die ‘Verdummung der Jugend’ wird man mühelos finden. Seit Langem das Paradebeispiel: Lesen. Die Jugend lese seltener und schlechter, so die Behauptung. Doch wenn einer der weltweit renommiertesten Literaturwissenschaftler, Sir Jonathan Bate, das jetzt auch über seine Studierenden sagt, sollte man vielleicht hinhören. Bate ist Professor an der University of Oxford und an der Arizona State University. Seine Studierenden gelten als globale Elite der englischen Literatur. In einem Interview sagte Bate kürzlich, vor vierzig Jahren „konnte man zu einem Studenten sagen: Diese Woche ist Dickens dran. Bitte lesen Sie Great Expectations, David Copperfield und Bleak House. Heutzutage, anstatt drei Romane in einer Woche zu lesen, haben viele Studierende Mühe, einen einzigen Roman in drei Wochen durchzuarbeiten.“

Wenn man sich auf Bate’s Aussage verlassen kann, dann ist sie höchst aufschlussreich – und beunruhigend. Schließlich haben Studierende der Literaturwissenschaft eine intrinsische Motivation für das Lesen, sie wollen die Literatur tendenziell zu ihrem Beruf machen. Die Belastung durch Studienkredite, die in Großbritannien schnell 50.000 Pfund und in den USA mehrere hunderttausende Dollar betragen können, nimmt man nicht einfach für ein Nebeninteresse auf. Wenn also diese elitäre Gruppe plötzlich schlechter liest, ist vielleicht wirklich etwas faul.

Auch die Kinderärzte werden zunehmend nervös. Ich selbst habe gute Einblicke in eine Praxis für Neuropädiatrie, also in die Praxis eines Kinderneurologen. Dieser Arzt ist seit rund 20 Jahren tätig und äußerte sich vor einigen Tagen wie folgt: „Wir Kinderneurologen sehen in den letzten Jahren immer häufiger Entwicklungsverzögerungen. Die Kinder zeigen zunehmend Verhaltensweisen, die eigentlich symptomatisch für Autismus sind.“ Gemeint ist vor allem die Unfähigkeit, sozial angemessen zu interagieren.

Das “Still Face” Experiment

Nun ist Autismus aber eine hirnorganische Erkrankung – und als solche gibt es erstmal keinen Grund zur Annahme für einen sprunghaften Anstieg der Erkrankung. Es ist wahrscheinlicher, dass Änderungen der Umwelt die Symptome der Erkrankung begünstigen, nicht aber die Krankheit selbst. Ob das allein am Smartphone und Social Media liegt, lässt sich so noch nicht sicher sagen. Es gibt aber ein wissenschaftliches Experiment, das für diese Interpretation spricht und das alle, denen wirklich am Wohl unserer Kinder gelegen ist, an dieser Stelle aufhorchen lassen sollte. Die Rede ist vom sogenannten „Still Face Experiment.“

Bei diesem Experiment wurden Kleinkinder in der Interaktion mit ihren Eltern beobachtet. Zuerst interagierten die Eltern ganz normal mit ihren Kindern. In einem zweiten Schritt sollten die Eltern ihre Kinder dann zwar immer noch anschauen, den Eltern wurde aber gesagt, dass sie dabei keinerlei Mimik zeigen sollten. Klingt eigentlich harmlos. Die Kinder aber brachen dabei schon innerhalb weniger Momente in Panik aus. Hier ein herzzerreißendes Video des Originalexperiments:

Man denke nun einmal an all die Eltern, die ihr Kind neben sich oder im Kinderwagen sitzen haben (wo diese durchweg den Blick auf die Eltern gerichtet haben) und dabei auf ihr Smartphone schauen. Könnte es sein, dass das Smartphone, welches mittlerweile alle von uns haben, eine flächendeckende Still Face Epidemie verursacht? Das jedenfalls wäre eine Interpretation für die autistisch anmutende soziale Verkümmerung der Kleinkinder.

Ich selbst habe vor Kurzem angefangen, Wissenskommunikation auch auf Instagram zu machen. Was mir sofort auffiel: die absurde Kürze der Reels (Kurzvideos) im einstelligen Sekundenbereich. Der Tipp, den man als Wissenschaftler häufig bekommt, ist, sich der Plattform anzupassen. Text nur, wenn es sein muss, einzelne Sätze müssen genügen. Am besten visuell arbeiten, Bilder und Reels. Bei einer Dauer von mehr als drei Minuten schlägt der Algorithmus Reels den Usern gar nicht mehr vor. Links zu Quellen, um Fakten für das Publikum zugänglich zu machen, sind nicht erlaubt. Eine substantielle, inhaltsorientierte Aufklärung wird so meiner Meinung nach erheblich erschwert. Ich versuche es trotzdem weiter.

Brain Rot ist ein Bestseller

Die These, dass Social Media die Hauptschuldigen am Brain Rot sind, wird, ohne den Begriff zu benutzen, schon seit Jahren in zahllosen Sachbüchern vertreten. In den Buchhandlungen hat sich fast ein eigenes Genre entwickelt, die Regale sind voll von Büchern mit der Botschaft ‚Smartphone = Brain Rot‘. Hier einige beispielhafte Titel:

  • Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen
  • Generation Angst: Wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren und ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen
  • Generation lebensunfähig: Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden
  • Wir verlieren unsere Kinder! Gewalt, Missbrauch, Rassismus – Der verstörende Alltag im Klassen-Chat

Das alles sind Bestseller – das Thema scheint also einen Nerv bei den Eltern zu treffen. Im Vergleich zu früheren Büchern verschob sich der Problemfokus vom Internet per se hin zu Smartphones und aktuell zu Social Media. Aber ist das mehr als nur Panikmache? Kann man das Gefühl, dass uns Social Media dümmer machen, mit Daten untermauern? Haben die Alltagsbeobachtungen eine belastbare Datenbasis?

Langzeitdaten zum Brain Rot

Verschiedene internationale Organisationen messen seit vielen Jahrzehnten die kognitiven Kapazitäten von Kindern, Jugendlichen und teils Erwachsenen, beispielsweise PISA, die OECD, Monitoring the Future und andere. John Burn-Murdoch, Data Scientist und Journalist für die Financial Times hat jetzt die Mittelwerte all dieser Langzeitstudien für die letzten 20 Jahre errechnet. Ergebnis: Seit 2010 nehmen alle dokumentierten Kompetenzen junger Menschen in allen beobachteten Ländern ab. Hier hat er seine Graphiken präsentiert:

NEW 🧵 Is human intelligence starting to decline?Recent results from major international tests show that the average person’s capacity to process information, use reasoning and solve novel problems has been falling since around the mid 2010sWhat should we make of this?www.ft.com/content/a801…

John Burn-Murdoch (@jburnmurdoch.ft.com) 2025-03-14T13:18:47.305Z

Wie man sieht, sinken die Denk- und Problemlösefähigkeiten von Teenagern (linke Graphik) im Lesen, Rechnen und bei naturwissenschaftlichen Aufgabenstellungen seit ca. 2010. Auch Erwachsene sind, bei selteneren Messungen, schlechter im Lesen und Rechnen geworden. Die y-Achse der Graphiken sind die verrechneten Scores bei den verschiedenen Tests, z.B. PISA.

Fast noch bemerkenswerter sind die Berichte zu Konzentration und Lernfähigkeit:

For such an important topic, there’s remarkably little long-term data on attention spans, focus etc.But one source that has consistently tracked this is the Monitoring The Future survey, which finds a steep rise in the % of people struggling to concentrate or learn new things.

