Brain facts: Futter fürs Hirn, übers Hirn

In einem Blog rund um das Gehirn neigt man schnell dazu, in die Tiefen der neuesten Neurowissenschaft abzutauchen und die Basics ganz dabei aus den Augen zu verlieren. Deshalb gibt es heute mal einen Gegenentwurf dazu: Zwei kurze brain facts!

1. Wie viel wiegt eigentlich ein Gehirn?

Ein menschliches Gehirn wiegt grob gesagt meist zwischen 1-1,5 Kilogramm. Die genaue Masse hängt von verschiedenen Parametern ab. So wiegt ein Gehirn eines Mannes im Durchschnitt etwas mehr (ca. 1300g) als das einer Frau (ca. 1200g). Größere Menschen haben außerdem häufig etwas schwerere Gehirne – vermutlich schlichtweg durch die zusätzliche Körperlänge, die kontrolliert werden will und gleichzeitig ständig Informationen an das Gehirn zurückgibt.

Daraus jetzt aber zu schließen, dass größere Menschen die intelligenteren seien, ist ein Trugschluss! Warum das so ist, liest man zum Beispiel bei spektrum.de.

2. Warum besitzen wir zwei Hirnhälften?

Diese Frage ist gar nicht so einfach in Kürze zu beantworten! Zum einen ist fast unser gesamter restlicher Körper symmetrisch aufgebaut. Insofern ergibt es Sinn, dass zum Beispiel Bewegungen und Reize einer Körperhälfte auch nur in einer Gehirnhälfte verarbeitet werden. Warum diese Verarbeitung jeweils in der gegenüberliegenden Hirnhälfte stattfindet, weiß bis heute allerdings niemand so genau.

Andersherum sind die beiden Hirnhälften gar nicht so symmetrisch und ähnlich, wie man von außen meinen könnte. Zum Beispiel sitzt das Zentrum für die Sprachproduktion bei den meisten Menschen in der linken Hirnhälfte. Auch haben die meisten von uns eine dominante Hand. Diese „Spezialisierung“ einer Hirnhälfte erlaubt uns vermutlich deutlich präziseres Arbeiten und höhere Fähigkeiten als eine gleichmäßige Aufteilung auf das gesamte Gehirn es leisten könnte.  


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Veröffentlicht von

Martje Sältz studiert seit 2016 Humanmedizin am UKE in Hamburg und promoviert zum Einfluss der Ernährung auf die Halsgefäße. Medizin auf Italienisch lernte sie in ihrem Auslandssemester in Palermo kennen. Sie möchte wissenschaftliche Themen verständlich und spannend beschreiben und damit mehr Menschen für Gesundheit und ihren Körper begeistern.

22 Kommentare

  1. Angenehm kurz dieser Beitrag.
    Zur Gehirngrösse: Grössere Tiere haben grössere Gehirne 🧠 und das hängt wohl mit der Anzahl und Grösse der Muskeln zusammen. Kleine Tiere haben aber relativ zur Körpermasse grössere Gehirne. Zusammengenommen bedeutet das: Die Muskeln benötigen einen nicht unwesentlichen Teil des Hirns, aber es gibt auch Hirnteile ohne Korrelation zur Muskelmassen.
    Beim Menschen wurde folgendes beobachtet ( aus A review of the evidence that brain structure is related to muscle structure and their relationship to brain and muscle function in humans over the lifecourse)

    Umgekehrt gibt es Hinweise darauf, dass die Ganggeschwindigkeit positiv mit dem Gesamthirnvolumen verbunden ist; diese Beziehung kann durch das Gesamt-WM-Volumen oder das regionale GV-Volumen, insbesondere den Hippocampus, bestimmt werden. Marker für die Alterung des Gehirns, d. h. Hirnatrophie und eine stärkere Ansammlung von Hyperintensitäten der weißen Substanz (WMH), wurden mit Griffkraft und Ganggeschwindigkeit in Verbindung gebracht. Die Position von WMH ist wichtig für die Ganggeschwindigkeit; periventrikuläre Hyperintensitäten und Hirnstamm-WMH sind mit der Ganggeschwindigkeit assoziiert, subkortikale WMH spielen jedoch eine geringere Rolle. Die kognitive Funktion scheint nicht mit der Muskelgröße verbunden zu sein.