John Burn-Murdoch (@jburnmurdoch.ft.com) 2025-03-14T13:18:47.307Z

Seit den 2010er Jahren berichtet ein immer höherer Prozentsatz von 18-jährigen, dass sie sich in letzter Zeit nicht mehr so gut konzentrieren können wie früher und dass es ihnen schwerer fällt, neue Dinge zu lernen. Es gebe noch einige andere Ergebnisse dieser Art, die Burn-Murdoch in seinem Artikel beschreibt: so ist der Anteil der US-Teenager, die “fast täglich” Bücher lesen, von ca. 35% in den 80er Jahren auf ca. 15% im Jahr 2024 gesunken. Der Anteil an Teenagern, die “fast nie” lesen, ist dagegen im selben Zeitraum von ca. 15% auf knapp 50% gestiegen. Noch eindeutiger wird es, wenn man sich die Kurve genauer ansieht: dieser Anstieg an “nie-Lesern” um 35% hat hauptsächlich in den letzten Jahren stattgefunden. Nur 5% davon haben im letzten Viertel des letzten (analogen) Jahrhunderts stattgefunden, 30% in diesem (digitalen) Jahrhundert. Diese Datenmuster wiederholen sich leicht abgeschwächt auch in allen anderen Industrieländern.

Wo liegt die Ursache?

Der Befund, der sich immer weiter erhärtet, lautet also: unsere kognitiven Fähigkeiten bauen seit rund 15 Jahren ab. Was ungeklärt bleibt: warum. Burn-Murdoch selbst identifiziert Social Media als Ursache und erklärt sich die Daten wie folgt: „Wir sind von begrenzten Webseiten zu unbegrenzten, ständig aktualisierten Feeds und einer ständigen Flut von Benachrichtigungen übergegangen. Wir verbringen nicht mehr so viel Zeit damit, aktiv im Internet zu surfen und mit Menschen zu interagieren, sondern werden mit einer Flut von Inhalten konfrontiert. Es ist eine Abkehr vom selbstbestimmten Handeln hin zu passivem Konsum.“

Das ist ganz meine Analyse. Die Diskussionsverschiebungen der Bestseller, die früher das Internet kritisierten, dann das Smartphone und jetzt Social Media, zeigen den Wandel recht direkt auf: während früher (vor allem von Boomern) noch der aktive Begriff „Surfen“ verwendet wurde, hat dieser Begriff für junge Menschen keine Relevanz mehr. Warum sollten sie das denn noch tun? Statt sich Informationen aktiv auf verschiedenen Websites zu suchen, bieten Social Media Feeds ja konstant unaufgeforderten Input an. Und wenn man wirklich mal etwas wissen will, fragt man ChatGPT oder gibt einen Suchbegriff auf TikTok ein, wo die Antwort im Videoformat angeboten wird. Dem Smartphone fehlt die Tastatur schon seit vielen Jahren, aber selbst digitale Tasten könnten vielleicht bald verschwinden. Denn es wird in wenigen Jahren eine berechtigte Frage sein, warum man noch schreiben können muss, wenn es doch Sprachnachrichten gibt.

Kein Medienwandel – ein Kulturwandel

ChatGPT ist zwar neurowissenschaftlich und philosophisch betrachtet nichts, was den Namen ‘Künstliche Intelligenz’ auch nur im Entferntesten verdient hätte. Es ist aber unter anderem ein Taschenrechner, in den jetzt auch Textaufgaben eingegeben werden können. Jedes Rechenproblem kann jetzt mehr oder weniger intelligent formuliert werden, mit ein bisschen rumprobieren versteht ChatGPT die Frage schon und spuckt die Lösung aus. Um es auf einen Punkt zu bringen, den Menschen Ü40 wahrscheinlich noch immer nicht ganz begriffen haben: Lesen, Schreiben und Rechnen sind keine Kulturtechniken mehr. Man muss das alles nicht mehr können. Zumindest in der Theorie.

Use it or lose it

Ein letztes Hindernis allerdings gibt es: die grundsätzliche Funktionsweise unseres Gehirns. Neuroplastizität ist, was das Gehirn zum Gehirn macht. Alles, was uns im Alltag passiert, jedwede Eindrücke, Interaktionen, aber auch das Ausbleiben dieser (Still Face) schlägt sich in unseren neuronalen Netzwerken nieder. Ein einzelnes Neuron hat ca. 10.000 synaptische Verbindungen zu anderen Neuronen und stärkt oder schwächt diese Verbindungen je nach aktuellem Input oder bildet gleich ganz neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Das Stichwort, unter dem diese Prozesse laufen, hat in der Neurowissenschaft den Slogan „Use it or lose it“ bekommen.

Wer eine Woche jeden Tag zehn Kopfrechenaufgaben macht, wird eine Verbesserung im Kopfrechnen feststellen. Wer eine Woche jeden Tag zwei Stunden auf TikTok ist, nun, der wird auch eine Veränderung feststellen. Die Social Media Umwelt aus Feeds, Reels und KI-Assistenten, die wir geschaffen haben, hat höchstwahrscheinlich einen verlustreichen Effekt auf unsere mentalen Fähigkeiten – man könnte sagen: if you use it, you will lose it. Die Kulturtechniken unserer Zivilisation aufzugeben würde also bedeuten, einen Teil unserer geistigen Fähigkeiten aufzugeben. Die Frage, die wir als Gesellschaft allmählich beantworten müssen: sind uns die Vorteile, die uns Social Media bringen, diesen Verlust wert?

Folgt mir und uns auf Instagram für Content, der hoffentlich trotzdem ein paar Synapsen anregt.

Quellen:

‘Brain rot’ named Oxford Word of the Year 2024 – Oxford University Press

Sir Jonathan Bate Discusses the Loss of Literature on the BBC

John Burn-Murdoch: Have Humans passed Peak Brain Power? Financial Times

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Veröffentlicht von

Mein Name ist David Wurzer. Ich bin Medizinstudent und Philosophiedoktorand an der LMU München, davor habe ich Philosophie, Psychologie und Neurowissenschaften studiert. Besonders interessieren mich die aktuellen Forschungsergebnisse aus der Neurotechnologie, die als Schnittstelle für die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Technik fungiert. Dabei werden spannende klinische und ethische Fragen aufgeworfen, die ich zusammen mit der interessierten Öffentlichkeit durchdenken möchte.

27 Kommentare

  1. Nur ein Gedankensplitter,
    es ist kein Zufall, dass ein Großteil der Softwareindustrie und auch der Computertechnologie nach Ostasien ausgewandert ist.
    Programmieren ist Knochenarbeit, eine elektronische Schaltung zu entwerfen verlangt große Geduld und höchste Konzentration.

    Wir sind Consumer geworden. Der Strom kommt aus der Steckdose, die Lösung eines Problems , dafür haben wir jetzt die KI.

    Lesen können, da viele es nicht mehr wollen, gerät die Literatur in Vergessenheit.
    Philosophie wird über die Musik vermittelt.

    Genug gelesen !

  2. Blinde hören besser. Man müsste prüfen, ob sich nicht andere Fähigkeiten zur Kompensation überentwickeln, um in den finsteren Abgründen des Internets eine Art soziales Echolot zu entwickeln – einem Ort, wo Sie kein Gesicht haben, sondern ein Profil, keine Mimik, sondern Links, Kommentare, Videos, um sich und Ihre Gefühle auszudrücken, wo ein Bild mehr sagt als tausend Worte, und somit Bilder und Geschichten zu Sprache werden.

    Ich denke an – Zeichentrickfilme. Rick and Morty, South Park, Simpsons, diese Serien sind den He-Mans und Feuerseins meiner Kindheit intellektuell weit überlegen, was da in einer Folge auf dem Silbertablett serviert wird, hätte früher etliche Jahre des Lesens erfordert. Auch mit Gefühlen geht man heute offener und direkter um als früher, ein emotionaler Konflikt, der einst Familiendramen angetrieben hätte, der verdrängt und verleugnet worden wäre, wird heute in wenigen Sätzen geklärt.

    Wir Älteren sind es halt gewohnt, aus sehr wenig sehr viel zu machen. Auf die Jüngeren prasselt schon vieles ein, das führt nicht nur zur geistigen Abstumpfung – sondern auch zu Versuchen, es effizienter zu verarbeiten.