    Zu 2 Hirnhälften:
    Zitat: “ Andersherum sind die beiden Hirnhälften gar nicht so symmetrisch und ähnlich, wie man von außen meinen könnte. “
    Ja, das ist so, scheint aber relativ spät in der Embryogenese zu passieren, gibt es doch Menschen wo es anders herum ist. Rechtshändige Menschen haben in 99% der Fälle ihre Sprachzentren links, Linkshändige aber nur in 70% der Fälle.

  2. Ja, nett, hier ist dann doch eine Korrelation, wie im dankenswerterweise bereit gestellten Artikel gemeint, festgestellt :

    -> https://www.spektrum.de/news/mehr-hirn-mehr-koepfchen/1618626?_ga=2.35274856.894989631.1626499332-1779559230.1625631119

    Warum die Doppelung, die Redundanz ?

    Biologisch, hoffentlich nicht biologistisch, kann womöglich festegestellt werden, dass Redundanz, nicht nur binäre, bei einem partiellen Lungenverlust kann mit der anderen Häfte weiter gelebt werden, bei den Extremitäten wird dies noch klarer, gut ist, den Arterhalt meint.

    Denkbarerweise auch bei der hier gemeinten Denkeinheit, der Mensch ist ja nicht tot, wenn er einen Hirnschaden erfährt, es gibt Beispiele dafür, dass weiter gelebt werden kann nach partiellem Hirnschaden, nicht unbedingt schlecht.

    Bei den Extremitäten geht es noch weiter, hier wird Zehnfingerigkeit und auch die Zehen ähnlich meinend gebraucht, wird mal was abgebissen, jomei!, es geht weiter im Leben.
    So verdanken wir auch das Dezimalsystem.

    MFG
    WB

  3. Bravo,Martin Holzherr, sie nehmen die Grundlage der Materie(Körper) und Geist in den Blick:die Wechselwirkung!
    Ich habe es wohltuend aufgenommen,dass Sie an anderer Stelle die Propriozeption als Schnittstelle angesprochen haben. Der Orgasmus ist auch eine Schnittstelle.

  4. Wie entsteht ein Hirn, wie entstehen Asymmetrien?
    Das Gehirn eines Mehrsprachlers enthält rechts parietal und links präfrontal mehr Hirnzellen. Ähnliches gilt auch für Musiker. Man stelle sich vor, der Computer eines täglich You-Tubers entwickle deswegen von selbst innerhalb eines Monats zusätzliche graphische Verarbeitungseinheiten. Absurd. Aber beim Menschen ist es so.
    Mir scheint, wenn wir wüssten warum und wie das Hirn und warum und wie Hirnzentren und ihre Verbindungen wachsen, dann wüssten wir sehr viel mehr über das Hirn.

    Im Zusammenhang dieses Beitrags von Martje Sältz könnte man etwa fragen: Ist die spätere Grösse des Gehirns eines Menschen bei Geburt schon festgelegt oder ist diese Grösse von einem Lebensweg und meinem Hirntraining abhängig?

  5. So wiegt ein Gehirn eines Mannes im Durchschnitt etwas mehr (ca. 1300g) als das einer Frau (ca. 1200g). Größere Menschen haben außerdem häufig etwas schwerere Gehirne – vermutlich schlichtweg durch die zusätzliche Körperlänge, die kontrolliert werden will und gleichzeitig ständig Informationen an das Gehirn zurückgibt.

    Daraus jetzt aber zu schließen, dass größere Menschen die intelligenteren seien, ist ein Trugschluss!

    Denkbarerweise liegt nur eine höhere Wahrscheinlichkeit vor, dass “Männchen”, die sozusagen ihren Kopf als Koffer wegtragen könnten, ‘die intelligenteren seien’.

    Zudem auch die sogenannte Intelligenz erst vor ca. 100 Jahren erfunden worden ist, sie ist messbar, anders als bspw. die Verständikeit, Klugheit und Weisheit ergo wissenschaftstauglich, so auch in sog. Zwillingsexperimenten nachweisbar und erblich und sicherlich eine brauchbare, auch wissenschafliche sogenannte Kennziffer.

    Insofern kann nicht zum direkten, wie im Zitierten gemeinten Schluss geraten werden, sondern sozusagen die sog, große Zahl meinend.
    A bisserl gehen dem Schreiber dieser Zeilen, der sich womöglich nicht unvollkommen wie gemeint für extra verständig hält, sich so auch besondere Angriffsflächen, spaßeshalber natürlich nur, wenn auch nicht gänzlich uneitel einmal exponieren will, relativierende Gegenrede schon ein wenig auf den Bär-Sack.

    Mit freundlichern Grüßen
    Dr. Webbaer (der die IQ-Forschung kennt, sie freundlich-skeptisch begleitet, dem Weibe auch i.p. Verständigkeit nicht unhold ist, nicht aberkennend)

  6. @Sältz/Holzherr:Asymmetrie
    Nehmen Sie mal ein Eisenspanmodell des Magnetismus und vergleichen Sie es mit der äußerlichen Morphologie des Gehirn,wie das Bild im Artikel.
    Ich sehe Deckungsgleihheit im Mechanismus des Elektromagnetismus und der Funktionsweise des Gehirn.
    Mich macht es verblüffend.

  7. @Sältz/Holzherr:Stoffe
    Wenn wir mitlerweile wissen,dass Stoffe aus den Grundkräften gebildet werden,dann ist die Beibehaltung der Grundstruktur der Wechselwirkung in der Morphologie umso verblüffender!

  8. Das Gehirn von Albert Einstein lag zum Bsp. unter dem Normalwert der hier angegeben ist. Die Gehirngröße ist also völlig uninteressant. Das Gehirn ist wie ein unbestellter Acker: Kultiviert man es nicht so verwildert es mit Unkraut. Da es über eine ungemeine Plastizität verfügt, will sagen man kann es wunderbar manipulieren, auch mit Fakes, glaubt es vieles was man ihm antrainiert bzw. an gesellschaftlichen Werten vorsetzt. Je häufiger diese “Bahnungen” nun geschaltet werden um so automatischer funktionieren sie und aus einem “Trampelpfad” im Gehirn wird so eine “sechsspurigen Autobahn”. Wer also täglich über die Medien mit Fußball und Kochsendungen eingelullt wird, wird dann abgerichtet wie die Hunde von Pawlow. .Frauen scheinen mir durch die Evolution über andere Qualitäten zu verfügen. Ihre Taktiken und ihr Denken wird nicht durch Testosteronüberschuss (wie bei Männern) diktiert sondern durch die “Waffen einer Frau”.

  9. Als (ehemaliger) Elektroniker kann ich mir recht gut vorstellen, warum „Körper von Lebewesen“, als auch besonders das neuronale Netz, „symmetrisch“ strukturiert sind, vergleichbar mit dem Konzept der „Wheatstone- Brückenschaltung“.

    Selektions- und Optimierungsprozesse würden offensichtlich zu derartigen Strukturen führen.

    Anschaulich: Wäre eine Hand oder ein Fuß nur halb so lang wie z.B. der andere Fuß, gäbe es arge Probleme bei der Erfüllung der erforderlichen Funktionen. Selbst leichte Asymmetrien können schwere Abnützungen und Erkrankungen der Gelenke bewirken.

    Beim neuronalen Netz sind es, anschaulich formuliert, die annähernd gleichen Signallaufzeiten z.B. zu den Fingerspitzen und Gelenksteuerungen der Hände, die bei Arbeiten unbedingt koordiniert werden müssen.

    „Brückenschaltungen“ sind elektrische Schaltungen, die vorwiegend in der Messtechnik (auch in der Neurologie) eingesetzt werden. Im neuronalen System werden sozusagen die sehr kleinen elektrischen Potentiale die von der Sensorik ausgesendet werden “gemessen” und korrekt zugeordnet. Besonders reagiert eine solche Brückenschaltung äußerst sensibel auf kleinste Impedanz- oder Potentialunterschiede und was besonders wichtig ist, die „Messleitungen“ (neuronale Leitungen) müssen möglichst gleich lang sein, bzw. möglichst gleiche Impedanzen haben, die sich „ausgleichen“. Auch „Einstreuungen von Fremdspannungen“ können sich ausgleichen. Dies ist bei „symmetrischer Schaltungstechnik“ gegeben. Auch innerhalb der beiden „Hauptzweige“ kann es sehr viele weitere “Symmetrien” geben.

    Die Höreindrücke müssen z.B. mit anderen Sinneseindrücken, die keinen symmetrischen Charakter (mehr) haben „verrechnet“ werden und so könnten sich Optimierungen hinsichtlich der besten Lokalisierung der jeweiligen Hirnorgane außerhalb der strikten Symmetrie ergeben haben.