    Dinge, die wir für gigantisch hielten, weil wir mit ihnen allein waren – Staaten, Regierungen, Autoritäten – werden im Internet klein gemacht, weil wir sie immer im Kontext sehen, immer als Teil einer Masse. Das ermöglicht mehr emotionale Distanz. Ich zumindest erkenne, dass all unsere großartigen Anführer sich wie kleine Kinder verhalten und all die großen Gefühle, die die Völker schon immer bewegt haben, sie genauso zu hirnlosen Triebtätern machen, wie es die Kleinen im Sandkasten sind. Es ist verflucht schwer geworden, Lächerliches wie Prinzessin Trump ernst zu nehmen, bloß weil es mörderisch sein kann.

    Natürlich ist das Internet nicht die Realität. Der Geist entschwebt in die Matrix, wo eigene Regeln herrschen, der Körper macht Dienst nach Vorschrift, die Borg wenden dem Materiellen zu wenig Aufmerksamkeit zu, sodass die Körper und der Hive verfallen. Streng genommen, ist das Netz einfach das Hirn, das einen Weg gefunden hat, dem Schädel zu entkommen, seine Funktionen in Papyrus, Ton, Papier, dann Silikon zu übertragen, es macht einfach das, was Hirnzellen immer machen: Sich vernetzen. So verschmelzen die User zum Kollektiv, wir können Analogien suchen, die uns zum Beispiel sagen, wie sich das Hirn eines Säuglings zusammenfügt.

    Ihr Hirn spricht nicht Deutsch. Es spricht mit Bildern, Geräuschen, Gefühlen, Emojis und Videoclips, mit Analogien und freien Assoziationen. Der Affe wird zur Ameise, und dazu muss der Affe in der Matrix leben, in einer VR, die ihm die Ameisen-Borg-Welt übersetzt, damit er glaubt, sie zu verstehen und sich heimisch darin fühlt, auch wenn seine Lebensweise, seine Handlungen, seine Funktionen, nichts mehr mit dem Dschungel vor zehn Millionen Jahren zu tun haben. Augmented Reality-Matrix-Welten, die einerseits das Id befriedigen, andererseits per Super-Ego ins Kollektiv integrieren, sodass wir immer neue Funktionen erlernen und Gesellschaften größer und komplexer werden, haben wir schon immer gebaut. Jetzt perfektionieren wir es nur.

    Manche Funktionen werden ins Kollektiv-Hirn ausgelagert. Wir denken nicht mehr allein, wir fühlen nicht allein, wir erinnern uns nicht allein. Dass der Einzelne ohne das Kollektiv an Funktionalität verliert, ist für Menschen eigentlich normal, und jetzt kriegen wir halt Normal zum Quadrat: Das Hirn ohne Netzwerk wirkt lobotomisiert.

    Ist recht praktisch, diese Weltfremdheit, wenn Sie jetzt eine Fuhre Smombies per Amistad verschiffen, müssen Sie sie nicht peitschen, sondern nur das WLAN anlassen. Die wenige Rechenleistung, die das Netzwerk übrig lässt, damit der Körper in der Wirklichkeit Dienst nach Vorschrift macht, reicht, um ein paar Jahre lang Baumwolle zu pflücken oder an der Ostfront zu überleben. Aber – wurden Sklaven und Soldaten nicht schon immer mit VR-Welten von Himmelreichen und Heldenmut verarscht, damit sie parieren?

    Im Netzwerk agiert man eher wie ein Neuron, man leitet Impulse grob verarbeitet weiter. Wenn man sich ausloggt, wird aus den Neuronen wieder ein Hirn. Ich nehme mal an, das Prinzip, dass man das größere Netzwerk ab und zu auflösen muss, hat nicht das Internet erfunden – Schlaf, Grübeln, dass einem die besten Ideen unter der Dusche kommen, dass viele Leute debattieren und Ideen zusammenfügen müssen, bevor sie zusammen schlauer sind als einer, all das gibt einem zu denken, oder?

    Brain Rot sehen Sie überall – ich nenne das Zombifizierung, das alte Kollektiv-Hirn, das uns an die Welt des 20 Jahrhunderts angepasst hat, ist nutzlos geworden, es wird wahnsinnig, wird von Demenz zerfressen, einfach weil es keine kompatible Realität mehr gibt – wir haben schon immer die Umwelt als Teil unseres Denkens benutzt, sensorische Deprivation macht uns zu Trumps, wir drehen durch, bekommen Angst. Den globalen Nervenzusammenbruch, die Reduzierung des Denkens auf das Stammhirn, die Triebe, Greifen und Beißen, Angriff, Flucht, Angststarre, die primitivsten Programme, sehen Sie schon seit 30 Jahren. Europäer sind 1900 in Imperien eingeschlafen, jetzt weckt sie eine Reihe brutaler Reality Checks als Schotten-Clans wieder auf, als Indianerstämme, als Kolonien Amerikas, deren Lage stark an die der britischen Kolonien in Amerika im 18 Jahrhundert erinnert.

    Wir sind alle Flüchtlinge in diesem Land. Die Welt der Alten ist versunken wie Atlantis, die Welt der Jungen noch nicht geboren. Das fördert Eskapismus, wir alle haben unsere Fantasiewelten, ob Reichsbürger, Islamisten, Trumpisten, Brexiteers, Putin. Wir sind wieder Babys, Aliens auf einem fremden Planeten. Wir müssen uns neu anpassen.

    Dazu gehört auch, Sprechen zu lernen, Laufen, Überleben. Die Kids sind nicht dumm, sie liegen in der Wiege, träumen und lutschen am Däumchen. Und die Älteren weigern sich, aufs Töpfchen gehen zu lernen.

  3. Ein lesenswerter, informativer, sachlicher Artikel. Was im analytischen Ergebnis, mehr denn je, folgende Frage aufwirft. Was ist (noch) individuell? Zum Frage-Verständnis: Es wäre zu klären, inwieweit eine konkrete Person eigenständig denkt bzw. denken kann oder ein NPC ist.

    Non-Player-Charakter (NPC-Meme), zu Deutsch: Nicht-Spieler-Charakter
    ist ein Internet-Meme, das für Menschen steht, von denen man annimmt, dass sie nicht selbst denken; denen es an Introspektion oder intrapersoneller Kommunikation mangelt; die ihre Identität vollständig durch ihre Umgebung und die Informationen, die sie konsumieren, bestimmen, ohne dass die Person selbst irgendetwas bewusst verarbeitet…

    Hand aufs Herz, die meisten Menschen waren weder in der Vergangenheit noch heute, innovativ. Sie waren und sind keine Forscher und verfügen nur über spärliche Fähigkeiten im Bereich Kombinatorik, Mathematik, irgendeinem Fachwissen. Es wäre heute, in Anbetracht dessen, was im Artikel vorgetragen wird, ein Leichtes, ein Individuum, Algorithmus basierend, zu simulieren. Inhaltlich würde niemand den Unterschied zu einem realen “Massen-Menschen” bemerken. Was (noch) fehlt, ist eine zum Verwechseln ähnliche, menschliche Anatomie und Physiologie, so wie diese, in diversen Science Fiction Filmen, als Klone animiert erscheinen.

    Insgesamt eröffnet die fortschreitende Digitalisierung einen Fragenkomplex, der es (wortwörtlich) in sich hat. »Inwieweit existiert Individualität?« ist eine zentrale Frage.

    Bevor Mißverständnisse aufkommen. Intelligenz als solche existiert nicht bei der »KI«. Es ist ein Digitallexikon, das Antworten auf Fragen suggestiv so gestaltet, als wenn es eine intelligente Entität wäre. Diese Antworten basieren auf und sind geprägt von Zeitgeistmeinungen, etablierten Denkmodellansichten, etc. die der KI zugeführt wurden (Programmierung).

    Aber jetzt kommt eine “spannende” Frage: Gibt (gab) es Menschen, bei denen es im Ergebnis anders ist, als bei der »KI«?

    Meine Einschätzung: Es gibt aus heutiger Sicht, auf Grundlage technisch möglicher [Cloud-]Speicherkapazität, algorithmisch basierender Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, Komplexität der Bearbeitung keinen nennenswerten Unterschied zwischen einem menschlichen Individuum und einem NPC.