  10. Es gibt die Theorie, direkt Quellen anzugeben vermag der Schreiber dieser Zeilen im Moment nicht, könnte abär wohl nachholen, zehrt aber von derartiger Theorie bei seinem kleinen Kommentar hier, dass d(ies)er Planet auf Grund seiner Verhältnisse bei erkennenden Subjekten sozusagen zwingend bestimmte Form, “CPUs” meinend, hervorgebracht hat; Kommentatorenfreund ‘Elektroniker’ regte hier an sog. Signallaufzeiten zu beachten, wie auch Symmetrie meinend. Signalwege meinend.

    Andere fokussieren hier eher auf die Größen der hier gemeinten CPU, die bestimmten Wärmehaushalten, physikalisch vorgegebener Art, zu folgen haben, keineswegs überhitzen sollen, die hier gemeinte terrestrisch mögliche “CPU-Vorkommenheit” meinend.

    Der Schreiber dieser Zeilen mag abär die Idee, dass größere wie hier gemeinte Verrichtungseinheit auch besser leisten kann.

    Letztlich darf im evolutionären Sinne davon ausgegangen werden, dass Hirn wie Funktionsweise naturell in gewissem, in bestimmten Umfang, vorgegeben sind, den hier gemeinten Hominiden meinend.

    Insgesamt würde der Schreiber dieser Zeilen ca. ein Liter Gehirnsubstanz für hier gemeinte Zwecke für (halbwegs) ausreichend einschätzen wollen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  11. Warum ist das SäugetierHirn so wie es ist?
    Antwort: Das Hirn 🧠 ist ein evolutionäres Produkt, es hat eine Geschichte von mehreren hundert Millionen Jahren hinter sich und da es ein evolutionäres Produkt ist, entsprang es nich ingenieursmässigen ab initio Überlegungen, sondern dem Versuch Bestehendes besser zu machen. Viele Eigenschaften des Hirns gehen auf ganz frühe evolutionäre Entscheidungen zurück. Eine davon ist im Körperschema der Bilaterialia begründet, also der bilateralsymmetrischen Tiere, der Tiere mit 2 zuerst einmal identischen Körperhälften. Zitat Wilipedia:

    Alle Bilateria verfügen ursprünglich über ein Vorder- und ein Hinterende sowie einen Mund. ..

    Die Hauptachse liegt meist in der Fortbewegungsrichtung. Sie suchen meist aktiv nach Nahrung, wobei die Entwicklung eines Kopfabschnittes mit einem übergeordneten Teil des Nervensystems, also einem Cerebralganglion oder Gehirn eine wesentliche Rolle spielt. Dieses als Cephalisation bezeichnete Ereignis ist während der Evolution in verschiedenen Linien der Bilateria aufgetreten.

    Die Säugetiere und damit der Mensch gehören zu den Bilateralia und Bilateralität zusammen mit der Tendenz zur Vorwärtsbewegung bestimmt heute noch, wie sie organisiert sind. Eben las ich, dass schon die Netzhaut von Embryos und Föten Signale erzeugt, die einer Vorwärtsbewegung entsprechen. Eine ausgezeichnete Bewegungsrichtung gehört zum Körperschema der Bilateralia.

    Für mich selbst ist das grösste Wunder am Gehirn, dass eine Hardware mit so ineffizienten Bauteilen wie Neurone es sind zu solchen Leistungen fähig ist. Das lässt sich nur mit einer sehr langen Evolutionsgeschichte erklären.

    • Für mich selbst ist das grösste Wunder am Gehirn, dass eine Hardware mit so ineffizienten Bauteilen wie Neurone es sind zu solchen Leistungen fähig ist.

      Denkbarerweise liegt besondere Effektivität, auch so gemeinte Effizienz vor.
      Nett angemerkt : ‘bilateralsymmetrische Tiere’

      Redundanz wichtiger Funktionalität ist auch im Bereich der Wirtschaft ein wichtiges Leistungsmerkmal, Systeme wie gemeint funktionieren am besten so, dass wenn sie ausfallen ein Ersatzsystem bereit steht, mit womöglich nicht ganz gleichwertiger Funktionalität, aber tauglich für temporären Ersatz.

      Bestimmte Funktionalität lässt sich nur schwer doppeln oder ver-n-fachen, insofern entfällt hier Redundanz.