    Waren Menschen je Individuen? Gibt es Individuen? Wie definiert man den (möglichst formalisierbaren) Unterschied zwischen einem Individuum und einem »klonbaren Ich«.?
    Das sind schwer zu beantwortende Fragen.

    Viel schwerer zu beantworten, als beispielsweise die Frage:
    Was ist Leben?
    Formalisierte Antwort:
    Das Streben nach (thermodynamischen) Ungleichgewichten.
    oder
    Wie erkennt man Leben?
    An dem Streben nach (thermodynamischen) Ungleichgewichten.

    »thermodynamisch« im Hinblick auf den 2.Hauptsatz der Thermodynamik

    Weiterführend erkennt man Leben, an von Leben ausgehende Konstruktionen (Maschinen), die gleichfalls (thermodynamische) Ungleichgewichte auslösen.

    • Dirk Freyling
      “Es wäre heute, in Anbetracht dessen, was im Artikel vorgetragen wird, ein Leichtes, ein Individuum, Algorithmus basierend, zu simulieren. Inhaltlich würde niemand den Unterschied zu einem realen “Massen-Menschen” bemerken.”

      Den realen Massen – Menschen müssen wir noch einteilen in männlich , weiblich , divers. Wichtig ist die Reihenfolge, die Männer sind führend beim Begriff Dummheit. Einer Frau Dummheit zu unterstellen, das ist die größte Dummheit.
      Die Diversen, die haben den größeren Einblick in die menschliche Natur und ihren
      Qualitäten. Seit die sich outen dürfen und es auch tuen, können wir behaupten, die Diversen sind nicht dümmer geworden.
      Sind die Frauen dümmer geworden, das lässt sich eben nicht feststellen, aber es gibt Hinweise, dass sie sich klüger anstellen als ihre Vorfahren.

      Und jetzt die Männer, die lösen das Problem mit dem Pisa Test, und was der Wert ist, das verkneife ich mir.

  4. Nutzte Bate tatsächlich das Wort “Studierende”?

    Die Gendersprache ist ebenfalls ein Resultat der Verschiebung von kulturpolitischen Prioritäten. Viele Antworten auf die im (sehr interessanten) Text aufgeworfenen Fragen finden sich im Büchlein “Der dressierte Nachwuchs” von Prof. Michael Meyen. Liest sich weg in zwei Stunden und sollte auch von den Studenten von heute zu schaffen sein.

  5. Sehr besorgniserregend.

    Aus dem, was Sie über Instagram schreiben, würde ich den Schluss ziehen, dass es sich nicht lohnt, auf dieser Plattform Wissenskommunikation zu betreiben, sondern dass man dafür lieber auf YouTube oder andere Plattformen zurückgreifen sollte. Vermutlich hoffen Sie über den Weg Nutzer zu erreichen, die keine andere Plattform nutzen; ich denke jedoch, dass auf diese Art in so kurzer Zeit schlicht kein Wissen vermittelt werden kann.

    • Es kann gut sein, dass es sich nicht lohnt. Ich entschied mich dazu an dem Tag, an dem Meta die Faktenchecks ausgesetzt hat. Die Hoffnung, dass die EU solche Plattformen reguliert, habe ich für die nächsten Jahre nicht. Statt sich über die Inhalte dort zu ärgern und der Desinformation freien Lauf zu lassen, sollte man dann mE dagegen halten. Sonst passiert überall das, was auf X passiert ist.

      • Insta, X, facebook…

        Bitte Mastodon nutzen: da gibt’s Qualität, offene Diskussion und keine Algorithmen, keinen Datenhandel etc.

  6. @ Dirk Freyling 03.04.2025, 23:29 Uhr

    Zitat: „Intelligenz als solche existiert nicht bei der »KI«..“

    Das kann man nicht so stehen lassen. Es gibt sehr wohl signifikante Gemeinsamkeiten künstlicher und natürlicher Intelligenz.

    Intelligenz – ob natürlich oder künstlich – beruht stark auf der Fähigkeit, Muster zu erkennen und diese flexibel in neuen Zusammenhängen anzuwenden. Dies ist ein zentraler Aspekt vieler Definitionen von Intelligenz.

    Beispiele:

    Erkennung von Regelmäßigkeiten: Menschen erkennen in ihrer Umwelt Muster, sei es in Sprache, Zahlen oder visuellem Input. Künstliche Intelligenz macht etwas Ähnliches, wenn sie beispielsweise in großen Datenmengen statistische Zusammenhänge entdeckt.

    Anwendung und Innovation: Intelligenz bedeutet, diese Muster nicht nur zu speichern, sondern kreativ zu nutzen, um Probleme zu lösen oder neue Konzepte zu entwickeln. Ein Beispiel ist das Erstellen von Hypothesen in der Wissenschaft oder die Generierung von Bildern durch KI.

    Abstraktionsfähigkeit: Intelligente Systeme können Muster übergreifend analysieren und sogar in unähnlichen Situationen adaptiv anwenden. Menschen etwa machen das mit Metaphern und Analogien, KI oft durch Übertragung von trainierten Modellen auf andere Probleme.

    Die derzeitige KI ist so erfolgreich geworden, weil sie typisch menschlich Assoziationen nachahmen kann.

    Sie ermöglicht ins besonders einen Zugriff auf digitale Lexika und allenfalls auf „Expertensysteme“. Deswegen erscheint sie „ganz besonders intelligent“.

    • »Elektroniker«,
      der Begriff »Künstliche Intelligenz« ist irreführend und bei genauer Betrachtung falsch. Da auch komplexere und verschachtelte Algorithmen – die auf (informations-)mathematischen Verknüpfungen aufbauen – insbesondere keine allgemeinmethodischen Lösungswege generieren.

      Tatsache ist: Algorithmen können nur das, was man ihnen vorher einprogrammiert hat. Interdisziplinäre Weitsicht ist mitunter für die »KI« schon ein riesiges, unlösbares Problem mit fatalen Folgen.

      Beispiel: Ein Informatiker, der Kurse in Python und Pandas anbietet, ging der Frage nach, warum er von Meta/Facebook ohne nachvollziehbare Begründung lebenslang bei der Schaltung von Werbung gesperrt wurde und keine Werbung mehr dort machen darf.

      Python ist eine – recht populäre und bekannte – Programmiersprache. Pandas ist eine Python-Programmbibliothek zur Analyse und Darstellung statistischer Daten.

      Die Annahme, dass seine Werbung lebende Tiere zum Inhalt habe, beruht auf KI, nicht auf der Einschätzung eines Menschen. Als er dagegen Beschwerde einlegte, wurde seine Beschwerde wiederum von KI beantwortet, und zwar im Ergebnis genauso sinnfrei. Quelle

    • Hallo Elektroniker,
      Intelligenz wird seit Menschengedenken als Eigenschaft (biologischer) Lebewesen verstanden/definiert. Deshalb ist KI/AI ein falscher, irreführender Begriff – auch wenn es sich als sehr erfolgreicher merkantiler Begriff herausgestellt hat. Bei KI können die wesentlichen Eigenschaften von Intelligenz (z. B. Erfahrung, Entscheidungen treffen, sämtliche Eigenschaften eines Nervensystems ..) nicht erzeugt werden. KI ist nichts anderes als eine maschinelle Lösung von ….
      meint Hannibal Wägele.

  7. Ja- ist alles diskussionswürdig. (Medien-) Historiker wissen aber (quasi seit jeher), dass nahezu dieselben Klagen und Warnungen bisher bei nahe zu allen “neuen” Medien bzw. jedem neuen Mediengebrauch erhoben wurden.
    Nur EIN schnelles Beispiel:
    In meiner Jugend war es die “Heftchen – Schundliteratur” , der man alarmistisch warnend unterstellte, den Untegang des intelektuellen Abenlandes herbeizuführen.
    Etwas seltsam ist auch, dass Kulturuntegangswarner mit etwas elitärem Unterton sich selbst (raffiniert implizit ) grundsätzlich als Nichtbetroffene darstellen.