      In gewissem Sinne gibt es beim Menschen und bei vielen anderen Säugetieren auch, eine Vervierfachung und teils auch Vervierzigfachung der Organe, der Tastorgane, Arme, Finger, Beine und Zehen meinend.

      Derartige Maßnahme sozusagen der Natur scheint iO zu sein, “wenn mal was abgebissen wird”, das Dezimalsystem, das mathematische, ist einzig so angeleitet und die “biblische Zahl” 40 ebenfalls.

  12. @ KRichard 26.07.2021, 15:00 Uhr

    Ihr Link ist sehr interessant, die auftretenden Phänomene sind meiner Meinung nach aber recht gut zu erklären.

    Auch innerhalb der beiden „Hauptzweige“ kann es sehr viele weitere “Symmetrien” geben und diese können sozusagen von „Anfang an“ bei der Entwicklung des Gedächtnis viele Funktionen der „anderen Hirnhälfte“ übernehmen. Dies ist bei der späteren Durchtrennung des Balken oder bei einer notwendigen Entfernung von Teilbereichen nicht mehr so einfach zu erwarten.

    Man könnte sich vorstellen, die Einschränkungen wären so ähnlich, als würde man bei HI FI Stereo einen Lautsprecher abschalten.

    Das Konzept der Brückenschaltungen (Symmetrien) wird in der Elektronik sehr häufig angewendet. Besonders im Zusammenhang mit der Auswertung von sensorischen Elementen.

    Es gibt auch noch „komplementäre Schaltungskonzepte“. Dies wurde von der Evolution auch schon längst, z.B. im Zusammenhang mit der 2 Geschlechtlichkeit „realisiert“.

  13. @ Martin Holzherr 26.07.2021, 14:51 Uhr

    Zitat: „Das Hirn ist ein evolutionäres Produkt, es hat eine Geschichte von mehreren hundert Millionen Jahren hinter sich und da es ein evolutionäres Produkt ist, entsprang es nicht ingenieursmässigen ab initio Überlegungen, sondern dem Versuch Bestehendes besser zu machen.“

    Ich meine, es gibt einen abstrakten „Raum der Möglichkeiten“ und Konzepte nach „Möglichkeiten“ zu suchen. Ich habe kein Problem damit, auch den von Theologen deklarierten Bezeichner „Gott“ in diesem Zusammenhang zu sehen.

    Die Evolution „experimentiert“ direkt mit den zur Verfügung stehenden „Elementen“, vermutlich auch recht systematisch mit „Zufallsgeneratoren“. Es haben sich besondere Systeme entwickelt, die können derartige Prozesse „abbilden und simulieren“. Offensichtlich eigenen sich „Hirn neuronal-“ und „Computer-“ elektrische Prozesse besonders gut.

    Ingenieure ahmen praktisch die Evolution systematisch nach. Nutzen allerdings bevorzugt Abbildungen der Realität, machen Simulationen und Experimente. Es ist letztlich eine Art von partieller Weiterführung der Evolution.

    Für die „elektrische Auswertung“ von der Sensorik und für die „elektrische Steuerung“ der Motorik, eignet sich, besonders wegen der automatischen Kompensation „unerwünschter“ Parameter, z.B. Leitungslänge (Impedanzen, Laufzeiten…), Störsignale, …. das in der Elektronik wichtige Konzept der „symmetrischen Brückenschaltung“. Darauf ist die Evolution „gestoßen“…

    Mit auch nur einer Gatterfunktion im Sinne der Boolschen Algebra (z.B. UND) und der Verneinungsfunktion „NOT“, realisiert als „NAND Gatter“, ist im Sinne der Turing Berechenbarkeit „praktisch alles berechenbar“. Es ist eine Frage des Aufwands und der physikalischen Machbarkeit.

    Laut McCulloch/Turing gilt das „mindestens ausreichend“ (vorsichtig formuliert) auch für das Neuron „als Gatter“. Die „Negation“ die McCulloch formuliert hat, ist Grundlage für den „heilenden Effekt“ beim Hirnschrittmacher z.B. bei Epilepsie. Ich würde hinzufügen, die „Negation“ wird auch im Zusammenhang mit dem „Symmetriekonzept“ realisiert, wie z.B. ähnlich beim Flip-Flop (das allerdings „stark gekoppelt“ ist).