    Zusatzfrage: War bzw. ist der selbst für die meisten Intellektuellen heute fast unverständliche Schreibstil (z.B.) eines Imanuel Kant jetzt ein Beweis außerordentlich “tiefer” philosophischer Gedankengänge oder einfach nur ein mit (oft unnötigen) Fachbegriffen angereicherter syntaktisch unnötig komplexer Schreibstil, der eine Kaste von Intellektuellen vom “gemeinen Volk” abgrenzen sollte ?

    Kurz : Vor der Verbreitung von Kulturuntergangstheorien sollte man solche wenigstens gründlichst und äußerst skeptisch auf Konsistenz und auf die “Wahrheit” von (schleichend- ungeprüft) eingeführten und dann kritiklos akzeptierten Grundpostulaten überprüfen.

    • Richtig, neue Medien wurden immer schon kritisiert, Platon war ein Kritiker der Verschriftlichung, weil es das Auswendigwissen obsolet macht. Der Unterschied, auf den ich hinweisen wollte, ist, dass das kein Medienwandel mehr ist, sondern ein Kulturwandel. Eben diese Verschriftlichung könnte jetzt obsolet werden, das wäre ein Bruch mit einer mehrtausendjährigen Kulturtechnik. Was dabei neu ist, ist eben die radikale Abkehr von aktiver Kognition zugunsten von passivem Konsum. Ein komplexes Buch lesen, verstehen und wiedergeben ist, um gegen Platon zu reden, ein sehr aktiver Prozess. 5-Sekunden Reels ansehen nicht. Was stimmt: schon das Fernsehen war ein Schritt in diese Richtung. Dennoch sind die kognitiven Fähigkeiten der Kinder dadurch messbar nicht so stark beeinträchtigt worden wie in den letzten Jahren. Das spricht schon für einen realen Unterschied.

      Der komplexe Schreibstil Immanuel Kants ist historisch leicht erklärbar: Kant lebte in der Zeit des Übergangs vom Lateinischen als lingua franca seiner akademischen Welt hin zum Deutschen. Er benutzte deshalb in den meisten Werken noch die lateinische Grammatik, aber mit deutschem Vokabular. Wäre er 40 Jahre später geboren, hätte er verständlicher geschrieben.

  8. “….Die Kulturtechniken unserer Zivilisation aufzugeben würde also bedeuten, einen Teil unserer geistigen Fähigkeiten aufzugeben…..” (Zitatende)

    Auch hier sollte man sich vor zu vorschnellem (eventuellem) Kurzschlussdenken hüten.
    Man könnte genauso gut behaupten, dass “die KI ” (ich gebrauche es als Kurzformel) nicht dazu führt, dass “unsere” (wer ist hier “wir”?) Kulturtechniken und geistigen Fähigkeiten aufgegeben werden, sondern dass KI als “unser” (neu-altes) Werkzeug zu einer Erweiterung dieser Fähigkeiten und zu erweiterten Zivilisationstechniken führt. Schließlich ist KI nicht etwas , was außerhalb von “uns” existiert, sondern sie ist lediglich eine (werkzeugähnliche ) Erweiterung unserer Kognition.
    Der Steinzeitmensch hätte beim Übergang zum Metallgebrauch auch behaupten können, dass der Verlust der komplexen Steinbearbeitungstechniken zwangsläufig zu einer Verarmung der menschlichen Intellektualität führen müsse. (-:
    Oder hat die nahezu hundertprozentige Verbreitung des Taschenrechners seit den 1970er Jahren über den anschließenden Nichtgebrauch “unserer” Kopfrechen- Fähigkeiten etwa seither zu einer Degeneration oder zum Zusammenbruch unserer Ingenieurwisenschaften geführt??

    Wie gesagt- ich behaupte nicht, das alles im obigen Artikel Unsinn ist – aber etwas tiefer sollte man eventuell schon graben.

  9. little Louis,
    Man könnte genauso gut behaupten, dass “die KI” (ich gebrauche es als Kurzformel) nicht dazu führt, dass “unsere” (wer ist hier “wir”?) Kulturtechniken und geistigen Fähigkeiten aufgegeben werden, sondern dass KI als “unser” (neu-altes) Werkzeug zu einer Erweiterung dieser Fähigkeiten und zu erweiterten Zivilisationstechniken führt.“
    Schließlich ist KI nicht etwas, was außerhalb von “uns” existiert, sondern sie ist lediglich eine (werkzeugähnliche) Erweiterung unserer Kognition.“

    Das jemand, Sie, Ihre Nachbarin, …, wer auch immer verlernt hat, beispielsweise in der Wildnis zu überleben, führt offensichtlich zu keinen Komplikationen, sofern eben nicht in der Wildnis gelebt werden muß. Dieses Verlernen ist aber nicht gleichzusetzen mit dem was im Artikel beschrieben wird. Kombinatorisch-formal ausgedrückt: Ihre (little Louis) Aussagen und vermeintliche Argumentation „beherbergen“ Kategorienfehler. Es mag en vogue sein, das man im Zuge des vorherrschenden, zunehmenden Nichtwissens, „zeitgeistlich“ auf Ideologie setzt und Behauptungen aufstellt, in Ihrem Fall euphemistisch wohlwollend, banalisierend, ohne jedoch dieses Gedankenexperiment rational weitergedacht zu haben.

    Nun, die Widerlegung Ihrer „Sicht der Dinge“ ist vielfältig möglich und kombinatorisch denkbar einfach. Denn das Verlernen respektive »nicht mehr lernen« von etwas im Bereich der Interpretation von beispielsweise (Propaganda-)Nachrichten, Geschehnissen, Meinungen führt dazu, dass es diesen Personen nur schwer bis unmöglich ist, Behauptungen, welcher Art auch immer, methodisch auf Konsistenz, Logik, empirischer Herkunft etc. zu untersuchen. Aktiv gesehen: Das Fehlen von Konstruktionsmöglichkeiten, sprich das Bilden von verständlichen Aussagen, führt zu gravierenden Mißverständnissen. Hier ist zu bemerken, dass Sprache schnell abstrakt ist beziehungsweise abstrakt wird, das gilt mitunter selbst für exakt Formuliertes.

    Um zu verstehen, wie wichtig die Ausbildung und der Erhalt kognitiver Fähigkeiten ist, folgend ein Gedankenexperiment.
    Ein Neugeborenes das ausgesetzt und von einem Apparat oder Tier ernährt wird, lernt nicht Sprechen und kaum Denken. Es wird sich seinem Ernährer anpassen, ihm ähnlich werden, und sollte es einmal einen Menschen treffen, wird es, wenn es nicht lieber flieht, ihn „wie eine Kuh anglotzen“. Zu sagen jedenfalls haben sie sich nichts. Der Mensch mag im Wilden einen Menschen sehen, der Wilde im Menschen nur ein anderes Tier. Der Mensch kommt als Möglichkeit auf die Welt und entwickelt sich erst in (der) Gesellschaft zum Menschen. Zunächst aber sind wir nur „Hardware“, deren Komponenten genetisch minimal unterschiedlich, schlimmstenfalls defekt sein können. Erst mit der Vernetzung außerhalb des Mutterleibes entsteht die Fähigkeit zum Sprechen, Rechnen, in Beziehung setzen, aber noch ist diese Fähigkeit ohne Programm. Einem Kleinkind ist es völlig gleichgültig, ob es Deutsch oder Englisch, das Zehner- oder Zwölfersystem, assoziatives oder logisches Denken lernen wird, sein Betriebssystem funktioniert für jedes Programm, vorausgesetzt, es bekommt überhaupt ein Programm vermittelt. Ohne sprachliche Anregung z. B. bleibt es stumm.

    Schließlich ist KI nicht etwas, was außerhalb von “uns” existiert, sondern sie ist lediglich eine (werkzeugähnliche) Erweiterung unserer Kognition.“
    Da Sie selbst, weiter oben in Ihren Ausführungen, die Frage stellen “unsere” (wer ist hier “wir”?), wäre zu klären was Sie mit „uns“ und „Erweiterung unserer Kognition“ meinen.