    Der Effekt dass „einfache“ Bauteile wie „NAND Gatter“ oder „Neuronen“ erst im „millionenfachen Zusammenwirken“ zu höchst effizienten Systemen werden, kann man erahnen, wenn man in der Realität den Leistungszuwachs abhängig von der sozusagen „algorithmischen Struktur“ (wichtige „stabile Zwischenstationen“ wie z.B. Symmetrieprinzip, baumartige neuronal Strukturen,…) und von der Zahl der Komponenten beobachten konnte. Die System Optimierung erklärt sich auch mit der sehr langen Evolutionsgeschichte.

    • @Elektroniker (Zitat): “ Ingenieure ahmen praktisch die Evolution systematisch nach. Nutzen allerdings bevorzugt Abbildungen der Realität, machen Simulationen und Experimente. Es ist letztlich eine Art von partieller Weiterführung der Evolution.“

      Ingenieure machen beides: Sie entwickeln neue Dinge allein aufgrund physikalischer Prinzipien und sie entwickeln bestehende Dinge weiter durch Modifikation, Aggregation und Anbauten. Klar: nicht jedes Auto wird von Grund auf neuentwickelt. Das wäre zu teuer und würde auch nicht immer den Kundenbedürfnissen entsprechen, denn Kunden haben oft Erfahrungen mit einem bestimmten Modell gemacht und wollen nun das nächstbessere, etwas weiterentwickelte Modell erwerben.

      Interessant für mich ist, wie langsam die Evolution in der Chipfabrikation und der Prozessortechnologie abläuft. Erst kürzlich haben ARM-Chips es geschafft, Intelchips performancemässig abzuhängen. ARM-Chips beruhen auf der RISK-Technologie, also einem Reduced Instruction Set, während Intelchips auf der CISC-Technologie, also einem Complex Instruction Set beruhen. Der erste ARM-Chip basierend auf der RISK-Technologie entstand 1983 und war vom Stromverbrauch bereits den CISC-Prozessoren überlegen. Doch erst jetzt, im Jahr 2020/21 sind ARM-Chips auch performancemässig den Desktopprozessoren von Intel überlegen. Eine Evolutionszeitspanne von 35 Jahren war nötig um CISC abzuhängen. Es gilt überhaupt: Für Menschen ist alles was länger als 20 Jahre dauert, sehr lange, aber technologische Entwicklungen brauchen meist noch viel länger als 20 Jahre bis sie zum Höhepunkt kommen.

      • @Martin die ARM Chips sind momentan nur effizienter bzgl. des Stromverbrauchs bzw. der Abwärme. Mit den wirklich schnellen Intel CPUs kann es ein M1 o.ä. (noch) nicht aufnehmen.

        RISC war mal schneller als CISC (ARM/Archimedes im Vergleich zu 680×0 etc.). Das war allerdings nur solange so, bis die CPUs relative große Caches bekamen.
        Heutige CISC CPUs arbeiten intern wie eine RISC CPU, d.h. der Unterschied zwischen RISC und CISC ist u.U. nur akademisch.

        Das gilt gerade auch beim Apple M1, da dieser eine GPU, Neural-Netzwerk Einheiten, HDR-Video etc. enthält, sicher keine Funktionen, die man in einem echten RISC Chip erwarten würde. Das geht vermutlich teilweise sogar über das hinaus, was man in typischen Intel Chips hat.

  14. Die Säugetiere stammen wahrscheinlich letztlich von den Weichtieren ab, den Schnecken.
    Bei denen findet sich das gleiche Muster, genauer bei den Vorderkiemerschnecken, dass die Nervenbahnen gekreuzt sind. Das kommt daher, dass sich bei der Torsion, der Eingeweidesack dreht.
    Also, wer es genauer wissen will, der schaue bei Schnecken nach.
    Auch den Elektronikern sei empfohlen sich wegen Gehirn und Nervenbahnen bei den Schnecken neue Anregungen zu holen.

  15. @Holzherr
    Wenn Sie jetzt die Bilateralität und (philosophisch verstandene) Komplementarität kombinieren ( z.B. Kooperation-Konkurrenz / Angebot-Nachfrage/Sieg-Niederlage usw), dann kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass Physis und Psyche “eins” ist, oder? Beides ist Elektromagnetismus, materielle und geistige Grundlage, oder? Bilateralität ist Komplementarität.

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