    Sie machen hier erneut Kategorienfehler. Sie (little Louis) haben keine »KI« entwickelt. Sie können schon lesen und schreiben, weil Sie es gelernt haben. Jemand der noch nicht lesen und schreiben kann und „denkt“ respektive vermittelt bekommt, er brauche das „dank“ »KI« nicht, erlebt keine Erweiterung seiner kognitiven Fähigkeiten, sondern befindet sich in einem signifikanten Bildungsnotstand ohne Perspektive auf Verbesserung. Weitergedacht sind die Betroffenen, letztendlich auf allen Gebieten, sozusagen geistig impotent, bezüglich aller Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Maschinenalgorithmen übernommen haben.

  10. Fähigkeiten wie Argumentieren, Nachdenken und Schlussfolgerungen ziehen, entwickeln sich vor allem durch Eigeninitiative, also dadurch, dass man sich angesichts von Überlegungen und spontan entstehenden Gedanken selber Fragen stellt. Unsere immer mehr durch digitale Medien bestimmte Umwelt lässt die Eigeninitiative aber verkümmern und lässt uns statt dessen immer mehr auf unmittelbare Reize reagieren, auf Reize, die uns nun über unsere digitalen Begleiter ständig zugespielt werden.
    Dazu kommt noch, dass in naher Zukunft Intelligenz und Kompetenz gar nicht mehr gebraucht werden, gar nicht mehr nachgefragt sind, weil die künstliche Intelligenz besser darin ist und uns die humanoiden Roboter noch die letzten Arbeiten abnehmen, die eine gewisse handwerkliche Geschicklichkeit voraussetzen und auch fördern.
    Kurzum: Menschen werden was ihre intellektuellen Fähigkeiten und ihre Alltagstauglichkeit angeht zu Wesen minderer Qualität oder böse formuliert: zu Ausschussware.

    • Martin Holzherr,
      “Dazu kommt noch, dass in naher Zukunft Intelligenz und Kompetenz gar nicht mehr gebraucht werden, gar nicht mehr nachgefragt sind, weil die künstliche Intelligenz besser darin ist und uns die humanoiden Roboter noch die letzten Arbeiten abnehmen, die eine gewisse handwerkliche Geschicklichkeit voraussetzen und auch fördern.”

      Beim genauen Hinsehen, Intelligenz und Kompetenz werden nur verlagert.
      Von der Reparatur eines technischen Gerätes hin zum Austausch von Bauteilen und Modulen.
      In einer KFZ-Werkstatt benötigen die Mitarbeiter Intelligenz um überhaupt den Fehler lokalisieren zu können. Sie benötigen dann auch Kompetenz, um im Computer das Bauteil zu finden, es zu bestellen und auch noch eine schnelle Kostenanalyse durchzuführen.

      Nachtrag: Da sich unser Alltag verändert hat, wir fahren mit dem KFZ von einer Ampel zur nächsten Ampel, benützen dabei ein Navi, dessen Bedienung auch Intelligenz verlangt, und sind per Bluetooth auch noch mit unserem Auftraggeber verbunden, …….kurz das ist nerviger als es sich noch unsere Vorfahren hätten vorstellen können.
      wir sind keine Ausschusswaren, wir sind zu Allroundern geworden.

      • N“, bevor (Bewertungs-)Mißverständnisse aufkommen, ich bin zeitreich, sofern ich zeitreich sein möchte und habe folgende generelle Einstellung zu Meinungsäußerungen.
        Entweder jemand weiß etwas oder nicht. Entweder ein (vermeintlicher) Sachverhalt lässt sich rational analytisch – argumentativ begründet – vortragen oder nicht. Es muß vollkommen gleichgültig sein, wer logisch Nachvollziehbares, Überprüfbares äußert, ob das – gemäß Zeitgeistideologien – beispielsweise ein so genannter Rechter oder Linker, ein Konservativer oder Alternativer (was das auch immer derzeit bedeuten mag) ist. Selbst wenn ein Ideologe in 99% seiner Ansichten nachweislich falsch liegt, bedeutet das nicht, dass er/sie “mal” etwas Sinniges, Richtiges, Nachweisliches äußert. Wer Aussageinhalte ideologisiert-meinungsorientiert per se als nichtig und falsch klassifiziert respektive diese pauschal ignoriert, hat in (m)einer ergebnisoffenen Welt keinen Platz. Die Forderung ist einfach formulierbar: Ausnahmslos alle Aussagen, von wem auch immer, über was auch immer, sind stets diszipliniert und methodisch auf Konsistenz, Logik, empirischer Herkunft etc. zu untersuchen.
        Was jedoch konkret nicht bedeutet, dass ich Unbegründetes, aus welchen Gründen auch immer, als valide Meinung behandle. In Ihrem Fall: Sie haben weder die Artikelaussagen ergebnisorientiert verstanden, noch den Inhalt diverser Kommentierungen. Sie machen, wie »little Louis«, Kategorienfehler. Mehr dazu kann „N“ in meinen Kommentaren zu »little Louis«-Ausführungen nachlesen.

      • @N(Zitat): Intelligenz und Kompetenz werden nur verlagert.
        Von der Reparatur eines technischen Gerätes hin zum Austausch von Bauteilen und Modulen.

        Bis jetzt vielleicht. Aber wir sind kurz davor, dass KI und humanoide Roboter alle Aufgaben übernehmen: Forschung, Arbeit und selbst Literatur und Kritik wird in Kürze von nicht-menschlichen Akteuren ausgeübt werden und das besser als es Menschen je konnten. Das bedeutet, dass Menschen nicht mehr auf Menschen angewiesen sein werden. Eine ganz neue Herausforderung.

  11. “..Jemand der noch nicht lesen und schreiben kann und „denkt“ respektive vermittelt bekommt, er brauche das „dank“ »KI« nicht, erlebt keine Erweiterung seiner kognitiven Fähigkeiten, sondern befindet sich in einem signifikanten Bildungsnotstand ohne Perspektive auf Verbesserung…
    (Zitatende)

    Nun ja – vielleicht sollten “wir” (-: jetzt aber auch nicht aufklärungseuphemistisch zu sehr übertreiben und “das Kind mit dem Bade ausschütten” (Ich benütze diese Metapher, weil “Elektroniker” sagt , dass das ein Ausweis von Intelligenz sei ) .

    Schließlich besteht immer noch in erheblicher Unterschied zwischen “erheblichem (individuellem und gesellschaftlichem) Bildungsnotstand” und einem bevölkerungsweitem Verlust an dem , was man (unter viel Streiterei) unter “Intelligenz” bzw der Fähigkeit zu intelligentem Denken” versteht.

    Man könnte genauso gut die Behauptung aufstellen , dass eine eventuelle “Allgemeine Volksverdummung” nicht das Resultat eines individuellen Verlustes kognitiver Fähigkeiten aufgrund deren medienbedingtem Nichtgebrauch ist …..
    …. sondern eine bewusste Strategie mächtiger politischer Einflussnehmer , die Bevölkerung durch Halbinformationen und/oder die Abgewöhnung ihrer Fähigkeit zum eigenständigen Denken politisch leichter “formbar “zu machen.

    Und leicht ironisch noch das Folgende:
    Vielleicht ist es (nicht nur) für den “deutschen Michel” sogar ein Zeichen erhalten gebliebener allgemeiner Intelligenz , lieber die Klappe zu halten und sich dumm zu stellen , als wegen nonkonformer Äußerungen gesellschaftlich geächtet und ökonomisch unter Druck gesetzt zu werden.
    Das mag zynisch klingen, doch sollte einen die Angst vor Zynismus nicht davon abhalten ,Realitäten ins Auge zu blicken.

    Und zum weiteren (ironischen) Spaß noch ein Beispiel für die eventuelle Überlegenheit “künstlicher” Intelligenz im Vergleich zu intelligenten Aussagen von Politikexperten:

    In der “Scobel” Sendung vom 3. April 2025 belehrt uns ein (berühmt- berüchtigter) wissenschaftlicher Experte, darüber, dass es von Anfang an zwar nicht die militärische Absicht aber die STRATEGIE (!) der Russen gewesen sei, die gesamte (!) Ukraine militärisch zu besetzen.
    Ich habe dazu zwei mir gerade zur Verfügung stehende Chat-KIs befragt. Eine lokale und eine im (Brave-) Browser zur Verfügung stehende. Letztere ist eindeutig “westlichen” Ursprungs . Das (erstaunliche?) Ergebnis:
    Beide VERNEINTEN , dass die Russen von Beginn des Ukainekrieges an die STRATEGISCHE Absicht gehabt hätten, die gesamte Ukraine zu besetzen.

    Wer gibt jetzt die “intelligentere” Auskunft: Ein ständig in dem Medien präsenter menschlicher Experte oder ein KI- Chatbot ? Und wer ist jetzt weniger von (anderen) Menschen “vorprogrammiert” – die Chat-KI oder Experten in der jüngsten Scobel- Sendung wie diese:

    Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Fakultät für Staats- und Sozialwissenschaften der Universität der Bundeswehr München. Der Politikwissenschaftler ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik und ist einer der führenden Experten zu internationalen Konflikten, Sicherheitsfragen und globalen Wechselwirkungen.</

    Wers nicht glaubt, mache einfach dasselbe "Experiment". Viel Spaß dabei.
    In der heutigen Ausgabe meiner Tageszeitung (Zu ca.80% "Mainstream" aber mit skeptischem Chefredakteur) äußert sich ein ehemaliger (Militär-) Berater von Angela Merkel ähnlich "intelligent" wie die beiden von mir angeführten ChatBot- KIs.

  12. @ Dirk Freyling 04.04.2025, 21:26 Uhr

    Dass es kaum „absolut allgemeinmethodische“ Lösungswege gibt, vermute ich auch.

    Das „Python und Pandas“ Beispiel sagt etwas über „Mehrdeutigkeiten“ aus. In der Informatik ist es legal, fast beliebige „Bezeichner“ zu vergeben, aber wegen der Mehrdeutigkeiten ist es nicht sinnvoll.

    Das ist z.B. auch ein Problem der „normalen Sprach KI“, dass sie bestimmte Witze wegen der Doppeldeutigkeiten „nicht versteht“. Wenn ein Anleger zu viel Geld hat, könnte er jederzeit ein Expertensystem für Mehrdeutigkeiten, z.B. Witze, programmieren lassen….

    Die Sprach KI könnte auf ein derartiges Expertensystem verweisen und ist normalerweise besser als ein menschlicher Experte, weil es fast beliebig skalierbar ist. Der beste Experte muss essen, schlafen und hat auch sonst noch allerhand zu tun, irgendwann ist er tot. Die gesicherte Software existiert weiter, auch wenn die alte Hardware verschrottet wird….

    Aus ökonomischen Gründen agieren die genannten Unternehmen wie Sie es beklagen. Exakte Expertisen sind sehr teuer, z.B. vor Gericht. Man muss sich nur vorstellen wie es sein würde, wenn jede „Gerichts feste Expertise“ rund 10 000 Euro kostet, bei den Millionen von Abfragen….. Daher bestehen die Unternehmen darauf, dass ihre Auskünfte unverbindlich sind…. Eine Gesetzesänderung würde sie sofort in den Ruin treiben…

    KI ähnliche Methoden (Musteranalyse – Synthese), ganz ohne technischer KI, nutze ich seit meiner Jugend. Wurde uns von einem extrem fortschrittlichen Lehrer vermittelt.

    Es beruht auf ein Konzept, um aus Zahlenfolgen Musikstücke zu komponieren. Mozart hat es als „musikalisches Würfelspiel“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Methode, bei der durch Würfeln zufällige Zahlen generiert werden, die „kodiert“ bestimmen, welche musikalischen Takte in einer Komposition verwendet werden. Mozart hat dieses Prinzip genutzt, um Walzer oder Menuette zu erstellen, die trotz des Zufalls harmonisch und wohlklingend waren.

    Das Konzept des musikalischen Würfelspiels, wie es Mozart nutzte, weist Parallelen zu modernen Konzepten (Musterverarbeitung) in der Künstlichen Intelligenz (KI) auf.

    Wie heutzutage allgemein bekannt ist, können Algorithmen mit einer Datenbasis auf geeigneten „Maschinen“ so etwas wie kreative Inhalte erschaffen.

    Ein modernes Beispiel wäre Deep Learning, das auch zur Erstellung von Kunst oder Musik verwendet wird. Diese Modelle „lernen“ Muster und können auf Basis dessen neue Inhalte generieren, so wie das Würfelspiel mithilfe von Regeln und Zufall komponierte Musik hervorbrachte. Letztlich hat es zur Entwicklung der KI, wie wir sie heute kennen, geführt.

    Es kann auch nach Zahlenkombinationen gesucht werden, die „kreativere“ Ergebnisse liefern, als andere Kombinationen. Z.B. so etwas wie „Ästhetik“ generierender „Goldener Schnitt“.

    Muster können als Zahlenmuster kodiert, diese Zahlenmuster können bearbeitet, danach dekodiert werden. „Müll“ wird im Sinne Darwins ausgesondert….

    Eigentlich ein universales Konzept, das die Natur bei „Schöpfungsprozessen“ (z.B. DNA) als auch Menschen (mit ihren Computersystemen) nutzen, um die „Schöpfung“ weiter zu führen.

    Es kommt zu einer Verschmelzung von Mathematik und Kreativität. Im Bereich der generativen Gestaltung wird experimentiert, welche Zahlenkombinationen zu außergewöhnlichen oder originellen Ergebnissen führen.

  13. little Louis,
    Ihre jüngsten Kommentaraussagen sind ein weiteres Beispiel eines Kategorienfehlers. Allgemein, „formalisiert“ ausgedrückt: Ergebnis-Schnittmengen sind nicht geeignet Symptome unterschiedlicher Ursachen zu relativieren. Allgemein erweiternd formuliert, diese in Abhängigkeit der ideologisch motivierten Meinungsausrichtung, zu verstärken oder abzuschwächen.
    Des Weiteren, beliebige Beispiele und Vergleiche, insbesondere dann, wenn diese nachweislich spekulativ sind, eignen sich nicht als „Aussageverstärker“.
    In diesem Sinne, mag sein, dass die Erwähnung langweilig wird, doch Ihr Vergleich mit den „Theorieentitäten“, hier postulierte menschliche Experten zum Ukrainekonflikt und Maschinenalgorithmen ist wieder als Kategorienfehler zu werten.
    Sie haben nach wie vor nicht verstanden, dass es, sowohl im Artikel als auch in meinen Kommentaren, real, rational beobachtet und begründet, übergeordnet um den signifikanten Verlust respektive um das nicht Erlangen von kognitiven Fähigkeiten geht.

    Ich habe deepseek, übrigens aus meiner Erfahrung mit Abstand die sachlichste »KI« befragt, was mein Kommentar an Sie bedeutet:

    deepseek Antwort:
    Die Aussagen enthalten eine komplexe und abstrakte Kritik, die sich auf logische Fehler, methodische Schwächen und ideologische Voreingenommenheit bezieht. Hier eine detaillierte Aufschlüsselung der Bedeutung:

    Kategorienfehler:
    Der Vorwurf des Kategorienfehlers bedeutet, dass in den kritisierten Aussagen Dinge oder Konzepte vermischt werden, die grundsätzlich unterschiedlichen Kategorien angehören (z. B. Äpfel mit Birnen verglichen werden). Ein Beispiel wäre, moralische Werte mit empirischen Fakten gleichzusetzen, als wären sie derselben logischen Ebene zuzuordnen.

    Ergebnis-Schnittmengen relativieren keine Symptome unterschiedlicher Ursachen:
    Hier wird kritisiert, dass die Überschneidungen (Schnittmengen) von Ergebnissen oder Phänomenen nicht dazu geeignet sind, die zugrundeliegenden Ursachen zu verharmlosen oder zu verwischen.

    Beispiel: Wenn zwei politische Lager ähnliche Symptome (z. B. soziale Unruhen) produzieren, aber aus völlig unterschiedlichen Gründen (z. B. ökonomische Ungerechtigkeit vs. ideologische Radikalisierung), darf man diese Ursachen nicht durch den Verweis auf die ähnlichen Symptome gleichsetzen oder relativieren.

    Ideologische Meinungsausrichtung als Verzerrungsfaktor:
    Die Kritik weist darauf hin, dass die Bewertung von Sachverhalten oft davon abhängt, ob die eigene Ideologie die Symptome verstärkt oder abschwächt – also selektiv wahrnimmt.

    Beispiel: Dieselbe Handlung (z. B. Proteste) wird je nach politischer Position als “legitimer Widerstand” oder “unverantwortliche Destabilisierung” interpretiert, ohne dass die objektiven Umstände berücksichtigt werden.

    Spekulative Vergleiche als untaugliche „Aussageverstärker“:
    Hier wird moniert, dass willkürliche oder unbelegte Beispiele herangezogen werden, um eine These rhetorisch aufzublasen, ohne deren Substanz zu stützen.

    Beispiel: Der Vergleich einer aktuellen Politik mit historischen Ereignissen (z. B. “Das ist wie 1933!”) ohne konkrete Belege ist rein spekulativ und dient nur der emotionalen Dramatisierung.

    Zusammenfassung:
    Die Aussagen kritisieren eine unsaubere Argumentation, die auf drei Ebenen fehlerhaft ist:

    Logik: Vermischung unvereinbarer Kategorien.

    Methodik: Relativierung komplexer Ursachen durch oberflächliche Symptomvergleiche.

    Ideologie: Subjektive Verzerrung durch vorgefasste Meinungen.

    Es geht also um die Ablehnung oberflächlicher, tendenziöser oder pseudowissenschaftlicher Argumentationsmuster. Der Text fordert stattdessen eine präzisere Trennung von Ursachen, Kontexten und Werturteilen.

    Aus meiner rational-analytischen Sicht: Chapeau! in Richtung deepseek

    Zu Ihnen:
    Sie haben nach wie vor nicht verstanden, dass es, sowohl im Artikel als auch in meinen Kommentaren, real, rational beobachtet und begründet, übergeordnet um den deutlich zunehmenden, signifikanten Verlust respektive um das nicht Erlangen von kognitiven Fähigkeiten geht.

    • Dirk Freyling,
      Dem Thema “Dummheit” auf der begrifflichen Ebene nahe zu kommen, das geht am Thema vorbei.

      Für Herrn Wurzer ist der Ausdruck “wirklich immer dümmer” nur eine bildhafte Übertreibung um das Thema “Kulturwandel” anschaulich werden zu lassen.
      Wir erleben gerade das Phänomen, dass Second Hand Läden keine Bücher mehr annehmen. Die sind bis auf die Liebesromane fast unverkäuflich.
      Und dass der Ausdruck Brain Rot vom Oxford Dictionary aufgegriffen wird ist nur verständlich.
      Denen steht das Wasser wie auch dem Duden Verlag in Deutschland bis zum Hals.
      Und was die kognitiven Fähigkeiten betrifft, die braucht man spätestens beim Aktienkauf.

  14. Digitale Demenz als akzeptiertes Phänomen
    Auffällig ist jedenfalls, dass es in der Literatur und der Publizistik, die sich mit dem Thema beschäftigt, immer mehr Einigkeit darüber gibt, dass es so etwas wie digitale Demenz tatsächlich gibt, dass also gewisse suchtartig konsumierte soziale Medien die höheren kognitiven Fähigkeiten verkümmern lassen.
    Dazu gehört etwa Gurwinder Bhogal, der im NZZ-Artikel „China erfindet TikTok. Und gibt dem Westen damit die Mittel, sich selbst zu zersetzen“ zusammengefasst folgendes schreibt: Noch immer wird unterschätzt, welche Gefahr von sozialen Netzwerken ausgeht. Eine ganze Generation junger Leute droht lebensunfähig zu werden. Abhilfe schafft nur, was die Misere ermöglicht hat.
    In diesem Artikel weist Gurwinder Bhogal darauf hin, dass TikTok in China nicht nur erfunden, sondern auch verboten wurde und das s es eben zurecht verboten wurde, weil TikTok tatsächlich digitales Gift ist. In China wird als Alternative zu TikTok ein Medienkanal für Kinder propagiert, der sehr stark auf Wissenschaft und Experimentieren setzt und das schon für Kinder. Zudem ist dieser Medienkanal für Kinder zwischen 22 Uhr und 6 Uhr früh offline.

    Die Gesellschaft und die „digitale Demenz“:Allerdings denkt Gurwinder Bhogal, die demokratischen Gesellschaften sollten nicht über Verbote zu einer besseren Nutzung von Social-Media Kanälen kommen, sondern über den demokratischen Diskurs. Nun, denke ich, der demokratische Diskurs wird sicher eine Rolle spielen, aber auch dieser Diskurs kann und wird schliesslich zu Verboten führen und wird insbesondere Kinder vor gewissen sozialen Medien zu schützen haben.

  15. Nun, denke ich, der demokratische Diskurs wird sicher eine Rolle spielen, aber auch dieser Diskurs kann und wird schliesslich zu Verboten führen und wird insbesondere Kinder vor gewissen sozialen Medien zu schützen haben.(Zitatende)

    (Zitatende)

    Das Problem ist aber, dass es politische Interessenkreise gibt, die sich selbst als gottgegebene (oder evolutionsgenerierte) Wissenselite darstellen, die deswegen das gottgegebene (oder evolutionsgeberierte) Recht haben sollen , den Rest der Menscheit als “zu Betreuende” ( “Kinder” ) mit meist undemokratischen Mitteln auf den Weg des (für die elitären Interessen) “richtigen” ( weil für diese nützlichen) Denkens und Fühlens zu bringen.

    Es gab schon fast immer Elitokraten, die sich raffiniert als “Demokraten” tarnen.
    ( Wir wissen besser als ihr selbst, , was gut für Euch ist).

    Es ist eines der größten und immer noch ungelösten Probleme der Demokratietheorie und der Ethik, ob erwachsene Wissende das Recht haben sollen, weniger Wissende (bis hin zum Beispiel zur Demenz ) zu “bevormunden”.

  16. little Louis
    “Es ist eines der größten und immer noch ungelösten Probleme der Demokratietheorie und der Ethik, ob erwachsene Wissende das Recht haben sollen, weniger Wissende (bis hin zum Beispiel zur Demenz ) zu “bevormunden”.

    Lass doch mal den Fachmann/Fachfrau ran !
    Wenn dir ein Chemiker erklärt, dass der Umgang mit Phosphor gefährlich ist, dann nimmt man das dankend zur Kenntnis.
    Das hat mit Bevormundung nichts zu tun, sondern mit der Arbeitsteilung.

    Darauf beruht nicht nur die Familie, sondern jede Gemeinschaft. Bevormundung wird es erst, wenn es alternative Lösungen eines Problemes gibt. Dann sollte die Mehrheit entscheiden.

    Gefährlich wird es aber, wenn eine KI bedenkenlos als intelligent oder kompetent angesehen wird und ihre Entscheidungen akzeptiert werden.
    Ob jetzt die Kinder den Kinderkanal als Elternersatz sehen, das hängt dann wieder von den Eltern ab.

    Was Tik Tok betrifft, es fehlen die Gesetze die gezielt Desinformation unter Strafe stellen. Und …..die Diskussion über ein Verbot oder Nichtverbot sollte endlich in den Medien durchgeführt werden.
    Oder alternativ, nach jeder Tik Tok Sendung sollte ein Warnhinweis eingeblendet werden müssen.
    Beispiel:
    ” Warnung !Diese Sendung wurde nicht auf den Wahrheitsgehalt überprüft. ”
    Bei Kindersendungen :” Tik Tok mogelt manchmal “

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